DPOAE-Wachstumsfunktionen für Hörscreenings bei Menschen mit geistiger Behinderung

Abstract

Hintergrund: Menschen mit geistiger Behinderung (gB) leiden häufiger an Hörstörungen als Menschen ohne gB. Diese Hörstörungen sind oft unentdeckt, unbehandelt oder werden unzureichend behandelt. Demnach ist es sinnvoll, bei Menschen mit gB routinemäßige Hörtests möglichst in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld durchzuführen. Ziel der prospektiven Kohortenstudie war es daher, zu prüfen, ob sich subjektive und objektive Hörtestverfahren für eine solche Hörtestung eignen, hier unter Verwendung von DPOAE-Wachstumsfunktions-Hörschwellenschätzungen im Vergleich zur Tonschwellenaudiometrie.Material und Methoden: Während der Studie HEID (Hearing Evaluation for Intellectual Disability) wurden in einer anerkannten Werkstätte nebst Intelligenztestung und Otoskopie u.a. folgende Tests bei 128 Menschen mit gB durchgeführt: Tympanometrie, Reintonaudiometrie (pure tone audiometry, PTA), MAGIC (Multiple Choice Auditory Graphical Interactive Check) - ein adaptiver Test mit Tierbildern zur Hörschwellenschätzung - und die Ableitung von DPOAE-Wachstumsfunktionen.Ergebnisse: Bei 110 vollständigen und bereinigten Datensätzen wurde jeweils der niedrigste Schwellenwert aus PTA und MAGIC für die Frequenzen 1,2,4, und 6 kHz ermittelt (nachfolgend tonaudiometrischen Daten (TAD) genannt). TAD-Werte >50 dB HL wurden für ihre Vergleichbarkeit mit den DPOAE-W-Werten, die ab Hörschwellen >50 nicht ermittelbar sind, auf den Wert 50 gesetzt. Die mittleren TAD-Schwellenwerte lagen bei 21,06 dB HL und bei 26,22 für die DPOAE-W (Ø Differenz -5.16 dB HL). In 9 der 880 Messwertpaare (220 Ohren à 4 Frequenzen) lagen DPOAE-W >=30 dB HL höher als die tonaudiometrischen Hörschwellen, d.h. sie unterschätzten einen Hörverlust. Diese Unterschätzungen verteilten sich auf 6 Personen, wobei die Hörschwelle einer Person in 4 Frequenzen (2 re., 2 li.) unterschätzt wurde. In 98 Wertepaare war die Differenz <=-30 dB HL, d.h. auch in die positive Richtung. 432 Wertepaare stimmten genau überein oder wichen nicht mehr als 5 dB HL ab.Diskussion: Es zeigte sich eine hinreichend große Übereinstimmung zw. den Hörschwellen der Reintonaudiometrie und DPOAE-W, mit einer vertretbar großen fehleingeschätzten Personenzahl (5,45%). Mit beschriebenen Hörtestungen konnte in einer anerkannten Werkstatt der potentielle Nutzen von objektiven Hörschwellenschätzungen mittels DPOAE-W bei Menschen mit gB gezeigt werden, insbesondre für Menschen mit einer gB, die eine subjektive Hörtestung nicht zulässt.Fazit: Unsere Studie belegte, dass bei Menschen mit gB DPOAE-W ein hinreichend geeignetes Screeninginstrument zur Hörschwellenschätzung außerhalb audiometrischer Laborbedingungen darstellen kann

    Similar works

    Full text

    thumbnail-image

    Available Versions