57 research outputs found

    The Exploitation of Caring Communities: The Elder Care Crisis in Germany

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    Against the background of a crisis of elder care in Germany, this article examines the expansion of informal elder care work in terms of exploitation. A concept of indirect exploitation is used that takes into account the special characteristics of highly feminised elder care work and Germany’s elder care market. The article shows, through an empirical qualitative case study, that Germany’s elder care regime is maintained through the politically supported exploitation of socially vulnerable population groups in favour of lowering the costs of social reproduction in an ageing capitalist society

    Rezension: Julia Dück: Soziale Reproduktion in der Krise - Sorge-Kämpfe in Krankenhäusern und Kitas

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    Haubner T. Julia Dück: Soziale Reproduktion in der Krise. Sorge-Kämpfe in Krankenhäusern und Kitas. FEMINA POLITICA – Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft. 2022;31(2):153-155

    „Aufbruch in der Sorgekultur“ ─ aber wohin? Zum Einsatz von Laienpflegekräften im Kontext der deutschen Pflegekrise

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    Was geht in der Altenpflege vor, wenn Angehörige Sonden-Nahrung verabreichen, eine ehemalige Kindergärtnerin auf ehrenamtlicher Basis Injektionen setzt, Langzeitarbeitslose als umgeschulte „Betreuungsassistenten“ die Wundversorgung übernehmen und eine bulgarische Schneiderin als „Haushaltshilfe“ monatelang mit einer demenzkranken Pflegebedürftigen das Bett teilt?Die Pflege wird in der Bundesrepublik seit vielen Jahren von einem Krisendiskurs beherrscht, der eine immer weiter aufklaffende Versorgungslücke im Kontext des demographischen Wandels adressiert: Während die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 auf 3,4 Millionen ansteigen soll, fehlen für deren Versorgung bis zu 506.000 professionelle Pflegekräfte (vgl. Prognos 2012). Neben der Anwerbung ausländischer Fachkräfte und Bemühungen, den Beruf der Altenpflege zu reformieren, sind seit den 1990er Jahren sozial- und pflegepolitische Versuche zu beobachten, den Einsatz von Laienpflegekräften sukzessive zu stärken. So wird das „informelle Pflegepotenzial“ von Familie, Freunden oder Nachbarn im Rahmen der Pflegeversicherung mittels zweckgebundener Transferleistungen gezielt gefördert. Darüber hinaus werden kontinuierlich Anreize geschaffen, den Kreis informeller Pflegepersonen auszuweiten. Das Pflegeleistungs-Ergänzungsgesetz zielt 2002 mit der Förderung „niedrigschwelliger Betreuungsangebote“ auf die Stärkung häuslicher Demenzbetreuung durch Ehrenamtliche ab. Auf diese Weise avanciert das Ehrenamt mitunter zu einer nebenberuflichen Beschäftigung an der Schwelle zum Niedriglohnsektor, das für Rentner*innen, die von Altersarmut betroffen sind, attraktiv wird. Das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz bietet stationären Pflegeeinrichtungen ab 2008 die Möglichkeit, „zusätzliche Betreuungskräfte“ für demenzkranke Heimbewohner einzustellen. Diese als „Jobchance Pflege“ deklarierte Anwerbestrategie zielt seit dem Pflege-Neuausrichtungsgesetz 2013 verstärkt auf geringqualifizierte Langezeitarbeitslose ab, die für einen „niedrigschwelligen“ Einsatz in der Pflege gewonnen werden sollen. Mit einer Neufassung der Beschäftigungsverordnung für Haushaltshilfen wird zudem seit 2015 das Aufgabenspektrum migrantischer Laien-Pflegekräfte um grundpflegerische Verrichtungen erweitert.Die genannten sozialpolitischen Interventionsmaßnahmen zur Stärkung der Laienpflege weisen dabei eine spezifische Dynamik aus Ausschluss und Arbeitskraftnutzung auf: Sie adressieren vorwiegend Gruppen, die aufgrund von Ausschlussprozessen sozial verwundbar sind und deren pflegerische Arbeit kostengünstig genutzt werden kann. Damit gehen Unterschichtungsdynamiken einher, die zur Deprofessionalisierung und Informalisierung pflegerischer Dienstleistungen beitragen und dabei der noch immer verbreiteten Vorstellung folgen, wonach es sich bei Pflege um eine „Jederfrautätigkeit“ handelt, bei der es primär auf Empathie und weniger auf Qualifikation ankommt. Statt der Krise des Pflegeberufes mit einer Aufwertung pflegerischer Arbeit zu begegnen, wird so das berufliche Negativimage reproduziert und die Grauzonen des Pflegemarktes ausgedehnt. Und auch  die informellen Helfer*innen riskieren ihre Überforderung: Freiwillige „Demenzhelfer*innen“ werden mitunter Notfallsituationen ausgeliefert, denen sie hilflos gegenüber stehen und migrantische Laienpfleger*innen mit Schwer-Pflegebedürftigen allein gelassen. Der rechtswidrige Einsatz zusätzlicher Betreuungskräfte gehört daneben in Pflegeeinrichtungen zum „offenen Geheimnis“ der Branche, bei dem berufliche Quereinsteiger*innen nach einer kurzen Qualifizierungsphase, selbst behandlungspflegerische Leistungen verrichten.Die sozialpolitische Stärkung der Laienpflege ist im Rahmen einer Promotion im Zeitraum zwischen April 2013 und April 2016 qualitativ-empirisch untersucht worden. Weil Pflege eine „typische Querschnittsmaterie“ ist, verbindet die Arbeit verschiedene soziologische Disziplinen und Untersuchungsfelder wie die Ungleichheits-, Frauen- und Geschlechterforschung sowie die Forschung zu Care-Work, Wohlfahrtsstaat und Migration. Ausgewählte Forschungsergebnisse könnten im Rahmen einer 20-minütigen Präsentation vorgestellt werden.

    Das neue Landproletariat: Klassentheoretische Überlegungen zur Pauperisierung in ländlichen Peripherien

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    Im Kontext des wirtschaftlichen, demografischen und sozialstaatlichen Strukturwandels nehmen sozialräumliche Ungleichheiten zu. Vor dem Hintergrund von Peripherisierungsprozessen lassen sich in ländlich-strukturschwachen Räumen die Entstehung eines neuen verarmten Landproletariats und eine wachsende soziale Polarisierung beobachten. Im Rahmen eines laufenden qualitativen Forschungsprojektes zu ländlicher Armut in Ost- und Westdeutschland fragt der Beitrag nach der Zusammensetzung und klassenanalytischen Bestimmung dieses Landproletariats. Dabei werden empirisch gestützt und mit Bezug auf heterodoxe und feministisch-marxistische Theorien dominante Annahmen marxistischer Klassentheorie kritisch reflektiert. Die klassenanalytische Bestimmung des neuen Landproletariats, so wird argumentiert, muss die tradierte Erwerbszentriertheit überwinden und nicht-formelle Modi der Subsumption von Arbeit und Leben unter das Kapital unter Berücksichtigung des Raumbezuges ins Zentrum stellen. Hiervon ausgehend plädieren wir für einen erweiterten Begriff von proletarisierten Klassenlagen, der das Verhältnis von Proletarisierung und Pauperisierung betont.In the context of structural changes in economy, demography and welfare, socio-spatial inequalities are increasing. Against the background of peripheralization processes, the emergence of a new impoverished rural proletariat and a growing social polarization can be observed in structurally weak rural areas in Germany. In the context of an ongoing qualitative research project on rural poverty in East and West Germany, the article investigates the composition and class-analytical definition of this rural proletariat. Empirically supported and with reference to heterodox and feminist Marxist theories, dominant assumptions of Marxist class theory are critically reflected. The class analytic definition of the relegated rural proletariat, it is argued, must overcome the traditional labor-centeredness and focus on non-formal modes of subsumption of work and life under capital, while taking into account the reference to space. On this basis, we argue for an expanded concept of proletarianized class positions, which highlights the relationship between proletarianization and pauperization

    Gespaltene Fürsorge : Sorgeberufe zwischen Professionalisierung und Freiwilligenarbeit

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    Im Kontext der Ökonomisierung von Sorgearbeit wird zunehmend auf freiwilliges Engagement zurückgegriffen. Das hat Folgen für Professionalisierungsprozesse in den weiblich typisierten Berufsfeldern. Anhand qualitativ-empirischen Datenmaterials zeigt der Beitrag, dass sich die Vergeschlechtlichung beruflicher Sorgearbeitstätigkeiten in Pflege und Sozialarbeit sowohl als Professionalisierungshemmnis wie auch als Mittel der Bewältigung eines Professionalisierungsdilemmas zu erkennen gibt: Ökonomisierungs- und Rationalisierungsprozesse erzeugen ein Spannungsverhältnis zwischen fürsorglichen und zweckrationalen Tätigkeitsanteilen, das mithilfe der hierarchisierenden Abspaltung und Auslagerung weiblich konnotierter und abgewerteter Beziehungsarbeit in das Engagement beantwortet wird. Die Folge ist eine einseitige Professionalisierung, die sowohl auf Kosten guter professioneller Sorgearbeit als auch zu Lasten Freiwilliger geht

    Die ganze Arbeit! Für eine transversale Arbeitssoziologie

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    In der Arbeitssoziologie wird Arbeit überwiegend mit formell regulierter, betrieblicher Lohnarbeit gleichgesetzt. Dieser Umstand ist auf den historischen Kontext des Faches zurückzuführen, hat aber auch theoretische und politische Gründe. So erfolgreich die Arbeitssoziologie damit gewesen ist, so sehr steht dieser Fokus in Spannung zur faktischen Pluralität von Arbeit. Diese rückt seit den 1970er Jahren und der Forschung zu unbezahlter (Sorge-)Arbeit und informeller Arbeit immer mehr ins Blickfeld der internationalen Arbeitsforschung. Vor diesem Hintergrund plädiert der Beitrag für eine transversale Arbeitssoziologie, die die Pluralität von Arbeitsformen systematisch in den Blick nimmt. Dabei werden verschiedene Arbeitsformen als analytisch gleichrangige und gesellschaftlich hierarchisierte Tätigkeiten in einem Spektrum erfasst und ihre Interdependenzen und konstitutiven Wechselwirkungen zentral berücksichtigt. Anregungen für einen solchen Perspektivwechsel liefert der Ansatz einer 'Total Social Organization of Labour'.In the sociology of work, work is predominantly equated with paid, formally regulated work. This is due to the historical context of the discipline but has also theoretical and political reasons. As successful as the discipline has been with this focus, it contradicts the factual plurality of work. Since the 1970s and research on unpaid (care) work and informal work, this has become the focus of international research. Against this background, the article argues for a ‘transversal sociology of work’ which systematically considers the plurality of work. In doing so, different forms of work are captured in a spectrum as analytically equal but socially hierarchized, and their interdependencies are centrally considered. Suggestions for such a change of perspective are provided by the approach of a 'Total Social Organization of Labour'
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