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    Film als Krisenmedium. Die Verarbeitung sozialer Krisenerfahrungen im Medium fiktionaler Narrative

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    Soziale Konflikt- und Krisenerfahrungen greifen tiefgreifend in die AlltagsrealitĂ€t und in die Ordnungsroutinen von Gesellschaft ein. SpĂ€testens seit den AnschlĂ€gen vom 09. September 2001 hat sich daran in den Sozialwissenschaften ein expliziter Diskurs um die Genese und Bedeutung sozialer Traumata angeschlossen. In diesem Zusammenhang kommt in der Öffentlichkeit prĂ€senten, eindeutig fiktional gehaltenen Narrativen eine bedeutsame Rolle zu. Mittels solcher Narrative erfolgt eine Rationalisierung exemplarischer Krisenerfahrungen im Medium fiktionalisierter Konfliktlagen. Das dabei performativ aktivierte soziale ImaginĂ€re spielt in mimetischer Weise die Erfahrung solcher Krisenlagen durch und fiktionalisiert diese auch selbst. Im Zuge einer medial vermittelten Fiktionalisierung von Konflikten geht es daher wesentlich um die Bearbeitung gesellschaftlich relevanter Themen ĂŒber kulturelle Medien und deren Einspeisung in einen allgemeinen öffentlichen Diskurs. Zweitens werden auf exemplarische Weise bestimmte Thematiken verallgemeinert. Drittens kommt fiktionalen Narrativen eine nicht unerhebliche ReprĂ€sentationsfunktion zu, da sich innerhalb der Fiktionalisierung etwas aufhebt, das ĂŒber die je spezifische Krisenerfahrung hinausgeht. Der Zugriff einer realitĂ€tsmimetischen Fiktionalisierung wirkt historisierend, indem er uneindeutige oder nicht hinreichend bekannte krisenhafte Ereignisse der Vergangenheit einer Masterlesart fĂŒr die Gegenwart unterwirft. Bekanntlich konstituiert sich soziale Gegenwart wesentlich aus den Erfahrungen und aus dem Wissen der Vergangenheit heraus. Nicht nur chronologisch, auch symbolisch, epistemologisch und kultursemantisch stellt die Vergangenheit die Determinante dessen dar, was als immer spezifisch ausgedeutete Gegenwart erlebt wird. Selbst wenn dies modern durch die Antizipation der Zukunft ergĂ€nzt wird, stellt doch nach wie vor die diskursive Besetzung der Vergangenheit das entscheidende Reservoir eines gesellschaftlichen RealitĂ€tszugangs dar. Der Vortrag wird sich dem Zugriff einer realitĂ€tsmimetischen Verarbeitung gesellschaftlicher Krisenerfahrungen anhand eines exemplarischen Beispiels fĂŒr die kulturelle und soziale Leistung fiktionaler Narrationen zuwenden. Insbesondere diese Kompetenz im Rahmen medialer Fiktionalisierungen ist fĂŒr das Gelingen einer (Wieder-)Herstellung sozialer NormalitĂ€t und ihrer Ordnungssysteme essentiell, da hier VergegenwĂ€rtigungen dessen angeboten werden, wie etwas sich hĂ€tte darstellen oder ablaufen können. Gleichzeitig sorgt die öffentlich mediale Vermittlung jener imaginativen Variante aber auch fĂŒr eine Vereinheitlichung der imaginĂ€ren Erfahrung der verhandelten Krisenlage und trĂ€gt somit dazu bei, a posteriori eine allgemein geteilte Erfahrung spezifischer sozialer Krisenerfahrungen im Sinne einer Ikonologie der Gesellschaft zu ermöglichen. Das genuin fiktionale Narrativ ĂŒbersetzt sich daher, indem das verhandelte Motiv mit Blick auf dessen realistische Inszenierung so hĂ€tte gewesen sein können, und es massenhaft rezipiert wird, in eine SekundĂ€rerfahrung von RealitĂ€t, die soziale RealitĂ€t als geteilte Erfahrung wiederum generiert. Der Artikel untersucht diesen Zusammenhang am Beispiel von K. Bigelows Spielfilm Zero Dark Thirty (USA 2012). Mit seiner Narration von der Verfolgung, Ortung und Liquidierung Osama bin Ladens fĂŒllt dieser Film eine bedeutende LĂŒcke hinsichtlich der allgemeinen Erfahrung einer zentralen gesellschaftlichen Traumatisierung der Gegenwart

    Kracauer und die Soziologie

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    Siegfried Kracauer zĂ€hlt nicht zu den Klassikern der Disziplin, sondern eher zur Fraktion der zwar gelĂ€ufigen, aber selten systematisch gelesenen Denker. Dies verkennt seine Leistung gerade fĂŒr die Soziologie. Dank seiner Neugier und Vielseitigkeit bearbeitet Kracauer ein Spektrum an Themen und Fragestellungen, das nahezu beispiellos die gesellschaftlichen und kulturellen Konstellationen und Tendenzen der "klassischen Moderne" erfasst. Dabei ĂŒberschreitet er souverĂ€n fachliche Grenzen, bringt Soziologie, Psychologie, Philosophie, Geschichts-, Literatur- und Filmwissenschaft in Verbindung. Der Beitrag legt dar, dass Kracauer einem Ethos der interdisziplinĂ€ren Kooperation folgt in der Gewissheit, dass nur eine Vielfalt an Perspektiven die soziale Wirklichkeit einer pluralisierten modernen Gesellschaft zu erschließen vermag. Kracauer steht fĂŒr eine "Gesellschaftswissenschaft der InterdisziplinaritĂ€t", die durchaus eine Aktualisierung verdient

    Ökonomie des Opfers. Literatur im Zeichen des Suizids

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    Warum bleibt im GedĂ€chtnis nur, was nicht aufhört, weh zu tun, wie Nietzsche einmal gesagt hat? Der vorliegende Sammelband sucht Antworten darauf – im Werk und im Suizid von Autoren wie Heinrich von Kleist, Virginia Woolf, Yukio Mishima, Anne Sexton, Hermann Burger und David Foster Wallace. Es scheint einen fatalen Zusammenhang zu geben zwischen Dichtung, die den Erwartungshorizont der Zeitgenossen sprengt, und dem Suizid des Dichters – einen fatalen Zusammenhang auch von Suizid und Nachruhm eines Autors. Von individuellen Leiden abgesehen gilt: Wer monströs als Subjekt aus der Geschichte verschwindet, taucht irgendwann als Objekt von Geschichten wieder auf, erreicht Aufmerksamkeit in Nachrufen, ErzĂ€hlungen, mündlicher und schriftlicher Historiografie. Dergestalt paradox ist die Ökonomie des Selbstopfers, in der sich auch eine vorgĂ€ngige Anökonomie verbergen kann

    Photography-based taxonomy is inadequate, unnecessary, and potentially harmful for biological sciences

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    The question whether taxonomic descriptions naming new animal species without type specimen(s) deposited in collections should be accepted for publication by scientific journals and allowed by the Code has already been discussed in Zootaxa (Dubois & NemĂ©sio 2007; Donegan 2008, 2009; NemĂ©sio 2009a–b; Dubois 2009; Gentile & Snell 2009; Minelli 2009; Cianferoni & Bartolozzi 2016; Amorim et al. 2016). This question was again raised in a letter supported by 35 signatories published in the journal Nature (Pape et al. 2016) on 15 September 2016. On 25 September 2016, the following rebuttal (strictly limited to 300 words as per the editorial rules of Nature) was submitted to Nature, which on 18 October 2016 refused to publish it. As we think this problem is a very important one for zoological taxonomy, this text is published here exactly as submitted to Nature, followed by the list of the 493 taxonomists and collection-based researchers who signed it in the short time span from 20 September to 6 October 2016

    Selbstmord und Unsterblichkeit

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    The Ubiquitous View

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    The _Essay discusses the relation between surveillance and imagination. It unfolds the argument that surveillance as a form of (political) oppression is necessarily centering on a decisionistic act of the individual who has to opt for deviant or conformist behavior under conditions of obvious social and political surveillance. Today, however, especially due to processes of an ongoing digitalization, surveillance is becoming a mode of self-expression, experiencing a shift towards its habituation and normalization within social reality. This development marks a clear difference from the classic habituation of surveillance as estranged, governmental practice. What seems to remain intact with regard to contemporary concepts of surveillance is the importance of the view and the meaning of surveillance as a politics of the image and the imaginary

    Der Western der Gegenwart. Eine Einleitung

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