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    Was braucht marxistisches Denken heute, um als 'Theorie' existieren zu können? Ein Trilemma kritischen Denkens nach dem Ende der offiziellen Marxismen

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    Mehr als einhundert Jahre hat es gedauert, bis es vorbei ging. Inzwischen kann sich eigentlich niemand mehr darüber hinweg täuschen: Das Zeitalter1 ist vorbei, in der es "offizielle Marxismen" gab und in der diese eine wichtige Rolle spielten. Das heißt aber keineswegs, dass sich damit marxistisches Denken erledigt hätte - ganz im Gegenteil. Denn entgegen den interessierten Legenden, wie sie immer wieder von konservativen und liberalen Intellektuellen verbreitet werden, war dies überwiegend keine herrschende, sondern vor allem eine instrumentelle, das Denken2 der gegen das aktuell herrschende Denken kritisch agierenden Intellektuellen3 hilfreich strukturierende Rolle. Allerdings war dieser offizielle Marxismus überall dort, wo sich auf ihn als Herrschaftslegitimation berufende Parteien und politische Anführer sich in den Besitz der Staatsmacht hatten bringen können, ganz offiziell, mit allen negativen Konsequenzen, zur "herrschenden Lehre" geworden. Das betraf aber nur eine Peripherie der kapitalistischen Welt und deren eigentümliche Herrschaftsformen - was sich darin ausdrückte, dass diese Marxismen, sobald sie in den Dienst einer derartigen Staatsmacht geraten waren, auch namentlich näher bestimmt, als "Marxismus-Leninismus", als "Mao-tse-Tung-Ideen" oder etwa auch als "Djutsche" (Kim Il Sung). Innerhalb der Kernländer dieser kapitalistischen Welt ist er immer ein Marxismus oppositioneller Bewegungen und Parteien geblieben. Aber auch dies scheint vorbei zu sein

    Eine materiell verankerte Arbeit des Begriffs ohne Essentialismus oder Reduktionismus

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    Dieser Aufsatz entfaltet die Implikationen des endlichen Charakters der Gegenstände von Marx‘ epistemologischen Durchbrüchen in seiner Kritik der politischen Ökonomie bzw. in seiner Kritik der Politik, entwickelt eine klare Unterscheidung zwischen marxistischer Wissenschaft und marxistischer Politik, und kontrastiert diesen ‚endlichen Marxismus‘, welcher auf dieser Grundlage daran arbeitet, diese unvollendeten Durchbrüche zu festigen und weiter auszubauen, mit der in jüngerer Zeit vertretenen Konzeption eines „postmodernen Marxismus“. Weiterhin entfaltet er, was die Rolle einer erneuerten marxistischen Philosophie sein sollte, welche eine effektive marxistische Praxis in den Bereichen der wissenschaftlichen Ausarbeitung und einer auf Transformation angelegten Politik als solche in der Ausarbeitung unterstützt und weiterhin reflektiert. Er vertritt die Auffassung, dass ein derartiger, bewusst endlicher Marxismus sowohl einen Beitrag dazu leisten kann, die Probleme zu überwinden, auf die eine weitere Ausarbeitung marxistischer Wissenschaft und Politik als solcher immer wieder stößt, als auch dazu beiträgt, dass der Marxismus die Fähigkeit entwickelt, ein wechselseitiges Verständnis, sowie eine gezielte Bündnisarbeit mit radikal feministischen, dependenzialistischen und ökologischen Kräften zu entfalten, welche fähig wird, in gegenwärtige Lagen wirksam einzugreifen

    "Nur um der Hoffnungslosen willen ist uns die Hoffnung gegeben". Zur Aktualität der Philosophie Herbert Marcuses

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    Zur Aktualität der Philosophie Herbert Marcuses 1 Herbert Marcuse war Philosoph - also weder politischer Praktiker noch professioneller Wissenschaftler. Das bildete für ihn eine immer wieder einschränkende Grenze. Zugleich ist es aber auch die zentrale Voraussetzung, die es uns heute möglich macht, in dieser Weise über die Aktualität seines Denkens zu diskutieren. Denn wie sonst nur die Kunst, zeichnet sich die Philosophie offenbar durch einige Züge ihrer Tätigkeit aus, die sie zeitenthoben macht, ohne sie dadurch gleich zu ‚verewigen" (vgl. Heinrichs/Wolf 2003). Philosophische Texte, die als solche "funktionieren", sind immer allein dadurch bereits radikal zeitgenössisch. Das gilt vermutlich auch für literarische Texte - doch nur solche, die zugleich eine philosophische Dimension aufweisen - wie etwa Shakespeares Tempest, Goethes Faust, Lessings Nathan der Weise oder Beckets Endspiel - sind offenbar dazu geeignet, in vergleichbarer Weise immer neue Diskussionen auszulösen. Stefan Breuers Lektüreergebnisse aus den 1970er Jahren gehören jetzt selbst dieser jüngeren historischen Vergangenheit an: Dennoch können wir sein Plädoyer "für eine neue Lektüre Marcuses" (1977, 7ff.) heute widersprechend aufnehmen wie einen Fehdehandschuh: Anstatt letztlich darin einzumünden, in "seine(r) intellektuelle(n) Biographie mehr als ein Einzelschicksal" (ebd., 18) zu sehen und ihn eben dadurch als Figur in die Vergangenheit einzuordnen, können wir heute in Marcuses philosophischen Interventionen etwas ‚wiedererkennen", in dem sie sich für uns aktualisieren lassen. Wir können ihn dadurch auch in seinen politischen Einsätzen auf die Fragen und Kämpfe unserer Gegenwart beziehen, wie dies in den Fragen von Peter Marcuse angesprochen und in dem Beitrag von Angela Davis vorgeführt worden ist

    Die Ökonomie des Erlebnismarktes

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    Bei dem poplären Gebrauch von Gesellschaftsbegriffen wie der "Risikogesellschaft"?, oder der "Erlebnisgesellschaft", handelt es sich um Kurzprojektionen aus einer Endlosschleife von Dias, die immer wieder abgespult wird. Es empfiehlt sich, den Projektor einmal zu demontieren, sich Abzüge der verschiedenen Dias zu machen und sie vergleichend zu diskutieren

    Ohne die islamische Philosophie hätte es weder Scholastik noch Aufklärung geben können! Philosophiehistorische Anhaltspunkte für eine europäische Haltung zum Islam

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    Der europäische "Orientalismus" (vgl. Said 1978 u. 1983) hat insbesondere den Islam immer wieder als "zeitlos, ewig, unbewegt" bestimmt, ihm ein "ahistorisches", gleichsam "außerhalb der Welt hockendes" Wesen unterschoben. Auch wenn es zutrifft, daß die These von der "Abgeschlossenheit" des islamischen Denkens innerhalb des Islam selbst im Rahmen der maßgeblichen Hauptströmung der Sunna seit al-Guwaini in oberflächlich ähnlicher Weise verfochten wird1, so kann dies doch nicht die Grundlage für eine historisch bewußte, über sich und die anderen "aufgeklärte" Haltung der gegenwärtigen EuropäerInnen zum Islam abgeben. Gegen den - strukturell eurozentrischen - "Kulturkreis-Historismus", der aus dem 19. Jahrhundert weit kräftiger fortwirkt als alle universalistischen, emanzipatorischen Gesellschaftstheorien oder "großen Erzählungen", deren wirkliche und angebliche Probleme die VertreterInnen der Generation der Postmodernen in der jüngeren Vergangenheit unter Rückgriff auf einen erneuerten Kulturrelativivismus betont haben, ist auf einigen ganz elementaren Feststellungen zu bestehen

    Auflösung oder Erneuerung des Marxismus?

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    Die Diskussion über die Krise des Marxismus ist schwierig: Nicht nur ist ihr Gegenstand allenfalls vage bestimmt, das von ihr berührte Problemfeld ist auch schon fast unübersehbar geworden.Der Verdacht stellt sich bald ein, wenn man den Verlauf der Diskussionen verfolgt, daß es „den Marxismus" als eine einheitliche Größe gar nicht gibt - und schon gar nicht seine ,,Krise" als ein hinreichend einheitliches Phänomen. Was ist gemeint, worin sich etwa die (inzwischen historische) Orthodoxie der deutschen Sozialdemokratie, der „Leninismus als der Marxismus unserer Epoche", der Austromarxismus, der Trotzkismus, die Mao-tse-tung-ldeen und der Marxismus der Eurokommunisten so weit einig wären, daß dadurch ein einheitlicher Gegenstandsbereich konstituiert würde? Diese Frage läßt kaum noch eine sinnvolle, geschweige denn gehaltvolle Antwort zu - selbst wenn wir noch von den Marxismen und Neomarxismen absehen, die im Wesentlichen die Sache von Intellektuellen geblieben sind. Und gibt es überhaupt so etwas wie eine gemeinsame reale Grundlage für die verleugnete Krise des Marxismus der Nach-68er ML-Bewegung, für die unterdrückte Krise des offiziellen Marxismus der DDR, für die lange verdrängte Krise der aus unserem „Zurück zu Marx!" hervorgegangenen ,neuen Orthodoxien' und für die endlos reflektierte Krise eines akademischen Marxismus? Sicherlich nichts, was auf mehr als einige dünne Abstrakta - und das subjektive Unbehagen der Beteiligten/Betroffenen hinausliefe

    Das Wunder von Europa läßt noch auf sich warten: Zu Lage und Perspektiven der europäischen Linken nach der neoliberalen Gegenreform

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    The European Left will have to undergo a deep sea-change, in order to really come into existence. It is attempted to outline the underlying trends of the post-neoliberal situation, to grasp the creativity of European popular struggles, and to describe the strategical tasks by the solution of which another new European left could begin to create itself, in changing the societal development of European integration

    der Tod der Philosophen und andere Vorgriffe

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    Inhalt Vorwort zu Umwege² (2007) Vorwort zur ersten Auflage (1983) Portugal vergessen! Nach dem Ende der klassischen deutschen Philosophie Umwege Marxistischer Philosophie (Fragment) Der Tod der Philosophen Auflösung oder Erneuerung des Marxismus Proletarischer Klassenkampf und sozialistische Politik Ökologiebewegung und Klassenkampf (mit M. Lucas) Schwierigkeiten mit der materialistischen Dialektik Marxistische Positionen in der Krise des Marxismus Für eine subversive Praxis der Philosophie Statt eines Nachworts: Eine Bemerkung zu einem anderen Projekt Literatur Nachweise Nachwort: Die überdimensionierte Milchkanne – von Kurzschlüssen zu Retraktationen (2008) Zum Verfasser (2008)"Die von 1971-1982 entstandenen Beiträge dieses Bandes arbeiten an der gegenwärtigen Krise des realexistierenden Marxismus: Nicht um Abschied zu nehmen von revolutionärer Wissenschaft und Philosophie, sondern um zu begreifen, was so nicht mehr weitergehen kann in der philosophischen und wissenschaftlichen Praxis des Marxismus/ der Marxist/inn/en - damit marxistische Positionen zurückgewonnen und neue theoretische Initiativen ergriffen werden können. In einer Vorgehensweise, die es ausdrücklich und sorgfältig vermeidet, in die Fußstapfen der hierzulande immer noch fast übermächtigen Kritischen Theorie zu treten, oder auch die Legitimationsmuster eines "offiziellen Marxismus" als Theorie von staatswegen fortzusetzen, geht es dem Autor immer wieder um die Begenung mit den Thesen und Positionen des 'linken Flügels' des westeuropäischen Marxismus - zugleich aber auch darum, in dieser Begenung eigene Psitionen zu überprüfen." (Rückentext der Erstauflage)2., vom Autor durchges. und veränd. Aufl
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