79 research outputs found
Löcher bohren, Dächer bauen. Fachkonferenz "Perspektiven der Jugendsprachforschung” in Zürich, 17.-19.02.2005
Seit 13 Jahren treffen sich die VertreterInnen der germanistischen und zunehmend auch der internationalen Jugendsprachforschung in regelmäßigen Abständen zu einem Austausch über den gegenwärtigen Stand der Forschung. Nach den Fachkonferenzen in Leipzig (1992), Heidelberg (1997), Osnabrück (1998) und Wuppertal (2001) fand im Februar 2005 die fünfte Tagung in Boldern bei Zürich und damit erstmals außerhalb Deutschlands statt. Etwa 90 TeilnehmerInnen aus 15 Ländern waren der Einladung von Christa Dürscheid (Zürich) gefolgt, "neue Blicke durch alte Löcher" und "neue Blicke durch neue Löcher" zu werfen, wie es in ihrem Eröffnungsvortrag in Anlehnung an Georg Christoph Lichtenberg hieß. Neben aktuellen Ergebnissen standen also auch alte, ungelöste Grundsatzfragen der Forschung (Welchen ontologischen Status räumt man "Jugendsprache" ein? Ist sie eine Varietät, ein Stil, ein Register? Ist "Jugend" eher eine soziale oder eher eine biologische Kategorie? u. a.) auf dem Program
Metapragmatik, Indexikalität, soziale Registrierung: zur diskursiven Konstruktion sprachideologischer Positionen
Der vorliegende Beitrag stellt eine Variante der sprachwissenschaftlichen Diskursanalyse vor, die sowohl in der Germanistischen Diskurslinguistik als auch in der interdisziplinären Diskursforschung bislang wenig bekannt ist: Die soziolinguistische Sprachideologieforschung bzw. Metapragmatik. Der Beitrag stellt die zentralen Konzepte dieses Ansatzes vor, zeigt, wie die diskursive Aushandlung von (kommunikativen) Ideologien und die Verfestigung ideologischer Konzepte damit analysiert und modelliert wird, diskutiert soziopragmatische Funktionen von Sprachideologien und exemplifiziert die theoretischen und methodischen Erläuterungen an einem linguistischem Fallbeispiel: der Erfindung der ›Internetsprache‹ als diskursiv-interpretativem Phänomen
Sprachkritik – Eine unlösbare Aufgabe? Ergebnisse einer Befragung unter Linguisten
Während Sprachkritik in der Öffentlichkeit derzeit wieder einen (nicht unbedenklichen) Popularitätsschub erlebt, ist es innerhalb der Linguistik um das Thema seltsam still geworden. Nach den vielversprechenden Ansätzen in den Achtzigerjahren, sie als linguistische Methode zu etablieren,
spielt Sprachkritik derzeit – wenn überhaupt – nur noch als Objekt eine Rolle. Ist das Unterfangen, Sprachkritik als linguistische Methode, als Form »angewandter Linguistik« innerhalb des Fachs zu etablieren, gescheitert, bevor es ein methodisches Fundament erhalten konnte? Dieser Frage gehen eine Reihe von Doktorandinnen und Doktoranden und Studierenden an der Freiburger Universität seit dem Wintersemester 2000/2001 innerhalb eines Arbeitskreises nach. In diesem Zusammenhang entstand die Idee, Vertreter der Sprachwissenschaft nach ihrer Meinung zum Thema Sprachkritik direkt zu befragen. Die Ergebnisse dieser Befragung sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden
Typografische Variation und (Inter-)Medialität. Zur kommunikativen Relevanz skripturaler Sichtbarkeit
Nachdem sich verschiedene linguistische Teildisziplinen in den vergangenen Jahren der Medialität, Materialität und ‚Multimodalität‘ von Kommunikation zugewandt haben, hat zuletzt auch die typografische Gestaltung von Texten als spezifischer Aspekt dieses Komplexes verstärkte Aufmerksamkeit im Fach gefunden. Das Thema wurde, mit entsprechend unterschiedlichen Erkenntnisinteressen, in mehreren Fachbereichen (z.B. in der Text- und Graphostilistik, der Sozialsemiotik, der Werbesprachforschung, der Schriftlinguistik, der Verständlichkeitsforschung, der Metalexikographie und der Historischen Linguistik) aufgegriffen, darüber hinaus wird es mittlerweile auch in Nachbardisziplinen wie der Literatur- und Editionswissenschaft verstärkt diskutiert. Dabei wurde gezeigt, dass paraskripturale Phänomene in mehrfacher Hinsicht (etwa als Aufmerksamkeits- und Lesesteuerungssignal, als Emblem oder als Kontextualisierungshinweis) kommunikativ relevant werden können.
Der Beitrag gibt erstens einen Einblick in dieses heterogene Feld linguistischer Forschung und versucht, die kommunikative Relevanz skripturaler Sichtbarkeit und damit auch die Relevanz des Gegenstandsbereichs für das Fach zu begründen. Zweitens diskutiert er mit Blick auf das Rahmenthema des vorliegenden Bandes die Frage, inwiefern sich (Inter-)Medialität und Visualität gegenseitig bedingen. Dabei soll weniger die kaum zu bestreitende These im Mittelpunkt stehen, dass sich die Medialität des Kommunikats in deren visueller Gestaltung niederschlägt (bzw. den Gestaltungsrahmen vorgibt), sondern es soll umgekehrt vor allem danach gefragt werden, ob und inwiefern Medialität durch (typo-)grafische Variation mitkonstruiert
wird, inwiefern die Medialität also selbst das Produkt sozial verankerter kommunikativer Praktiken wie der Textgestaltung ist
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