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    Der väterliche Bücherschrank - über Vergangenheit und Zukunft der Bildung

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    Bildung beruht nicht zuletzt auf einem verbindlichen Bestand von Büchern, von denen man annimmt, dass man sie gelesen haben muss. Ausgehend von diesem heute immer weniger eingelösten und einlösbaren Anspruch, wird gefragt, wie Menschen in der Vergangenheit solchen Büchern begegnet sind und welche Bedeutung sie in ihrem Leben hatten. An drei Beispielen (Ossip Mandelstam, Walter Mehring, Günter de Bruyn) wird beschrieben, wie der Bestand des väterlichen Bücherschranks von den Söhnen unter z.T. dramatischen Bedingungen angeeignet wurde, wobei deutlich wird, dass Tradition keine Sache der einfachen Weitergabe ist, sondern sich in der Dialektik von Verlust und Wiedererwerb vollzieht. Im zweiten Teil wird die Frage nach dem Absturz des Bildungsideals und seiner behutsamen Rückkehr gestellt, wobei sich abzeichnet, dass einer verwandelten Bildung in der Mediengesellschaft noch immer eine wesentliche Identitäts-Funktion zukommt, zumal sie auch etwas mit Bildern zu tun hat. (DIPF/Orig.)A possible definition of „Bildung”, today, could be: a set of books of which it is assumed that one should have read them (but in fact hasn’t). The paper presents three autobiographical accounts in which writers of the 20th century (Ossip Mandelstam, Walter Mehring, Günter de Bruyn) have described their specific encounters with their paternal bookcases, all of them under dramatic historical circumstances. These case storys make it clear that „Bildung” or tradition is not a matter of transmission or handing down a legacy, but involves a dialectic of loss, depravation and recovery. In the second part, the dumping of the ideal of „Bildung” is traced together with its tentative return in our postmodern world. It is argued that the concept of „Bildung” which, of course, has not survived the 20th century unchanged, can still fulfill a seminal function in identity formation in our media age. (DIPF/Orig.

    Die Welt im Wandel: Brauchen wir eine neue Sprache und neue Begriffe? : 13. Juni 2021

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    In der Modernisierungstheorie hatte das Wort ‚Bruch‘ einen positiven Klang, weil ‚Bruch‘ automatisch mit Innovation und Wandel einherging. Seit die Menschheit jedoch mit einem Wandel konfrontiert ist, den sie zwar induziert aber so nicht beabsichtigt hat, können Begriffe wie dieser nicht mehr so unbefangen benutzt werden. Es bedarf – so Aleida Assmann – einer neuen Sprache und neuer Begriffe, um die Aufmerksamkeit umzulenken auf neue Perspektiven, Werte und Handlungsfelder

    Das Rahmen von Erinnerungen am Beispiel der Foto-Installationen von Christian Boltanski

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    In Anlehnung an das Framing (Rahmung) in der Gedächtnisforschung wird die Frage untersucht, wie sich individuelle Erfahrung in soziale Erinnerung und heterogene Erfahrungen und Erinnerungen in ein vereinheitlichtes und gemeinsam geteiltes Gedächtnis verwandeln. Da nicht nur das kollektive, sondern auch das individuelle Gedächtnis auf soziale und kulturelle Rahmen angewiesen sind, die auch an der Struktur und Gestaltgebung der Erinnerungen selbst beteiligt sind, werden am Beispiel des Werks des Künstlers Christian Boltanski spezifische Operationen der Rahmung unterschieden und in ihren Funktionen genauer beschrieben. Boltanski stellt in seinen Installationen nicht nur die ineinander greifenden Mechanismen der Erinnerns und Vergessens heraus, sondern macht auch auf die Stufen der Verwandlung von individuellen Erfahrungen zu kollektiven Symbolen aufmerksam. Zur Stabilisierung von Erinnerungsbildern gehört zunächst die primäre Konstruktion der Rahmung, etwa durch Familienerzählungen oder biographische Narrationen. Sekundäre Formen der Rahmung treten auf durch die Auswahl materieller Bilder und Relikte und ihre Überführung in neue institutionelle Kontexte wie Archive und Museen, wodurch erst die Chance ihrer zeitlichen Existenzverlängerung geschaffen wird. Indem durch diesen Prozess Outsider-Wissen das Insider-Wissen ersetzt, hat ein Wandel von individueller Erfahrung zu öffentlicher Inszenierung stattgefunden. Durch Aufladung der Bilder mit existenzieller Bedeutung, Emotionen, Faszinationen gelingt schließlich einem neuen Trägerkreis die Bereitschaft zur Aneignung der überlieferten Information. (ICH

    Welche Zukünfte?

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    Vortrag, gehalten am 20.04.2017 zur Einführung von Prof. Dr. Winfried Speitkamp in das Amt des Präsidenten der Bauhaus-Universität Weima

    Пам’ять міста

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    Die Einsicht, dass unser Wissen von Geschichte vornehmlich an Orten haftet und in die Bausubstanz gerade auch in die Städte eingelassen ist, macht sie zu einem wichtigen Gegenstand kulturhistorischer Forschung. Dabei stellen sich grundsätzliche Fragen: Wie schreibt sich Geschichte in den städtischen Raum ein, wie wird sie in ihm verankert, gelöscht, umkämpft, verändert, erneuert? Und wie knüpfen sich Erinnerungen an solche Räume? Diese Fragen verweisen uns auf den Zusammenhang von Raum, Zeit, Gedächtnis und Identität, der anhand von vier Punkten näher diskutiert wird. Mit der Unterscheidung von Raum und Ort (1) eröffnen sich zwei unterschiedliche Perspektiven, die den Raum vorrangig als einen zu gestaltenden und umzuformenden wahrnehmen, bzw. den Ort als mit einer Geschichte und Erinnerung ausgestatteten erfahren, die weitererzählt werden kann. Die Stadt wird als Palimpsest (2) erfahren, wenn Überlagerungen und Schichten erkannt und freigelegt werden, die ihre Geschichte als kollektives Werk unterschiedlicher Generationen, Epochen und Besiedlungsphasen kenntlich macht. Der Begriff „Rekonstruktion” (3) steht für eine neue Praxis der Architektur, die nach der historischen Wende von 1989 historische Bauten, die durch Krieg zerstört oder aus ideologischen und modernistischen Motiven weggesprengt wurden, wieder aufbaut. Historische Nachhaltigkeit (4) schließlich beschreibt eine Einstellung zur historischen Bausubtanz, die Vergangenheit und Zukunft wieder stärker miteinander verknüpft.The realization that our knowledge of history is associated primarily with places that are revealed in the cities, first of all, through building substance, transforms the city into an important subject of cultural and historical research. There is a basic question: how exactly history fits in urban space and “anchors” in it, how it is altered, renewed, destroyed, how it is challenged? And how are related memories to these spaces? These questions bring us to the interplay of space, time, memory, identity, which we deal in details on the example of four aspects.The distinguishing between space and place (1) opens the two perspectives of perception: space as such, provided for the organization and reorganization, and place that we understand through the richness of its history and memories, passed through the narrative. The city is perceived as palimpsest (2), when becoming visible the layers that reveal history as a collective work of different generations, epochs, and periods of settlement. The concept of “reconstruction” (3) denotes a new practice in architecture, which involves rebuilding after 1989, historic buildings, destroyed by war with either ideological or modernization motives. Historical continuity (4), in its turn, means attitude to historical building substance that combines again more closely the past and the future.Осознание того, что наше знание истории связано прежде всего с местами, которые в городах проявляются, в частности, через строительную субстанцию, превращает города в важный предмет культурно-исторических исследований. При этом основополагающим является вопрос: как вписывается история в городское пространство, как она „заякоривается” в нем, как ее меняют, обновляют, уничтожают, как происходит борьба за нее? И как с такими пространствами связаны воспоминания? Эти вопросы выводят нас на взаимосвязь пространства, времени, памяти, идентичности, о котором идет речь подробно на примере четырех аспектов. Различение пространства и места (1) открывает две перспективы восприятия: пространства как такового, поддающегося организации и переформированию, и места, осознаваемого впоследствие наполненности его историей и воспоминаниями, которые передаются через нарратив дальше. Город воспринимается как палимпсест (2), когда становятся зримыми наслоения и пласты, свидетельствующие об истории как коллективном творении разных поколений, эпох, периодов поселений. Понятие „реконструкция” (3) обозначает новую практику в архитектуре, предусматривающую восстановление после 1989 г. исторических зданий, разрушенных войной, по идеологическим или модернизационным мотивам. Историческая преемственность (4), в свою очередь, означает отношение к исторической строительной субстанции, которая снова теснее объединяет прошлое и будущее.Усвідомлення того, що наше знання історії пов’язане передусім з місцями, які в містах оприявлені, зокрема, через будівельну субстанцію, перетворює міста у важливий предмет культурно-історичних досліджень. При цьому основоположне питання: як саме вписується історія в міський простір, як вона „заякорюється” в ньому, як її змінюють, оновлюють, знищують, як відбувається боротьба за неї? І як з такими просторами пов’язані спогади? Ці питання виводять нас на взаємозв’язок простору, часу, пам’яті, ідентичності, про який йдеться детальніше на прикладі чотирьох аспектів. Розрізнення простору й місця (1) відкриває дві перспективи сприйняття: простору як такого, що надається для організації та переформування, та місця, яке ми усвідомлюємо внаслідок наповненості його історією та спогадами, що передаються через наратив далі. Місто сприймається як палімпсест (2), коли стають зримими нашарування й пласти, котрі засвідчують історію як колективний витвір різних поколінь, епох, періодів поселень. Поняття „реконструкція” (3) позначає нову практику в архітектурі, яка передбачає відбудову після 1989 р. історичних будівель, зруйнованих війною чи з ідеологічних або модернізаційних мотивів. Історична тяглість (4), у свою чергу, означає ставлення до історичної будівельної субстанції, яка знову тісніше поєднує минуле й майбутнє

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    Vortrag, gehalten am 20.04.2017 zur Einführung von Prof. Dr. Winfried Speitkamp in das Amt des Präsidenten der Bauhaus-Universität Weima
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