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    Refeudalisierung der Ă–konomie : Zum Strukturwandel kapitalistischer Wirtschaft

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    Der Finanzmarktkapitalismus der Gegenwart lässt sich nur unzureichend als ideologische Ausgeburt des Neoliberalismus begreifen. Auch stellt die Ökonomie der schnellen Gewinne und hohen Verluste nicht einfach einen Verfall rationaler Erwerbsprinzipien dar. Derselbe gesellschaftliche Prozess, der die wirtschaftlichen Institutionen zur Struktur eines Finanzmarktkapitalismus modernisierte, hat vielmehr zugleich soziale Formen der Verteilung von Einkommen, Anerkennung und Macht etabliert, die ursprünglich vormoderne Muster der sozialen Ordnung aktualisieren. Mit Rekurs auf den analytischen Topos der „Refeudalisierung“, den Jürgen Habermas einst in seiner Studie über den Strukturwandel der Öffentlichkeit ausgearbeitet hat, wird die refeudalisierte Ökonomie der Gegenwart als eine Paradoxie kapitalistischer Modernisierung untersucht, deren Entstehungs- und Wirkungsmechanismen in vielfältiger Weise formale Ähnlichkeiten mit den institutionellen Transformationen moderner Öffentlichkeiten aufweisen.The rise of financial-market-based capitalism cannot be adequately explained by attributing it to prevailing neoliberal ideology alone. Similarly, the economics of fast money and big losses is not merely a sign of deteriorating economic rationality. Instead, this article argues that the societal process that transformed the economic institutions towards a financial-based model of capitalism also brought back social patterns of distributing wealth, income and power typical of the pre-modern era, albeit in an updated form. Referring to the analytical concept of “refeudalization” introduced by Jürgen Habermas in his inquiry on the Structural Transformation of the Public Sphere, the author examines the current refeudalization of the economic sphere as a paradoxical process of capitalist modernization that is often similar to the institutional transformation of the modern public sphere

    A strukturált felelőtlenség

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    Von der Fremdheit zur Konkurrenz: die politische Dynamik ethnischer Konflikte in den Vereinigten Staaten

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    "Am Beispiel der interethnischen Konflikte in den Vereinigten Staaten werden einige Begründungen dafür vorgestellt, warum die traditionelle Sichtweise auf ethnische Konflikte, die auf die Bedeutung kultureller Fremdheitserfahrungen abstellt, durch eine Theorie der politischen Aushandlung ethnischer Grenzziehungen ergänzt werden sollte. Im Mittelpunkt wird dabei die zunehmende Bedeutung selbsterzeugter und handlungsabhängiger sozialer Konstruktionen von Ethnizität stehen, wie sie am deutlichsten in 'panethnischen' Zugehörigkeitskategorien zum Ausdruck kommen. Gerade in ihren modernsten Versionen tendieren politische Konstruktionen von Ethnizität dazu, 'rassische' Merkmale als gleichsam letzte und entscheidende Materialität ethnischer Zuschreibungen zu betonen. Hierin kann das Potential einer politischen Regression der ethnisch gefärbten Ressourcenkämpfe in den USA erblickt werden. Gebändigt werden diese 'Gefahren' jedoch durch die Weiterentwicklung der demokratischen Institutionen. In den USA der Gegenwart verbleiben ethnische Konflikte damit weitgehend im Bereich sozialer Konkurrenz und erreichen nicht jene zerstörerische Intensität 'ethnischer Säuberung', die zur europäischen Erfahrungen in diesem Jahrhundert gehört." (Autorenreferat

    Scholastische Irrtümer? Rückfragen an das Anthropozän

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    Social Media und die Bedeutung von Emotionen in autoritär-nationalistischen Radikalisierungsnarrativen

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    Radikalisierung ist derzeit viel diskutiert (z.B. Daase et al. 2019) und noch zu wenig verstanden. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, Radikalisierung möglichst spezifisch zu bestimmen. Radikalisierung wird daher in diesem Beitrag, in Anlehnung an Peter Neumann (2013), als eine fortlaufend stärkere Abkehr von allgemeingĂĽltigen sozialen Normen begriffen, hin zu einer sukzessiven Akzeptanz von Gewalt bei der Durchsetzung ideologischer und politischer Ziele. Eine ähnliche Definition bieten Clark McCauley und Sophia Moskalenko (2008, S.416) an: „Radikalisierung ist die Veränderung in den Ăśberzeugungen, GefĂĽhlen und Verhaltensweisen in Richtungen, die Gewalt zwischen Gruppen zunehmend rechtfertigt und zur Verteidigung der eigenen Gruppe Opfer einfordert“. Die relevantesten Merkmale sind demnach der Gruppenbezug, die Akzeptanz von Gewalt zur Durchsetzung von Zielen und die Prozesshaftigkeit in der Abkehr von gĂĽltigen Normen. Die Dynamik von Radikalisierungsprozessen ist hierbei nicht durch bestimmte Mechanismen determiniert, sondern weist vielmehr zahlreiche interdependente Dimensionen auf, weshalb Radikalisierung nur interdisziplinär begreifbar ist.[1] Der Fokus unserer Analyse liegt in diesem Zusammenhang auf den emotionalen Dynamiken von Radikalisierungsprozessen und hierbei insbesondere auf der Rolle von Scham und Beschämung. Wir zeigen in dem Beitrag, dass auch im autoritär-nationalradikalen Milieu GefĂĽhle von Scham, DemĂĽtigung und Kränkungserfahrungen kollektiv angerufen und politisch verwertet werden. Dies sind ähnliche Muster, wie sie beispielsweise auch Kriner (2018) in seinen Analysen zu islamistischen Narrativen gefunden hat. Die Scham, so unser Fazit, sollte im Mittelpunkt der Analyse von Radikalisierungsnarrativen stehen. Sie entfaltet ihre radikalisierende Wirksamkeit ĂĽber ihre kollektive Kontrollfunktion in Bezug auf soziale Identitäten und Gruppenkonformität, die ihrerseits maĂźgeblichen Einfluss auf die Ausbildung von Radikalisierungen innerhalb von extremistischen Online-Affektkulturen haben.   [1] Siehe hierzu auch John Horgan, „From Profiles to Pathways and Roots to Routes: Perspectives from Psychology and Radicalization into Terrorism,” The Annals of the Academy of the Political and Social Sciences 618(2008):80–94; Costanza 2015; Neumann 2017

    Die Faszination der Amoralität: Zur Systemtheorie der Moral, mit Seitenblicken auf ihre Resonanzen

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    Die offenkundige Attraktivität der Luhmannschen Systemtheorie gerade auch für »linke« Intellektuelle besteht nicht zuletzt in der erklärten Abstinenz der Theorie von jeder moralischen Gesellschaftskritik. Im Zentrum des Aufsatzes steht deshalb eine Auseinandersetzung mit der systemtheoretischen Soziologie der Moral. Es zeigt sich, daß die Luhmannsche Moraltheorie ihrem Anspruch, eine Soziologie der Moral mit moralfreien Begriffen zu formulieren, nicht gerecht wird, weil sie sich ihren eigenen historischen Voraussetzungen gegenüber indifferent zeigt. Die Luhmannsche Moraltheorie bringt letztlich ihren soziologischen Gegenstand, den sozialen Gehalt der Moral, zum Verschwinden. Sie gerät zur handlungsentlastenden Institution, die dem 'moralischen Minimalismus' (post)moderner Lebensformen zum theoretischen Ausdruck verhilft

    Eine emotionssoziologische Analyse der Achtsamkeit

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    Die in den letzten Jahrzehnten wachsende Popularität an westlich-säkularen Achtsamkeitsprogrammen wird von Sozial- und KulturwissenschaftlerInnen häufig kritisiert. In dieser Argumentationslinie gilt Achtsamkeit als Inbegriff einer neoliberalen und kapitalistischen Selbsttechnik. Diese – durchaus be-rechtigte – funktionalistische Kritik lässt jedoch außer Acht, dass Achtsamkeit zunehmend genutzt wird, um einem solchen, auf Wachstumslogik basierenden Optimierungsdruck zu entkommen. Anhand unse-rer umfangreichen empirischen Feldforschung zeigen wir daher, wie Achtsamkeit als eine Antwort auf gegenwärtige Krisen und gesellschaftlichen Wandel verhandelt wird und inwiefern dieses Phänomen als symptomatische, kulturelle Gegenwartserscheinung verstanden werden kann. Aus unseren ethnogra-fischen Daten aus teilnehmender Beobachtung in Achtsamkeitskursen und Interviews mit Achtsamkeits-lehrerInnen sowie der Analyse von einschlägiger Literatur können wir empirisch fundiert vier Parado-xien der Achtsamkeit rekonstruieren. Anhand dessen zeigen wir, inwiefern sich die breite Anschlussfä-higkeit und Popularität des Programms darin begründet, dass sie in ihrer Anwendung genauso paradox ist wie die gesellschaftlichen Problemlagen, auf die sie eine Antwort zu sein verspricht.Social and cultural scholars have frequently criticized the rising popularity of Western secular mindful-ness programs. According to this perspective, mindfulness is seen as the ultimate example of a self-technique aligned with neoliberalism and capitalism. However, this functionalist critique, while valid, overlooks an important aspect: the growing use of mindfulness to alleviate the burden of constant opti-mization driven by a growth-oriented mindset. Through extensive empirical field research, we demon-strate how mindfulness is negotiated as a response to current crises and social change, and to what extent this phenomenon can be understood as a symptomatic cultural manifestation of the present. Drawing on our ethnographic data from participant observation in mindfulness courses, interviews with mindfulness trainers, and analysis of relevant literature, we empirically reconstruct four paradoxes of mindfulness. Based on this, we illustrate how the broad applicability and popularity of the program are grounded in the fact that its implementation is as paradoxical as the societal issues it promises to address

    "Leistung" in der Marktgesellschaft: eine empirische Zwischenbilanz

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    "Der Vortrag soll eine erste systematische Zwischenbilanz der Ergebnisse des DFGProjektes 'Leistung in der Marktgesellschaft - Erosion eines Deutungsmusters?' geben, das seit Juli 2002 am Institut für Sozialforschung in Frankfurt am Main durchgeführt wird. Im Zentrum des Projektes steht die Frage, welche normative Relevanz das Leistungsprinzip als Rechtfertigungskriterium sozialer Statusungleichheiten heute hat. Dazu wurden bei ausgewählten Sozialgruppen gegenwärtig relevante Deutungs- und Rechtfertigungsmuster sozialer Statuszuschreibung mittels rekonstruktiv-hermeneutischer Verfahren erhoben und daraufhin untersucht, welche Rolle Leistungskategorienin ihnen zukommt. Dabei können wir feststellen, das 'Leistung' sich mit sehr unterschiedlichen Wertbeständen und Deutungsressourcen verbinden kann, so dass im Ergebnis auch die jeweiligen Leistungsverständnisse deutlich differieren. Diese stehen jedoch nicht konfliktfrei nebeneinander (etwa im Sinne eines Wertpluralismus). Sie sind sozial ungleich verteilt und konkurrieren um die legitimen, normativen Grundlagen der gesellschaftlichen Statusordnung. Sie spiegeln (latente wie offene) 'Kämpfe um Anerkennung', in denen die unterschiedlichen Sozialgruppen darum ringen, was als 'Leistung' gelten und damit zu einer Quelle sozialer Wertschätzung werden soll. Außerdem stehen diese Leistungsverständnisse in mehr oder weniger starker Spannung zudem normativen Kernbestand des Leistungsprinzips, der in das Selbstverständnis der bürgerlichen Gesellschaft als eine fundamentale Bestandsnorm eingelassen ist. Die Relevanz des Leistungsprinzips erweist sich also gerade auch darin, ob es überhaupt noch einen übergreifenden, normativen Deutungshorizont darstellt, der den sozialdifferenzierten Leistungsverständnissen als eine gemeinsame, integrative Referenz dienen kann." (Autorenreferat
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