13 research outputs found
Der Beitrag der Psychoanalyse zur Sozialisationstheorie
Ausgehend von der Frage nach den theoretischen Berührungspunkten von Sozialisationstheorie und Psychoanalyse (Analyse von Prägungsprozessen) wird die Erforschung der Geschlechtsidentität ins Zentrum gerückt und als interdisziplinäres Forschungsprojekt von Psychoanalyse und Sozialisationsforschung formuliert. Vor dem Hintergrund der kritischen theoretischen Auseinandersetzung mit den Entwicklungsmodellen des kindlichen Reifeprozesses von Olivier und Chodorow wird der psychoanalytische Ansatz als sinnvolle Ergänzung zur Sozialisationstheorie herausgearbeitet. Die psychoanalytische Erforschung von 'Übergängen' wie Kindergarteneintritt und Schulbeginn und die Wahl dyadischer Freundschaften wird als Schnittpunkt des Erkenntnisinteresses beider Forschungsansätze gesehen. Somit könnte die Analyse der soziokulturellen Bedingungen von Mädchen und Jungen im Hinblick auf die Ausprägung ihrer Geschlechtsidentität ergänzt werden durch die Analyse der individuellen Verarbeitungsformen des individuell-psychosozialen Erlebens. In diesem Zusammenhang weist die Autorin auf die Arbeit von Ulrike Schmauch hin. Die Studie basiert auf der Auswertung von Sekundärliteratur. (ICB
Der Widerspensitigen Zähmung: zum Frauenbild von Gestalttherapie und Bioenergetik
Die Autorin analysiert Texte des Begründers der Bioenergetik, A. Lowen, und der Gestalttherapie, F. S. Perls, in Hinsicht auf das jeweilige theoretische Grundkonzept, die soziale Orientierung, das implizite Frauenbild und die Auswirkungen auf das Therapieergebnis. Sowohl in der Bioenergetik, die versucht, psychodynamische Prozesse aufgrund von körperlichen Prozessen zu verstehen und zu verändern, als auch in der Gestalttherapie, die Selbstregulation, Gestaltbildung und Umweltkontakt auf emotionelle Prozesse anwendet, bleibt die Geschlechterdifferenzierung auf dem abstrakten Niveau des Grundkonzepts unberücksichtigt und der subjektiven Einstellung des Therapeuten unterworfen. Diese weist in der Bioenergetik patriarchale Tendenzen und in der Gestalttherapie Formen der Frauenverachtung durch emotionale und körperliche Instrumentalisierung der Frauen auf. Es bedarf der theoretischen Erarbeitung von geschlechterdifferenzierenden Leitbildern, um die Therapien mit produktiven Orientierungen für die Patienten anzusetzen. (HD
Ethik als Professionsethik. Eine Konzeption für das berufliche Handeln in sozialen Arbeitsfeldern, in der öffentlichen Verwaltung und in der Polizei
Die Autorin versteht Ethik grundsätzlich als Disziplin einer philosophischen Reflexion moralischer Fragen und Überzeugungen und sieht die Aufgabe berufsbezogener Ethiklehre darin, „moralphilosophisches Wissen und handlungsbezogene Reflexionsmethoden“ zur Verfügung zu stellen. Die von ihr vorgeschlagene Methode des fallbezogenen „ethical reasoning“ übernimmt daher von der Philosophie den Anspruch, eine Praxis der Reflexion zu sein. Die Autorin plädiert allerdings dafür, den Bedarf an ethischer Bildung und damit auch deren Methoden und Inhalte aus den spezifischen Anforderungen der jeweiligen Berufspraxis abzuleiten, sich dabei also gerade nicht primär an den in der akademischen Fachdisziplin Philosophie etablierten Vorgehensweisen zu orientieren. Die (moral-)philosophische Tradition erhält ihr zufolge damit den Rang einer zwar wertvollen „Ressource“, deren disziplinären Ziele aber teilweise von denen der Berufsethik abweichen. (DIPF/Orig.
Nicht die Mutter ist schuld, sondern "nur" ihr Geschlecht: Nancy Chodorows Analyse weiblichen Mutterns
In dem Beitrag werden kritische Überlegungen zu Chodorows Analyse weiblichen Mutterns zur Diskussion gestellt, die das methodologische Problem in den Mittelpunkt stellen, das sich ergibt, wenn Erklärungsansätze, die dem psychotherapeutischen Diskurs entstammen, in sozialwissenschaftliche Untersuchungen übernommen werden. Die drei Argumentationsschritte von Chodorow werden nachgezeichnet: (1) Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Mütterlichkeit und sozialer Organisation der Geschlechter; (2) Reinterpretation der Ergebnisse der Psychoanalyse zur Individualgenese in der Familie; (3) Integration der Erkenntnisse in ein soziologisch-psychologisches Konzept von Geschlechterpolarität und Familie. Diese Argumentation wird auf drei Ebenen der Kritik unterzogen: (1) Kurzschlüssigkeiten innerhalb der Argumentation Chodorows werden benannt. (2) Einige der von Chodorow ausgelassenen Aspekte kindlicher Sozialisation verändern das von ihr gezeichnete Bild. (3) Die Argumentation wird anhand der von ihr zu Beginn vorgenommenen methodischen Reduktion überprüft. Ausgehend von der Inhaltsanalyse werden abschließend die Möglichkeiten einer psychoanalytisch begründeten Subjekttheorie als wenig sinnvoll eingeschätzt. (KW
Psychological Counseling - Reflected in Sociological Theory
Beratung ist heute eine ubiquitäre Alltagspraxis und zugleich ein Angebot professioneller Beratungseinrichtungen. Der Artikel untersucht die letzteren unter dem Gesichtspunkt, welche Bedeutung sie innerhalb von Struktur und Entwicklung westlicher Gesellschaften haben. Drei Gesellschaftstheorien - Luhmann, Bourdieu und Foucault - werden herangezogen, um jeweils unterschiedliche Aspekte dieser Innovation des 20. Jahrhunderts zu beleuchten. Hierbei erweist sich Beratung als soziales System, das Inklusion hinsichtlich der gesellschaftlichen Funktionssysteme unterstützt, als Feld beruflicher Konkurrenz, das Diskurse der Selbstmodifikation produziert, und als eine neue Form der Technologien des Selbst. Darüber hinaus wird deutlich, dass Beratungseinrichtungen interessante Untersuchungsfelder sind, um neuere gesellschaftliche Entwicklungen dort zu studieren, wo sie die Individuen und ihr Alltagleben erreichen.Counseling today is a ubiquitous every-day practice, but it is also offered by professional counseling facilities. The latter are the subject of this article, which focuses on the function of counseling within the development and structure of Western societies. Three social theories - these of Luhmann, Bourdieu and Foucault - are used to show different aspects of counseling as a social innovation in the 20th century. In this investigation counseling turns out to be a social system which supports social inclusion as a field of competition which produces discourses of self-modification and functions as a new instrument within the technologies of the self. In addition counseling-services are interesting fields for exploring recent social development as far as individuals and their every-day life are affected
Erscheinungsformen und Bearbeitungsstrategien von psychischen Problemen bei Studentinnen
Auf der Basis einer Integration von Gesprächspsychotherapie, Psychoanalyse, Gestalttherapie, Bioenergetik und Ansätzen feministischer Therapie werden zwei Beispiele von Studentinnen mit psychischen Problemen behandelt und allgemeine Feststellungen über die Situation von Frauen an der Hochschule getroffen. Soziale Konflikte können aufgrund der hochschulimmanenten Widersprüche z.B. in Form von organisatorischer Transparenz und chaotischer Realisierungsvielfalt, Chancengleichheit und Entmutigungsfaktoren, professioneller Anerkennung und persönlicher Abwertung und Großgruppenkommunikation und individueller Isolation entstehen. Soziale Konflikte werden von Frauen vorwiegend durch interne Bearbeitungsstrategien bekämpft, führen zu psychischer Belastung und sozialem Rückzug, der aufgrund der Struktur des Universitätsbetriebes nicht bemerkt wird. (HD
Psychische Krisen und sozialer Raum: eine Sozialphänomenologie psychosozialer Beratung
Großmaß R. Psychische Krisen und sozialer Raum: eine Sozialphänomenologie psychosozialer Beratung. Beratung ; 2. Tübingen: Dgvt-Verl.; 2000