238 research outputs found
Wie wär's mit einer Art Tinder für Soziale Dienste?
Adressat:innen Sozialer Arbeit verfügen über einzigartiges Erfahrungswissen. Wie lässt sich das in der Ausbildung von Sozialarbeitenden nutzen? Erkenntnisse aus drei Seminaren
Drohende Prekarisierung statt umfassender Schutz
Sozialhilfe zielt nicht nur auf die Existenzsicherung bedürftiger Personen, sondern auch auf deren berufliche und soziale Partizipation ab. Das Recht auf Unterstützung wird von Ausländerinnen und Ausländern jedoch zunehmend nicht wahrgenommen, denn die Angst vor ausländerrechtlichen Konsequenzen ist gross. Sozialarbeitende in den verschiedensten Feldern sorgen sich über zunehmende Schwierigkeiten, den Kontakt zur Zielgruppe zu halte
Service User Involvement in der Ausbildung der Sozialen Arbeit : ein Lehr- und Forschungsprojekt
In der Schweiz haben Sozialarbeitende in der Ausbildung oft nur begrenzten Kontakt zu Klient:innen, der in der Regel auf obligatorische Praktika oder Freiwilligenarbeit beschränkt ist. Dies trägt nur begrenzt zum Abbau von möglichen gegenseitigen Ängsten, Missverständnissen und Vorurteilen bei. Das Einbeziehen von Service Usern in die Ausbildung soll dazu beitragen, dass Sozialarbeitende ihre Klient:innen bereits frühzeitig als gleichberechtigte Kooperationspartner:innen erleben können.
Um herauszufinden, wie Service User Involvement in der Lehre konkret umgesetzt werden kann, wurden im Herbst 2022 und im Frühjahr 2023 insgesamt drei Seminare an der ZHAW Soziale Arbeit durchgeführt. Dabei nahmen Studierende, Service User und Vertreter:innen aus der Praxis teil. Das Ziel dieser Seminare war die Entwicklung von Unterrichtsformen, bei denen Adressat:innen der Sozialen Arbeit ihr Erfahrungswissen gleichberechtigt weitergeben. Ausgehend von den Bedürfnissen der Service User und der Studierenden wurden kreative Methoden angewendet, um Ideen für den Unterricht zu entwickeln, durch deren Umsetzung das Bachelorstudium besser den Anforderungen sowohl der Studierenden als auch der Service User gerecht werden würde sowie generell an Qualität gewinnt.
In der Lehre gibt es verschiedene Möglichkeiten zum Service User Involvement. Dies reicht von einem gegenseitigen Austausch von Erfahrungen bis zur Beteiligung von Service Usern an der Bewertung studentischer Leistungen. Dazwischen wurden in den Seminaren viele kreative Ideen entwickelt. Ein Vorschlag ist die Einrichtung eines Ausbildungsbetriebs unter der Leitung der ZHAW, der Beratungsangebote und Beratungsräume für Studierende bereitstellen würde, in denen diese Praxiserfahrung sammeln könnten. Hierbei würden sie nicht nur von internen Dozierenden, sondern auch von Service Usern betreut und gecoacht. Ein weiteres häufig diskutiertes Thema war die Schulung in Gesprächsführung. Studierende äusserten den Wunsch nach mehr Übungsmöglichkeiten während ihres Studiums, während Service User von stigmatisierenden oder diskriminierenden Gesprächen in der Praxis berichteten. Dies führte zur Entwicklung verschiedener Ideen für Gesprächsführungstrainings, die bereits in den frühen Phasen des Studiums stattfinden könnten, sowohl in Online- als auch in Präsenzveranstaltungen.
Die Entlohnung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, um festzustellen, ob eine (Arbeits-)Beziehung auf Augenhöhe besteht. Wenn Service User im Rahmen der Lehre als Expert:innen in eigener Erfahrung tätig sind, sollten sie genauso wie andere externe Dozierende regulär entschädigt werden. Allerdings wird im internationalen Diskurs die Finanzierung häufig als die grösste Hürde für die Einbindung von Service Usern betrachtet. Daher wurden die drei Lehrveranstaltungen an der ZHAW aus einem speziellen Projektkredit finanziert. Reguläre Modul- oder Seminarbudgets erlauben keinen so umfassenden Personaleinsatz. Falls also die Einbeziehung von Adressat:innen der Sozialen Arbeit in die Bachelorausbildung systematisch erfolgen soll, sind Änderungen der Rahmenbedingungen unerlässlich.
In Bezug auf die Haltung der Lehrpersonen gegenüber Service User Involvement zeigte eine zum Projekt gehörende Befragung, dass dies alle befragten Lehrpersonen als Ergänzung befürworten. Die Haltung zum Stellenwert des Erfahrungswissens zeigt sich divers, wobei die Tendenz nicht in Richtung Gleichwertigkeit mit wissenschaftlichem und Praxis-Wissen geht.
Das Projekt wurde im August 2023 erfolgreich abgeschlossen und wird in diesem Bericht dokumentiert. Der Bericht enthält eine Zusammenstellung aller in den Seminaren entwickelten Ideen sowie auch die Erkenntnisse aus der Befragung des Lehrpersonals. Es wird empfohlen, einen Fonds für Service User Involvement-Projekte in der Lehre zu etablieren. Zudem sollten die administrativen Abläufe angepasst werden, um auch Service User mit existenzsichernden Sozialtransferleistungen oder ohne legalen Aufenthaltsstatus als Dozierende zu beauftragen und entschädigen zu können, ohne dass abschreckende administrative Hürden bestehen. Des Weiteren sollte eine Plattform für den Informations- und Wissensaustausch zum Thema Service User Involvement geschaffen werden
Magnetic antivortex-core reversal by circular-rotational spin currents
Topological singularities occur as antivortices in ferromagnetic thin-film microstructures. Antivortices behave as two-dimensional oscillators with a gyrotropic eigenmode which can be excited resonantly by spin currents and magnetic fields. We show that the two excitation types couple in an opposing sense of rotation in the case of resonant antivortex excitation with circular-rotational currents. If the sense of rotation of the current coincides with the intrinsic sense of gyration of the antivortex, the coupling to the Oersted fields is suppressed and only the spin-torque contribution locks into the gyrotropic eigenmode. We report on the experimental observation of purely spin-torque induced antivortex-core reversal. The dynamic response of an isolated antivortex is imaged by time-resolved scanning transmission x-ray microscopy on its genuine time and length scale
Online-Gesprächssettings in der Sozialberatung in Zeiten des Social Distancing : eine Bilanz
Während des Lockdowns im Frühling 2020 haben sich die Beratungsbedingungen in der Sozialen Arbeit vielerorts radikal verändert. Ein Forschungsteam der ZHAW ging deshalb der Frage nach, welche Erfahrungen Sozialarbeitende in der Beratung mit Online-Gesprächssettings – sei dies per Videocalls, Mail, Telefon oder WhatsApp – in der Beratung ihrer Klientinnen und Klienten machten.
Die Frage «Welche Bilanz ziehen Sozialarbeitende in der Sozialberatung aus den Erfahrungen in der Gesprächsführung vor, während und nach dem Social Distancing?» stand im Fokus, doch sind auch die nachfolgenden Aspekte von Relevanz, wie etwa das Risiko, dass gewisse Adressatengruppen nicht mehr erreicht werden oder Gefahren bezüglich des Daten- und Persönlichkeitsschutzes. Gleichzeitig interessierten aber auch die Möglichkeiten, die sich durch Online-Tools eröffnet haben, um daraus Empfehlungen abzuleiten, für welche Beratungsgespräche und bei welchen Personengruppen sie zielführend genutzt werden können.
Es zeigt sich, dass insbesondere im ersten Lockdown ein Grossteil der interviewten Beratungsdienste (noch) nicht über die nötige technische Infrastruktur verfügte. Dies führte dazu, dass die meisten interviewten Sozialarbeitenden während des Lockdowns lediglich Telefon und Mail nutzten – also Tools, die sie auch zuvor verwendet haben. Rund die Hälfte nutzte auch WhatsApp (teils mit FaceTime) oder Videocalls, was der Qualität persönlicher Gespräche nähergekommen sei. WhatsApp wurde zwar als datenschutzbedingt unsicher eingestuft, doch für die Sozialarbeitenden stellte es insbesondere mit fremdsprachigen Adressatinnen und Adressaten einen pragmatischen Weg dar, um den Kontakt und die Beratung aufrechtzuerhalten. Einschränkend wurde angemerkt, dass mit Videocalls nur Zielgruppen mit genügend technischer Infrastruktur und Know-how erreicht werden. Negative Effekte wurden darin gesehen, dass alle technischen Tools mit unterschiedlichen Wahrnehmungseinschränkungen, Distanziertheit und eher mit dem Abhaken von Themen in der Kommunikation verbunden waren. Gleichzeitig seien manche Grenzen bezüglich Nähe und Distanz ins Wanken geraten, wenn zum Beispiel Adressatinnen beim Einkaufen Gespräche führten. Als herausfordernd wurden von den Sozialarbeitenden die Wahrung der Professionalität, die transparente Auftragsklärung und das Ziehen von Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben hervorgehoben.
Die Wahl der Online-Tools führte teilweise zu Diskrepanzen und Meinungsverschiedenheiten bezüglich deren Notwendigkeit, Einsatzmöglichkeiten und Datenschutzfragen innerhalb der Organisationen. Hier beklagen einige die Schwerfälligkeit grosser Verwaltungsorganisationen, während kleinere Organisationen agiler und offener mit dem Einsatz von Online-Tools umgingen. Als zentrales Fazit kann die Möglichkeit, Beratungsgespräche über elektronische Medien niederschwelliger zu gestalten, festgehalten werden, indem Beratungsgespräche in kürzeren Abständen und häufiger als sonst üblich stattfanden. Zudem sei der Aufwand bezüglich Koordination mit weiteren Beteiligten oder Wegaufwand durch das Online-Setting deutlich geringer. Trotzdem möchten die meisten Sozialarbeitenden Face-to-Face-Beratungsgespräche nicht missen – insbesondere für Erstgespräche. Sie können sich durchaus vorstellen, dass sich Mischformen (online und physisch) etablieren, denn diese könnten sowohl eine niederschwellige, ressourcenschonende Online-Sozialberatung als auch zielgerichtete, persönliche Gespräche ermöglichen
Vorstudie Innocheck-Projekt "Caseload Converter" in der Sozialhilfe
Im Rahmen des Innocheck-Projekts werden Abklärungen zur Bestimmung der Falllast von Sozialdiensten vorgenommen. Diese Vorabklärungen zu den Chancen und Risiken sowie der Umsetzbarkeit stellen die Basis für die Entwicklung eines Tools zur Berechnung und Vergleichbarkeit der Falllast unter Einbezug aller relevanten Parameter dar. Dieses Tool mit dem Namen „Caseload Converter“ würde in einem nächsten Schritt im Rahmen eines umfassenderen Entwicklungsprojekts entwickelt und getestet.
Im Vordergrund der Vorstudie stehen die Fragen nach der Bestimmung und Vergleichbarkeit der Falllast. Dafür fragten wir Leitende von Sozialen Diensten in Städten, sowie mittleren und kleineren Gemeinden in der Deutsch- und Westschweiz an. Es wurden fünf online-Gruppendiskussionen durchgeführt (vier Fokusgruppendiskussionen in der Deutschschweiz sowie eine in der Westschweiz mit Leitenden von Sozialdiensten) sowie einer späteren Validierungsrunde mit den beteiligten Gremien der SKOS, um die aktuelle bzw. ideale Falllast von Sozialdiensten mit unterschiedlichen Voraussetzungen (Entwicklung der Sozialhilfequoten, Grösse der Sozialdienste, Ausrichtung polyvalent/ spezialisiert etc.) und weitere Rahmenbedingungen (Ressourcen- und Fallsteuerung, Entlastungsfaktoren etc.) zu bestimmen. Die Diskussionen wurden aufgezeichnet, protokolliert und im Sinne einer zusammenfassenden Inhaltsanalyse ausgewertet.
Auf der Grundlage der Expertendiskussionen wurde klar, wie komplex und voraussetzungsvoll das Projektvorhaben ist. Für grosse Sozialdienste ist das Interesse an einem Caseload Converter beschränkt, da sie in der Regel bereits über fundierte Grundlagen und über ein ausgeklügeltes System der Fallsteuerung mit hoher Arbeitsteiligkeit und unter Einbezug diverser Fachstellen verfügen und somit auch Skepsis an der Vergleichbarkeit im Sinne eines Benchmarkings besteht. Hingegen zeichnet sich in den durchgeführten Gruppendiskussion ab, dass mittlere und kleine Sozialdienste einen Caseload Converter im Sinne einer Objektivierung und als Referenz sowohl für die interne Ressourcenplanung und Fallsteuerung wie auch für die externe Diskussion für die Begründung von Personalressourcen als sehr wünschenswert und unterstützend eingeschätzt wurde. Im Hinblick auf die Vergleichbarkeit wurde von allen Beteiligten eine gewisse Skepsis laut und es wurde auf die vielfachen Faktoren hingewiesen, die bei der Festlegung der Falllast eine Rolle spielen können und eine Vergleichbarkeit wohl nur im Sinne einer Annäherung möglich sein werden. Generell wurde zudem eine grosse Chance darin gesehen, auf der Basis objektivierter Daten in einen Austausch untereinander zu treten und das Lernen voneinander rund um Fragen zur Falllast zu fördern
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