20 research outputs found
Machtstrukturen und -beziehungen von Suchmaschinen
Rezension zu: Röhle, Theo. 2010. Der Google-Komplex: ĂŒber Macht im Zeitalter des Internets. Kultur- und Medientheorie. Bielefeld: Transcript
Zusammenhalt, Ressentiment und SolidaritĂ€t in biographischen ErzĂ€hlungen ĂŒber die Nachwendezeit
Die Nachwendezeit erhĂ€lt anlĂ€sslich der Wende-JubilĂ€en, aber auch durch die zunehmend kritische Auseinandersetzung mit dem dominanten Erfolgsnarrativ, immer mehr Aufmerksamkeit. Das hier vorgestellte Projekt untersucht ErzĂ€hlmuster von SolidaritĂ€t, Ressentiment und Zusammenhalt in biographischen Erinnerungen an die 1990er Jahre. Im Fokus stehen dabei soziale KĂ€mpfe und die Perspektiven marginalisierter Gruppen. Der Beitrag stellt den Ansatz des Projekts und erste Ergebnisse vor, die auf explorativen Interviews mit jĂŒngeren deutschen JĂŒdinnen und Juden beruhen. Deren Blick auf die Nachwendezeit ist geprĂ€gt von einer Analyse der Einheit als völkischem Projekt, der Betonung von Vielfalt der Erinnerungskulturen, auch innerhalb des Judentums, und der Forderung von Allianzen der Marginalisierten in der postmigrantischen Gesellschaft
Abwicklung und Arbeitskampf: Erinnerungen an Ohnmacht und kollektive Selbstwirksamkeit in der Nachwendezeit
Eingebettet in einen Turn der Vielstimmigkeit von Wende- und Nachwende-ErzĂ€hlungen liefert dieser Beitrag einen Arbeitsbericht aus einem Projekt zu Erinnerungen an die 1990er Jahre und die Elemente von Zusammenhalt, SolidaritĂ€t und Ressentiment in ihnen â und in welchem Zusammenhang sie mit Vorstellungen gesellschaftlicher Organisation sowie Einstellungen zu politischen Prozessen und Personen stehen. Im Blick des Beitrag stehen die ArbeitskĂ€mpfe jener Zeit am Beispiel des geschlossenen Kaliwerks Bischofferode. Die Untersuchung geht von Hartmut Rosas Interpretation von Selbstwirksamkeitserfahrungen aus und davon, dass sie selbst dann vorliegen können, wenn die gefĂŒhrten KĂ€mpfe erfolglos bleiben.
Es kommt also darauf an, sich zusammenzuschlieĂen und zu handeln, selbst wenn die KĂ€mpfe erfolglos bleiben sollten. So ist es auch bei den ambivalenten Erinnerungen unserer Interviewpartner aus dem thĂŒringischen Bischofferode, die zwar offen eingestehen, den Kampf um ihren Arbeitsplatz und die Existenz ihres Betriebs verloren zu haben, aber sich dennoch den Stolz erhalten haben, gekĂ€mpft zu haben und die Erinnerungen an diesen Kampf letztlich sogar in Form eines Museums institutionalisiert zu haben.
Der Begriff des Zusammenhalts fĂ€llt bei den Kumpels letzlich nicht in Bezug auf die Gesellschaft, sondern stets in Bezug auf die ehemalige Brigade zu DDR-Zeiten, auf die Kumpels unter Tage â und auf die Proteste. Zusammenhalt scheint also, zumindest fĂŒr unseren Untersuchungsgegenstand, ein höchst partikularer Begriff in der Selbstverwendung zu sein, der sich nie auf gröĂere Aggregate, geschweige denn die Gesamtgesellschaft, bezieht.
Auch bleibt eine Signatur der Wende- und Nachwendezeit die Gleichzeitigkeit von Selbstwirksamkeit und Ohnmacht. Bei der Erinnerung im Kali-Bergbau-Museum stellt die Frage nach dem »Echo der KÀmpfe« eine lebendige Verbindung zu aktuellen politischen Einstellungen, Reflexionen und Handlungen her. Die Erinnerung an kollektive Selbstwirksamkeit in der Vergangenheit prÀgt somit die Selbstwirksamkeitserwartungen in der Gegenwart, wenn auch auf eine keineswegs eindeutige Art