113 research outputs found

    Neue Toolbox für die Gewaltforschung: Rezension zu "Gewalt erklären! Plädoyer für eine entdeckende Prozesssoziologie" von Thomas Hoebel und Wolfgang Knöbl

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    Thomas Hoebel, Wolfgang Knöbl: Gewalt erklären! Plädoyer für eine entdeckende Prozesssoziologie. Hamburg: Hamburger Edition 2019. 978-3-86854-335-

    Türkische Tüchtigkeit und deutsche Dissozialität: negative Klassifikationen in urbanen Nachbarschaften

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    'Mit der Theorie sozialer Klassifikationen lassen sich Auseinandersetzungen um die symbolische Ordnung sozialer Ungleichheit analysieren. Der Beitrag versucht dies zu zeigen, indem er zunächst den Durkheimschen Klassifikationsbegriff handlungstheoretisch wendet. Anhand einiger Beispiele aus zwei benachteiligten Stadtteilen werden dann einige semantische Muster 'negativer Klassifikationen' vorgestellt, mit denen die autochthone Bevölkerung und die avancierenden Nachkommen türkischer Einwanderer sich wechselseitig stigmatisieren. Abschließende Überlegungen gehen der Frage nach, inwieweit solche interethnischen Klassifikationskämpfe exkludierende Wirkungen hervorbringen oder aber zu konfliktvermittelter Integration führen.' (Autorenreferat)'The theory of social classification is a helpful tool for the analysis of struggles about the symbolic order of social inequality. The author elaborates this idea and introduces some elements of action theory into the Durkheimian notion of classification. Examples, taken from a research project in two German cities, point out significant semantic patterns of 'negative classifications' that are presently used by Turkish social climbers and their autochthonous neighbors in order to stigmatize each other. Some concluding remarks examine the impact that such interethnic classification struggles have on the opportunities for integration among the affected individuals and social groups.' (author's abstract)

    Der chilenische Reformpolitiker Eduardo Frei Montalva und seine schweiz-, österreichischen Wurzeln

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    Eduardo Frei Montalva war von 1964 bis 1970 chilenischer Staatspräsident und gehört neben Arturo Alessandri und Salvador Allende zu den bedeutendsten Reformpolitikern des Landes. Seine familiären Wurzeln reichen zurück nach Vorarlberg bzw. in die Schweiz. Sein Vater Eduard Frei war um 1909 nach Chile gekommen, um sich da niederzulassen und mit der Chilenin Victoria Montalva eine Familie zu gründen. Eduardo war der erstgeborene Sohn (geb. 1911). Der Auswanderer war 1885 in Feldkirch zur Welt gekommen, besuchte dort das Gymnasium und erlernte den Beruf eines Buchhalters. Er stammte einer schweizer Familie aus dem Toggenburg ab. In Chile arbeitete Eduardo Frei als Buchhalter, zuerst bei einem Weinproduzenten, danach bei der Staatlichen Eisenbahn in Santiago. Eduard Frei verstarb 50-jährig an einem Krebsleiden. Die politische Karriere Eduardo Freis ist eng verbunden mit der katholischen Bildungslandschaft Chiles. Während seines Jus-Studiums an der Katholischen Universität geriet er in den Sog eines Studienzirkels, das sich vor allem mit der sozialen Frage im Blickfeld der katholischen Soziallehre auseinandersetzte. Aus diesem erging eine Gruppe Jugendlicher, die sich zusehends politisierte, was schließlich 1939 in der Bildung einer eigenen Partei, der "Falange Nacional", kuliminierte. Frei gehörte der Gruppierung von der ersten Stunde an an, agierte aber anfangs noch von der zweiten Reihe aus. In den 1940er-Jahren stieg er zur Führungsperson der Partei auf und sollte bis zu seinem Tod 1982 die Lichtgestalt der Christdemokraten sein. Frei verfügte über großes politisches Talent. Er überzeugte sowohl als Minister (1946) als auch als Parlamentarier im Senat (1949-1964), kandidierte 1958 erstmals für die Präsidentschaft, als er Dritter wurde, und schließlich nochmals 1964, als er gegen Allende haushoch gewann. Frei verkörperte den dritten Weg zwischen den verhärteten Fronten des Kapitalismus und Marxismus. Sein Programm, die "Revolution in Freiheit", versuchte, sowohl längst fällige soziale Reformen durchzuführen als auch private Initiativen insbesondere der Klein- und Mittelunternehmer zu unterstützen. Die Revolution in Freiheit sollte zwar nicht scheitern, aber auch nicht verwirklicht werden. Frei erreichte die erhofften Ziele nicht. Folglich verloren die Christdemokraten 1970 die Präsidentschaft an den Sozialisten Salvador Allende, der die eingeleiteten Reformen Freis um ein Wesentliches vertiefte. Allende polarisierte jedoch mit seinem Programm die Gesellschaft, was schließlich zum Zusammenbruch der Wirtschaft und zur Militarisierung der Zivilbevölkerung führte. Das Land befand sich am Rande eines Bürgerkriegs, als das Heer am 11. September 1973 die Regierung putschte und unter der Führung von Augusto Pinochet eine Militärdiktatur installierte, die den Rechtsstaat beseitigte und zahlreiche Menschenrechtsverletzungen beging. Frei ging sowohl bei Allende als auch bei Pinochet auf strikten Oppositionskurs. Er rechtfertigte zuerst den Militärschlag, machte aber kehrt, als er merkte, dass das Militär die Macht an sich reißen und ein eigenes politisches Programm schmieden würde. Frei starb dann im Jänner 1982 völlig überraschend nach einem einfachen chirurgischen Eingriff. In den letzten Jahren haben Untersuchungen an den Überresten Freis ergeben, dass dieser vergiftet worden sein könnte. Doch zwingende Beweise fehlen noch.This dissertation is a political biography of the former Chilean president Eduardo Frei Montalva (1964-1970). He is known as one of the most significant social reformers of Chile next to Arturo Alessandri and Salvador Allende. Born in Santiago (1911), Frei studied law at the Catholic University in the capital, where he and his fellow students were influenced by the theories of the social catholic doctrines. As a consequence the ambitious catholic students constituted the party “Falange Nacional” in 1939, built on the vision to change the Chilean economy and society substantially. They propagated the “Third Way” as an alternative to materialistic movements in Liberalism and Marxism. Frei became the leader of this party in the forties. In 1949 he was elected Senator, increasing his popularity in the following years. After having won the presidential elections against Allende in 1964, he started the governmental program called “Revolución en Libertad”. The Frei Administration tried to implement important social reforms and to support private initiatives, especially for small and medium sized enterprises. But the “Revolution in Freedom” could not be completely realized. In 1970 the Christian Democrats lost the power to the socialist Allende, who deepened the reforms of Frei. After the military coup in September 1973 Chile came under the rule of dictator Augusto Pinochet. Frei stood in strict political opposition to Allende as well as Pinochet. Frei died in January 1982 because of medical complications caused by a simple operation. An analysis of his remains has shown that he was poisoned by thallium and mustard gas. The dissertation is also about the European descents of the Chilean politician. His father, Eduard Frei, was born in Austria (Feldkirch), his family came from Switzerland (Toggenburg). Frei came to Chile around 1909 as a Swiss citizen

    What is a "Career of Violence"?

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    Am Beispiel jugendlicher Wiederholungstäter führt der Beitrag das Konzept der Gewaltkarriere ein und demonstriert dessen explikativen Wert für die Biographieforschung und Kriminalsoziologie. In handlungstheoretischer Hinsicht kritisiert er eine ausschließliche Orientierung am Modell des rational handelnden und stets handlungsfähigen Akteurs. Er unterscheidet zwischen Verlaufskurven des Erleidens familiärer Gewalt und Missachtung einerseits und Handlungsschemata der Gewaltausübung andererseits. Nach der Rekonstruktion einer ersten Phase von Gewaltkarrieren, die von Erfahrungen der Viktimisierung in der Familie geprägt ist, aber auch Vorboten einer gewaltsamen Rückgewinnung von Handlungsmacht und Anerkennung aufweist, arbeitet der Beitrag im Rekurs auf den Begriff der epiphanischen Erfahrung biographische Wendepunkte heraus, die den identitätsstiftenden Umschlag von der Opfer- in die Täterrolle herbeiführen. Schließlich werden drei wesentliche Aspekte gewalttätiger Handlungsschemata aufgezeigt, die für eine zweite Phase von Gewaltkarrieren charakteristisch sind: gewaltaffine Interpretationsregimes, mit deren Hilfe sich die lange ungeklärte Frage beantworten lässt, wie familiäre Gewaltzusammenhänge in jugendliche Lebenswelten hinein transferiert werden; intrinsische Gewaltmotive, die aus berauschenden Erfahrungen der Gewaltausübung hervorgehen und zu einer Verselbständigung entsprechender Handlungsmuster führen; und Gewaltmythologien, mit denen die Jugendlichen die Gewaltsamkeit normativ auszeichnen und in ihren Wirkungen glorifizieren.Using young repeat offenders as an example, this paper introduces the concept of a career of violence and demonstrates its explanatory value for biographical research and the sociology of crime. From an action-theory perspective, it criticizes exclusive orientation toward a model based on rationally behaving players who are always capable of action. It distinguishes between trajectories of violence and disrespect suffered in the family, on the one hand, and violent action schemes, on the other. After reconstructing the first phase of careers of violence - characterized by victimization within the family and presaging a violent reacquisition of power and recognition - this paper identifies biographical turning points and explains them using the concept of epiphanic experiences. These turning points bring about an identity-promoting switch in roles from victim to perpetrator. Finally, three essential aspects of violent action schemes are discussed that are characteristic of the second phase of careers of violence: interpretive regimes, which can shed light on the long unanswered question of how violent relations in families are transferred to young people's social environments; intrinsic motives for violence, which arise from exhilarating experiences of the use of violence and lead to the emergence of corresponding behavioral patterns; and mythologies of violence that enable young people to identify violence as normative behavior and glorify its effects

    Externes Nation- und Statebuilding der Europäischen Union zwischen Anspruch und Wirklichkeit am Beispiel des Kosovo

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    Seitdem der Kosovo 1999 unter eine internationale Verwaltung gestellt wurde, engagiert sich die EU neben anderen internationalen Institutionen und Organisationen am Stabilisierungsprozess und dem Aufbau von staatlichen Strukturen im Kosovo. Die EU hat sich eine zukünftige EU-Mitgliedschaft des Kosovo zum Ziel gesetzt. Die vorliegende Arbeit behandelt die Inhalte des Engagements der EU im Staaten- und Nationenaufbau des Kosovo. Der erste Teil beleuchtet die Anforderungen und Inhalte eines erfolgreichen externen Nation- und Statebuildingprojekts, indem er unterschiedliche Konzepte von Nation- und Statebuilding zusammenführt. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik und der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik, welche den institutionellen Rahmen für das Handeln der EU im Kosovo bilden. Im dritten Teil werden die speziell für den Kosovo bzw. den Westbalkan entwickelten Instrumente der EU beleuchtet und die Fortschritte und Misserfolge des externen Nation- und Statebuildingprozesses im Kosovo erläutert. Abschließend analysiert diese Arbeit den bisherigen Prozess des Staaten- und Nationenaufbaus im Kosovo der EU anhand der im ersten Kapitel erarbeiteten Inhalte eines externen Nation- und Statebuildingprozesses

    Bayesian and frequentist analysis of an Austrian genome-wide association study of colorectal cancer and advanced adenomas

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    Most genome-wide association studies (GWAS) were analyzed using single marker tests in combination with stringent correction procedures for multiple testing. Thus, a substantial proportion of associated single nucleotide polymorphisms (SNPs) remained undetected and may account for missing heritability in complex traits. Model selection procedures present a powerful alternative to identify associated SNPs in high-dimensional settings. In this GWAS including 1060 colorectal cancer cases, 689 cases of advanced colorectal adenomas and 4367 controls we pursued a dual approach to investigate genome-wide associations with disease risk applying both, single marker analysis and model selection based on the modified Bayesian information criterion, mBIC2, implemented in the software package MOSGWA. For different case-control comparisons, we report models including between 1-14 candidate SNPs. A genome-wide significant association of rs17659990 (P=5.43x10(-9), DOCK3, chromosome 3p21.2) with colorectal cancer risk was observed. Furthermore, 56 SNPs known to influence susceptibility to colorectal cancer and advanced adenoma were tested in a hypothesis-driven approach and several of them were found to be relevant in our Austrian cohort. After correction for multiple testing (alpha=8.9x10(-4)), the most significant associations were observed for SNPs rs10505477 (P=6.08x10(-4)) and rs6983267 (P=7.35x10(-4)) of CASC8, rs3802842 (P=8.98x10(-5), COLCA1,2), and rs12953717 (P=4.64x10(-4), SMAD7). All previously unreported SNPs demand replication in additional samples. Reanalysis of existing GWAS datasets using model selection as tool to detect SNPs associated with a complex trait may present a promising resource to identify further genetic risk variants not only for colorectal cancer

    Rho-associated kinase (ROCK) function is essential for cell cycle progression, senescence and tumorigenesis

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    Rho-associated kinases 1 and 2 (ROCK1/2) are Rho-GTPase effectors that control key aspects of the actin cytoskeleton, but their role in proliferation and cancer initiation or progression is not known. Here, we provide evidence that ROCK1 and ROCK2 act redundantly to maintain actomyosin contractility and cell proliferation and that their loss leads to cell-cycle arrest and cellular senescence. This phenotype arises from down-regulation of the essential cell-cycle proteins CyclinA, CKS1 and CDK1. Accordingly, while the loss of either Rock1 or Rock2 had no negative impact on tumorigenesis in mouse models of non-small cell lung cancer and melanoma, loss of both blocked tumor formation, as no tumors arise in which both Rock1 and Rock2 have been genetically deleted. Our results reveal an indispensable role for ROCK, yet redundant role for isoforms 1 and 2, in cell cycle progression and tumorigenesis, possibly through the maintenance of cellular contractility

    Situation, Figuration und Gewalt. Versuch eines gewaltsoziologischen Dialoges zwischen Randall Collins und Norbert Elias am Beispiel sexueller Kriegsgewalt

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    Ebner J, Stopfinger M. Situation, Figuration und Gewalt. Versuch eines gewaltsoziologischen Dialoges zwischen Randall Collins und Norbert Elias am Beispiel sexueller Kriegsgewalt. Österreichische Zeitschrift für Soziologie. 2020;45(S1):43-67.In diesem Beitrag werden zwei in der soziologischen Gewaltforschung etablierte Ansätze – die mikrosoziologisch-situationistische Gewalttheorie von Randall Collins und die figurations- bzw. prozesssoziologische Perspektive von Norbert Elias – auf ihre Eignung für die Analyse von sexueller Kriegsgewalt überprüft. Nach einer kurzen Diskussion des Forschungsstandes zu sexueller Kriegsgewalt wird dieses Thema einmal mit Collins und einmal mit Elias beleuchtet. Danach werden die beiden Zugänge einander gegenübergestellt, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Darauf aufbauend wird versucht, die Fruchtbarkeit eines „pragmatischen Dialoges“ zwischen einem mikro- und einem figurationssoziologisch inspirierten Ansatz auszuloten. Abschließend wird diskutiert, welche Folgerungen sich daraus für die Forschung zu sexueller Kriegsgewalt ergeben.In this paper, two approaches established in sociological violence research – Randall Collins’ micro-sociological theory of violence and Norbert Elias’ figuration- and process-sociological perspective—are examined for their suitability for the analysis of sexual violence in war. After a brief discussion of the current state of research on sexual violence in war, this topic will be examined once with Collins and once with Elias. The two approaches are then juxtaposed in order to highlight differences and similarities. Building on this, the fruitfulness of a “pragmatic dialogue” between a micro- and a figuration-sociologically inspired approach will be explored. The concluding section discusses the implications for research on sexual violence in war
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