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Eine quantitative und qualitative Untersuchung zu Zielkonflikten und Lehrmotivation von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern an deutschen UniversitÀten
Esdar W. Eine quantitative und qualitative Untersuchung zu Zielkonflikten und Lehrmotivation von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern an deutschen UniversitĂ€ten. Bielefeld: UniversitĂ€t Bielefeld; 2015.Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler (NW) an deutschen UniversitĂ€ten gehen vielfĂ€ltigen TĂ€tigkeiten in Forschung und Lehre nach. Aufgrund eines bestehenden âQualifikationsparadoxesâ (Enders & Teichler 1995) erfolgt die Aneignung der dafĂŒr erforderlichen Kompetenzen zumeist ĂŒber einen nicht formalisierten Prozess, der mit âlearning by doingâ beschrieben werden kann. Sie arbeiten mit einem hohen MaĂ an Autonomie, gelten aber lange â bis zur Professur â als wissenschaftlicher Nachwuchs. Aufgrund eines aktuellen Wandels im Wissenschaftssystem sehen sich NW heute mit einem zunehmenden Wettbewerb, insbesondere in der karriererelevanten Forschung, sowie mit gestiegenen Anforderungen, insbesondere in der öffentlich aufgewerteten Lehre, konfrontiert. Sie sind dadurch in ihrem Arbeitsalltag fortlaufend gefordert den Verlauf ihrer Karriere selbst zu organisieren sowie ihre damit zusammenhĂ€ngenden Ziele selbstĂ€ndig zu setzen und zu verfolgen. Typische Ziele dafĂŒr sind das Verfassen und Publizieren wissenschaftlicher Texte oder die Vorbereitung und das Halten einer Lehrveranstaltung.
Da NW neben ihrer ForschungstĂ€tigkeit parallel auch in der Lehre und/oder weiteren TĂ€tigkeiten eingebunden sind, ist zu erwarten, dass sie Konflikte hinsichtlich gleichzeitig auftretender Ziele erleben. Ein Zielkonflikt ist gegeben, wenn das Verfolgen eines Ziels das Verfolgen eines anderen Ziels beeintrĂ€chtigt (Austin & Vancouver 1996). Es werden verschiedene Formen von Zielkonflikten unterschieden. So entstehen beispielsweise Konflikte, wenn mehrere voneinander unabhĂ€ngige Ziele gleichzeitig verfolgt werden sollen und dieselben begrenzten Ressourcen (z.B. Zeit, Geld) erfordern oder durch sich widersprechende ZielgröĂen, wenn möglichst viel in möglichst hoher QualitĂ€t produziert werden soll (Slocum, Cron & Brown 2002). Die empirische Befundlage zu Zielkonflikten zeigt, dass diese oftmals mit negativen Auswirkungen einhergehen, die durch Belastungen verursacht werden.
Weil im Rahmen der Bologna-Reform die Lehre aufgewertet wurde, sehen sich Lehrende mit gestiegenen Anforderungen in der Lehre konfrontiert, obwohl sie in der Bedeut-samkeit fĂŒr eine wissenschaftliche Karriere hinter der der Forschung zurĂŒck bleibt. Die QualitĂ€t von Lehrleistungen kann bislang nicht zuverlĂ€ssig und flĂ€chendeckend auf individueller Ebene gemessen werden (Fitting, Horn, Lorson & Wigger 2013), wodurch der Lehrmotivation als zentraler Indikator fĂŒr die individuelle Lehrleistung eine tragende Rolle zukommt. So geht die Selbstbestimmungstheorie der Motivation (Deci & Ryan 2002) davon aus, dass selbstbe-stimmt motiviertes Verhalten mit höherem Wohlbefinden, höherer Persistenz und besserer Leistung einhergeht. Grundvoraussetzung fĂŒr selbstbestimmte Motivation ist eine ausreichende Befriedigung der GrundbedĂŒrfnisse nach Autonomie- und Kompetenzerleben sowie sozialer Eingebundenheit.
Ziel der vorliegenden Arbeiten ist es zu untersuchen, inwiefern die gegenwĂ€rtigen Rahmenbedingungen an deutschen UniversitĂ€ten speziell die Arbeit von NW beeinflussen. Im Kern werden die Belastung durch und das Auftreten von Zielkonflikten sowie qualitativ unterschiedliche Formen fremd- und selbstbestimmter Lehrmotivation in vier aufeinander aufbauenden Artikeln analysiert. In Studie 1 wird zunĂ€chst deskriptiv das Auftreten von Zielkonflikten untersucht und durch Daten zu zeitlichen Aspekten des Arbeitsalltages von NW ergĂ€nzt. Studie 2 geht schwerpunktmĂ€Ăig neben der Untersuchung der Lehrmotivation der Frage nach, welche Einstellungen zur Bologna-Reform und zu Innovationen in der Lehre bestehen. Die dritte Studie erweitert die bestehenden Perspektiven, indem sie Rahmenbedingungen zur Lehrmotivation, Strategien im Umgang mit Zielkonflikten sowie das Erleben förderlicher Zielbeziehungen erfasst. Auf den theoretische Annahmen der Selbstbestimmungstheorie wie auch den vorangegangenen Ergebnissen aufbauend, werden in Studie 4 schlieĂlich die ZusammenhĂ€nge der Befriedigung der GrundbedĂŒrfnisse nach Autonomie- und Kompetenzerleben sowie sozialer Eingebundenheit mit Zielkonflikten und Lehrmotivation analysiert. BerĂŒcksichtigt werden muss, dass querschnittlich erfasste Daten vorliegen, die keine statistisch geprĂŒften KausalschlĂŒsse ermöglichen.
Die vorgelegten Studien zeigen anhand quantitativer und qualitativer Daten, dass im direkten Vergleich zwar der Forschung eine höhere Gewichtung beigemessen wird und die Einstellungen zu einer Aufwertung der Lehre eher skeptisch ausfallen, NW aber ihre Lehre mit hoher selbstbestimmter Motivation und einem hohen Anspruch an die QualitĂ€t verfolgen. Aus ihren Lehr- und Forschungs- sowie aus weiteren âsonstigenâ Zielen, die zeitliche Ressourcen zur Zielverfolgung beanspruchen, resultieren Zielkonflikte. Zielkonflikte werden hĂ€ufig und von der Mehrheit der NW als belastend erlebt. Wenn ein Forschungs- und ein Lehrziel genannt werden, sind sie besonders belastend, gehen aber auch mit einer höheren selbstbestimmten Lehrmotivation einher.
Das Erleben von Zielkonflikten wie auch die Motivation zu lehren werden durch Rahmenbedingungen, die in unterschiedlichem AusmaĂ eine Befriedigung der drei GrundbedĂŒrfnisse nach Autonomieerleben, Kompetenzerleben und sozialer Eingebundenheit ermöglichen, beeinflusst. Zielkonflikte werden weniger belastend erlebt, wenn alle drei GrundbedĂŒrfnisse befriedigt sind. Personen, die ein geringeres Autonomieerleben berichteten, erlebten hĂ€ufiger Zielkonflikte. GestaltungsspielrĂ€ume bei Lehrinhalten und Veranstaltungsformaten, die das Erleben von Autonomie ermöglichen, scheinen förderlich fĂŒr eine selbstbestimmte Lehrmotivation. Ein generelles Kompetenzerleben erweist sich als förderlich fĂŒr selbstbestimmte Formen der Lehrmotivation. Neben dem Austausch im Kollegenkreis berichten NW, dass die Interaktion mit Studierenden zu erlebter sozialer Eingebundenheit fĂŒhrt und durch das Vermitteln von Wissen in der Lehre Kompetenz erlebt wird.
NW nutzen verschiedene Strategien, um auf Zielkonflikte zu reagieren oder ihr Auftreten zu vermeiden. Situationen, in denen Zielkonflikte evident werden, werden versucht zu umgehen, indem mehr Zeit fĂŒr Arbeit aufgebracht wird oder Forschung in die Freizeit verlegt wird. Es zeigt sich trotz der Belastung und eigentlicher Priorisierung von Forschung aus karrierestrategischen GrĂŒnden bei den interviewten NW keine Bereitschaft den eigenen Anspruch an die QualitĂ€t der Lehre zu senken. DarĂŒber hinaus können auch Synergieeffekte zwischen Lehre und Forschung entstehen, wenn sich Inhalte zwischen beiden Feldern ĂŒberlappen.
Auf Basis der Ergebnisse werden neu entstandene Forschungsdesiderate benannt und es wird diskutiert, welche Handlungsbedarfe sich aufgrund der strukturellen Bedingtheit von Zielkonflikten und den bestehenden Interdependenzen zwischen den Teilbereichen Forschung und Lehre ergeben. In Form von praktischen Implikationen werden abschlieĂend VerĂ€nderungen fĂŒr das Wissenschaftssystem und die UniversitĂ€t als Organisation vorgeschlagen
Mentoring an Hochschulen â Wissenschaftskultur im Wandel? Eine empirische Untersuchung aus der Perspektive des Gender- und Diversity Management-Ansatzes
Brocke PS, Esdar W. Mentoring an Hochschulen â Wissenschaftskultur im Wandel? Eine empirische Untersuchung aus der Perspektive des Gender- und Diversity Management-Ansatzes. IFFOnZeit. Onlinezeitschrift des InterdisziplinĂ€ren Zentrums fĂŒr Frauen- und Geschlechterforschung (IFF). 2016;6(5):20-34
Diversity-Kompetenz (?) â Rekonstruktion von Handlungsorientierungen in der MINT-Lehre
Angesichts der Vielfalt der Studierendenschaft und daran anknĂŒpfender (bildungs-) politischer Zielsetzungen sind Diversity-Kompetenzen in der Lehre unerlĂ€sslich. Diese Studie untersucht mittels einer rekonstruktiven Analyse qualitativer Interviews, welche Handlungsorientierungen dem Umgang mit DiversitĂ€t in der MINT-Lehre zugrunde liegen und inwieweit Mitarbeiter*innen in Studium & Lehre den Umgang mit DiversitĂ€t(en) in ihr berufliches SelbstverstĂ€ndnis integriert haben. So werden Strukturen diversitĂ€tsorientierter ProfessionalisierungsbemĂŒhungen in den Blick genommen, die auf das berufliche SelbstverstĂ€ndnis der Mitarbeiter*innen wirken
BeitrÀge der PÀdagogischen Psychologie zur Wissenschaftspolitik
Wild E, Esdar W. BeitrÀge der PÀdagogischen Psychologie zur Wissenschaftspolitik. In: Simon D, Knie A, Hornbostel S, Zimmermann K, eds. Handbuch Wissenschaftspolitik. 2nd ed. Wiesbaden: Springer; 2016: 191-205
Organisation oder Profession? â Der Wettbewerb um âgute Lehreâ zwischen Fremd- und Selbstregulation
Esdar W. Organisation oder Profession? â Der Wettbewerb um âgute Lehreâ zwischen Fremd- und Selbstregulation. Presented at the Abschlusskonferenz DFG-Graduiertenkolleg 724. Die RĂŒckkehr der Regulierung: Wissen, Theorie und Instrumente, Bielefeld
Helicopter Parenting - PrÀvalenz sowie Einfluss von Bildungshintergrund und sozio-ökonomischem Status
Wilhelm D, Esdar W. Helicopter Parenting - PrĂ€valenz sowie Einfluss von Bildungshintergrund und sozio-ökonomischem Status. Die Hochschule. Journal fĂŒr Wissenschaft und Bildung. 2014;19(2):66-76
Are Goal conflicts at universities linked to teaching motivation and involvement? Preliminary results from an ongoing study
Esdar W, HĂŒwe J. Are Goal conflicts at universities linked to teaching motivation and involvement? Preliminary results from an ongoing study. Presented at the JURE Conference, Frankfurt am Main
Diversity-Management in der Lehre â was ein RĂŒckgriff auf die empirische Bildungsforschung verspricht
Esdar W, Wild E. Diversity-Management in der Lehre â was ein RĂŒckgriff auf die empirische Bildungsforschung verspricht. Presented at the 10. Jahrestagung der Gesellschaft fĂŒr Hochschulforschung, "Theoriebildung und Methodenentwicklung in der Hochschulforschung", Kassel
Eine heterogenitĂ€torientierte Lehr-Lernkultur fĂŒr eine Hochschule der Zukunft. Fachgutachten im Auftrag des Projektes nexus der Hochschulrektorenkonferenz
Wild E, Esdar W. Eine heterogenitĂ€torientierte Lehr-Lernkultur fĂŒr eine Hochschule der Zukunft. Fachgutachten im Auftrag des Projektes nexus der Hochschulrektorenkonferenz.; 2014
Research, Teaching, or Both? A Multi-Method Investigation of How Teaching Motivation at University is Impaired by Research-Teaching Goal Conflicts
Esdar W, Gorges J, Wild E. Research, Teaching, or Both? A Multi-Method Investigation of How Teaching Motivation at University is Impaired by Research-Teaching Goal Conflicts. Presented at the 7âth Self Biennial International Conference and ERAS Conference, Singapore