13 research outputs found
"If you want to understand the big issues, you need to understand the everyday practices that constitute them": Lucy Suchman in conversation with Dominik Gerst & Hannes KrÀmer
With her book "Plans and Situated Actions: The Problem of Human-Machine Communication", Lucy Suchman (1987) not only opened up a whole new domain of scientific interest but also showed how the scope of ethnomethodological inquiry can be widened in a fruitful way. Since then she is best known for her extensive contributions to the field of science and technology studies. In this interview, Suchman gives insights into how she brought ethnomethodological sensibilities to new research fields, including human-machine interaction and feminist scholarship. She shares personal anecdotes of her meetings with Harold Garfinkel and reflects upon key ethnomethodological elements such as the analysis of mundane practices and the fundamental sociality of mutual intelligibility. Discussing the relevance for material studies and how ethnomethodology can contribute to a politically engaged social science, Suchman strikingly demonstrates the actuality of ethnomethodology's program.Mit ihrem Buch "Plans and Situated Actions: The Problem of Human-Machine Communication" erschloss Lucy Suchman (1987) nicht nur ein neues Wissenschaftsfeld, sie zeigte auch, wie sich der Fokus ethnomethodologischer Forschung gewinnbringend vergröĂern lĂ€sst. Seitdem ist sie bekannt fĂŒr ihre einflussreichen BeitrĂ€ge im Feld der Science and Technology Studies. In diesem Interview erlĂ€utert Suchman, wie sie sich ethnomethodologisch sensibilisiert neuen Forschungsthemen widmete, insbesondere der Mensch-Maschine-Interaktion und der feministischen Wissenschaft. Sie teilt persönliche Anekdoten ĂŒber ihre Treffen mit Harold Garfinkel und reflektiert zentrale ethnomethodologische Themen wie die Analyse von Alltagspraktiken und die fundamentale SozialitĂ€t wechselseitiger VerstĂ€ndlichkeit. Indem sie die Relevanz materialer Studien hervorhebt und diskutiert, wie die Ethnomethodologie zu einer politisch engagierten Wissenschaft beitragen kann, demonstriert Suchman eindrucksvoll die AktualitĂ€t des ethnomethodologischen Programms
Methodologische Prinzipien einer allgemeinen Grenzsoziologie
Der Beitrag fragt nach den methodologischen Implikationen einer soziologischen Grenzforschung. Eine solche Fragerichtung kann kaum auf Vorarbeiten zurĂŒckgreifen. Diesem Umstand gilt es zu begegnen. Wir bĂŒndeln in unserem Beitrag konzeptionelle VorschlĂ€ge gegenwĂ€rtiger Grenzforschung und unterbreiten einen Entwurf zur methodologischen Fundierung. Dabei werden zwei bislang unterschiedene GrenzforschungszugĂ€nge miteinander verbunden: Erkenntnisse der Erforschung territorialer Grenzen (borders) und sozio-symbolischer Grenzziehungen (boundaries) werden im Sinne einer allgemeinen soziologischen Grenztheorie zusammengefĂŒhrt. Auf Grundlage intensiver Auseinandersetzung mit Grenzanalysen beider Forschungstraditionen skizzieren wir zwei methodologische Prinzipien, die eine allgemeine Grenzheuristik anleiten können. Diese werden anhand der multidimensionalen Grenzziehungen zwischen Frankfurt (Oder) und SĆubice illustriert:1) Das erste Prinzip schlĂ€gt vor, Grenzziehungen von der Grenze her zu analysieren. Damit wird nahegelegt, sich forschungspraktisch an den Ort der Grenzziehung zu begeben und GrenzverlĂ€ufen zu folgen. Sichtbar wird so, wie an Grenzen Stabiles problematisch und die Grenze als solche erfahrbar wird. Dabei sind Grenzen als eigenstĂ€ndige PhĂ€nomene ernst zu nehmen und nicht mit ihren sekundĂ€ren Ausformungen, wie bspw. Grenzregionen, in eins zu setzen. Ferner gilt es, die liminalen Eigenschaften von Grenzen/Grenzziehungen zu berĂŒcksichtigen. Als Ăbergangs- bzw. Transitzone erfĂŒllen sie eine doppelte Strukturierungsleistung, indem sie immer Verbindung und Trennung ermöglichen. Im Sinne einer âgrenzanalytischen Indifferenzâ fordert das Denken von der Grenze her dazu auf, sich nicht im Vorhinein fĂŒr eine der beiden Leistungen zu entscheiden.2) Das zweite methodologische Prinzip legt nahe, die Beziehung zwischen Grenzen und Ordnungen zu berĂŒcksichtigen, d.h. sie als zugleich ordnendes und geordnetes PhĂ€nomen zu begreifen. GrundsĂ€tzlich lassen sich an Grenzen zwei Ordnungen â diesseits und jenseits der Grenze â beobachten. DarĂŒber hinaus muss die Möglichkeit der Emergenz dritter Ordnungen an Grenzen wahrgenommen werden; die Grenze ist auch der Ort, an dem neue RĂ€ume, IdentitĂ€ten, Objekte entstehen. Daneben gilt es, die Grenze in ihrer eigenen Geordnetheit zu erkennen. Sensibilisiert wird so u.a. fuÌr ein VerstĂ€ndnis der MultidimensionalitĂ€t der Grenze, d.h. ihrer Konfiguration als spatialer, temporaler und sozialer Gegenstand
Harold Garfinkels "Studies in Ethnomethodology" â ein Interviewprojekt
Der vorliegende Text fĂŒhrt in die Schwerpunktausgabe "Harold Garfinkels 'Studies in Ethnomethodology' â ein Interviewprojekt" ein. In dieser sind acht Interviews mit Wissenschaftler*innen aus der Ethnomethodologie und benachbarten Disziplinen zum Buch "Studies in Ethnomethodology" (GARFINKEL 1967) und der Ethnomethodologie allgemein versammelt. Das Ziel der Interviews besteht darin, die Vielstimmigkeit dieses kontroversen, gleichsam wirkmĂ€chtigen Textes einzufangen und in einer anregend-instruktiven Art zu bĂŒndeln. In der Einleitung rekonstruieren wir kurz den Entstehungskontext des Buchs und stellen den Inhalt vor, fĂŒhren in die Anlage des Interviewprojekts sowie in die Interviews selbst ein und skizzieren exemplarisch zwei Themenfelder â das VerhĂ€ltnis von Ethnomethodologie und Konversationsanalyse sowie die Ethnomethodologie als Forschungshaltung â, die sich quer zu den einzelnen Interviews identifizieren lieĂen und mögliche LektĂŒrewege andeuten
"The Studies are Probably the Best Thing That Garfinkel Ever Wrote." Michael Lynch in Conversation With Dominik Gerst, Hannes KrÀmer & René Salomon
Michael LYNCH is widely known as one of the key figures of ethnomethodology. In this interview, he takes the discussion of GARFINKEL's "Studies in Ethnomethodology" (1967) as an opportunity to take the reader back to California in the 1970s as he shares his personal story of how he became acquainted with Harold GARFINKEL and ethnomethodology as a radical approach on the rise. LYNCH provides an account of ethnomethodology as a distinctive way of researching, writing, talking; which stands in high contrast to conventional social sciences and, which not only has been marginalized by the sociological mainstream at the time it came up, but may be seen as endangered nowadays. As he says in the interview, the tense relationship between ethnomethodology and conversation analysis as a robust field of inquiry can be traced back to this question as well. He reflects upon GARFINKELs central intellectual resourcesânamely phenomenology and the philosophy of WITTGENSTEINâand shows how his own work embraces the relationships of ethnomethodology with science and technology studies and actor-network theory. Giving insights into how his work is driven by a confrontation of social theory and philosophy with empirical concreteness, LYNCH discusses concepts such as practice and knowledge which may be seen as in-between-phenomena within this confrontation. Finally, he suggests to continuously reread GARFINKEL's "Studies in Ethnomethodology" as the book provides a rich resource of ideas which especially become productive in light of own research
The "Studies in Ethnomethodology" Are a Way of Understanding and Handling Empirical Materials and Thoughts. Eric Laurier in Conversation With Hannes KrÀmer, Dominik Gerst & René Salomon
In the following conversation Eric LAURIER talks about the role of ethnomethodology's foundational accountâthe "Studies in Ethnomethodology" (GARFINKEL, 1967)âwithin the UK and the influence of the book on his own research as well as on human geography, mobility studies, actor-network-theory, and a general social science methodology. He therefore underlines the peculiar focus of GARFINKEL on the everyday, his non-ironic position towards member's practices, and the plurivocality of the book. Giving an elaborated account on the methodological challenges with an ethnomethodological approach including video recordings he differentiates between the video as a research tool and video usage as a member's practice. LAURIER demonstrates the inspiring and initiating content of the studies as well as its limits. By doing so he can show the prolific quality for current research fields like the study of mobility and movement, the question of space and place, and the role of the "Studies in Ethnomethodology" as a political text
What does Frontier Research Mean? : An interview with Chiara Brambilla, Didier Fassin and Sarah Green
Discussion and analysis of contemporary borders and frontiers researchNon peer reviewe
Review Essay: Harvey Sacks (wieder-)entdecken: Methodologie, Materialien und Inspirationen
Harvey SACKS gilt als einer der Pioniere der ethnomethodologischen Konversationsanalyse. Ca. 40 Jahre nach seinem Tod finden sich nun viele seiner zentralen Konzepte und AnsĂ€tze in einem Band versammelt und von Autor*innen verschiedener Generationen anhand eigener Forschung dargestellt. Somit ist der Sammelband kein klassisches Lehrbuch zum Einstieg in die ethnomethodologisch-konversationsanalytische Arbeit nach Harvey SACKS, sondern bietet einen Ăberblick ĂŒber sein reich- und nachhaltiges Wirken in der forschungspraktischen Anwendung. Die Autor*innen des Sammelbands vereinen in 17 BeitrĂ€gen unter anderem soziologische, linguistische und didaktische AnsĂ€tze und beweisen mit ihrer interdisziplinĂ€ren Ausrichtung, wie elastisch das von SACKS geprĂ€gte Forschungsprogramm nach wie vor ist. Dem Untertitel des Bandes folgend finden sich in diesem Sinne neben methodologischen Diskussionen und vielfĂ€ltigen Materialsammlungen auch Inspirationen dafĂŒr, SACKS und seine Arbeiten (wieder) zu entdecken und seine AnsĂ€tze weiterzuentwickeln.Harvey SACKS is considered one of the pioneers of ethnomethodological conversation analysis. Forty years after his death, a volume has been presented in which researchers from different generations illustrate many of his central concepts and approaches in the context of their own research. Thus, this anthology is not a typical textbook for the introduction to ethnomethodological conversation analysis, but offers an overview of SACKS' rich and lasting work in research practice. In 17 contributions, sociological, linguistic, and didactic approaches, among others, are combined, and this interdisciplinary orientation proves how flexible the research program shaped by SACKS still is. As indicated by the subtitle of the volume, in addition to methodological discussions and diversity of material, readers will find inspiration for (re)discovering SACKS and his work for further development
Grenzforschung
Die Erforschung von Grenzen erfĂ€hrt aktuell eine enorme Aufmerksamkeit. Das erste deutschsprachige Handbuch zum hochdynamischen Forschungsfeld der Grenzforschung stellt das interdisziplinĂ€re Sachgebiet in seiner Breite dar und liefert somit eine aktuelle Bestimmung des Feldes. In ĂŒber 30 BeitrĂ€gen aus verschiedenen Disziplinen werden zunĂ€chst die historischen, methodologischen sowie theoretischen Grundlagen der interdisziplinĂ€ren Grenzforschung rekonstruiert, bevor ausgewĂ€hlte konzeptionelle Perspektiven sowie zentrale Themengebiete vorgestellt werden. Der Band schlieĂt mit einer Erweiterung der gegenwĂ€rtigen Diskussion um die Erforschung von Grenzen, indem neue theoretische Debatten sowie benachbarte Perspektiven eingebunden werden. Das Handbuch bietet damit sowohl einen fundierten Ăberblick, als auch einen detaillierten Einblick in die aktuelle Erforschung von Grenzen. Mit BeitrĂ€gen von Christian Banse, Chiara Brambilla, Claudia Bruns, Franck DĂŒvell, Monika EigmĂŒller, Didier Fassin, Astrid M. Fellner, Dominik Gerst, Sarah Green, Goetz Herrmann, Sabine Hess, Concha Maria Höfler, Wolf-Fabian Hungerland, Martin Klatt, Maria Klessmann, Hannes KrĂ€mer, Sabine Lehner, Carolin Leutloff-Grandits, Christine Leuenberger, Gesa Lindemann, Sandro Mezzadra, Marie MĂŒller-KonĂ©, Thomas Nail, Brett Neilson, Marek Nekula, Jana SchĂ€fer, Conrad Schetter, Larissa Schindler, Falko Schmieder, Matthias Schmidt-Sembdner, Markus Schroer, Alexandra Schwell, James Wesley Scott, Sebastian Teupe, Holger Pötzsch, Peter Ulrich, Andreas Vasilache, Bastian Vollmer, BĂ©atrice von Hirschhausen, Christian Will