35 research outputs found

    Drahtlose akustische Übertragungsanlagen - ein nützliches Hilfsmittel bei Kindern und Jugendlichen mit Hyperakusis und mit oder ohne auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen?

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    Hintergrund: Hyperakusis ist bei Kindern/Jugendlichen mit einer Prävalenz von 3.2-17.1% ein relevantes Phänomen. Da diese sich oft auch über Störgeräusche im Klassenraum beklagen, ist die Versorgung mit einer drahtlosen akustischen Übertragungsanlage (DAÜ) ein denkbarer Therapieansatz, der bisher noch nicht wissenschaftlich überprüft wurde. DAÜ bestehen aus einem Sender, den der/die Sprecher*in nutzt, und 2 Empfängern, über die es das Gesagte über Nebengeräusche hinweg hört. In dieser Fallserie wird untersucht, ob Kinder mit Hyperakusis die Nutzung einer DAÜ akzeptieren und inwiefern sie hiervon profitieren.Material und Methoden: 10 Teilnehmende im Alter 6,3-17,10 Jahren wurden probatorisch für 3 Monate mit einer DAÜ versorgt. Die Diagnose und Schweregradeinteilung der Hyperakusis basierten auf dem durch uns für Kinder adaptierten Mini Geräuschüberempfindlichkeits-Fragebogen Mini-HQ9 und den Unbehaglichkeitsschwellen (UCL). Alle Kinder durchliefen eine ausführliche Differentialdiagnostik zur auditiven Verarbeitungsstörung (AVWS) gemäß der aktuellen internationalen Leitlinien, Sprachentwicklungsstörungen (SES) wurden ebenso erfasst. Das DAÜ-Nutzungsverhalten wurde mit einem selbst entwickelten informellen Fragebogen erfasst. Die Studie ist Teil einer mit 60.000 Euro durch die Sonova AG, Schweiz geförderten Studie zu DAÜ.Ergebnisse: Bei 5 der 10 Kinder, die sich in unserer Klinik wegen einer Geräuschüberempfindlichkeit vorstellten, zeigte sich neben der Hyperakusis eine AVWS, bei 6 Kindern war eine expressive und/oder rezeptive SES bekannt. Vor der Studie lag der mittlere Schweregrad der Hyperakusis bei 3 (von 4) an (mittl. Punktzahl im Mini-HQ9 15,4, SD=4,6), die mittlere UCL lag bei 74,8 dB (SD=21,8 dB). 4 Kinder nutzten die DAÜ über den gesamten Schultag, die Übrigen zwischen 40-98% (MW=81,9%, SD=25,4%). 3 Kinder nutzten die DAÜ auch zu Hause, kein Kind beim Spielen mit Freunden. Insgesamt brachen 5 Kinder die DAÜ-Versorgung während/nach dem 3-monatigen Studienzeitraum wieder ab, 5 wollten sie weiter nutzen. Von diesen 5 Kindern hatten 3 keine zusätzliche AVWS. Abbruchgründe waren 3x subjektiv fehlender Benefit und 2x Scham wegen des Geräts.Diskussion: In dieser Fallserie zeigen wir, dass Kinder mit Hyperakusis mit und ohne AVWS subjektiv von der Nutzung einer drahtlosen akustischen Übertragungsanlage profitieren können. Wie vorhergesagt werden kann, welche Kinder profitieren, und wie/ob sich der subjektive Benefit sich objektivieren lässt, bleibt noch an einer größeren Stichprobe zu untersuchen

    Die Tonaudiometrie als Verfahren zur Testung des Gehörs von Menschen mit geistiger Behinderung

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    Hintergrund: Menschen mit geistiger Behinderung (gB) leiden häufiger als Menschen ohne Behinderung an Hörstörungen. Diese bleiben oft unentdeckt und un- oder untertherapiert. Daher erscheinen regelmäßige Hörtests für Menschen mit gB sinnvoll, möglichst durchzuführen in ihrem direkten Lebensumfeld. Ziel einer prospektiven Kohortenstudie HEID (Hearing Evaluation for Intellectual Disability) ist daher die Prüfung subjektiver und objektiver audiometrischer Testverfahren auf ihre Eignung für solche Hörtestungen, wovon hier die Bestimmung der Hörschwelle mit verschiedenen tonaudiometrischen Verfahren vergleichend dargestellt wird.Material und Methoden: In einer anerkannten Werkstätte wurden an 120 Probanden mit gB nach einer Intelligenztestung und Otoskopie folgende audiometrische Tests durchgeführt: Tympanometrie, Reintonaudiometrie (pure tone audiometry, PTA), MAGIC (Multiple Choice Auditory Graphical Interactive Check) und mFAST - zwei adaptive Test mit Tierbildern bzw. -stimmen zur Hörschwellenschätzung - die Registrierung von DPOAE-Wachstumsfunktionen und ASSR (auditory steady state respone).Ergebnisse: Die mittleren Schwellenwerte für Luftleitung, gemittelt über 0,5, 1, 2, 4 und 8 kHz, lagen bei 23,42 dB HL für PTA und 22,47 dB HL für MAGIC, ohne einen statistischen Unterschied zwischen beiden Verfahren (p>0,05), und bei 28,38 dB HL für mFAST, wobei Unterschiede zu beiden vorgenannten Verfahren über alle (MAGIC) bzw. alle außer 0,5 kHz (PTA) Frequenzen bestanden (p<0,005). Die mittleren Schwellenwerte für ASSR lagen bei 34,69 dB nHL und 29,01 dB HL für die DPOAE-Wachstumsfunktionen.Diskussion: Von allen Verfahren der Luftleituns-Hörschwellenschätzung lieferten die tonaudiometrischen Verfahren die niedrigsten Schwellenwerte, wobei PTA und MAGIC am geeignetsten erscheinen. mFAST hat, wahrscheinlich durch die Nutzung von Frequenzgemischen der Tierstimmen, weniger schwellennahe Antworten ergeben. Das Setting einer Werkstatt zur objektiven Hörschwellenschätzung mittels DPOAE-Wachtumsfunktionen und ASSR lieferte weniger reliable Ergebnisse.Fazit: Die Ergebnisse und besonders ihre Reproduzierbarkeit über verschiedene tonaudiometrische Verfahren bestätigen frühere Studien, denen zufolge Letztere auch bei Menschen mit gB wegen des relativ geringen kognitiven Loads verlässliche Ergebnisse liefern. Unsere Studie belegte, dass dies nicht nur für die klassische Tonaudiometrie, sondern auch für das adaptive Selbsttestungsverfahren MAGIC gilt und beide Methoden somit gut für Hörscreenings für Menschen mit gB anwendbar sind

    Wirksamkeitsvergleich von intensiver phoniatrischer Akutintervention, Stimmtherapie und Psychotherapie bei psychogener Aphonie und Dysphonie - Pilotdaten und Methodologie eines RCT

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    Hintergrund: Psychogene Stimm- und Sprachstörungen können organische Störungsbilder imitieren und treten häufig als Dysphonie, Stottern oder prosodische Anomalien auf. In der Literatur werden extensive Stimmtherapie und Psychotherapie als Therapie der Wahl beschrieben. Diese sind jedoch in vielen Fällen frustran. Diese Störungen sind klinisch sehr heterogen, und relevante Risikofaktoren sind Distress, psychische Belastungen oder belastende Lebensereignisse. Betroffen sind hauptsächlich Frauen.Material und Methoden: Die intensive phoniatrische Akutintervention (IPA) wurde in einem Pilotkollektiv von N=41 Patient*innen angewandt. Die IPA stellt eine Form der in Verruf geratenen "Überrumpelungsstrategien" in neuer Kombination mit Lokalanästhesie, Körperübungen, Pseudolaryngoskopie und anderen Techniken dar, die im klinischen Alltag entwickelt und erprobt wurden. Nach der IPA wurden die Behandelten entlassen und nach ca. 2 Wochen telefonisch zur Verlaufskontrolle kontaktiert.Ergebnisse: Etwa 80% der Behandelten zeigten nach der Behandlung eine sofortige Normalisierung der Stimme. Eine Therapieresistenz sowie eine Restdysphonie wiesen jeweils etwa 10% auf, wobei letztere einer weiteren IPA oder logopädischen Therapie unterzogen wurden. Gut 90% der erfolgreich Therapierten zeigten sich auch im Rahmen der Verlaufskontrolle euphon. Langfristige Daten fehlen.Diskussion: Aufgrund der deutlichen therapeutischen Überlegenheit der IPA gegenüber der konventionellen Therapie wurde ein RCT designt, der neben der Wirksamkeit mit angenommenen Effektstärken von 0,8 für die Akutintervention und 0,2 für die Psychotherapie auch mögliche neurophysiologische Korrelate (fMRT-Bildgebung und diffusionsgewichtete Messung von Fasertrakten) untersuchen wird. Hierbei werden auch Langzeiteffekte der IPA sowie die Zufriedenheit erhoben. In einem zweiten Studienarm wird die Wahrnehmung der Patient*innen, die bereits die IPA erhalten haben, retrospektiv untersucht.Fazit: Die ermutigenden Ergebnisse der IPA legen nahe, dass es sinnvoll ist, ältere phoniatrische Techniken zu reaktivieren und zu optimieren, um extensive und teils frustrane konventionelle Therapien zu vermeiden. Die IPA ist bei klarer Diagnose einer psychogenen Stimm- und/oder Sprechstörung eine probate Option. Behandler*innen müssen Erfahrung mit dem Krankheitsbild und der Interventionsform haben

    DPOAE-Wachstumsfunktionen für Hörscreenings bei Menschen mit geistiger Behinderung

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    Hintergrund: Menschen mit geistiger Behinderung (gB) leiden häufiger an Hörstörungen als Menschen ohne gB. Diese Hörstörungen sind oft unentdeckt, unbehandelt oder werden unzureichend behandelt. Demnach ist es sinnvoll, bei Menschen mit gB routinemäßige Hörtests möglichst in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld durchzuführen. Ziel der prospektiven Kohortenstudie war es daher, zu prüfen, ob sich subjektive und objektive Hörtestverfahren für eine solche Hörtestung eignen, hier unter Verwendung von DPOAE-Wachstumsfunktions-Hörschwellenschätzungen im Vergleich zur Tonschwellenaudiometrie.Material und Methoden: Während der Studie HEID (Hearing Evaluation for Intellectual Disability) wurden in einer anerkannten Werkstätte nebst Intelligenztestung und Otoskopie u.a. folgende Tests bei 128 Menschen mit gB durchgeführt: Tympanometrie, Reintonaudiometrie (pure tone audiometry, PTA), MAGIC (Multiple Choice Auditory Graphical Interactive Check) - ein adaptiver Test mit Tierbildern zur Hörschwellenschätzung - und die Ableitung von DPOAE-Wachstumsfunktionen.Ergebnisse: Bei 110 vollständigen und bereinigten Datensätzen wurde jeweils der niedrigste Schwellenwert aus PTA und MAGIC für die Frequenzen 1,2,4, und 6 kHz ermittelt (nachfolgend tonaudiometrischen Daten (TAD) genannt). TAD-Werte >50 dB HL wurden für ihre Vergleichbarkeit mit den DPOAE-W-Werten, die ab Hörschwellen >50 nicht ermittelbar sind, auf den Wert 50 gesetzt. Die mittleren TAD-Schwellenwerte lagen bei 21,06 dB HL und bei 26,22 für die DPOAE-W (Ø Differenz -5.16 dB HL). In 9 der 880 Messwertpaare (220 Ohren à 4 Frequenzen) lagen DPOAE-W >=30 dB HL höher als die tonaudiometrischen Hörschwellen, d.h. sie unterschätzten einen Hörverlust. Diese Unterschätzungen verteilten sich auf 6 Personen, wobei die Hörschwelle einer Person in 4 Frequenzen (2 re., 2 li.) unterschätzt wurde. In 98 Wertepaare war die Differenz <=-30 dB HL, d.h. auch in die positive Richtung. 432 Wertepaare stimmten genau überein oder wichen nicht mehr als 5 dB HL ab.Diskussion: Es zeigte sich eine hinreichend große Übereinstimmung zw. den Hörschwellen der Reintonaudiometrie und DPOAE-W, mit einer vertretbar großen fehleingeschätzten Personenzahl (5,45%). Mit beschriebenen Hörtestungen konnte in einer anerkannten Werkstatt der potentielle Nutzen von objektiven Hörschwellenschätzungen mittels DPOAE-W bei Menschen mit gB gezeigt werden, insbesondre für Menschen mit einer gB, die eine subjektive Hörtestung nicht zulässt.Fazit: Unsere Studie belegte, dass bei Menschen mit gB DPOAE-W ein hinreichend geeignetes Screeninginstrument zur Hörschwellenschätzung außerhalb audiometrischer Laborbedingungen darstellen kann

    Interoceptive sensibility predicts the ability to infer others’ emotional states

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    Emotional sensations and inferring another’s emotional states have been suggested to depend on predictive models of the causes of bodily sensations, so-called interoceptive inferences. In this framework, higher sensibility for interoceptive changes (IS) reflects higher precision of interoceptive signals. The present study examined the link between IS and emotion recognition, testing whether individuals with higher IS recognize others’ emotions more easily and are more sensitive to learn from biased probabilities of emotional expressions. We recorded skin conductance responses (SCRs) from forty-six healthy volunteers performing a speeded-response task, which required them to indicate whether a neutral facial expression dynamically turned into a happy or fearful expression. Moreover, varying probabilities of emotional expressions by their block-wise base rate aimed to generate a bias for the more frequently encountered emotion. As a result, we found that individuals with higher IS showed lower thresholds for emotion recognition, reflected in decreased reaction times for emotional expressions especially of high intensity. Moreover, individuals with increased IS benefited more from a biased probability of an emotion, reflected in decreased reaction times for expected emotions. Lastly, weak evidence supporting a differential modulation of SCR by IS as a function of varying probabilities was found. Our results indicate that higher interoceptive sensibility facilitates the recognition of emotional changes and is accompanied by a more precise adaptation to emotion probabilities

    Rechtschreibfähigkeiten von Kindern mit einer überwundenen phonologischen Aussprachestörung, behandelt mit einem integrierten Ansatz - eine randomisierte kontrollierte Langzeit-Follow-up-Studie

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    Hintergrund: Phonologische Aussprachestörungen (PAS) gehören zu den häufigsten Kommunikationsstörungen bei Kindern und werden aufgrund der zugrunde liegenden kognitiv-linguistischen Defizite mit späteren Schriftsprachdefiziten assoziiert. Weitere Einflussfaktoren auf den Schriftspracherwerb können das Bildungsniveau der Eltern, das familiäre Risiko für eine (umschriebene) Sprachentwicklungsstörung ((U)SES), das Geschlecht und das phonologische Arbeitsgedächtnis (PAG) sein. Auch sprachspezifische Merkmale spielen eine Rolle; englischsprachige Kinder zeigen eher Defizite beim Leseerwerb, deutschsprachige beim Rechtschreiberwerb. Die Zahl der Folgestudien, in denen die spätere Rechtschreibfähigkeit von Kindern mit behobener PAS untersucht wurde, ist gering, und die Vergleichbarkeit oft eingeschränkt.Es wird angenommen, dass eine phonemsensitive Aussprachebehandlung wie PhonoSens, die zusätzlich auf die Stärkung der internen und externen auditorischen Selbstmonitoring-Kompetenzen fokussiert, einen positiven Einfluss auf den späteren Rechtschreiberwerb haben kann und es zudem weitere Einflussfaktoren gibt.Material und Methoden: Die vorliegende Studie ist eine Folgeuntersuchung der randomisierten kontrollierten Studie (RCT) zur Wirksamkeit der Aussprachebehandlung PhonoSens. Mit der Hamburger Schreibprobe (HSP) wurde die Rechtschreibfähigkeiten von 26 deutschsprachigen Kindern (15 w, 11 m; 9,3-11,2 J.) 3-6 Jahre nach erfolgreichem Behandlungsabschluss untersucht.Ergebnisse: Weniger Kinder, als aufgrund des Anteils betroffener Kinder in den Vergleichsstudien zu erwarten gewesen wäre (3 statt 14,6 bzw. 5,7 Kinder), zeigten ein Rechtschreibdefizit.Eine multiple Regressionsanalyse ergab, dass auch das Bildungsniveau der Eltern (F(5)=2.9, p=.044) und das familiäre Risiko für (U)SES (F(1)=5.9, p=.027) einen Einfluss auf die Rechtschreibfähigkeiten hatten, Geschlecht und PAG hingegen nicht.Diskussion: Weniger Kinder als erwartet zeigten ein Rechtschreibdefizit. Hierbei könnte die vorher genutzte Therapiemethode PhonoSens einen positiven Einfluss gehabt haben. Diese Annahme wird dadurch gestützt, dass alle Kinder eine normgerechte oder überdurchschnittliche Leistung für die alphabetische Rechtschreibstrategie (Umwandlung von gesprochenen Phonemen in ihre zugehörigen Grapheme) zeigten. Allerdings spielen weitere Einflussfaktoren eine Rolle.Fazit: Die angewandte PAS-Behandlungsmethode ist mit einer positiven Rechtschreibentwicklung assoziiert; das elterliche Bildungsniveau und das familiäre Risiko für (U)SES haben einen prädiktiven Wert

    Werden Therapien bei Sprachentwicklungsstörungen passgenau verordnet? Ergebnisse der Studie THESES

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    Hintergrund: Nach Erscheinen der S2k-Leitlinie zur Diagnostik von Sprachentwicklungsstörungen wurde seitens des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte der Verdacht geäußert, sie würde "Überdiagnose und Übertherapie" befördern. Weitere Gründe für diese Annahme waren zeitweilig steigende Zahlen an Verordnungen von Sprachtherapie und Regressforderungen von Krankenkassen an kinder- und jugendärztliche Praxen wegen zu häufiger Sprachtherapie-Verordnungen. Schwierigkeiten bei der Sprachdiagnostik können u.a. darin bestehen, bei Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache oder aus einem anregungsarmen Umfeld, umgebungsbedingte Sprachauffälligkeiten, die keiner Sprachtherapie, sondern einer Sprachförderung bedürfen, von Sprachentwicklungsstörungen (SES) abzugrenzen. Daher untersuchte die hier berichtete Studie die Frage, ob bei Kindern, denen eine Sprachtherapie wegen einer SES verordnet worden war, einer umfassenden Diagnostik zufolge tatsächlich eine solche bestand.Material und Methoden: Die Eltern von 150 Kindern im Alter von 3;0 bis 6;11 Jahren, im Durchschnitt 4;5 Jahren, die gerade eine Verordnung für Sprachtherapie wegen einer Sprachentwicklungsstörung erhalten hatten oder eine solche Therapie gerade begonnen hatten (maximal 10 Therapieeinheiten absolviert), wurden zu einer umfänglichen Sprach-, audiologischen und Entwicklungsdiagnostik ihres Kindes eingeladen. Die Rekrutierung fand in pädiatrischen Netzwerken, KiTas und der phoniatrisch-pädaudiologischen Universitätsklinik der Autor*innen statt. Die Diagnostik wurde entweder in der o.g. Klinik oder in nahe gelegenen Kindertagesstätten durchgeführt.Ergebnisse: Im Ergebnis zeigten 145 der 150 Kinder nach ausführlicher Diagnostik eine SES, einige assoziiert mit Komorbiditäten wie geringgradigen Hörstörungen oder kognitiven Entwicklungsverzögerungen, der Großteil ohne solche. 3,3% der Kinder hatten keine SES. Drei Kinder erfüllten die diagnostischen SES-Kriterien nicht, 2 Kinder hatten zu geringen Deutschkontakt.Diskussion: Der Anteil an Fehlzuordnungen zu Therapien wegen SES erscheint akzeptabel. Dies belegt, dass eine diagnostische Trennung zwischen SES und umgebungsbedingten Sprachauffälligkeiten überwiegend gelingt. Ein gewisser Selektionsbias unter Kindern, die Universitätskliniken besuchen und unter kinderärztlichen Praxen könnte diese Ergebnisse leicht limitieren.Fazit: In unserem Studiensample findet sich kein Hinweis auf eine Überdiagnose und daraus resultierende Übertherapie oder Fehlzuordnung von Therapieverordnungen für Sprachentwicklungsstörungen

    Die Dynamik der Fasertrakte bei Sprachentwicklungsstörungen

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    Hintergrund: Sprachentwicklungsstörungen (SES) sind eine der häufigsten Entwicklungsstörungen in der Kindheit. Sie können tiefgreifende Auswirkungen auf das gesamte Leben haben und zeigen einen dynamischen Phänotyp bis ins Erwachsenenalter. Verschiedene MRT Studien haben veränderte Faserbahnen der weißen Substanz mit reduzierter fraktioneller Anisotropie (FA) bei Kindern mit SES gezeigt als Hinweis für eine gestörte oder unvollständige Myelinisierung der Fasertrakte. Wenige Studien haben die Fasertrakte bei Jugendlichen und Erwachsenen mit SES dargestellt. Das Ziel dieser Studie ist es daher weitere Einblicke in die neuronale Dynamik von Sprachentwicklungsstörungen zu erhalten.Material und Methoden: 14 Kinder und 14 Erwachsene mit SES aus insgesamt 9 Familien wurden mit alters- und geschlechtsgleichen gesunden Kontrollen (GK) mittels Diffusionstensorbildgebung gescannt. Die ventralen und dorsalen Sprachfaserbahnen, die an der Sprachverarbeitung beteiligt sind, und die Korrelation der FA mit der Sprach- und Arbeitsgedächtnisleistung wurden untersucht.Ergebnisse: Gruppenvergleiche zeigten eine signifikant reduzierte FA im linken ILF (inferiorer longitudinaler Fasciculus) von Erwachsenen mit SES im Vergleich zu alters- und geschlechtsgleichen gesunden Kontrollen. Während Kinder mit einer SES eine Linkslateralisierung des ILF aufweisen, zeigten Erwachsene mit einer SES einen Verlust der Linkslateralisierung. Es wurde kein signifikanter Unterschied zwischen Kindern mit SES und altersgleichen Kontrollen festgestellt, jedoch zeigten sich die mittleren FA-Werte bei Kindern mit SES deutlich niedriger. Darüber hinaus zeigte sich ein signifikanter Unterschied in der FA des linken SLF III (superior longitudinaler Fasciculus) zwischen der gesamten SES- und der GK-Gruppe mit einer signifikant niedrigeren FA in der SES-Gruppe. Es wurden unterschiedliche Korrelationsprofile der Sprachleistung mit den FAs der Sprachbahnen zwischen SES-Kindern und Kontrollen im Vergleich zu Erwachsenen festgestellt.Diskussion: Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der FA-Unterschied zwischen SES und den Kontrollen mit dem Alter zunimmt, da wir bei SES-Kindern im Vergleich zu den Kontrollen einen niedrigeren FA-Wert feststellten, der noch nicht signifikant war, während der Unterschied bei Erwachsenen signifikant wurde.Fazit: Unsere Ergebnisse deuten auf zunehmende strukturelle Veränderungen bei SES hin sowie eine unterschiedliche Sprachverarbeitung bei Kindern im Vergleich zu Erwachsene mit SES

    Wirksamkeit stationärer Intensivtherapie von Sprachentwicklungsstörungen im Vergleich zur ambulanten Einzeltherapie

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    Hintergrund: Studien zu verschiedenen Behandlungssettings für die Therapie von Sprachentwicklungsstörungen (SES) bei Vorschulkindern sind selten. Ein besonderes Behandlungssetting ist dabei die in Deutschland durchgeführte stationäre Intensivtherapie für Kinder mit schweren SES, die bei stagnierendem oder fehlendem Therapiefortschritt in der ambulanten Einzeltherapie (Standardtherapie) einen Therapieerfolg ermöglichen soll. In dieser Studie wird eine stationäre Intensivtherapie für SES mit der Standardtherapie verglichen. Es wird erwartet, dass die stationäre Intensivtherapie kurzfristig vergleichbare oder leicht bessere Therapieergebnisse als die Standardtherapie erzielen kann.Material und Methoden: In einer alltagspraktischen, prospektiven, kontrollierten Kohorten-Parallelgruppenstudie erhielten 64 Kinder (3;4-6;7 J.) 20 sprachtherapeutische Behandlungen mit einem der folgenden Behandlungssettings: Standardtherapie (n =16) oder stationäre Intensivtherapie (n =36). Als Hauptzielgröße wurden die linguistischen Ebenen Sprachverständnis, Semantik/Lexikon, Morphologie/Syntax und phonologisches Gedächtnis zu einem Gesamttestwert aggregiert. Der Kurzfristeffekt wurde durch Testungen bei Studieneinschluss (Zeitpunkt T0) und 3 Monate später (Zeitpunkt T1) ermittelt. Mit einem Benenntest wurde der Prozentsatz korrekt gebildeter Konsonanten (PCC) als Nebenzielgröße gemessen. Die Differenzwerte (T0-T1) der Zielgrößen wurden mit einem T-Test analysiert. Eine Regressionsanalyse zeigte keinen Einfluss von Alter, Geschlecht und Gesamttestwert bei T0 (Baseline) auf die Hauptzielgröße.Ergebnisse: Es konnten für die stationäre Intensivtherapie und die Standardtherapie keine signifikanten Unterschiede für die Differenzwerte der Haupt- und Nebenzielgrößen zwischen T0 und T1 festgestellt werden (Gesamttestwert: p=.06; PCC-Wert: p=.51). Der Differenzmittelwert des Gesamttestwerts zeigte tendenziell einen höheren Zuwachs für die stationäre Intensivtherapie im Vergleich zur Standardtherapie (2,65 vs. 1,66) sowie für den PCC-Differenzwert (5,49 vs. 3,71).Diskussion: Eine stationäre Intensivtherapie kann bei schweren SES und vorher stagnierendem oder fehlendem Therapieerfolg einen Behandlungsfortschritt ermöglichen und vergleichbare Ergebnisse erzielen wie in einer Standardtherapie. Die Überprüfung der Langfristeffekte sollte diese Annahme noch bestätigen.Fazit: Eine stationäre Intensivtherapie kann eine Ergänzung zur Standardtherapie bei schweren SES sein
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