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Sozialpolitik für die individualisierte Erwerbsgesellschaft. Zur Aktualität der »Arbeiterfrage«
ZusammenfassungDen Ausgangspunkt des Beitrages bildet die Vermutung, dass die übergreifende Tendenz in der sich vollziehenden Transformation westlicher Sozialpolitiken im neuerlichen Rekurs auf eine individualisierende »armutspolitische« Logik und in der Erosion »kollektiver« Sozialpolitik liegt. Trifft diese Vermutung zu, dann würde diese Transformation unmittelbar den Status der Lohnabhängigen und deren Handlungschancen tangieren. Die »Arbeiterfrage«, so die These, gewänne auf neue Weise an Aktualität. Um diese These zu stützen, werden zunächst zwei unterschiedliche, politisch-praktisch jeweils einflussreiche Zugänge zur (historischen) »Arbeiterfrage« vorgestellt: die Überlegungen Heinrich Herkners und das päpstliche »Rundschreiben über die Arbeiterfrage«, Rerum novarum (1891). Der zweite Teil des Beitrages sucht nach Phänomenen, die auf einer Schwächung des Arbeitnehmerstatus, auf neue, u. a. entsolidarisierende Logiken seiner Absicherung und in der Folge auf die Aktualität der Arbeiterfrage schließen lassen.AbstractThe starting point for this contribution is the assumption that the current transformation of western social policies shows an overarching tendency towards the logic of “poverty policy” and the erosion of “collective” social policies. Should this assumption prove correct, this transformation would directly affect the status of wage-earners and their scope of action. The “workers’ cause” – this is the thesis here – would prove timely in a new fashion. To support this thesis, two different, political-practically influential approaches to the (historical) “workers’ cause” will be presented: Heinrich Herkner’s reflections on the issue and the papal Encyclical Letter Rerum novarum (On the Condition of Workers) of 1891. In the second part, phenomena will be surveyed that seem to indicate the weakening of the worker’s status, and new logics for its safeguarding that, among other things, are undermining the solidarity principle.urn:nbn:de:hbz:6:3-201201275
Gabriele Muschter, Rüdiger Thomas: Frauen in Deutschland - Eine Geschichte in Bildern, Quellen und Kommentaren
Frauen in Deutschland ist dreierlei in einem: ein Katalog zu "virtuellen" Ausstellung, zugleich punktueller Kommentar und Quellensammlung. Das Buch regt zum Vor- und Zurückblättern und zum Schmökern an. Es bietet überraschende, teils herzzerreißende Einblicke (gerade im Kontext der aktuellen Flüchtlingskrise), z.B. Bilder von Kindern in den Nachkriegswirren, die verzweifelt ihre Eltern suchen, und von Eltern, die ihre Kinder vermissen. Frauen in Deutschland enthält eine Fülle an vermutlich wenig bekannten Bildern aus dem Leben von Frauen und Familien in der DDR, die allein eine Ausstellung gelohnt hätten. Diese Bilder werden kontinuierlich thematisch ähnlichen Bildern aus der alten Bundesrepublik gegenübergestellt
68 und 68er aus der Perspektive soziologischer Zeitzeugenschaft
Als Zeitzeugin und Soziologin frage ich nach dem Mehrwert einer Anwendung von Mannheims "Problem der Generation" auf die kleine Gruppe der Studentinnen und jungen Akademikerinnen, die sich im Kontext von 1968 für eine Wissenschaft und Politik von Frauen für Frauen engagierten
Verwissenschaftlichung der Familie?
In dem Beitrag wird die These diskutiert, daß die Verwissenschaftlichung der Familie heute vielleicht der letzte Versuch ist, so etwas wie Naturwüchsigkeit in der Familie zu rekonstruieren. Es werden zwei Strategien - die Babyschule von Painter und die sanfte Geburt von Leboyer - vorgestellt, die trotz ihrer Gegensätzlichkeit beide zur Verwissenschaftlichung der Familie beitragen, indem sie den Familienmitgliedern, besonders den Müttern, ein Wissen vermitteln, das sie aus sich selbst heraus nicht schaffen können, ein Wissen um den eigenen Körper, seine Bedingungen und um einen Umgang mit ihm, der diesen Bedingungen entgegenkommt. Beide Strategien vermitteln den Eindruck einer Professionalisierung der Mutterrolle. Ihr Kern liegt im Versuch der Aufhebung von Entfremdung im familialen Umgang. Insgesamt werden mit dem Begriff Verwissenschaftlichung aktuelle Entwicklungen angesprochen, die teils von den Frauen selbst, teils staatlich initiiert und weitergegeben wurden und werden. Es wird gezeigt, daß das öffentliche Aufgreifen der berechtigten Forderungen der Frauen nach Selbstbestimmung und -verwirklichung und einer frauen- und damit kinderfreundlichen Umwelt nur dazu dient, diese zu domestizieren, an das Haus zu binden und damit systemfunktional zu integrieren. Damit wird herausgearbeitet, daß mit dem Begriff Verwissenschaftlichung der Familie neue Formen der Kolonisation von Frauen und Frauenarbeit in der Familie, d.h. ein neues Stadium der Entfremdung von Frauen sich selbst, ihrer Arbeit und anderen gegenüber beschrieben werden. (RW
Ehe und Familie - Konvention oder Sonderfall? Ursachen, Probleme und Perspektiven des Wandels der Lebensformen
'Die Ehe habe ihre Plausibilität verloren, heisst es heute. Man bindet sich, wenn und weil man diesen Anspruch für sich akzeptiert. Man bindet sich nicht, wenn man meint, einem Kind oder seinem Partner/ seiner Partnerin nicht genügen zu können. Sexualität und Fortpflanzung, Paarbeziehung und Elternschaft sind auseinandergetreten. Ökonomische Motive sollen die Familienbildung, aber nicht mehr die Heirat und Ehe leiten. Der Beitrag greift aktuelle Ansätze auf, die sinkende Heiratsneigung, Aufschub der Familiengründung, Verzicht auf Kinder oder Scheidung vor dem Hintergrund einer gestiegenen individuellen Autonomie gegenüber von aussen gesetzten Normen und eines gestiegenen Anspruchs an zwischenmenschliche Beziehungen zum Partner/ zur Partnerin oder zum Kind diskutieren. Er erweitert diese Ansätze durch den Hinweis, dass die fortschreitende vertikale Differenzierung von Einkommen und Erwerbschancen Ehe und Familie für eine wachsende Zahl junger Menschen zum knappen, aber wichtigen Gut wechselseitiger Unterstützung werden lässt.' (Autorenreferat
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