Die Tonaudiometrie als Verfahren zur Testung des Gehörs von Menschen mit geistiger Behinderung

Abstract

Hintergrund: Menschen mit geistiger Behinderung (gB) leiden häufiger als Menschen ohne Behinderung an Hörstörungen. Diese bleiben oft unentdeckt und un- oder untertherapiert. Daher erscheinen regelmäßige Hörtests für Menschen mit gB sinnvoll, möglichst durchzuführen in ihrem direkten Lebensumfeld. Ziel einer prospektiven Kohortenstudie HEID (Hearing Evaluation for Intellectual Disability) ist daher die Prüfung subjektiver und objektiver audiometrischer Testverfahren auf ihre Eignung für solche Hörtestungen, wovon hier die Bestimmung der Hörschwelle mit verschiedenen tonaudiometrischen Verfahren vergleichend dargestellt wird.Material und Methoden: In einer anerkannten Werkstätte wurden an 120 Probanden mit gB nach einer Intelligenztestung und Otoskopie folgende audiometrische Tests durchgeführt: Tympanometrie, Reintonaudiometrie (pure tone audiometry, PTA), MAGIC (Multiple Choice Auditory Graphical Interactive Check) und mFAST - zwei adaptive Test mit Tierbildern bzw. -stimmen zur Hörschwellenschätzung - die Registrierung von DPOAE-Wachstumsfunktionen und ASSR (auditory steady state respone).Ergebnisse: Die mittleren Schwellenwerte für Luftleitung, gemittelt über 0,5, 1, 2, 4 und 8 kHz, lagen bei 23,42 dB HL für PTA und 22,47 dB HL für MAGIC, ohne einen statistischen Unterschied zwischen beiden Verfahren (p>0,05), und bei 28,38 dB HL für mFAST, wobei Unterschiede zu beiden vorgenannten Verfahren über alle (MAGIC) bzw. alle außer 0,5 kHz (PTA) Frequenzen bestanden (p<0,005). Die mittleren Schwellenwerte für ASSR lagen bei 34,69 dB nHL und 29,01 dB HL für die DPOAE-Wachstumsfunktionen.Diskussion: Von allen Verfahren der Luftleituns-Hörschwellenschätzung lieferten die tonaudiometrischen Verfahren die niedrigsten Schwellenwerte, wobei PTA und MAGIC am geeignetsten erscheinen. mFAST hat, wahrscheinlich durch die Nutzung von Frequenzgemischen der Tierstimmen, weniger schwellennahe Antworten ergeben. Das Setting einer Werkstatt zur objektiven Hörschwellenschätzung mittels DPOAE-Wachtumsfunktionen und ASSR lieferte weniger reliable Ergebnisse.Fazit: Die Ergebnisse und besonders ihre Reproduzierbarkeit über verschiedene tonaudiometrische Verfahren bestätigen frühere Studien, denen zufolge Letztere auch bei Menschen mit gB wegen des relativ geringen kognitiven Loads verlässliche Ergebnisse liefern. Unsere Studie belegte, dass dies nicht nur für die klassische Tonaudiometrie, sondern auch für das adaptive Selbsttestungsverfahren MAGIC gilt und beide Methoden somit gut für Hörscreenings für Menschen mit gB anwendbar sind

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