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Wie das Land, so das Sprichwort. Interkulturelle und sprachlich-stilistische Aspekte in deutschen und arabischen Sprichwörtern. Eine kontrastive Untersuchung
Mit der kontrastiven Untersuchung von Phraseologismen, bzw. Sprichwörtern, greift die Untersuchung eine Thematik auf, die in der neueren Linguistik große Beachtung gefunden hat. Die Übersetzbarkeit der Sprichwörter ist ein in der Translationswissenschaft viel diskutiertes Problem. Eigentlich ist die Übersetzung selbst als wissenschaftliches Problem bisher nicht umfassend und befriedigend gelöst.
In der Untersuchung geht es um die kontrastive Phraseologie und dabei im Besonderen um das Problem und die Schwierigkeiten der Übersetzbarkeit von arabischen Sprichwörtern ins Deutsche. Ziel ist es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Sprichwörtern in den konfrontierten Sprachen – anhand von Beispielen aus ägyptisch-arabischen Texten der Prosaliteratur der Gegenwart und deren Übersetzungen ins Deutsche – sichtbar zu machen. Die arabischen Werke stammen von verschiedenen zeitgenössischen Autoren. Es wird versucht, die Frage zu beantworten, bis zu welchem Grad die verschiedenartigen Sprichwörter der arabischen Originale in ihrem kommunikativen Wert in der deutschen Zielsprache äquivalent wiedergegeben werden können und dabei ihre Funktionen in der Zielsprache wahren können. Im Vordergrund steht auch die Frage, inwiefern Kultur, Sitten und Gebräuche einen Einfluss auf die Sprichwörter ausüben und inwieweit das Eigene und das Fremde miteinander übereinstimmen. Somit werden die wesentlichen sprachlichen Charakteristika der Sprichwörter betont
Argumentidentifikation und handlungsbezogene Bedeutung. Indirekte Redewiedergabe mit "sagen" und "fragen" im Deutschen und Italienischen
Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung ist die Beobachtung, dass in bestimmten Sprachen allgemeine Äußerungs- und Frageverben typischerweise auch als Auffordernsverben (im engeren und weiteren Sinne) fungieren und dann als propositionale Komplementausdrücke bevorzugt oder ausschließlich Infinitivkonstruktionen anstelle von finiten Satzstrukturen selegieren. Korpusuntersuchungen zeigen, dass die deutschen Verben sagen und fragen im Vergleich zu ihren Übersetzungsäquivalenten nur sehr selten als Auffordernsverben fungieren. Anhand des Vergleichs mit dem Italienischen wird gezeigt, dass Form, illokutiver Typ und Kontext der Äußerungen, auf die im Rahmen der Redewiedergabe referiert werden soll, im Deutschen spezifischere Voraussetzungen erfüllen müssen, um auf sie mit sagen oder fragen Bezug nehmen zu können. Erkennbar ist in diesem Zusammenhang, dass die Argumentrealisierung und -identifikation in entsprechenden Satzgefügen sprachübergreifend einem Muster folgt, das sich als konstitutiv für eine handlungsbezogene Bedeutung von Redewiedergabeverben herausstellt und auf das auch die marginalen Instanzen von sagen und fragen als Auffordernsverben zurückgreifen
Supplementing CEFR-graded vocabulary lists for language learners by leveraging information on dictionary views, corpus frequency, part-of-speech, and polysemy
The study explores an approach to supplementing existing CEFR-graded vocabulary lists, which are often incomplete, by imputing CEFR levels for additional vocabulary items. This is achieved by analysing word-level data such as dictionary views, corpus frequency, part-of-speech, and polysemy. Using English as a test case, the study employs a variety of machine-learning models to predict CEFR levels for words not included in the initial set. The models significantly outperform a random baseline, indicating their effectiveness. The findings suggest that corpus frequency is the most influential predictor, followed by dictionary views and polysemy. The study reveals the potential of this semi-automatic approach to expand CEFR-graded word lists, making them more comprehensive and accessible for language learners. At the same time, human oversight is recommended to ensure the appropriateness of the imputed words for language learners, such as regarding the inclusion of potentially offensive terms. Future research may extend this methodology to other languages, provided that sufficient linguistic data is available
Entwicklung, Ausdruck und Regulierung kindlicher Gefühle
In diesem Text wird Individualsprache auf Gefühle und Emotionen bezogen. Dabei ist „Sprache“ im wörtlichen und übertragenen Sinne gemeint. Mit Fokus auf die moralbezogenen Gefühle und Emotionen bei Kindern werden folgende Fragen analysiert: Was machen diese Emotionen aus? In welchem Alter entwickeln sie sich? Wie lernen Kinder, ihre Emotionen wahrzunehmen, sie sprachlich zu benennen und dafür zu sorgen, dass sie ihren Emotionen nicht hilflos ausgeliefert sind? Bei der Beantwortung dieser Fragen wird ein kognitives Emotionsmodell zugrunde gelegt, das Vorteile für den bewussten Umgang mit Emotionen birgt. Forschungsbefunde belegen, dass moralbezogene Emotionen bereits ab dem Vorschulalter eine Rolle spielen. Exemplarisch wird gezeigt, dass sich so auch komplexe Emotionen sowie Bereitschaften, sich für den Artenschutz einzusetzen bereits bei Grundschulkindern abbilden und fördern lassen. Fragen des sprachlichen Ausdrucks, des Umgangs mit Emotionen sowie ihre Auswirkungen auf Verhalten werden im Konzept der emotionalen Intelligenz aufgegriffen. Diese wird als Schlüsselkompetenz diskutiert, die entscheidenden Einfluss auf den Schul- und Lebenserfolg von Kindern hat. Da sich emotionale Kompetenzen fördern lassen, werden Wege vorgestellt, wie dies bei Kindern geschehen kann, bevor ein kurzer Ausblick auf die Gründe für die Prominenz des Konzepts der emotionalen Intelligenz gegeben wird
Legal status of derived text formats – 2nd deliverable of Text+ AG Legal and Ethical Issues
Zusammenfassung: Text- und Data Mining (TDM)-Methoden werden angewandt, um große Textmengen für die wissenschaftliche Forschung zu analysieren. Handelt es sich bei dem analysierten Text um urheberrechtlich geschütztes Material, hat die Nutzung solcher TDM-Methoden urheberrechtliche Implikationen. Die bestehenden Urheberrechtsschran ken ermöglichen TDM innerhalb eines engen Rahmens, der die Speicherung, öffentliche Zugänglichmachung und Wiederverwendung von Datensätzen einschränkt. Dieser Beitrag untersucht den rechtlichen Rahmen für die Umwandlung des Ursprungsmaterials in ein abgeleitetes Textformat (ATF), das keinem Urheberrechtsschutz mehr unterliegt, um die Nutzung von TDM ohne Einschränkungen zu ermöglichen. Zunächst wird die Erstellung des ATF selbst untersucht: Auch sie umfasst urheberrechtlich relevante Handlungen, die durch die TDM-Ausnahmen abgedeckt sind. In einem zweiten Schritt muss der urheberrechtliche Status des erstellten ATFs anhand von drei Kriterien bewertet werden: Das ATF darf keine Elemente enthalten, die die Schöpfungshöhe des Ursprungsmaterials begründet haben, das Ursprungsmaterial darf nicht anhand des ATF rekonstruierbar sein und das Ursprungsmaterial darf nicht wiedererkennbar sein.Text and Data Mining (TDM) methods are often used in order to analyse large amounts of text for scientific research. If the analysed text is protected by copyright, the use of such TDM methods has copyright implications. The existing copyright exceptions facilitate TDM within a narrow framework which limits the storage, publication and re-use of datasets. This paper examines the legal framework of converting the source text into a derived text format (DTF) which is no longer protected by copyright in order to allow the use of TDM without legal restrictions. First, the creation itself of a DTF is being examined: it entails copyright relevant acts which are covered by the TDM exceptions. In a second step the copyright status of the created DTF has to be evaluated based on three criteria: the DTF may not contain elements which are an expression of the intellectual creation of the author of the source material, the source material may not be easily reconstructable based on the DTF and the source material may not be recognizable
Gender-Inclusive Language in the Corporate Communication of German Companies: Authentic Corporate Activism or Pinkwashing?
Commitment to gender equality and diversity has long been a stated priority for large companies, and one visible way to signal this commitment is through gender-inclusive language. Public debates around such language use increasingly surface regarding companies’ communication with stakeholders, including employees, customers, and shareholders. In particular, the adoption of newer forms of gender-inclusive language that move beyond the traditional binary framework is often interpreted as a form of political positioning. Critics contend that these practices are unnecessary or serve merely to polish a company’s image, lacking genuine engagement with gender equality. If accurate, this critique implies that the practice reflects not authentic corporate activism but rather a form of CSR-washing – specifically, pinkwashing. We examine whether major publicly listed German DAX companies engage in pinkwashing by employing explicit gender-inclusive markers (e.g., the asterisk in Kund*innen ‘customers’) in their corporate communication without accompanying commitment to other gender-equality measures. To address this question, we employ a mixed-method approach that combines manual linguistic annotations of personal nouns with quantifiable economic data on the representation of women on executive and supervisory boards. Our findings show that companies that perform poorly on increasing women’s representation on their executive and supervisory boards do not use gender symbols on their company websites in 2023. Furthermore, they do not introduce gender symbols in their annual shareholder letters from 2015 to 2022 before achieving improvements in women’s representation on their executive boards. These results suggest that German companies do not use gender-inclusive language as a form of pinkwashing, but rather as a symbolic complement to broader gender-equality initiatives. Whether such patterns will persist amid growing political resistance to DEI efforts, particularly in international contexts, remains to be seen
Request for confirmation sequences in Czech
This article provides a first description of request for confirmation (RfC) sequences in spoken Czech. Based on 204 sequences from video-recorded ordinary conversations, it provides a quantitative overview of the main syntactic, lexical, prosodic and sequential features of both requests for confirmation and their responses. RfCs in Czech are typically of declarative clausal format, realized in positive polarity, and receive a confirmation. The epistemic asymmetry between the speaker of the RfC and their interlocutor seems to be mainly expressed and negotiated by a complex taxonomy of tags appended to the confirmable, response tokens, and syntactically non-minimal responses. These features represent promising topics for future, more qualitatively oriented investigations of RfCs in spoken Czech
Variation bei der Realisierung propositionaler Argumente in deutschen Lernertexten
In diesem Beitrag gehen wir der Frage nach, welche Reflexe übereinzelsprachlicher Varianz im Bereich der propositionalen Argumente sich in Lernertexten nachweisen lassen. Datengrundlage sind Texte aus den Korpora Dulko, Falko und Merlin, die von Deutschlernern mit englischer, italienischer, polnischer und ungarischer Muttersprache verfasst wurden. Behandelt werden die Varianz zwischen finiten und infiniten Formen in Objektfunktion und das (Nicht-)Vorkommen von propositionalen Proformen zu Objektsätzen. Für beide Phänomenbereiche können drei potenzielle Einflussfaktoren identifiziert werden, die die Wahl der Realisierungsform des propositionalen Arguments und die (Nicht-)Setzung der propositionalen Proform steuern: die Muttersprache des Lerners, der Typus des Lernertexts (Essay- oder Übersetzungstext) und die allgemeine Vorkommensfrequenz des Matrixprädikats.This article investigates the question of which reflexes of cross-linguistic variance in the domain of propositional arguments can be identified in learner texts. The analysed data come from the corpora Dulko, Falko and Merlin, which contain texts written by learners of German with L1 English, Italian, Polish and Hungarian. The focus lies on the use of finite and infinite structures in object function and the (non-)occurrence of proforms related to propositional objects. For both phenomena, three factors can be identified that possibly influence the syntactic realisation of the propositional argument and the (non-)presence of the propositional proform: the learner's native language, the type of learner text (essay or translation text) and the general frequency of occurrence of the matrix predicate
Digitale Handlungen und Praktiken von Islamisten auf TikTok
Einer der Auslöser für die vorliegende Untersuchung war die Messerattacke vom 31. Mai 2024 eines 25-jährigen Mannes auf der Kundgebung der sogenannten „Bürgerbewegung Pax Europa“ (BPE) in Mannheim, nur wenige hundert Meter vom Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) entfernt. Dabei verletzte er mehrere Menschen und tötete den Polizisten Rouven Laur. Der Täter kam als minderjähriger Geflüchteter 2013 aus Afghanistan und war bis dahin weder der Polizei noch dem Verfassungsschutz als Extremist be- kannt. Bislang weiß man wenig über die Hintergründe der Tat, aber einiges deutet darauf hin, dass sich der Täter selbst im Internet radikalisiert haben könnte.
Der Messerangriff galt in erster Linie dem Vorsitzenden der BPE, Michael Stürzenberger, der seit über zehn Jahren mit islamfeindlichen Reden auch in rechtsextremen Kontexten öffentlich auftritt. So auch zum Beispiel auf der Demonstration „Hooligans gegen Salafisten“ 2014 in Hannover, als er den Koran in der Hand haltend pauschal gegen Muslime hetzte und die Menge skandierte: „Anzünden, anzünden!“ Dieser Aspekt ist nicht unwesentlich, da wir bei unseren Recherchen im Internet eine Reihe von türkischsprachigen Online-Portalen und Webseiten entdeckten, die in ihrer Berichterstattung über die Tat unter anderem folgende Überschriften verwendeten: „Almanya’da Kuran-i Kerim yakacak sahislara, bicakli saldiri düzenlendi“ (In Deutschland kam es zu einem Messerangriff auf Personen, die den Koran verbrennen wollten), „Kuran-i Kerim yakan Alman politikaciya haddini bildiren saldiri“ (Deutscher Politiker, der den Koran verbrannt hat, wurde durch einen Angriff in seine Schranken gewiesen). Nach unseren Recherchen hatte die „Bürgerbewegung Pax Europa“ eine Koranverbrennung am besagten Tag weder angekündigt noch durchgeführt. Deshalb wurde auch in der deutschsprachigen Berichterstattung eine mögliche Koranverbrennung nie thematisiert. Doch die zitierten Meldungen zeigen, dass auf nicht-deutschsprachigen und islamisch geprägten Seiten im Internet zum Teil ganz andere Diskurse ablaufen, die aufgrund von Falschmeldungen und Desinformation schreckliche Potenziale für Radikalisierungen entfalten können. Aus diesem Grund werden wir uns im vorliegenden Artikel die Internetaktivitäten von islamistischen Akteuren genauer anschauen und analysieren, welche digitalen Handlungen und Praktiken sie dort an den Tag legen
Zum AADG und darüber hinaus: Projektergebnisse und ein Forschungsausblick
2006 wurde im IDS-Projekt „Variation des gesprochenen Deutsch“ mit der
Datenerhebung zum Korpus „Deutsch heute“ begonnen, seit 2011 wird der Atlas zur Aussprache des Deutschen Gebrauchsstandards (AADG) (Kleiner 2011–) online publiziert. In diesem Beitrag werden zum einen bisher ganz oder weitgehend unausgewertete Aspekte aus „Deutsch heute“ thematisiert: Der Fragebogen zur sprachlichen Selbsteinschätzung, die Aussprache „schwerer“ Wörter im Lesetext und lexikalische Variation in der Bildbenennungsaufgabe. Zum anderen werden mithilfe von multivariaten statistischen Verfahren auf der Basis aller AADG-Karten erstmals die hinter den lautlichen Einzelphänomenen stehenden übergeordneten Karten der Sprachräume gezeigt, die sich aus der Zusammenfassung der Daten gewinnen lassen