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Jugend als Konstrukt. Zum Verschwimmen des Jugendkonzepts in der "Entstrukturierung" der Jugendphase - Anmerkungen zur 12. Shell-Jugendstudie
Seit einer Reihe von Jahren gibt es eine jugendtheoretische Debatte über den Strukturwandel der Jugendphase, die unter dem Stichwort "Entstrukturierung" bzw. "Als-Ob-Struktur" geführt wird. Damit ist gemeint, daß die traditionellen gesellschaftlichen Bedingungen und Verlaufsmuster der Jugendphase insbesondere durch die gesellschaftlichen Krisen im Erwerbsarbeitsbereich destabilisiert werden, so daß der Charakter von Jugend als "Vorbereitungsphase" auf das (ökonomisch) selbständige Erwachsenenleben ins Schwimmen gerät. Die Befunde der 12. Shell- Jugendstudie (1997) werden daraufhin befragt, ob sich Spuren finden lassen, die diese Thesen bestätigen könnten und die darüber Auskunft geben, wie junge Menschen selbst diese Prozesse erleben und damit umgehen. Es zeigt sich, daß mit Hilfe aller empirischen Zugänge der Befund sich erhärtet, daß junge Menschen heute sich primär von den Problemen der Arbeitsgesellschaft betroffen, in ihren Lebensperspektiven beeinträchtigt und in Orientierungsdilemmata versetzt fühlen. Das Vertrauen in die Sinnhaftigkeit ihrer Jugendzeit im Sinne einer Vorbereitungsphase für das spätere Leben wird damit destabilisiert. Insbesondere Jugendliche in Ostdeutschland sowie Mädchen sind davon betroffen. Mit "gemischten Gefühlen" die persönliche Zukunft zu betrachten, scheint die vorherrschende Reaktion auf die Ambivalenz der Zukunftserwartungen zu sein. Damit bestätigen die Ergebnisse im großen und ganzen die jugendtheoretische Debatte: Jugend verliert die Verläßlichkeit ihrer gesellschaftlichen Bedingungen, der zentrale Fokus des traditionellen Jugendverständnisses - nämlich die gelingende Verkoppelung gesellschaftlichen und biographischer Zukunft - löst sich auf. (DIPF/Orig.
Herausforderungen für die Jugendhilfeforschung
Die Entwicklung der Jugendhilfe in den 90er Jahren wird nicht nur von der finanziellen Problematik der Überlastung der öffentlichen Haushalte, sondern auch durch die Infragestellung konzeptioneller Grundideen betroffen. Es mehren sich die Stimmen, die von der Jugendhilfe mehr Eingriffs- und Kontrollleistungen erwarten und den Erfolg ihrer lebensweltorientierten, präventiv ausgerichteten Handlungsstrategien bezweifeln. In dieser Situation rächt sich, dass es die Jugendhilfe in den 80er Jahren nicht geschafft hat, eine ausreichend differenzierte Grundlagenforschung zu den gesellschaftlichen, sozialpolitischen, sozialräumlichen und biographisch-individuellen Voraussetzungen moderner Jugendhilfekonzeptionen zu betreiben. Ohne eine solche Grundlagenforschung bleibt die Jugendhilfe in der aktuellen öffentlichen Diskussion um die Frage »Repression oder Prävention« ohne ausreichende Argumentationsgrundlage. Der Beitrag plädiert für eine Neubesinnung über die Aufgaben von Grundlagenforschung in der Jugendhilfe, die als Ergänzung und Voraussetzung für die vielfältigen Formen der Modell- und Praxisbegleitforschung unverzichtbar ist. Grundlagenforschung in diesem Verständnis muss sich verstehen als Adressatenforschung, die sich für die alltäglichen und sozialräumlichen Ressourcen interessiert, die die Menschen für ihre Lebensbewältigung brauchen. Sie muss sich lösen von der individualisierten Sicht, die Einzelpersonen zu Adressaten von Jugendhilfeleistungen macht, und deshalb familiale und soziale Netzwerke zu ihrem Gegenstand machen. (DIPF/Orig.
Rezension von: Rathmayr, Bernhard: Armut und Fürsorge. Einführung in die Geschichte der Sozialen Arbeit von der Antike bis zur Gegenwart. Opladen / Berlin / Toronto: Barbara Budrich 2014. [Rezension]
Rezension von: Bernhard Rathmayr: Armut und Fürsorge. Einführung in die Geschichte der Sozialen Arbeit von der Antike bis zur Gegenwart. Opladen / Berlin / Toronto: Barbara Budrich 2014, 363 S. ISBN 978-3-8474-0161-
Growing up in a changing world
Die Bedingungen und Muster des Aufwachsens haben sich in den vergangenen Jahrzehnten zum Teil erheblich verändert. Dieser Wandel schafft einerseits neue Chancen, andererseits Herausforderungen, denen sich Sozialisations- und Erziehungsinstitutionen stellen müssen. Die Probleme der Lebensbewältigung stellen sich nämlich heute bereits in der Kinder- und Jugendphase.(DIPF/Orig.)The conditions and patterns of growing up in Germany have undergone a lot of far reaching changes. This provides new chances on the one hand; on the other it shows some new challenges, which have to be taken into consideration in the field of socialization and education. The problems of managing and coping with the demands of every day life are nowadays also problems of children and young people.(DIPF/Orig.
Youth 2000
Gesellschaftsbild und Lebensziele von Jugendlichen sowie die Erwartungen der Jugend an die Zukunft. Themen: Persönliche und gesellschaftliche Zukunftszuversicht und Voraussicht; Erwartungen an die Zukunft (Lösung der Umweltprobleme oder Umweltzerstörung, zu- oder abnehmende Konflikte, wirtschaftlicher Aufschwung oder Verschärfung der Wirtschaftskrise, zu- oder abnehmende Arbeitslosigkeit); Planbarkeit der eigenen Zukunft; Identifikation als Jugendlicher oder Erwachsener; Häufigkeit von Gedanken über die Zukunft; Zukunftsangst; vorbereitet auf die zukünftige gesellschaftliche Entwicklung; Lebenskonzepte und Prioritäten im eigenen Leben (Karriere und Beruf, Kinder und Familie, Partnerschaft, Hobbys, Freizeit und Freunde, Selbstbestimmtheit, Individualität oder soziales Einfügen, Selbstbestimmung oder Fremdbestimmung, kurzfristige oder langfristige Planung, Zukunftsplanung, gedankliche Beschäftigung mit der Zukunft, Gegenwart oder Vergangenheit); Mobilitätsbereitschaft und Bereitschaft, für den Beruf in ausgewählte Regionen der Welt umzuziehen; Vorstellung einer beruflichen Selbstständigkeit; wichtige Kriterien für eine Selbstständigkeit (Erfolgsaussichten, Selbstbestimmtheit, geringes Risiko, Spaß, hohes Einkommen, Selbstbestimmung der Arbeitszeit, Möglichkeit mit Freunden zusammenzuarbeiten, keine Vorgesetzten haben); Kinderwunsch: Anzahl der geplanten Kinder; Einschätzung des Erziehungsstils der eigenen Eltern und Übertragung dieses Erziehungsstils auf die eigenen Kinder; biographische Planung und Zeiterleben (Lebensgefühl und Zukunftsvorstellungen); vergangenes oder geplantes Alter bei Eintritt verschiedener Ereignisse (biographische Fixpunkte: eigene Urlaubsreise, aus dem Elternhaus ausziehen, finanzielle Unabhängigkeit, Abschluss der Berufsausbildung, Heirat, voll berufstätig sein, Kohabitation mit festem Partner, Selbstbestimmung des eigenen Aussehens, erster Sex, keine vorgeschriebenen Ausgehzeiten, das erste Kind bekommen); Lebensvorstellung nach Auszug aus dem Elternhaus (Partnerschafts- und Wohnmodelle: gemeinsamer Haushalt mit dem Partner mit oder ohne Heirat, Partnerschaft mit getrennten Haushalten, in einer Wohngemeinschaft leben, alleine leben); Prioritäten bei der eigenen Lebensführung, Wertorientierung und Lebensziele (Skalen); präferierter Arbeitsbereich; Motive und Prioritäten bei der Berufswahl; Mobiltelefonbesitz; Internetzugang und wöchentliche Nutzungsdauer; täglicher Fernsehkonsum in Stunden; Politikinteresse; Wahlbeteiligung bei den letzen Wahlen; Parteinähe. Einstellung zu Politik, Orientierungsmuster und Generationenverhältnis (Politikverdrossenheit, politische Wirksamkeit - efficacy, Demokratieverständnis, Entfernung der Politiker vom Volk, Vernachlässigung der Jugendlichen durch die Politik, Anomie, Rückzug aufs Private, Intergenerationenkonflikt, Bereitschaft zu gesellschaftlichen Aktivitäten); Interesse an Diskussionen über Vereintes Europa und Konsequenzen des Vereinten Europas für das eigene Leben; Einstellung zu Europa (Skala); Institutionenvertrauen (Arbeitgeberorganisationen, Bürgerinitiativen, Bundesregierung, Bundestag, Bundeswehr, Fernsehen, Gerichte, Gewerkschaften, Kirchen, Menschenrechtsgruppen, politische Parteien, Polizei, Umweltschutzgruppen, Zeitungen); Deutschlandbild und Image der Deutschen (Skala); Einschätzung des Ausländeranteils in Deutschland; Möglichkeiten deutscher und ausländischer Jugendlicher voneinander zu lernen; Muttersprache und Fremdsprachenkenntnisse; Beurteilung ausgewählter Unterschiede zwischen deutschen und ausländischen Jugendlichen; Mitgliedschaften und ausgeübte Funktionen in vorgegebenen Organisationen und Vereinen; Technikinteresse; besondere Präferenzen bei technischen Themen; Computerbesitz und Computernutzung; Konfessionszugehörigkeit und religiöse Praktiken; Kirchgangshäufigkeit; regelmäßiges Beten; Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod; Ausüben religiöser und okkulter Tätigkeiten; Absicht, die eigenen Kinder religiös zu erziehen; eigene Teilnahme an Taufe, Erstkommunion, Konfirmation und Jugendweihe; Absicht, die eigene Hochzeit religiös zu feiern; Wichtigkeit vorgegebener religiöser Feste und Feiertage; Selbsteinschätzung der Religiosität und Einstellung zur Religion (Skala); Wohnverhältnisse; Wohnen bei den Eltern; Wohnstatus; überwiegender Ausländeranteil im Haus und in der Wohngegend; Wohnsituation; Zimmergröße; Wohlfühlen in der Wohnung; Verhältnis zu den Eltern (Skala: Respekt, Zusammenhalt, Vorbildfunktion, Vertrauen, altmodisch, Verständnis der Eltern für das Kind, Sorgen der Eltern um das Kind, finanzielle Schwierigkeiten, Erwartungen an das Kind, Erziehung zur Ordnung); fester Freund oder feste Freundin; Wichtigkeit ausgewählter Personen aus dem sozialen Umfeld; Vorhandensein einer Vertrauensperson und Bezeichnung dieser Person; Vorhandensein eines Vorbilds; Bedingungen für die Heirat einer Person mit anderer Nationalität; gemeinsame Freizeitaktivitäten mit deutschen oder ausländischen Freunden; Häufigkeit der Begegnung mit ausländischen Jugendlichen; Ausländerfeindlichkeit (Skala). Ausländische Jugendliche wurden zusätzlich gefragt: Staatsangehörigkeit; Einschätzung der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts; Staatsbürgerschaft der Eltern, deren Geburtsland und das Geburtsland der befragten Person; Aufenthaltsdauer in Deutschland; Gründe für die Unterbrechung des Lebens in Deutschland; Zuzugsgründe nach Deutschland; Wanderungspläne der Eltern in den nächsten Jahren; eigene Standortpläne für die Zeit nach der Berufsausbildung; Aktivitäten mit Bekannten und Freunden; Mediennutzung; Wunschland, in dem man in Zukunft leben möchte. Demographie: Alter; Geschlecht; Familienstand; Konfession; Schulbildung; Berufstätigkeit und beruflicher Status; Haupteinkommensquelle; Selbsteinschätzung der finanziellen Situation; erwartete Entwicklung der finanziellen Situation; monatliches Einkommen; Hausbesitz und Grundbesitz der Familie im In- und Ausland; Soziale Herkunft (Bildung und Berufsabschluss von Vater und Mutter); Arbeitslosigkeit von Mutter und Vater; Ortsgröße und Urbanisierungsgrad; Bundesland. Interviewerrating: Interviewdauer; Interviewort; Art der Anrede (Du oder Sie). Indizes: Zukunftspessimismus; Gegenwartsorientierung; Sicherung eigener Lebensbereiche; schwere Herausforderungen in der Zukunft; klare Lebensplanung; Rückwärtsgewandtheit; Commitment auf Widerruf; Autonomie - Kreativität und Konfliktfähigkeit; Menschlichkeit - Toleranz und Hilfsbereitschaft; Selbstmanagement - Disziplin und Einordnungsvermögen; Attraktivität - gutes Aussehen und materieller Erfolg; Modernität - Teilhabe an Politik und technischem Fortschritt; Authentizität - persönliche Denk- und Handlungsfreiheit; Familienorientierung - Partner, Heim und Kinder; Berufsorientierung - gute Ausbildung und interessanter Job; Desinteresse der Politik an der Jugend; persönliche Distanz zur Politik; politische Entfremdung; Anomie; Privatisierung; Anpassungsbereitschaft; Selbstbehauptung; erlebter Gegensatz der Generationen; Nachteile für den Einzelnen durch Europa; Europa als Fassade; Europa als Chance; Irrelevanz von Europa für den Einzelnen; mangelnde Lebensart und Wärme; Deutschland als zivilisiertes Land; Anfälligkeit wegen der Vergangenheit; Verschlossenheit gegenüber Fremdem; respektvolle Verbundenheit mit den Eltern; elterliches Zutrauen in das Kind; großzügige Erfüllung von materiellen Wünschen; ängstliche Besorgtheit der Eltern; elterliche Leistungsforderung; Eigenständigkeit des Kindes; verständnisvolle Anteilnahme der Eltern; Ausländerfeindlichkeit
Jugendliche als Akteure im Verband
Jugendforschung für Verbände Das Buch stellt die Ergebnisse einer umfangreichen Jugendstudie zum Thema „Jugend im Verband“ vor. Junge Menschen – so der Befund – sind nicht bloß Adressaten oder Konsumenten. Für sie ist der Jugendverband ein Ort von Selbermachen und aktiv sein Können. Sie nutzen ihn, um „etwas für sich selber zu tun“, „an sich wachsen zu können“ und zugleich, um „etwas Sinnvolles für andere“ zu tun. Die zentralen subjektorientierten Perspektiven und Fragestellungen der Untersuchung waren: Wie erleben Jugendliche die Angebote eines Jugendverbands? Wie eignen sie sich seine Gelegenheits-struktur an? Was machen sie aus dem Verband? Die Befunde des aufwändigen Forschungsprojekts am Beispiel der Evangelischen Jugend erläutern die Rolle der Freunde im Jugendverband, die zentrale Bedeutung von Gemeinschaft, die leitenden Teilnahmemotive, die Aktivitäts- und Gestaltungsbedürfnisse von jugendlichen Teilnehmern. Presse zur ersten Auflage: Die Autoren bewegen sich mit ihrem Forschungsprojekt sowohl theoretisch als auch methodologisch und methodisch auf seriösem Boden. Sämtliche Befunde werden von ihnen selbst kritisch reflektiert, das Design und die Ergebnisse der Studie sind transparent