35 research outputs found
... dort, wo ich berühre, werde ich auch berührt: Touched by touching
Zusammenfassung : Ziel der Arbeit ist es, die Berührung, den Berührungssinn oder die Haut als dessen Organ phänomenologisch und psychodynamisch zu erfassen sowie zu überlegen, wie der Erfahrungsraum der Berührung sich gestaltet und wie diese Dimension des Fühlens in der psychoanalytischen Psychotherapie sich umsetzt. Die phänomenologischen Analysen folgen v. a. den französischen Phänomenologen und Philosophen Maurice Merleau-Ponty und Emmanuel Levinas, die psychodynamischen Analysen u. a. Didier Anzieu und Danielle Quinodoz. Der Erfahrungsraum der Berührung wird in folgenden Schritten nachgezeichnet: Einleitend wird zu fragen sein, was die Sprache an Erkenntnissen über die Berührung bereithält. In einem zweiten Schritt werden die phänomenologischen Analysen beschrieben, die den Erfahrungsraum der Berührung (synchron) erfassen. Dabei werden die Verbindungen zwischen dem Selbst und dem Objekt (Personen) im Mittelpunkt stehen, aber auch die Qualitäten oder die Regulationsvorgänge, die in der Berührung und durch die Berührung erbracht werden, und schließlich die Zeitlichkeit oder die in dem Prozess der Berührung mitschwingenden Zeiterfahrungen. Die Dimensionen der Unmittelbarkeit, der Wechselseitigkeit und des Abstands werden dabei entscheidend sein; sie werden anhand von exemplarischen Darstellungen von Berührungsmustern in der Kunstgeschichte erläutert. In einem dritten Teil wird eine Fallvignette aus den Behandlungen der Basler Psychotherapeutischen Tagesklinik zum Ausgangspunkt genommen, um zu zeigen, wie die frühesten Berührungserfahrungen das Selbstverständnis bilden und zur Ich- Stärke beitragen, und wie Psychotherapie, durch eine Berührung mit Worten, bei dem Wiederfinden oder dem neuen Entdecken von Berührung hilft. Anstelle einer Zusammenfassung wird ein Gedicht zum Thema der Berührung erneut die Frage stellen, ob Worte berühren könne
Psychoanalyse im Alltag der psychiatrischen Klinik
Der Artikel gliedert sich in folgende Teile: In einem ersten Teil wird ein Überblick darüber gegeben, auf welchen Ebenen Psychoanalyse in der (psychiatrischen) Institution wirksam werden kann. Sie tut dies, indem sie – wie jede andere Therapieschule auch – diagnostische und Behandlungsverfahren anbietet. Sie geht aber darüber hinaus, indem sie eine Metatheorie zur Verfügung stellt, die es erlaubt, heterogene Behandlungsbausteine zusammenzufügen, und indem sie den Alltag des psychiatrischen Handelns zu verstehen und therapeutisch nutzbar zu machen erlaubt. Schliesslich versteht sich Psychoanalyse nicht nur als Therapie in der Institution, sondern als Analyse der Institution, mit dem Ziel, die Institution selbst zu einem therapeutischen Faktor werden zu lassen, zumindest zu verhindern, dass die Institution umgekehrt den Therapien entgegenarbeitet oder schädlich wirkt. Der zweite Teil beschreibt die Voraussetzungen, die gegeben sein müssen, damit die Psychoanalyse auf den verschiedenen Ebenen fruchtbar werden kann. Zu unterscheiden sind dabei organisatorische Voraussetzungen wie Personalausstattung und Zeit-Management von den konzeptuellen Voraussetzungen, etwa der Bereitschaft aller Ebenen der Hierarchie zur Mitarbeit oder zur Toleranz. Zu den Voraussetzungen gehören aber auch didaktische Massnahmen und eine ausreichende personelle Ausstattung mitPsychoanalytikern
Klimawandel:Psychoanalytischer Versuch über die Schwierigkeit nein zu sagen
Der Titel verweist auf das Werk des Religionsphilosophen Klaus Heinrich, Versuch über die Schwierigkeit nein zu sagen. Einige Grundthesen dieses Buchs sollen den Weg dafür bereiten, Antworten auf die Frage zu finden, warum es so schwer ist, gegen den Klimawandel, der uns alle immer stärker bedroht, einzuschreiten. Nein sagen setzt voraus, die Katastrophe, die wir erleben, anzuerkennen und Klimaschutz-Ausreden zu überwinden. Um nein sagen zu können, muss eine Sprache gefunden werden, die der Katastrophe gerecht wird. Klaus Heinrich betont die Gefahr, auch im Sprechen sprachlos zu bleiben; daher wird in einem nächsten Schritt die Sprache in der Klimadiskussion untersucht. Die Psychoanalyse kann darüber aufklären, wie Sprache durch Abwehr verloren gehen kann. Psychoanalyse erlaubt zudem, «jenseits des Lustprinzips» zu untersuchen, ob der Klimawandel auch als eine Form der kollektiven Selbstzerstörung betrachtet werden kann. Nein sagen zur Klimakrise und zur Umweltzerstörung erfordert demnach nicht nur, Abwehr aufzuheben, um die Krise besser wahrzunehmen und sie zur Sprache bringen zu können, sondern auch, die Umweltzerstörung als Selbstzerstörung zu verstehen, die sich gegen die eigenen Lebensverhältnisse richtet, vor allem aber spätere Generationen der Vernichtung anheimgibt. Joachim Küchenhoff ist Facharzt für Psychiatrie und für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Psychoanalytiker (DPV, SGPSa, IPA). Bis 2018 war er Direktor der Erwachsenenpsychiatrie Basel-Land und ist seither in freier Praxis in Binningen bei Basel tätig. Er ist emeritierter Professor der Universität Basel und aktuell Gastprofessor der Internationalen Psychoanalytischen Universität Berlin. Küchenhoffs Arbeitsschwerpunkte sind die Behandlung schwerer seelischer Störungen, Möglichkeiten und Grenzen psychischer Repräsentation, Körpererleben und Psychosomatik sowie interdisziplinäre Forschung in Kulturwissenschaften, Literaturwissenschaften, Philosophie und Psychoanalyse. Neueste Buchpublikationen: Vom Dringlichen und vom Grundsätzlichen. Psychoanalytische Gedanken zu existenziellen, gesellschaftspolitischen und erkenntnistheoretischen Fragen (2022); (hrsg. zusammen mit M. Teising) Sich selbst töten mit Hilfe Anderer (2022).Joachim Küchenhoff, Klimawandel: Psychoanalytischer Versuch über die Schwierigkeit nein zu sagen, lecture, ICI Berlin, 8 December 2022, video recording, mp4, 51:55 <https://doi.org/10.25620/e221208
Behandlungsprozess und -ergebnis in psychoanalytisch orientierten Psychotherapien: eine prospektive Longitudinalstudie
Kein Abstract vorhanden
Micromotives of Vote Switchers and Macrotransitions: The Case of the Immigration Issue in a Regional Earthquake Election in Germany 2018
Which issue-related motives underlie voters' decision to switch parties at the polls? Do switchers stick to the newly chosen party, or do they oscillate in a short-term way at intermediate elections? Relying on the behavioral theory of elections, we assumed aspiration-based voting of boundedly rational voters. We elicited issue-related switch and stay motives in an open-ended survey question format to identify the individual dominant aspirational frame. We traced the respondents' voting trajectories over three consecutive elections, including two state (2013 and 2018) elections in Bavaria (Germany) and one German federal election (2017). We focused on one of the most polarizing and salient issues in these elections, namely immigration. The case of reference is the 2018 Bavarian state election. Here, the incumbent majoritarian center-right party Christian Social Union tried to deter the entry of the right-wing populist party Alternative for Germany by adapting to it on the immigration issue in tone and position. The selected case allows assessment of the impact of issue-based adaptive behavior of the incumbent party at the level of the voters' switch or stay choices. We estimated the direction and number of voter flows for two interelection sequences of different lengths between different types of polls (federal and state). Our transition estimates are based on the hybrid multinomial Dirichlet model, a new technique integrating individual-level survey data and official aggregate data. Our estimates uncover substantial behavioral differences in the immigration issue public
Inpatient or day clinic treatment? Results of a multi-site-study
Objective: This naturalistic study aimed to identify criteria which are of relevance for making a decision as to whether inpatient or day hospital treatment is indicated
Micromotives of Vote Switchers and Macrotransitions: The Case of the Immigration Issue in a Regional Earthquake Election in Germany 2018
Which issue-related motives underlie voters' decision to switch parties at the polls? Do switchers stick to the newly chosen party, or do they oscillate in a short-term way at intermediate elections? Relying on the behavioral theory of elections, we assumed aspiration-based voting of boundedly rational voters. We elicited issue-related switch and stay motives in an open-ended survey question format to identify the individual dominant aspirational frame. We traced the respondents' voting trajectories over three consecutive elections, including two state (2013 and 2018) elections in Bavaria (Germany) and one German federal election (2017). We focused on one of the most polarizing and salient issues in these elections, namely immigration. The case of reference is the 2018 Bavarian state election. Here, the incumbent majoritarian center-right party Christian Social Union tried to deter the entry of the right-wing populist party Alternative for Germany by adapting to it on the immigration issue in tone and position. The selected case allows assessment of the impact of issue-based adaptive behavior of the incumbent party at the level of the voters' switch or stay choices. We estimated the direction and number of voter flows for two interelection sequences of different lengths between different types of polls (federal and state). Our transition estimates are based on the hybrid multinomial Dirichlet model, a new technique integrating individual-level survey data and official aggregate data. Our estimates uncover substantial behavioral differences in the immigration issue public
Psychoanalyse im Alltag der psychiatrischen Klinik
Der Artikel gliedert sich in folgende Teile: In einem ersten Teil wird ein Überblick darüber gegeben, auf welchen Ebenen Psychoanalyse in der (psychiatrischen) Institution wirksam werden kann. Sie tut dies, indem sie – wie jede andere Therapieschule auch – diagnostische und Behandlungsverfahren anbietet. Sie geht aber darüber hinaus, indem sie eine Metatheorie zur Verfügung stellt, die es erlaubt, heterogene Behandlungsbausteine zusammenzufügen, und indem sie den Alltag des psychiatrischen Handelns zu verstehen und therapeutisch nutzbar zu machen erlaubt. Schliesslich versteht sich Psychoanalyse nicht nur als Therapie in der Institution, sondern als Analyse der Institution, mit dem Ziel, die Institution selbst zu einem therapeutischen Faktor werden zu lassen, zumindest zu verhindern, dass die Institution umgekehrt den Therapien entgegenarbeitet oder schädlich wirkt. Der zweite Teil beschreibt die Voraussetzungen, die gegeben sein müssen, damit die Psychoanalyse auf den verschiedenen Ebenen fruchtbar werden kann. Zu unterscheiden sind dabei organisatorische Voraussetzungen wie Personalausstattung und Zeit-Management von den konzeptuellen Voraussetzungen, etwa der Bereitschaft aller Ebenen der Hierarchie zur Mitarbeit oder zur Toleranz. Zu den Voraussetzungen gehören aber auch didaktische Massnahmen und eine ausreichende personelle Ausstattung mitPsychoanalytikern
Les conditions d’un processus de deuil abouti
Trauer ist die Voraussetzung dafür, um mit Verlusten umgehen zu können. Dass der Trauerprozess gelingt, setzt dreierlei beim Trauernden voraus: 1. die Fähigkeit, sich auf einen Trauerprozess überhaupt einlassen zu können, 2. die Fähigkeit, ihn emotional zu ertragen, und 3.schliesslich die Fähigkeit, ihn zu beenden, also auch abschliessen zu können. Der Artikel beschreibt anhand klinischer Beispiele die Faktoren, die zu diesen Fähigkeiten beitragen. Trauerprozesse sind aber auch von der mitmenschlichen Umwelt abhängig, von den Menschen, die betrauert werden ebenso wie vom Umfeld, das Trauer zulässt. Trauer ist kein einmaliger Vorgang, sondern Trauerprozesse begleiten das Leben. Inwieweit Trauerarbeit vollkommen abschliessbar ist, wird abschliessend diskutiert
Über Veränderbarkeit und ihre Grenzen
Dass eine psychoanalytische Kur weniger verändert als erhofft und erwartet, ist eine Enttäuschung, die sich nach dem Ende der Lehranalyse oder der therapeutischen Analyse beim Analysanden ebenso wie beim Analytiker einstellen kann. Dieses Gefühl berührt eine Kernfrage der therapeutischen Arbeit, nämlich die nach den Möglichkeiten und Grenzen der Veränderbarkeit durch die psychoanalytische Arbeit. Diese Frage lässt sich in folgende Teilfragen auffächern: 1. Was verstehen wir unter einer seelischen Veränderung? Muss sie fest in der Struktur der Persönlichkeit verankert sein? Oder kann sie dynamisch als punktuell aufblitzende Potentialität einer neuen Erlebnisfähigkeit aufgefasst werden? 2. Kann sich ein Einzelner verändern, oder gibt es nur Veränderungen durch den Anderen, quasi Ver-Anderungen, die den Anderen immer einbeziehen und mitziehen? 3. Gilt das auch für die am analytischen Geschehen Beteiligten? Hängt das Ausmaß der Veränderung des Analysanden also auch vom Ausmaß der Veränderungsbereitschaft des Analytikers ab? 4. Wie müssen die Worte im therapeutischen Gespräch beschaffen sein, wie müssen sie ausgesprochen werden, um den Anderen zu berühren und zu ändern? 5. Welche Ängste hindern Analytiker und Analysand daran, sich in der Therapie zu verändern? Joachim Küchenhoff lässt sich bei der Suche nach Antworten auf diese Fragen insbesondere durch Freuds Trauer und Melancholie sowie Bions Auffassung von der analytischen Beziehung als einer bestenfalls fruchtbaren Empfängnis inspirieren. Auch der Bedeutung des Anderen gilt sein besonderes Augenmerk. Joachim Küchenhoff ist Arzt für Psychiatrie, Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalytiker (DPV, SGPsa, IPA) und Professor für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Chefarzt der Kantonalen Psychiatrischen Klinik Liestal. Seine Forschungsschwerpunkte konzentrieren sich auf die interdisziplinäre Forschung in Kulturwissenschaften und Psychoanalyse, die psychoanalytische Theorie sowie die Psychotherapieforschung, das Körpererleben und die Psychosomatik. Letzte Buchpublikationen: J. Küchenhoff, J. Pfeiffer (Hrsg.), Körper.Konstruktionen (Würzburg 2009); J. Küchenhoff, R. Mahrer Klemperer (Hrsg.), Psychotherapie im psychiatrischen Alltag (Stuttgart 2009); E. Angehrn, J. Küchenhoff (Hrsg.), Die Vermessung der Seele (Weilerswist 2009).Joachim Küchenhoff, Über Veränderbarkeit und ihre Grenzen, lecture, ICI Berlin, 8 May 2011 <https://doi.org/10.25620/e110508