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Kultur, ein Theater der Komplikationen. Unfertige Gedanken zum Selbstmordattentat
Der Aufsatz nimmt die kulturtheoretischen ZugĂ€nge des Marburger Kulturwissenschaftlers Martin Scharfes zum Ausgangspunkt einer âSymptomatologieâ politisch motivierter Selbstmordattentate der aktuellen Jihadbewegung bzw. des Daâesh in westlichen StadtrĂ€umen. Hierzu werden verschiedene ZugĂ€nge ausgelotet: der Kulturbegriff und seine Komplikationen, Terrorismusforschung und Anthropologie des Tötens, die zeitgeschichtlichen Konstellationen als Handlungshintergrund der Akteure im Rahmen von gesellschaftlichen Dekolonisierungsprozessen, die ihre Wohnbiographien und sozialen Lagen in den stĂ€dtischen Vororten bestimmen. Das Zusammendenken dieser AnsĂ€tze zielt auf eine Differenzierung der gegenwĂ€rtigen âKulturalisierung des Terrorsâ und leistet einen Beitrag zur Politisierung der kulturanthropologischen Kulturanalyse
MultilokalitÀt als Theorem der Kulturanalyse: Akteurzentrierte Perspektiven der Kulturanthropologie
Der kulturanthropologische Zugang zu MultilokalitĂ€t fokussiert die Perspektive des handelnden Individuums, das zur Herstellung von sozialem Sinn sich ihm bietende Raumressourcen nutzt. In seiner theoretischen Herleitung und Ausformulierung wird der Begriff zu einem Instrument der Erfassung gesellschaftlicher Dynamik. Als Facette einer spĂ€tmodernen Lebensweise, die schichtenĂŒbergreifend unterschiedliche Altersund Interessengruppen umfasst, lĂ€sst sich multilokales Wohnen als Kulturtechnik sinnhaften Handelns beschreiben, die der Nutzung von Gegenwartsmöglichkeiten ebenso wie der BewĂ€ltigung ihrer Anforderungen dient. Alternierende, hĂ€ufig transnationale Wohnpraktiken ermöglichen in diesem Sinne Handlungs- und DenkspielrĂ€ume, die einen distanzierenden Ausgleich zu bindenden Alltagsanforderungen darstellen.The cultural anthropological approach to multilocality focuses on the perspective of the acting individual, who uses the space resources available to create social meaning. Through its theoretical derivation and formulation, the term becomes an instrument for recording social dynamics. As a facet of a late-modern way of life that encompasses different age and interest groups across different social strata, multilocal living can be described as a cultural technique of meaningful action which serves to make use of present opportunities and to cope with the demands posed by those opportunities. In this sense, alternating, often transnational living arrangements allow scope for actions and thoughts that represent a distancing balance to binding everyday demands
MultilokalitÀt und MobilitÀt
Der Beitrag behandelt PhĂ€nomen und Begriff der MultilokalitĂ€t unter den Vorzeichen der globalisierten UrbanitĂ€t. Als Grundlage dienen die Paradigmen der Mobile Culture Studies, die die statischen gesellschaftlichen ĂuĂerungen unter dem Gesichtpunkt ihrer Bewegungskonstitution betrachten, namentlich die Begriffe des Wohnens und der Sesshaftigkeit. An einem konkreten Beispiel aus einer abgelegenen lĂ€ndlichen Region werden die Motive fĂŒr die heutigen Wanderungsbewegungen, die Grundlagen ihrer Beweglichkeit und ihre im gebauten Raum sichtbar werdenden ĂuĂerungen dargestellt. Es erscheinen Hausbau als biographische Aufgabe, Beweglichkeit als Zukunftswunsch sowie neue Formen von Familie, deren Kategorien in den nationalen Statistiken noch nicht treffend abgebildet werden
Die Wegweisung: ZĂŒchtigung des Anstössigen oder die europĂ€ische Stadt als Ort der Sauberkeit, Ordnung und Sicherheit
European Ethnology. Diagnosis and Prognosis for a Volkskunde Embedded in the Cultural and Social Sciences
As a discipline, European Ethnology draws inspiration both anthropology, interested in the non-European and âșforeignâč and from folklore, which concerns itself with âșnativeâč European culture. As both are involved in studying everyday culture, this contribution argues that the two ethnologies should concede each other the similarities of their fields and approaches in order of complementarities. In addition, both utilize social scientific theories and approaches that have focused both thematically and interdisciplinarily on âșborderlandsâč. European Ethnology thus can be understood as a holistic field, and as such it stands in productive opposition to the all-pervasive specialization of research found nowadays. Its systematically unsystematic nature reflects, so the argument, culture itself. This is also why field research and discourse analysis constitute the most important methodological approaches in European Ethnology.As a discipline, European Ethnology draws inspiration both anthropology, interested in the non-European and âșforeignâč and from folklore, which concerns itself with âșnativeâč European culture. As both are involved in studying everyday culture, this contribution argues that the two ethnologies should concede each other the similarities of their fields and approaches in order of complementarities. In addition, both utilize social scientific theories and approaches that have focused both thematically and interdisciplinarily on âșborderlandsâč. European Ethnology thus can be understood as a holistic field, and as such it stands in productive opposition to the all-pervasive specialization of research found nowadays. Its systematically unsystematic nature reflects, so the argument, culture itself. This is also why field research and discourse analysis constitute the most important methodological approaches in European Ethnology
SOS neue Regierungsweisen oder Save Our Souls ein Hilferuf der Schönen Neuen Stadt
(VLID)169647
Herdswomen North and South: A Letter from Provence
Artikkelikokoelma on kotimaisten ja ulkomaisten etnologien sekÀ lÀhitieteenaloja edustavien tunnettujen ja meritoituneiden tutkijoiden kirjoittama ajankohtainen ja monipuolen teos, jonka keskiössÀ ovat kansainvÀlinen kansatiede ja eurooppalainen etnologia
Hirak. Ein Ohr voll Algerien in Bewegung (Feature)
Ab und zu bringen wir in unserem Programm ein Feature. Das ist sozusagen die Königsdisziplin im Hörfunk. Heute ist es wieder mal soweit. Der Titel: âHirak. Ein Ohr voll Algerien in Bewegungâ, geschrieben von Johanna Rolshoven und Laura BĂ€umel. Johanna Rolshoven ist Empirische Kulturwissenschaftlerin und Professorin am Institut fĂŒr Kulturanthropologie und EuropĂ€ische Ethnologie der Uni Graz. Laura BĂ€umel arbeitet im selben Fach als Forschungsassistentin. âHirak. Ein Ohr voll Algerien in Bewegungâ ist eine Momentaufnahme der laufenden algerischen Revolutionsbewegung.
Das Hörfunkfeature verknĂŒpft aktuelle Geschehnisse mit historischen Ereignissen und Informationen ĂŒber Algerien. Den Autorinnen Johanna Rolshoven und Laura BĂ€umel geht es nicht um eine distanzierte akademische Analyse der Geschehnisse, sondern um die essayistische Wiedergabe ihrer EindrĂŒcke von einer Forschungsreise im FrĂŒhjahr 2019 durch die Staaten des Maghreb. Das Feature schildert vor allem die Ereignisse in Algier seit Februar 2019. Geschichte, Gegenwartsanalyse, GesprĂ€che und Soundscapes sind sein Stoff â KlĂ€nge aus einem Land im Ausnahmezustand