6 research outputs found

    Exempel. Todesstrafen fĂŒr 17 „LandesverrĂ€ter“ durch die Schweizer MilitĂ€rjustiz wĂ€hrend des Zweiten Weltkrieges

    Get PDF
    Thema und Fragestellung - Zwischen 1942 und 1945 fĂ€llten Schweizer MilitĂ€rgerichte 33 Todesurteile, wovon 17 vollsteckt wurden. 15 Todesurteile wurden in Abwesenheit der Angeklagten gefĂ€llt, ein Verurteilter wurde begnadigt. SĂ€mtliche Todesurteile erfolgten aufgrund von MilitĂ€rspionage zu Gunsten des nationalsozialistischen Deutschlands. Ausgehend von einem VerstĂ€ndnis, welches das Recht als kulturelle und soziale Kategorie auffasst, machte dieses Forschungsprojekt die militĂ€rjuristischen Hinrichtungen wĂ€hrend des Zweiten Weltkrieges zur Ausganglage einer historischen Betrachtung der Todesstrafe, welche konkrete Fragen rund um diese Exekutionen mit einer Analyse lĂ€ngerfristiger Entwicklungen verband. Das Haupterkenntnisinteresse richtete sich dabei auf die BeweggrĂŒnde und Legitimationen fĂŒr diese Hinrichtungen, fragte wer davon betroffen war sowie welche Bedeutungen diese Todesstrafen fĂŒr die Gesellschaft hatten. Quellen - Als Quellen dienten mitunter zeitgenössische MilitĂ€rzeitschriften, juristische Fachpublikationen und verschiedene Presseberichte, die etwa im Archiv fĂŒr Zeitgeschichte der ETH ZĂŒrich dokumentiert sind. Untersucht wurden ausserdem verschiedene BestĂ€nde aus dem Schweizer Bundesarchiv in Bern, darunter insbesondere Fallakten des Oberauditorats, BestĂ€nde der MilitĂ€rjustiz, der Spionageabwehr, der ArmeefĂŒhrung, des Bundesrates sowie des EMD, des EPD, des EJPD und der dazugehörigen Justizabteilung, Akten der Bundesanwaltschaft und der eidgenössischen RĂ€te sowie ihrer Vollmachten- und Begnadigungskommissionen. BestĂ€nde lokaler Gerichts- und Polizeiorgane aus ausgewĂ€hlten Staats- und Stadtarchiven ergĂ€nzten die Quellenbasis. Resultate - Die gemeinsame Betrachtung der militĂ€rstrafrechtlichen und der zivilstrafrechtlichen Todesstrafe ĂŒber einen lĂ€ngeren Zeitraum hat sich als fruchtbar erwiesen, um die Fragen nach KontinuitĂ€ten und DiskontinuitĂ€ten in der Geschichte der Todesstrafe zu beantworten. Die 17 Hinrichtungen innerhalb von wenigen Jahren und auf Basis des MilitĂ€rstrafgesetzbuches (MStG) waren ein einmaliges PhĂ€nomen in der Geschichte des schweizerischen Bundesstaates. Seit 1848 gab es ansonsten keine militĂ€rgerichtlichen Exekutionen. Und seit 1879 wurden bis zum Inkrafttreten des bĂŒrgerlichen Strafgesetzbuches (StGB), das die Todesstrafe im zivilen Bereich ab 1942 bundesweit untersagte, lediglich 9 Hinrichtungen vollzogen. Die kombinierte Analyse der Entstehungsgeschichte des MStG 1927 und des StGB 1938 zeigte, dass beide GesetzbĂŒcher als Produkt desselben Entwicklungsprozesses gesehen werden mĂŒssen. Auch der Umgang mit der Todesstrafe wurde in beiden GesetzbĂŒchern massgeblich von denselben politischen und juristischen Akteuren geprĂ€gt. Die vorherrschende Auffassung war, dass die Todesstrafe in Friedenszeiten sowohl im StGB als auch im MStG (inklusive juristischen Aktivdienstzeiten) nutzlos und verwerflich sei. FĂŒr den Kriegsfall wurde die Todesstrafe im MStG 1927 jedoch konstituiert, weil diese Strafe fĂŒr die Disziplinierung von Soldaten mit Todesangst an der Front im Vergleich zu einer lebenserhaltenen Freiheitsstrafe als effektiver angesehen wurde. Ausserdem waren Juristen, Offiziere und Politiker in der Zwischenkriegszeit der Ansicht, die Soldaten und die Bevölkerung wĂŒrden nicht verstehen, wenn Saboteure, Spione und «LandesverrĂ€ter» in Kriegszeiten nicht hingerichtet wĂŒrden, da deren Delikte in Kriegszeiten das Leben anderer sowie das Überleben der Nation gefĂ€hrdeten. Ende Mai 1940 erfolgte die im ordentlichen Gesetz nicht vorgesehene Inkraftsetzung der Todesstrafe fĂŒr Spionage- und Sabotagedelikte durch eine bundesrĂ€tliche Vollmachtenverordnung. Im April und Mai 1940 herrschte in der Schweiz – auf allen Ebenen – die Angst vor einem deutschen Angriff vor, der in Verbindung mit Sabotage, Spionage und Verrat von bisher ungekanntem Ausmass imaginiert wurde. Unter diesen – als neuartig wahrgenommenen – UmstĂ€nden erhofften sich einige militĂ€rische Akteure von der Todesstrafe eine zusĂ€tzliche Abschreckungswirkung. Insbesondere erhofften sich an der Inkraftsetzung der Todesstrafe Beteiligte aber eine positive Wirkung auf die Bevölkerung und die Soldaten, weil die Todesstrafe die entschlossene Verteidigungsbereitschaft politischer und militĂ€rischer Landesvertreter zum Ausdruck bringen sollte. Im Unterschied zur Zwischenkriegszeit wurde 1940, in der als neuartig wahrgenommenen Situation, der Androhung der Todesstrafe bereits in Aktivdienstzeiten (nicht erst im Kriegsfall) eine positive Wirkung auf die Soldaten und die Bevölkerung zugeschrieben. VerĂ€ndert haben sich 1940 nicht in erster Linie die Grundhaltungen gegenĂŒber der Todesstrafe oder der Einfluss unterschiedlicher Akteure, sondern die Situation und ihre Wahrnehmung. Nach der Inkraftsetzung der militĂ€rstrafrechtlichen Todesstrafe vergingen mehr als zwei Jahre bis zu ihrer erstmaligen Anwendung im Herbst 1942. Die deutsche MilitĂ€rspionage gegen die Schweiz intensivierte sich ab Sommer 1940. Erst ab Ende 1941 wurden die ersten grösseren Spionageringe aufgedeckt, ihre Aburteilung nahm 1942 sukzessive zu, erreichte den quantitativen Höhepunkt aber erst im Jahr 1944. Aufgrund der sich mehrenden Spionageurteile verstĂ€rkte sich die Presseaufmerksamkeit fĂŒr diese FĂ€lle, die ganz ĂŒberwiegend deutsche Spionage gegen die Schweiz betrafen. Als Anfang 1942 publik wurde, dass in einem geheimen Spionageprozess verurteilte FrontistenfĂŒhrer nach Deutschland hatten fliehen können, weil sie auf Kaution freigelassen worden waren, verstĂ€rkte sich die Kritik an militĂ€rischen und auch politischen Behörden nachhaltig. Der auch ins bĂŒrgerliche Lager sich ausbreitende Vorwurf lautete, die verantwortlichen Behörden und namentlich die MilitĂ€rjustiz agierten gegenĂŒber Frontisten und Nationalsozialisten mit unverantwortlicher ZurĂŒckhaltung. In diesem Kontext hielt der höchste MilitĂ€rjurist die militĂ€rischen Grossrichter im Sommer 1942 dazu an, nun Todesurteile auszusprechen. Bei unterschiedlichen Akteuren finden sich verschiedene BeweggrĂŒnde zur BefĂŒrwortung der Todesstrafe, beispielsweise Rachemotive oder die Hoffnung auf eine Abschreckungswirkung. Der zentrale Beweggrund fĂŒr die einflussreichsten Akteure wie den Armeeauditor oder den General war die anhand der Todesurteile symbolisierte Botschaft an die Bevölkerung und die Soldaten, dass die MilitĂ€rjustiz gegen die gefĂ€hrliche deutsche Spionage entschlossen durchgreife. In der Folge wurden zwischen 1942 und 1944 16 Schweizer und ein Liechtensteiner als «LandesverrĂ€ter» hingerichtet. Eine Analyse der von der MilitĂ€rjustiz in Geheimprozessen gefĂ€llten Spionageurteile zeigte, dass Deutsche nie hingerichtet wurden, obschon sie verschiedentlich schwerwiegender delinquiert hatten als exekutierte Schweizer. Bei sehr schwerwiegenden TatbestĂ€nden wurden nicht nur Schweizer aus den unteren Schichten zum Tod verurteilt und hingerichtet. Unterschichtsangehörige wurden aber fĂŒr verhĂ€ltnismĂ€ssig geringfĂŒgige Delikte hingerichtet wĂ€hrend Schweizer aus höheren Schichten fĂŒr vergleichbare TatbestĂ€nde nicht zum Tod verurteilt wurden. Alle zum Tod Verurteilten waren MĂ€nner. Von den rund 10 % weiblichen Verurteilten haben nur wenige Schweizerinnen in einem Ausmass delinquiert, das bei Schweizern zumeist ein Todesurteil zur Folge hatte. Sie wurden aufgrund ihres Geschlechts nicht zum Tod verurteilt. Im Herbst 1942 dominierten die ersten Todesurteile ĂŒber mehrere Wochen die öffentlichen Debatten in der Schweiz und mindestens 30 verschiedene Pressorgane befĂŒrworteten in redaktionellen Stellungnahmen die bevorstehenden Hinrichtungen. Vor den anstehenden Begnadigungsentscheiden der Vereinigten Bundesversammlung sprachen sich auch AutoritĂ€ten wie General Henri Guisan, der Theologe Emil Brunner oder der Gesamtbundesrat öffentlich fĂŒr den Vollzug der Todesurteile aus. Auch das Parlament stimmte den Exekutionen grossmehrheitlich zu. Die Erschiessungen wurden in öffentlichen Stellungnahmen als Widerstandsakt gegenĂŒber dem nationalsozialistischen Deutschland dargestellt. Aufgrund der breiten Zustimmung zu den Hinrichtungen entwickelte sich die Selbstlegitimation von politischen und militĂ€rischen Akteuren anhand der BefĂŒrwortung der Hinrichtungen und der damit gekoppelten Widerstandsbereitschaft zu einer nationalen Integration ex negativo. Da die Botschaft eines entschlossenen Durchgreifens gegen Frontismus und deutsche Spionage ein zentraler Beweggrund fĂŒr die Anwendung der Todesstrafe war und diese Botschaft von der konservativen, freisinnigen und sozialdemokratischen Presse schweizweit anerkennend rezipiert sowie nach EinschĂ€tzungen militĂ€rischer Stellen auch von der Bevölkerung ĂŒberwiegend in der gewĂŒnschten Form aufgefasst wurde, hielten die Hinrichtungen bis im Dezember 1944 an. Dies geschah, obschon gut informierte Politiker und Offiziere wussten, dass die deutsche MilitĂ€rspionage seit Sommer 1942 stark reduziert und ab Sommer 1943 weitgehend eingestellt worden war (spĂ€tere Todesurteile betrafen frĂŒher verĂŒbte Delikte). Erst im Verlauf des Jahres 1944 begann die Bundesversammlung, Begnadigungsgesuche nicht mehr prinzipiell abzulehnen und lehnte eine Begnadigung erstmals nur knapp ab. Anfang 1945 wurde schliesslich das einzige mal ein zum Tod Verurteilter zu lebenslĂ€nglichem Zuchthaus begnadigt und anschliessend die Todesstrafe ausser Kraft gesetzt. Mit der Analyse der militĂ€rjuristischen Hinrichtungen leistet dieses Dissertationsprojekt einen Beitrag zur Geschichte der Todesstrafe in der Schweiz und rĂŒckt die bisher kaum untersuchte MilitĂ€rjustiz ins Blickfeld der Geschichtswissenschaft. Zudem ergĂ€nzt die Untersuchung den Forschungsstand zum Themenkomplex Schweiz – Zweiter Weltkrieg. Hinweis: Eine ausfĂŒhrlichere Zusammenfassung der Forschungsresultate findet sich in der downloadbaren Dissertation in Kap. 9.1. (S. 1425-1448)

    Identification of parameters affecting the outcome of biochemical methane potential (BMP) tests

    No full text
    Anaerobic digestion of organic waste to methane gas (CH4) is an attractive method to produce renewable energy. Due to the trend towards the reuse of waste and away from fossil energy sources, this technology saw a worldwide development in the recent years. A fundamental parameter in this domain is the Biochemical Methane Potential (BMP), which defines the amount of CH4 which can be produced out of a certain organic substrate. Such information is essential in order to plan and optimise anaerobic digestion plants, and to evaluate the reactor feed with a new substrate or a new substrate combination (co-digestion). BMPs are assessed in batch test, which can be regarded as the simulation of a full-scale biogas plant. Two experiments are required, the test in which the test substrate is digested on the inoculum, and the blank, in which the inoculum is digested alone. The part of the inoculum which can be digested is called endogenous substrate. Since the test experiment produced not only on the test substrate but only on the endogenous substrate, the CH4 production on the test substrate alone is obtained by the subtraction of the test production minus the blank production. The units of a BMP are generally indicated in litre of CH4 per gram of volatile solids (VS) test substrate [L/gVS]. Despite the importance and the wide application of this parameter, its exact determination remains a challenging issue and results are often not consistent in between (inter-) and within (intra-) laboratories. Experimental protocols exist but do not lead to a satisfactory BMP tests consistency neither. The aim of this study was to identify parameters affecting the outcome of BMP tests, based on the investigation of two different data sets. An inter-laboratory study of BMP tests providing the final BMP values of 327 experiments and information about 40 related experimental parameters, and a second data set containing the complete CH4 production curves of 136 BMP experiments provided by one single laboratory. The method consisted in graphical and statistical analysis (Mixed Effect Modelling), using [R] programming language and software environment. This study found out, that a significant part of the inter-laboratory BMP inconsistency can be explained by an imprecise assessment of the VS, which was not expected. As the VS of the substrate are directly implied in the computation of the BMP, the impact was significant and therefore the BMP were corrected regarding the VS imprecision. With these data, up to 70% of the inconsistency of BMPs could be explained by inter-laboratory effects. The statistical analysis led to the conclusion that the concentration of the endogenous substrate and the moisture content in the digestate would be the principal factors affecting the outcome of BMP tests. An effort was made to identify and correct errors contained in CH4 production curves, which turned out to be delicate for certain cases. Also indications regarding the precision and the reliability of BMPs were formulated. Further, the investigation of the CH4 production curves led to the development of a new method in order to compute the BMP result. This method was based on the fact, that a certain inoculum reaches always the same slope toward the end of the experiment, no matter what was digested before. The advantage of this method would be that the experiment end-point could be set clearly and that the concentration of the endogenous substrate would not have an impact on the outcome of a BMP test. According to the findings of this report, it was proposed to add the following requirements into experimental protocols for BMP tests: Tests, blanks and the analysis of VS should be carried out in triplicates and their standard deviation should be indicated for each of them, together with the BMP result If triplicates contain set-up errors, these experiments must be repeated, including the corresponding blank/test In the annex: An experimental protocol for the TS and VS analyses An indication of a required moisture content of the digestate (mechanism to investigate in detail first) An indication of the range of required VS concentrations or a maximal production rate for blank tests according to certain experimental conditions (mechanism to investigate in detail first). This report identified several parameters, which contribute to the inter-laboratory inconsistency of BMPs. These findings should be investigated further in order to prove and quantify their impact. An effort should be made to demonstrate the newly developed BMP-computation-method, which could eventually lead to more consistent results. The limitation of this study was, that a relatively low amount of data was available compared to their characteristics. Consequently, the findings could only be proven on a few examples and should therefore only be seen as evidences. Further, this led also to the risk of overfitting, since a relative high amount of parameters needed to be included into the statistical model

    Evaluation of forest snow processes models (SnowMIP2)

    Get PDF
    Thirty‐three snowpack models of varying complexity and purpose were evaluated across a wide range of hydrometeorological and forest canopy conditions at five Northern Hemisphere locations, for up to two winter snow seasons. Modeled estimates of snow water equivalent (SWE) or depth were compared to observations at forest and open sites at each location. Precipitation phase and duration of above‐freezing air temperatures are shown to be major influences on divergence and convergence of modeled estimates of the subcanopy snowpack. When models are considered collectively at all locations, comparisons with observations show that it is harder to model SWE at forested sites than open sites. There is no universal “best” model for all sites or locations, but comparison of the consistency of individual model performances relative to one another at different sites shows that there is less consistency at forest sites than open sites, and even less consistency between forest and open sites in the same year. A good performance by a model at a forest site is therefore unlikely to mean a good model performance by the same model at an open site (and vice versa). Calibration of models at forest sites provides lower errors than uncalibrated models at three out of four locations. However, benefits of calibration do not translate to subsequent years, and benefits gained by models calibrated for forest snow processes are not translated to open conditions
    corecore