15 research outputs found
Soziale Bewegungen im Spiegel von Online-Öffentlichkeit. Die Beobachtung sozialer Bewegungen durch Online-Publika am Beispiel der Occupy-Bewegung
Dieser Beitrag schlägt vor, soziale Bewegungen als Verweisungszusammenhang öffentlicher Proteste zu verstehen. Die Behandlung von sozialen Bewegungen als Serie öffentlicher Proteste stellt demnach nicht bloss eine methodologische Simplifikation der Sozialwissenschaften dar, sondern kann gewissermassen als Methode verstanden werden, mit denen soziale Bewegungen gesellschaftlich beobachtet werden. Folgt man diesem Verständnis, müssen öffentliche Kommunikationsprozesse in den Vordergrund der soziologischen Interesses rücken: Öffentlichkeit stellt mithin den Beobachtungsraum dar, in dem sich soziale Bewegungen selbst anhand der ihr zuschreibbaren Proteste beobachten können. Sie gewinnen ihre Einheit als Serie aufeinander verweisender Proteste, indem sie sich im Spiegel der Öffentlichkeit beobachten. Der ›Ort‹ an dem sich die Einheit sozialer Bewegungen konstituiert, liegt diesem Verständnis zufolge in öffentlichen Kommunikationsprozessen.Mit diesen Grundannahmen eröffnet sich eine neue Perspektive auf soziale Bewegungen: Es rücken erstens öffentliche Kommunikationsprozesse in den Fokus des Interesses; zweitens stellen sich Fragen danach, mit welchen Methoden soziale Bewegungen lokal situierte Proteste aus ihrem lokalen Kontext ›entbetten‹, um sie in einem Zusammenhang aufeinander verweisender Proteste zu resituieren. Der Beitrag will diese anskizzierte theoretische Perspektive mit besonderem Blick auf Potentiale von Online-Kommunikation und Online-Öffentlichkeiten ausleuchten. Die Leitfrage lautet: Mit welchen Methoden werden soziale Bewegungen anhand ihrer Proteste beobachtet? Und: Mit welchen Mitteln werden einzelne Proteste aus ihrem jeweiligen zeitlich-räumlichen Kontext entbettet? Diese Fragen werden anhand von online verfügbarem Material zur Occupy-Bewegung diskutiert
Protest und Selbstbeschreibung: Selbstbezüglichkeit und Umweltverhältnisse sozialer Bewegungen
Wie entstehen und reproduzieren sich soziale Bewegungen? Was ist das Verhältnis sozialer Bewegungen zu anderen Typen sozialer Systeme wie z.B. Organisationen, dem Wirtschaftssystem oder der Gesellschaft? Der Autor präsentiert eine kommunikationstheoretische Antwort auf diese Fragen und zeigt, wie soziale Bewegungen durch die kontingente Entdeckung von Gemeinsamkeiten vieler raum-zeitlich verankerter Protestkommunikationen entstehen können.This volume shows how social movements develop through the extremely selective interpretation and recontextualisation of individual protests
Neue Studienangebote im Brennpunkt des digitalen Wandels: Beobachtungen aus der Schweiz
Eine Herausforderung der Digitalisierung besteht in der inhaltlichen Ausrichtung von Studienprogrammen. Dieser Artikel stellt die Zunahme von Studien- und Qualifikationsangeboten im thematischen Brennpunkt des „digitalen Wandels“ in der Schweiz dar. Bei der Analyse der Angebotsstruktur wird nach Hochschultyp und Fachgruppe unterschieden. Erhebliche Unterschiede gibt es erwartungsgemäß auch zwischen den grundständigen Angeboten und dem Weiterbildungsbereich. Die beobachtete Zunahme wird als Indiz einer neuen Dynamik auf dem Feld autonomer Hochschulen eingeordnet: Gekennzeichnet durch einen Angebotswettbewerb und eine gestiegene Responsivitätserwartung mit erhöhtem Legitimationsbedarf. Das Thema bietet Hochschulen und Disziplinen eine Möglichkeit, sich durch aktuelle und relevante Studienangebote zu profilieren
Streit vor Publikum: Öffentliche Darstellung von Publikumsgunst als Bezugsproblem sozialer Bewegungen und der Adressaten ihrer Proteste
Der Artikel argumentiert, dass die Logik der Konflikte sozialer Bewegungen mit den Adressaten ihrer Proteste nur durch die Berücksichtigung des Publikums dieser Konflikte angemessen verstanden werden kann. Da dieses Publikum als solches stets ›versteckt‹ bleibt, orientieren sich die Konfliktparteien an öffentlichen Publikumsprojektionen. Im Anschluss an bestehende Forschung werden zwei Signale der Publikumsprojektion diskutiert: Beobachtung der öffentlichen Meinung und Beobachtung von Mobilisierungserfolgen. Diese Signale der Publikumsgunst werden selbst umkämpft, wenn soziale Bewegungen und die Adressaten ihrer Proteste die öffentlich dargestellte Publikumsgunst z.B. direkt oder indirekt durch ›inter-media agenda setting‹ zu beeinflussen versuchen. Hierbei können sie auf zwei Strategien zurückgreifen: Sie können in eigenen Nutzen oder gegnerischen Schaden investieren. Die Folgen dieser beiden Strategien sind selbst mit Ungewissheit behaftet: Die Schädigung der Gegenseite kann potentiell zum eigenen Schaden werden. Die beiden Strategien und ihre Unabwägbarkeiten werden an zwei Aspekten des Konfliktes sozialer Bewegungen und ihrer Adressaten diskutiert: Mobilisierung und Zustimmung durch öffentliche Sprecher
Protest und Selbstbeschreibung
Wie entstehen und reproduzieren sich soziale Bewegungen? Was ist das Verhältnis sozialer Bewegungen zu anderen Typen sozialer Systeme wie z.B. Organisationen, dem Wirtschaftssystem oder der Gesellschaft? Luca Tratschin präsentiert eine kommunikationstheoretische Antwort auf diese Fragen und zeigt, wie soziale Bewegungen durch die kontingente Entdeckung von Gemeinsamkeiten vieler raum-zeitlich verankerter Protestkommunikationen entstehen können
Wie werden Proteste zu Protesten sozialer Bewegungen? | Zu Darstellungsressourcen, Rezeptionsformen und Beobachtungskontexten von Bewegungsprotesten
In diesem Aufsatz argumentiere ich, dass die soziale Zuschreibung von Protesten ein entscheidendes Moment in der sozialen Konstruktion sozialer Bewegungen darstellt. Dieser Aspekt ist in der Literatur nicht ausreichend behandelt worden. Dies zeige ich mittels der Diskussion dreier Traditionen – dem politischen Prozessmodell, der Systemtheorie und der kulturellen Pragmatik – auf: Um dieser geringen Aufmerksamkeit zu begegnen, entwickle ich eine Konzeptualisierung von Zuschreibungsprozessen, die zwei Teilprozesse der Konstruktion von Bewegungsprotesten unterscheidet: Protestofferten und Protestrezeption. Ich diskutiere dieses Konzept an zwei relevanten Kontexten, in denen Proteste gesellschaftlich konstruiert werden: bewegungsbezogene Gegenöffentlichkeiten und massenmediale Öffentlichkeiten. Mein Plädoyer dafür, die kommunikative Konstruktion von Bewegungsprotesten als soziologisches Forschungsthema ernst zu nehmen, mündet in der Entwicklung eines konzeptionellen Rahmens für zukünftige Forschung.
In this paper, I argue that the social attribution of protests to social movements is a crucial moment in the social construction of social movements. This issue has not yet been sufficiently addressed in theory and research. I demonstrate this shortcoming by discussing three theoretical frameworks: The political process model, systems theory and cultural pragmatics. In order to address this gap, I develop a conceptualization of attribution processes that distinguishes two sub-processes of the construction of movement protests: protest messages and protest reception. Furthermore, I discuss two relevant contexts in which protests are socially constructed: movement-related counter-public spheres and mass media public spheres. I plead for taking the communicative construction of movement protests as a research topic seriously. To this end, I develop a conceptual framework for future research
Protest und Selbstbeschreibung
Wie entstehen und reproduzieren sich soziale Bewegungen? Was ist das Verhältnis sozialer Bewegungen zu anderen Typen sozialer Systeme wie z.B. Organisationen, dem Wirtschaftssystem oder der Gesellschaft? Luca Tratschin präsentiert eine kommunikationstheoretische Antwort auf diese Fragen und zeigt, wie soziale Bewegungen durch die kontingente Entdeckung von Gemeinsamkeiten vieler raum-zeitlich verankerter Protestkommunikationen entstehen können