673 research outputs found
Beiträge zur Lesekompetenz von Personen mit unterschiedlicher Sprachbiographie
Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund in Deutschland schneiden in nationalen und internationalen Schulleistungsstudien deutlich schlechter ab als Schülerinnen und Schüler ohne Migrationshintergrund. Auch hinsichtlich der Lesekompetenz im Deutschen sind die Ergebnisse eines großen Teils der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund immer wieder bedenklich schlecht. Um die Frage, welche Förderung gegen Defizite in der Deutsch-Lesekompetenz bei dieser Schülergruppe eingesetzt werden sollte, hat sich in Deutschland eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit breiter öffentlicher Wirkung entwickelt. Die drei Beiträge der vorliegenden Dissertation liefern aus unterschiedlicher Perspektive einen Beitrag zur Erforschung der Lesekompetenz von Personen mit unterschiedlicher Sprachbiographie.
Beitrag I (Rauch & Hartig, 2010) zeigte, dass es möglich ist, mit den Mitteln der mehrdimensionalen Item Response Theorie den diagnostischen Nutzen eines Deutsch-Lesekompetenztests zu erhöhen. Für Schülerinnen und Schüler, die zu Hause nicht das Deutsche zur Kommunikation nutzen, zeigte sich, dass sie insbesondere bei Basisfähigkeiten, die zur Bewältigung höherer Lesekompetenzprozesse notwendig sind, gegenüber ihren deutschsprachigen Mitschülerinnen und Mitschülern benachteiligt sind. Beitrag II (Rauch, Jurecka & Hesse, 2010) belegte, dass Türkisch-Deutsch bilinguale Schülerinnen und Schüler über niedrigere Deutsch-Lesekompetenzen verfügen als ihre monolingual Deutsch aufgewachsenen Mitschülerinnen und Mitschüler. In der Englisch-Lesekompetenz wurde kein Gruppenunterschied nachgewiesen. Es fand sich darüber hinaus ein signifikant positiver Effekt der Türkisch-Lesekompetenz auf die Englisch-Lesekompetenz, aber nicht auf die Deutsch-Lesekompetenz. Beitrag III (Rauch, Jude & Naumann, in Druck) zeigte, dass Türkisch-Deutsch bilinguale Schülerinnen und Schüler, die in beiden Sprachen Texte selbständig lesen und verstehen können, besser im Englisch-Lesekompetenztest abschneiden als monolingual aufgewachsene Schülerinnen und Schüler. Türkisch-Deutsch bilinguale Schülerinnen und Schüler, die über niedrigere Lesekompetenzen im Türkischen und Deutschen verfügen, schnitten im Englisch-Lesekompetenztest schlechter ab als beide anderen Vergleichsgruppen. Zudem zeigte Beitrag III, dass Sprachbewusstheit den Zusammenhang zwischen Biliteralität und drittsprachlicher Lesekompetenz teilweise mediiert.
Aus den Ergebnissen kann gefolgert werden, dass es für die Förderung der Deutsch-Lesekompetenz von Schülerinnen und Schülern, die zu Hause nicht das Deutsche zur Kommunikation nutzen, sinnvoll ist, insbesondere auf die Förderung der Bildung von adäquaten Makrostrukturen und die Vermittlung von Lesestrategien abzuheben. Die unterschiedlichen Befunde zur Interdependenz von Kompetenzen im Türkischen einerseits und im Deutschen und Englischen andererseits wurden auf die Art des schulischen Unterrichts in Deutsch und Englisch zurückgeführt. Während Schülerinnen und Schüler mit Herkunftssprache Türkisch im Englischunterricht, der das Englische im formalen Sprachunterricht vermittelt, in der Lage sind, Bezüge zu ihrer Herkunftssprache herzustellen, ist dies im Deutschunterricht, der das Deutsche selbst weitgehend voraussetzt, nicht möglich. Ein Teil des wiederholt in der Literatur berichteten Befundes, dass bilinguale Schülerinnen und Schüler, die in ihren beiden Sprachen lesen können, in drittsprachlichen Lesekompetenztests besser abschneiden als monolinguale Schülerinnen und Schüler, scheint auf erhöhte Sprachbewusstheit zurückzuführen zu sein. Dieses besondere Potential bilingualer Schülerinnen und Schüler könnte durch Herkunftssprachlichen Leseunterricht und einen auf Sprachbewusstheit ausgerichteten Unterricht weiter ausgeschöpft werden
Empirische Methoden und Ergebnisse in der Fremdsprachenforschung – Einführung in die Themenausgabe
Die empirische Wende, die sich vor dem Hintergrund einer stärkeren Output-Orientierung im Bildungswesen in
allen Fachdidaktiken vollzieht, bleibt auch in der Fremdsprachendidaktik und Fremdsprachenforschung nicht ohne
Widerhall. In den letzten Jahren wurden zunehmend Projekte realisiert, die unter Nutzung der vorhandenen theoretischen Modelle und curricularen Vorarbeiten einen empirischen Zugriff auf das Fremdsprachenlernen im Schulunterricht realisieren. Das Projekt DESI (Deutsch-Englisch-Schülerleistungen International; Beck & Klieme 2007; DESIKonsortium 2008) kann innerhalb der Fremdsprachendidaktik vielleicht als Startschuss für repräsentative empirische
Vorstöße gewertet werden. Das von der Kultusministerkonferenz im Jahre 2001 in Auftrag gegebene Projekt untersuchte im Rahmen kooperativer Zusammenarbeit von Fachdidaktikern, pädagogischen Psychologen und DiagnostikExperten systematisch die Realität des Englisch- und Deutschunterrichts in der 9. Klasse. Der DESI-Studie folgten weitere empirische Arbeiten in den Fremdsprachendidaktiken und nicht zuletzt eine systematische Ausdifferenzierung von Leistungserwartungen in der Schule im Rahmen der Definition von Bildungsstandards für Englisch als
Fremdsprache (Kultusministerkonferenz 2003; Rupp, Vock, Harsch & Köller 2008). Weiterhin gab es in den letzten
Jahren international ausgerichtete Bemühungen, empirische Vergleiche von Fremdsprachenkompetenzen zwischen
Sprachlernern aus verschiedenen Staaten zu ermöglichen. Das Projekt EBAFLS (European Bank of Anchor Items
for Foreign Language Skills, vgl. Jurecka 2010) stellt einen Schritt hin zur Vergleichbarkeit von europäischen
Sprachzertifikaten dar, teilnehmende Länder waren Deutschland, Frankreich, Luxemburg, die Niederlande, Schottland, Schweden, Spanien und Ungarn. Die systematische Einführung von Bildungsstandards seit dem Jahr 2003
einerseits und weitere Forschungsanstrengungen im Rahmen von Schulleistungsstudien, die fremdsprachliche Kompetenz einbeziehen (z.B. KESS; May 2006), begleiten und befördern die empirische Wende in den Fachdidaktiken
der Fremdsprachen, die sich inzwischen in zahlreichen Forschungsarbeiten und in einer verstärkten empirischen
Aktivität in verschiedenen Projekten abbildet, in die jeweils auch Nachwuchswissenschaftler involviert sind (z.B.
Bayrhuber, Harms, Muszynski, Ralle, Rothgangel, Schön, Vollmer & Weigand 2011; Aguado, Schramm & Vollmer
2010)
Außerunterrichtliches Peer Tutoring mit deutsch-türkischsprachigen Grundschulkindern. Umsetzungsgenauigkeit und Umfang von bilingualer Kommunikation
Der vorliegende Beitrag fokussiert die Implementation von außerunterrichtlichen Peer Tutoring-Trainings im Lesen und Rechnen mit türkisch-deutschsprachigen Grundschulkindern. Hierbei bildeten jeweils zwei Grundschulkinder (Peers) ein Tandem, das von einer geschulten studentischen Trainingsleitung angeleitet wurde. Zur Erfassung der Implementation von Peer Tutoring-Elementen unter diesen Bedingungen wurde die Umsetzungsgenauigkeit herangezogen. Eine Besonderheit der Studie war, dass es einem Teil der Trainingsgruppen erlaubt war, beide Sprachen während des Trainings zu sprechen. Für die bilinguale Kommunikation wurden zusätzliche Operationalisierungen geprüft, um die Umsetzung bilingualer Kommunikation zu erfassen. Darüber hinaus wird im Beitrag konsequent zwischen der Implementation durch Trainingsleitungen und durch Lernende unterschieden. Die Ergebnisse unterstreichen die hohe Umsetzungsgenauigkeit der außerunterrichtlichen Peer Tutoring-Trainings. Sie zeigen aber auch auf, dass die Lernenden in diesem Setting nur wenig miteinander in ihrer Herkunftssprache kommunizierten und mehr türkischsprachige Impulse durch Trainingsleitungen nicht mit mehr bilingualer Kommunikation durch die Lernenden einherging. Der Beitrag liefert somit weitere Erkenntnisse zur Aktivierung und zum Umfang bilingualer Kommunikation beim kooperativen Lernen. (DIPF/Orig.)The paper focusses on the implementation of extracurricular peer tutoring trainings in reading and arithmetic with Turkish-German primary school children. Two children formed a dyad and were accompanied by a trained undergraduate instructor. Adherence was used to measure the implementation of peer tutoring elements under these conditions. Some of the learners were allowed to speak both languages during the training. For bilingual communication, additional operationalizations were examined to capture its implementation. Furthermore, a consistent distinction is made between implementation by trainers and by peers. The results show high treatment adherence of extracurricular peer tutoring trainings. However, they also show that the learners communicated only little with each other in their language of origin and that more Turkish-language impulses by trainees did not correspond with more bilingual communication by the learners. The article thus provides further insights into the activation and extent of bilingual communication in cooperative learning. (DIPF/Orig.
Expression of HLA-G by mast cells is associated with hepatitis C virus-induced liver fibrosis.
International audienceBACKGROUND AND AIMS: Infection by hepatitis C virus is a worldwide health problem. An inadequate Th2 cytokine response promotes the fibrosis-cirrhosis fate. Immune-modulating molecules favoring a Th2 profile, such as HLA-G molecules of the HLA class Ib family, may play a role in chronic hepatitis. HLA-G contributes to the escape of tumors, and their involvement in viral infections has been increasingly described. The aim of this work was to study the expression of HLA-G in the liver, its cellular source and its regulation in cases of chronic C hepatitis. METHODS: HLA-G cells in blocks of liver derived from patients infected with HCV were labeled by immunohistochemistry and enumerated. Double immunofluorescence allowed the identification of the cellular source. HLA-G secretion by a human mast cell line was quantified by ELISA after various stimulations. After treatment with IFN-α real-time PCR was performed to determine the kinetics of cytokine expression profiles, followed by heat map clustering analysis. RESULTS: The number of HLA-G + cells was significantly associated with the area of fibrosis. For the first time, we identify the HLA-G+ cells as being mast cells. HLA-G secretion was significantly induced in human mast cells stimulated by IL-10 or interferons of class I. The transcriptome of the secretome of this cell line stimulated by IFN-α revealed that i) the HLA-G gene is upregulated late, ii) T lymphocytes and NK cells are recruited. CONCLUSIONS: These findings suggest an autocrine loop in the genesis of HCV liver fibrosis, based on mast cells expressing HLA-G
Long-term trends in hepatitis C prevalence, treatment uptake and liver-related events in the Swiss HIV Cohort Study
BACKGROUND AND AIMS: Treatment for chronic hepatitis C virus (HCV) infections changed dramatically in the last decade. We assessed changes in the prevalence of replicating HCV infection, treatment uptake and liver-related morbidity and mortality in persons with HIV (PWH) and hepatitis C in the Swiss HIV cohort study.
METHODS: We included all cohort participants between 2002 and 2021. We assessed yearly prevalence of replicating HCV infection, overall and liver-related mortality, as well as the yearly incidence of liver-related events in persons with at least one documented positive HCV-RNA.
RESULTS: Of 14 652 participants under follow-up, 2294 had at least one positive HCV-RNA measurement. Of those, 1316 (57%) ever received an HCV treatment. Treatment uptake increased from 8.1% in 2002 to a maximum of 32.6% in 2016. Overall, prevalence of replicating HCV infection declined from 16.5% in 2004 to 1.3% in 2021. HCV prevalence declined from 63.2% to 7.1% in persons who inject drugs, and from 4.1% to 0.6% in men who have sex with men. Among the 2294 persons with replicating HCV infection, overall mortality declined from a maximum of 3.3 per 100 patient-years (PY) to 1.1 per 100 PY, and incidence of liver-related events decreased from 1.4/100 PY to 0.2/100 PY.
CONCLUSIONS: The introduction of DAA therapy was associated with a more than 10-fold reduction in prevalence of replicating HCV infection in PWH, approaching the estimates in the general population. Overall mortality and liver-related events declined substantially in persons living with HIV and hepatitis C
Long-term trends in hepatitis C prevalence, treatment uptake and liver-related events in the Swiss HIV Cohort Study.
BACKGROUND AND AIMS
Treatment for chronic hepatitis C virus (HCV) infections changed dramatically in the last decade. We assessed changes in the prevalence of replicating HCV infection, treatment uptake and liver-related morbidity and mortality in persons with HIV (PWH) and hepatitis C in the Swiss HIV cohort study.
METHODS
We included all cohort participants between 2002 and 2021. We assessed yearly prevalence of replicating HCV infection, overall and liver-related mortality, as well as the yearly incidence of liver-related events in persons with at least one documented positive HCV-RNA.
RESULTS
Of 14 652 participants under follow-up, 2294 had at least one positive HCV-RNA measurement. Of those, 1316 (57%) ever received an HCV treatment. Treatment uptake increased from 8.1% in 2002 to a maximum of 32.6% in 2016. Overall, prevalence of replicating HCV infection declined from 16.5% in 2004 to 1.3% in 2021. HCV prevalence declined from 63.2% to 7.1% in persons who inject drugs, and from 4.1% to 0.6% in men who have sex with men. Among the 2294 persons with replicating HCV infection, overall mortality declined from a maximum of 3.3 per 100 patient-years (PY) to 1.1 per 100 PY, and incidence of liver-related events decreased from 1.4/100 PY to 0.2/100 PY.
CONCLUSIONS
The introduction of DAA therapy was associated with a more than 10-fold reduction in prevalence of replicating HCV infection in PWH, approaching the estimates in the general population. Overall mortality and liver-related events declined substantially in persons living with HIV and hepatitis C
Risk Factors and Incidence of Sexually Transmitted Infections in the Swiss HIV Cohort Study
BACKGROUND: Sexually transmitted infections (STIs) are common among people with human immunodeficiency virus (PWH), but there are limited data about risk factors and incidence of STIs in large, representative cohort studies. METHODS: We assessed incidence and risk factors of STIs reported by treating physicians within the Swiss HIV Cohort Study (SHCS). Sexually transmitted infections and demographic, clinical, and behavioral characteristics were prospectively collected at 6-month follow-up visits between October 2017 and November 2019. We used multilevel Poisson regression to assess incidence rate ratios of different STIs. RESULTS: Among 10 140 study participants, a total of 1634 STIs in 1029 SHCS participants were reported over 17 766 person-years of follow up (PYFUP). The overall incidence of any reported STI was 91.9 per 1000 PYFU (95% confidence interval [CI], 85.8 –98.5). Among the 1634 STI episodes, there were 573 (35.1%) incident cases of syphilis, 497 gonorrhea (30.4%), and 418 chlamydia (25.6%). Men who have sex with men (MSM) younger than 50 years represented 21% of the study population, but accounted for 61% of reported STIs. Male sex (adjusted incidence rate ratio [aIRR], 2.03; 95% CI, 1.36–3.02), MSM (aIRR, 3.62; 95% CI, 2.88–4.55), age group 18–34 years (aIRR, 1.78; 95% CI, 1.51–2.10), history of sexual relationships with occasional partners (aIRR, 6.87; 95% CI, 5.40–8.73), and reporting injecting drug use (aIRR, 2.48; 95% CI, 1.91–3.23) were associated with a higher risk of incident STIs. CONCLUSIONS: Sexually transmitted infections were frequent among PWH and varied considerably between age and risk groups. Screening programs and recommendations for STI testing need to be adapted according to risk factors and demographic characteristics
Genetic diversity from proviral DNA as a proxy for time since HIV-1 infection
HIV-1 RNA genetic diversity predicts time since infection which is important for clinical care and research. It's unclear, however, whether proviral DNA genetic diversity sampled under suppressive antiretroviral therapy can be used for this purpose. We tested whether proviral genetic diversity from NGS sequences predicts time since infection and recency in 221 people with HIV-1 with known infection time. Proviral diversity was significantly associated with time since infection (p<5*10-07, R2 up to 25%) and predictive of treatment initiation during recent infection (AUC-ROC up to 0.85). This shows the utility of proviral genetic diversity as a proxy for time since infection
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