33 research outputs found

    Jahresbericht 2018

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    Der Jahresbericht 2018 enthält Informationen über die Aktivitäten des Deutschen Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung im Jahr 2017

    Schlachtung gravider Schafe und Ziegen in Deutschland: Untersuchungen über Häufigkeit und Ursachen

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    Einleitung: Der Tierschutz ist in Deutschland seit 2002 als Staatsziel im Grundgesetz verankert. Die Schlachtung tragender Tiere widerspricht den Grundsätzen des Tierschutzes, da Schmerzen und Leiden bei den Muttertieren und deren Feten nicht ausgeschlossen werden können. Auf der Basis dieser Überlegungen ist durch die Verabschiedung eines nationalen Gesetzes, welches ab September 2017 in Kraft tritt, die Abgabe tragender Säugetiere im letzten Trächtigkeitsdrittel zur Schlachtung verboten. Schafe und Ziegen sind von dieser Regelung ausgenommen. Dies liegt unter anderem daran, dass für diese Tierarten im Vergleich zum Rind bislang keine Daten zu Vorkommen, Ausmaß und eventuellen Gründen einer Schlachtung im fortgeschrittenen Trächtigkeitsstadium vorliegen. Zur Klärung dieser Fragestellungen fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) seit Beginn 2015 das Forschungsprojekt „Untersuchungen zum Anteil von Trächtigkeiten bei geschlachteten Tieren und zu den Ursachen für die Abgabe trächtiger Schlachttiere unter Berücksichtigung der verschieden Tier- und Nutzungsarten“ (kurz: „SiGN“) unter dem Förderkennzeichen 2814HS005/012. Zielstellung: In dieser Arbeit wurde erstmalig systematisch untersucht, ob und in welchem Umfang tragende kleine Wiederkäuer in Deutschland der Schlachtung zugeführt werden. Insbesondere wurden dabei die Häufigkeit dieser Schlachtungen, die vorliegenden Trächtigkeitsstadien und der saisonale Verlauf genauer untersucht. Ein weiterer wesentlicher Punkt dieser Arbeit war eine Umfrage zur Erhebung möglicher Ursachen, die zu diesen Schlachtungen führen. Die in dieser Arbeit erhobenen Daten dienen als Basis der anschließenden Erarbeitung von Empfehlungen zur Vermeidung der Schlachtung tragender kleiner Wiederkäuer. Material und Methoden: Die Datenerhebung zur Feststellung der Prävalenz sowie weiterer tierschutzrelevanter Parameter im Zusammenhang mit der Schlachtung tragender kleiner Wiederkäuer erfolgte zweistufig. Zum einen übermittelten amtliche Tierärzte Daten aus den von ihnen überwachten Schlachtbetrieben, zum anderen wurden parallel vor Ort Untersuchungen an kooperierenden Schlachtbetrieben durchgeführt. Die Befragung zur Ursachenermittlung erfolgte mittels spezifischer Fragebögen im Rahmen von Vortragsveranstaltungen. Dabei wurden Tierhalter und auf kleine Wiederkäuer spezialisierte Tierärzte befragt. Ergebnisse: Von Januar 2015 bis Januar 2017 wurden von den amtlichen Tierärzten Untersuchungsergebnisse zu 6 335 geschlachteten weiblichen Schafen übermittelt. Von diesen waren 213 (3,4 %) tragend. Bei den Untersuchungen in den kooperierenden Schlachtbetrieben zeigte sich eine Prävalenz von 17,9 % (213/1 193). Die Schafe befanden sich auf beiden Ebenen der Untersuchung insbesondere im ersten und zweiten Drittel der Trächtigkeit. Von den tragenden Tieren waren 9,9 % (amtliche Ebene) bzw. 3,3 % (Projektebene) im letzten Trächtigkeitsdrittel tragend. Die Schlachtungen tragender Schafe und Ziegen trat chargenweise sowie saisonal gehäuft von September bis März auf, wobei der Anteil hochtragend geschlachteter Tiere zum Ende dieses Zeitraums zunahm. Angaben zu 42 weiblichen Ziegen wurden von den amtlichen Kollegen übermittelt. Vier waren im ersten Drittel tragend. Bei den Erhebungen vor Ort waren zwei von drei untersuchten weiblichen Ziegen ebenfalls im ersten Trächtigkeitsdrittel tragend. Aus der Befragung von 275 Tierhaltern und 42 Tierärzten geht hervor, dass besonders managementbedingte Ursachen zur Schlachtung gravider kleiner Wiederkäuer führen. Somit haben die Dauer des Bockeinsatzes und das Aufzuchtmanagement der Bocklämmer einen hohen Einfluss auf eine unkontrollierte Bedeckung. Die Unwissenheit im Hinblick auf eine bestehende Trächtigkeit wird als wahrscheinlichste Ursache von beiden Personengruppen angegeben. Ein sicherer Ausschluss des Deckkontaktes und eine sachgemäße Selektion der Schlachttiere sehen die Befragten als effektivste Maßnahmen zur Vermeidung dieser Schlachtungen an. Schlussfolgerungen: Die vorliegende Arbeit zeigt, dass die Schlachtung tragender Schafe und Ziegen in Deutschland regelmäßig vorkommt. Zur Generierung einer sicheren Datenlage ist eine genauere und kontinuierliche amtliche Überwachung nötig. Eine gezielte Beratung der Tierhalter und Tierhalter-betreuenden Personen ist notwendig, um insbesondere die Situation der Tierhalter langfristig zu verbessern. Prinzipiell scheint durch die Anwendung praxistauglicher und leicht zu implementierender Maßnahmen (Geschlechtertrennung, sachgemäße Selektion der Schlachttiere, frühzeitige Entnahme/Kastration der Bocklämmer) eine Reduzierung der Anzahl dieser Schlachtungen möglich. Allerdings ist zur Managementoptimierung eine Rückmeldung seitens der Schlachtbetriebe unerlässlich. Diese erstmalige systematische Datenerhebung zur Schlachtung tragender kleiner Wiederkäuer in Deutschland liefert relevante Informationen zur gezielten und bedarfsgerechten Schulung der Tierhalter und Tierärzte. Die Arbeit ist darüber hinaus die Grundlage zur Erarbeitung tierartspezifischer Empfehlungen zur Vermeidung dieser Schlachtungen bei Schafen und Ziegen. Weiterhin können unter anderem mit Hilfe dieser neuen Datensammlung Indikatoren erarbeitet werden, die eine sichere Alterseinteilung der Feten in die entsprechenden Trächtigkeitsdrittel ermöglichen

    Altorientalistik in der DDR (1986-1990) und ihre inhaltlich-strukturelle Umgestaltung in den neuen Bundesländern (1990/91-1995)

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    „Und was kommt danach?“Berufliche Reintegration von Friedensfachkräften im Bereich der friedenspolitischen Bildungsarbeit nach ihrer Rückkehr

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    Die vorliegende Arbeit besteht aus einem theoretischen Grundlagenteil (Kapitel 2 bis 4) sowie einer empirischen Untersuchung (Kapitel 5 und 6) und ist folgendermaßen aufgebaut: In Kapitel 2 wird zunächst das Konzept des Zivilen Friedensdienstes vorgestellt, in dessen Rahmen die Friedensfachkräfte für mehrere Jahre im Ausland tätig sind. Denn wenn man sich mit dem Thema ihrer beruflichen Reintegration beschäftigt, ist es wichtig auch eine Vorstellung davon zu haben, wie ihre Tätigkeit im Ausland und die damit verbundenen Rahmenbedingungen ihres Projekteinsatzes ausgesehen haben. Da der Zivile Friedensdienst und somit auch der Begriff der Friedensfachkraft außerhalb von Fachkreisen in der breiten Öffentlichkeit allerdings nur wenig bekannt sind, dient dieses Kapitel dazu, dem Leser dieses notwendige Hintergrundwissen über die Arbeit von Friedensfachkräften zu vermitteln. Es kann und soll hier nicht auf grundsätzliche Diskussionen in diesem Bereich eingegangen werden, wie etwa das Für und Wider der personellen Entwicklungszusammenarbeit, die Möglichkeiten und Grenzen der zivilen Konfliktbearbeitung oder gar das Verhältnis von Verteidigungs- und Sicherheitspolitik gegenüber friedensfördernden Maßnahmen. Das würde den Rahmen dieser Arbeit übersteigen und wird an anderer Stelle bereits ausgiebig behandelt. Kapitel 3 beschäftigt sich dann mit der Zeit nach dem Einsatz und damit, was die Rückkehr für die Friedensfachkräfte, vor allem auch in beruflicher Hinsicht, bedeutet. Es wird dargestellt, mit welchen Schwierigkeiten sie dabei konfrontiert werden können, welche Faktoren den Reintegrationsprozess evtl. beeinflussen, welche Rolle dabei insbesondere die Nutzung der Auslandserfahrungen spielt, welche institutionellen Unterstützungsmöglichkeiten es gibt und wie diese von den ehemaligen Fachkräften bewertet werden. Stand in Kapitel 2 das Tätigkeitsfeld der Friedensfachkräfte während ihres Einsatzes im Mittelpunkt, so geht es in Kapitel 4 um die friedenspolitische Bildungsarbeit als ein mögliches Tätigkeitsfeld für Friedensfachkräfte danach. Im Anschluss an seine genauere Bestimmung wird erläutert, welches Potenzial sie dafür mitbringen, was die Entsendeorganisationen in diesem Bereich in Deutschland tun und inwiefern sie dabei auf das Potenzial ihrer ehemaligen Fachkräfte zurückgreifen. Auf die theoretischen Grundlagen folgt dann der empirische Teil der Arbeit, der eine erste Sondierung zum Thema der beruflichen Reintegration von Friedensfachkräften, speziell in den Bereich der friedenspolitischen Bildungsarbeit, darstellt: In Kapitel 5 wird zunächst der qualitative Forschungsprozess veranschaulicht, indem seine Zielsetzung erläutert sowie das methodische Vorgehen genauer beschrieben werden. Im Anschluss daran werden in Kapitel 6 dann die Ergebnisse abgebildet und bezogen auf das Forschungsinteresse diskutiert

    MigrantInnen als Akteure der österreichischen Politik

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    Welche rechtlichen, gesellschaftlichen und sozioökonomischen Ein- und Ausschlussmechanismen sowie welche individuellen Partizipationsressourcen fördern bzw. hemmen die politische Partizipation von MigrantInnen in Österreich? Der 1. Teil beschreibt die Rahmenbedingungen sowie die konventionellen und unkonventionellen Formen politischer Teilhabe, weiters die Haltung der Parteien zur politischen Partizipation von EinwanderInnen. Als exemplarisch für die partizipationsfördernde Rolle politischer Parteien werden die Wiener Kommunalwahlen 2001 einer Analyse unterzogen: 86 KandidatInnen mit Migrationshintergrund warben in drei Parteien um Stimmen, letztlich zogen 4 in den Landtag und 30 in die Bezirksvertretungen als gewählte MandatarInnen ein. Der 2. Teil ist der Perspektive der MandatarInnen mit Migrationshintergrund gewidmet. Auf der Basis von Leitfadeninterviews mit 13 eingewanderten MandatarInnen auf Bezirks-, Landes- und Kammerebene werden die politische Sozialisation, die Motive, sich in Österreich politisch zu betätigen sowie ihre Stellung in den politischen Parteien und in den ethnischen Communities beleuchtet. Fazit: Legistische und institutionelle Ausgrenzungsmechanismen behindern die Elitenbildung innerhalb der ethnischen Communities und somit den Zugang zur politischen Klasse. Als individuelle Partizipationsressourcen lassen sich höhere Bildung, zivilgesellschaftliches Engagement etwa in Selbstorganisationen und Interessensvertretungen sowie Sprach- und Systemkenntnisse festmachen. "Sichtbar zu werden" ist gemeinsames Ziel der eingebürgerten MandatarInnen, die in ihrer Pionierrolle zeigen wollen, dass politische Teilhabe ein wichtiger Beitrag zur Integration der EinwanderInnen in Österreich ist

    Wilhelm Börner (1882-1951)

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    Wilhelm Börner, vor 125 Jahren in Wien geboren, war ein vielschichtiger und vielseitiger Mann. Er war Philosoph, Pädagoge, Atheist und Pazifist, er war unbeugbar, kompromisslos und doch sehr menschlich. 1882 hineingeboren in die letzten drei Dekaden der österreichischen Monarchie, wuchs er als Kind eines k-u. k. Nordbahningenieurs und einer Tochter aus mährischem Advokatenhaushalt in bescheidenen, bürgerlichen Verhältnissen im dritten Wiener Gemeindebezirk auf. Nach dem frühen Tod der Mutter, wurde ihm eine ihrer Schwestern zum Mutterersatz, auch die Bindung zu Vater und Bruder war zeitlebens eine sehr starke und innige. Nach der Schulausbildung in Wien belegte Börner – unter anderen - bei Univ.-Prof. Friedrich Jodl Ethik und Philosophie an der Universität Wien, und wurde – obwohl er sein Studium nicht zum Abschluss gebracht hat – einer der Lieblingsschüler des großen Philosophen, man könnte fast sagen sein intellektueller Ziehsohn. Jodl war es auch, der den jungen Börner mit der Gesellschaft für Ethische Kultur (später: Ethische Gemeinde) in Berührung brachte. Eine ‚Begegnung’, die für Börners weiteres Leben prägend und damit bindend werden sollte. Schon im Alter von 18 Jahren lernte er die Frau, mit der er sein weiteres Leben verbringen würde, kennen: Stephanie Wolf, Tochter von Jakob und Friederike Wolf, Schwester dreier Brüder, war damals 13 Jahre alt. Sie entstammte einer jüdischen Familie. 15 Jahre warb Börner um Stephanie, ehe sie am 13.2.1915 geheiratet haben, zuvor waren beide noch aus ihren jeweiligen Religionsgemeinschaften ausgetreten. Das freudige Ereignis wurde allerdings vom Tod des Vaters Börners überschattet, er starb im Dezember 1914. Die Ehe war kinderlos, im Mittelpunkt des Ehelebens stand das intellektuelle Schaffen Börners, das von seiner Frau selbstlos unterstützt wurde. Börners intellektuelles Wirken fand in seinen frühen Jahren vor allem in der Volksbildungs- und Freidenkerszene statt, er war ein gern gesehener (und offensichtlich auch gehörter) Redner, der sich immer wieder kopromisslos und klar im Sinne der (jeweiligen) Sache äußerte

    Jahresbericht 2016

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    Der Jahresbericht 2016 enthält Informationen über die Aktivitäten des Deutschen Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung Speyer im Jahr 201

    Selbstwahrgenommener Gesundheitsstatus von griechischen und türkischen Migrantinnen in Muenchen unter Berücksichtigung deren Integration

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    Ziel dieser Arbeit ist, Einblick in die selbsteingeschätzte Gesundheitslage der Türkinnen und Griechinnen in München anhand einer quantitativen Befragung zu gewinnen und Einsicht in die jeweiligen Konzepte über Gesundheit und Krankheit zu erlangen. Bei der Analyse und Diskussion der Befunde ist deutlich geworden, dass der subjektiver Gesundheitsstatus der türkischen und griechischen Migrantinnen in Muenchen schlechter als der der Muenchnerinnen im Allgemeinen ist. Die aufgestellte Hypothese, dass es einen Zusammenhang zwischen mangelnden schriftlichen Deutsch-Sprachkenntnissen und der Prävalenz von Kopfschmerzen wurde bestätigt. Die Befunde der Arbeit können als Hinweis darauf gewertet werden, dass es sich bei den Migrantinnen in Muenchen keinesfalls um einen hohen Grad der Integration handeln kann. Innerhalb des Akkulturalisationsmodels ist aber die Integration langfristig die bessere Lösung bezüglich Gesundheit und Befindlichkeit. Für die weitere Forschung sollte man die Position einer jeden Migrationsgruppe innerhalb des Akkulturalisationsmodels untersuchen einschließlich der Einstellungen und Verhaltensweisen der Aufnahme-gesellschaft gegenüber der jeweiligen Migrantengruppe

    "Wie überall kommt es auch beim Puppenspiel auf die Haltung und Gesinnung an (...)"

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    Präzise eingesetzte Propaganda war mitunter einer der Faktoren, dass die Nationalsozialisten innerhalb kürzester Zeit zur bestimmenden politischen Macht in Deutschland, später auch in Österreich der späten Zwischenkriegszeit wurden. Alle Bereiche des öffentlichen Lebens wurden von der vom Propagandaministerium unter Josef Goebbels durchzogen. Die Propaganda begann in der Kindererziehung, klinkte sich in das Schulwesen ein und beherrschte die Arbeitswelt und das Kulturleben in all seinen Facetten. Auch das scheinbar unscheinbare Puppentheater, welches nach seinem Wandel und seiner künstlerischen Hochblüte um die Jahrhundertwende in der Zwischenkriegszeit vor allem von den Pädagogen und den Verantwortlichen der sozialdemokratischen Jugendorganisationen für deren Erziehungsarbeit eingesetzt wurde, wurde nun auch von den Nationalsozialisten eingesetzt. Ein dem Propagandaministerium direkt unterstelltes „Reichsinstitut für Puppenspiel“ sollte eine Leitende Funktion übernehmen und letztlich die Puppenspieler und deren Spiel kontrollieren, aber auch neue (Laien-)Puppenspieler ausbilden. Auch in der wissenschaftlichen Grundlegung des Puppenspiels sollte das Institut aktiv werden. Namhafte Puppenspieler stellten sich – nicht immer unfreiwillig – in den Dienst der Nationalsozialisten. Dennoch wurde die Bedeutung des „Reichsinstitutes für Puppenspiel“, welches sich aufgrund des Krieges aber nie richtig entfalten konnte stets von Puppentheaterforschern in dessen Wichtigkeit für die Propaganda der Nationalsozialisten weit überbewertet, denn auch schon vor dem Wirken des nationalsozialistischen Reichsinstitut für Puppenspiel wurde – wie zuvor angedeutet - das Puppentheater stets für Propagandazwecke, beispielsweise bei den Sozialdemokraten, aber auch in der kaiserlichen Armee der Donaumonarchie, eingesetzt, nach dem Zweiten Weltkrieg in etlichen kommunistischen Staaten, wo es staatlich gefördert wurde schließlich nach dem Zweiten Weltkrieg durchwegs zu einer neuen qualitativen Hochblüte auflief. Auch die im Zusammenhang mit dem „Reichsinstitut für Puppenspiel“ stets genannte Zensur der Nationalsozialisten stellt im Laufe der Geschichte keine wesentliche „Neuerung“ im Figurentheater dar. Auch hier waren die Puppenspieler in der Geschichte stets auf die Willkür und das politische Kalkül der Obrigkeit angewiesen, worauf im ersten Teil der Arbeit eingegangen wird. Wie ist aber nun das politisch gelenkte Puppenspiel im Dritten Reich dann denn generell zu beurteilen? Das Puppenspiel im Dritten Reich war ein Propagandamitteln unter vielen anderen welche von den Nationalsozialisten eingesetzt wurden. Es konnte aber nie die Breitenwirkung erreichen wie beispielsweise der propagandamäßig eingesetzte Film oder Massenveranstaltungen, wie beispielsweise die inszenierten Reichsparteitage der NSDAP. Hingegen konnte das Figurentheater, gerade in den Grenzbereichen, in welchen sich beispielsweise der „Aufwand“ einer Filmvorführung oder einer Großveranstaltung nicht „auszahlte“, bei HJ und BDM, im Grenzland oder bei Soldaten an den Frontabschnitten eingesetzt werden. So blieb auch dem Puppenspiel im Dritten Reich die Ambivalenz nicht erspart, die im stets im Laufe der Geschichte zu eigen war. Mittel der Puppenspieler und der Obrigkeit, gehasst und gefürchtet, geschätzt und benutzt, politisch verfolgt und missbraucht. Mitten in dieser Ambivalenz waren stets die Puppenspieler und die Hauptfigur des traditionellen Puppenspiels, der Kasperl. Aber wie heißt es schon im alten Wienerlied? „Den Wurschtel kann keiner daschlagen“

    Die Entwicklung von Regulationspraktiken in der ambulanten Krankenversorgung

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    Der überwiegende Teil der Krankenversorgung in Deutschland findet in fragmentierten Strukturen statt. Getrennte Leistungssektoren, zu denen die ambulante und stationäre Krankenversorgung zählen, gehen mit funktionalen Brüchen in der Zusammenarbeit der Gesundheitsprofessionen einher. Schon seit Längerem zielen Gesundheitsreformen auf eine Überwindung der Fragmentierung, diese erweist sich jedoch als äußerst beharrlich. In der vorliegenden Arbeit wird nach Gründen der Beharrung gesucht. Dabei wird auf einen eher diskreten Gegenstand fokussiert. In einer historischen Rückschau, die bis vor die Gründungsjahre der Gesetzlichen Krankenversicherung reicht, wird der Entwicklungsprozess sogenannter Praktiken untersucht, mit denen ärztliche Leistungserbringer in der ambulanten Krankenversorgung ihre Zusammenarbeit organisieren und regulieren. Dazu zählen Überweisungspraktiken genauso wie Zuständigkeitsregelungen in der Krankenversorgung. Diese Regulationspraktiken entwickelten sich im Wechselspiel zwischen entstehenden Versorgungsstrukturen und den Handlungsvollzügen der Leistungserbringer sowie relevanter professions- und gesundheitspolitischer Akteure. Es wird gezeigt, wie sich in deren Zusammenarbeit Pfadabhängigkeit ausbilden konnte und wie den Akteuren trotz vorhandener Alternativen die Fähigkeit zur integrierten Leistungserbringung sukzessive verloren ging. Vor diesem Hintergrund und am Beispiel von Ärztenetzwerken wird als nächstes gezeigt, dass der historisch gewachsene Pfad der fragmentierten Leistungserbringung gebrochen werden kann. Beispielhaft werden jene von den Ärztenetzwerken geschaffenen Versorgungsstrukturen und Handlungsvollzüge herausgearbeitet, die zur Integration der Krankenversorgung auf Ebene der Regulationspraktiken beitragen. Schließlich werden Empfehlungen für ein Netzwerkmanagement gegeben, das den Übergang von der fragmentierten zur integrierten Leistungserbringung unterstützt
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