670 research outputs found
Medienkompetenz als theoretisches Konzept und Gegenstand empirischer Forschung
Der Beitrag versteht sich als Teil der BemĂŒhung, das PhĂ€nomen Medienkompetenz bei Jugendlichen besser beschreiben und analysieren zu können. Dabei gehen wir von einem VerstĂ€ndnis von Medienkompetenz aus, das sich an den von Dieter Baacke (1996) vorgeschlagenen vier Dimensionen (Medienkritik, Mediennutzung, Medienkunde, Mediengestaltung) orientiert. Im Rahmen des DFG-Projektes âUntersuchung zum Mediennutzungsverhalten 13-18jĂ€hriger und Entwicklung von Medienkompetenz im Jugendalterâ untersuchen wir empirisch das Medienhandeln Jugendlicher in Anlehnung an das Bielefelder Medienkompetenzmodell (Treumann/Baacke u.a. 2002). In einer quantitativen Befragung haben wir zunĂ€chst die Dimensionen der Medienkompetenz operationalisiert und erhoben. Des Weiteren konkretisieren wir in qualitativen Befragungen die Medienkompetenz bei Jugendlichen inhaltlich und erschlieĂen diese in ausgewĂ€hlten FĂ€llen auch rekonstruktiv hermeneutisch. Die Einzelinterviews dienen dazu, das Medienhandeln und die verschiedenen Ebenen der Medienkompetenz umfassend zu erheben und im Rahmen einer Clusteranalyse mit den quantitativen Daten in Beziehung zu setzen. Im Rahmen von Gruppendiskussionen werden indes die kollektiven Orientierungen Jugendlicher in der analytisch-reflexiven Auseinandersetzung mit Medien und damit die Dimension der Medienkritik empirisch erschlossen
Organisationsentwicklung und Organisationsberatung im Zeichen reflexiver Modernisierung
Die Vorstellungen und praktizierten Formen von Organisationsentwicklung und Organisationsberatung sind derzeit von einem Ăbergang von der klassischen zur reflexiven Modernisierung geprĂ€gt. WĂ€hrend die Bereitschaft wĂ€chst, die Modernisierung moderner Organisationen nicht mehr nach dem klassischen Rationalmodell der Organisation zu kozipieren, erweist sich dieses angesichts widersprĂŒchlicher Erwartungen in der Praxis als auĂerordentlich hartnĂ€ckig und robust. Am Beispiel der Organisationsentwicklung und Organisationsberatung in Ostdeutschland wird gezeigt, dass auch eine neue Chancen eröffnende Umbruch- und Krisensituation nicht zu einer Abkehr von der klassischen Modernisierung genutzt werden konnte
Festgefahren? Der Automobilpakt im 21. Jahrhundert
Die sich gegenwĂ€rtig in den modernen Gesellschaften abzeichnenden Umbruchprozesse werden in den Sozialwissenschaften aus sehr verschiedenen Perspektiven beschrieben, so etwa als Paradigmenkrise, als Krise der organisierten Moderne, als Krise des industrialisierten Sozialstaates oder als Verfall sozialen Kapitals. In diesen unterschiedlich fokussierten Krisenanalysen wird immer wieder auf einen Trend aufmerksam gemacht, der im Hinblick auf das Wanken der sozialen Welt von besonderem Interesse ist, nĂ€mlich die Auflösung traditioneller sozialer Beziehungsgeflechte und die Erosion jahrzehntealter gesellschaftlicher Konsense. Einer der traditionsreichsten und mĂ€chtigsten gesamtgesellschaftlichen Konsense, der Automobilpakt, scheint von diesem Trend bislang nicht berĂŒhrt zu sein. Dieser Pakt zeichnet sich nicht nur durch eine hohe Krisenresistenz aus, sondern es ist auch davon auszugehen, daĂ er bis weit hinein in die zweite Dekade des 21. Jahrhunderts stabil bleiben wird. Durch eine nĂ€here Betrachtung der sozio-kulturellen Reichweite und der sozio-technischen SpielrĂ€ume des Automobilpaktes wird verstĂ€ndlich, worin dessen StabilitĂ€t grĂŒndet. Bei einer solchen Betrachtung wird auch ein PhĂ€nomen erkennbar, das nicht nur fĂŒr den hier diskutierten Konsens, sondern möglicherweise auch darĂŒber hinaus fĂŒr ein tieferes VerstĂ€ndnis der angelaufenen sozialen Umbruchprozesse von Bedeutung sein konnte. Dieses PhĂ€nomen lieĂe sich vielleicht am besten als stagnierende Innovation beziehungsweise innovative Stagnation oder kurz als Stagnovation bezeichnen. -- The variety of problems and massive transformations currently observed in modern society is described by social scientists in many different ways. These include paradigm crises, a crisis of the modern age, a crisis of the industrialized social State, or as the decline of social capital. Yet in these differently-focused crisis analyses, one trend is consistently emphasized, one which is of significant interest in regards to the faltering social structure. This trend is the dissolution of traditional social networks and the erosion of decades-long social consenses. However, one of the most traditional and powerful collective social consenses, that of the automobile industry, appears to this day not to have been affected by this trend. Characterized by a high resistance to crises, this consensus shows signs that it will continue well into the 21 st Century. Through a careful examination of the social/cultural reach and the social/technical environment of the automobile consensus, it becomes apparent how this stability is obtained. Through such an examination, a phenomenon is noted which, in addition to holding true for the automobile consensus, could lead to a deeper understanding of the recent social unrest and transformation processes. This phenomenon is perhaps best described as âstagnant Innovation, âinnovative stagnation - or simply, âStagnovation.
Corpus Christianum, Umma, weltliche Obrigkeit und bĂŒrgerlicher Staat : eine Studie ĂŒber kulturelle und religiöse PluralitĂ€t in Christentum, Islam und Moderne
Eine der inzwischen lebenswichtigen Fragen, die sich unsere Gesellschaft und Politik nicht nur zu stellen, sondern auch zu beantworten hat, ist die Frage, ob wir eine Gesellschaft wol-len, die aus vielen Kulturen lebt, und ob wir einen Staat wollen, der das friedliche Miteinander unterschiedlicher Kulturen unter EinschluĂ unterschiedlicher Religionen will und gewĂ€hrleistet. Diese Frage ist keineswegs neu; sie stellte sich in der Geschichte immer wieder und ĂŒberall. Die Menschen haben mit dieser Frage also bereits Erfahrungen gemacht. Wir stehen nicht vor einem absoluten Novum. Daher möchte ich zunĂ€chst dieser Frage vergleichend religions- und kulturgeschichtlich nachgehen und insbesondere das traditionelle Christentum, den traditionellen Islam und die neuzeitlichen Ideen und Erfahrungen darlegen, um in diesem historischen Rahmen dann die moderne Fragestellung zu behandeln. Die Verschiedenheit von Grundstrukturen des menschlichen Zusammenlebens hat sich nie verleugnen lassen. Ob man sie aber gebilligt oder gar gewollt, oder nur hingenommen und toleriert hat, stand stets auf einem anderen Blatt. Die Geschichte hat zwar immer wieder ein Arrangement der verschiedenen Kulturen erzwungen; nur im Ă€uĂersten Falle kam es zu Vernichtung einer spezifischen Kultur. Meist jedoch konnten die Sieger im interkulturellen Krieg die Hirne und Herzen der Besiegten nicht so bekehren oder umprogrammieren, wie sie es sich ertrĂ€umten, vielmehr wurden sie sehr oft selbst von der unterworfenen Kultur der Besiegten besiegt. Die WiderstĂ€ndigkeit der verinnerlichten Lebensformen, Lebensideen und Lebenspraxis, d. h. der Kultur, ist erfahrungsgemÀà so stark, daĂ im interkulturellen Kampf im Höchstfall eine synkretistische oder Mischkultur herauskommt, nicht aber die Kultur, die den Besiegten aufgezwungen werden sollte. ..
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