7 research outputs found
Paläolithische Kulturen und Pleistozäne Stratigraphie in Süddeutschland
Die paläolithischen Inventare Süddeutschlands können wie folgt stratigraphisch gegliedert werden: 1. Frühpaläolithische Begehung im Ausgang einer längeren altpleistozänen Warmphase, wahrscheinlich unmittelbar vor dem „ältesten Löß" Süddeutschlands. Geröllgeräte von Mauer. 2. Begehung ausgangs der nächstjüngeren Warmzeit. Altertümliche Abschlaginventare des Altpaläolithikums. 3. Begehung in einer interstadialen Schwankung der anschließenden Kaltphase. Etwas entwickeltere Abschlaggeräte mit schwacher Faustkeilkomponente. 4.Begehung kurz vor oder im Beginn des letzten Interglazials. Spuren des Faustkeilschaberkreises. 5. Begehung im oberen Abschnitt der gleichen Wärmeperiode. Mousteroide Artefakte mit beginnender Blattspitzentendenz. 6. Altpaläolithische Stufe (Fortführung der 5. Begehung) im Übergang zur letzten Kaltzeit. Einfache Inventare des Oberen Altpaläolithikums, Altpaläolithikum mit Blattspitzen, altpaläolithische Gruppen mit stark gesteigerten Kratzeranteilen. Haldenstein-klinge als Obergrenze des Altpaläolithikums. 1. Jungpaläolithische Begehung im Bereich und möglicherweise vor der Hauptschwankung der letzten Kaltzeit (Hauptschwankung, weil eine ältere — außerhalb Süddeutschlands belegbare — kleinere Oszillation und zumindest zwei jüngere Schwankungen innerhalb der letzten Kaltphase wahrscheinlich sind). Unteres, dem westlichen Aurignacien I sowie ähnlichen östlichen Einheiten anschließbares Jungpaläolithikum. Fortgesetzte Begehung im Oberen Würm durch verschiedene, überwiegend östlich orientierte jungpaläolithische Gruppen bis ins Spät- und Postglazial und Übergang zum Mesolithikum, ohne ausgeprägte Diskordanz zwischen Jungpaläolithikum und Mesolithikum. Die Einordnung in das allgemeine stratigraphische System des süddeutschen Pleistozäns kann nur mit Vorbehalt und unter Beiziehung einiger terminologischer Hilfsbegriffe durchgeführt werden: Die 1. Begehung steht am Ende einer zeitlich ausgedehnten Warmzeit, die nach unten durch Donau und gegen oben durch die „N"-Kaltzeit abgegrenzt erscheint und die Deckenschotter als „G"- und „M"- Kälteoszillationen unbekannter Größenordnung in sich einschließt. Die 2. Begehung wird dem Ausgang des Steinheimer Interglazials zugeteilt, während die 3., 4. und 5. mit der folgenden „R"- Kaltzeit und dem anschließenden „Stuttgarter Interglazial" in Verbindung stehen. Das restliche Altpaläolithikum sowie das gesamte Jungpaläolithikum gehören dem Würm, das Mesolithikum dem frühen Holozän an.researc
Vorbericht über die Untersuchungen an der Faustkeilstation Şehremuz in der südöstlichen Türkei
Nach Vorarbeiten 1977 und 1979 wurden im Bereich der paläolithischen Fundstelle Şehremuz im Jahre 1982 zwei Grabungskampagnen von je zwei Monaten durchgeführt. Es konnten zwei archäologische Komplexe in unterschiedlicher geologischer Lagerung festgestellt werden: a) Silexabschläge und Faustkeile im obersten aufgeschlossenen Schotter des Keluşk-Baches, eines Euphratzuflusses. Dieser Seitentalschotter ist korrelierbar mit einem etwa 60 m über der heutigen Talaue liegenden Euphratschotter. b) „Mittelpaläolithische" Inventare in einem über den Keluşk-Schottern liegenen Glacis, weitgehend nur aus Oberflächenfunden bekannt. Sie sind aufgrund ihrer Einlagerung jünger als der "Faustkeilkomplex".
Die Inventare mit Faustkeilen sind einem entwickelten faustkeilführenden Paläolithikum zuzurechnen. Auf sie ist die vorliegende Untersuchung konzentriert. Die durch die Silexartefakte belegten zahlreichen Begehungen des alten Keluşk-Bettes durch den paläolithischen Menschen haben ihre Ursache u.a. in einem hohen natürlichen Anteil von Silex im Schotter. Neben vollständigen Knollen liegt zahlreicher Naturbruch vor, der gegen die Stücke mit anthropogenen Bearbeitungsspuren abgegrenzt werden muß. Dabei kommt der Konfiguration der Einzelmerkmale — Dimensionen; Abbaufläche und Schlagmerkmale — die größte Bedeutung zu. Die Bearbeitung der Steinartefakte unter funktionalen Gesichtspunkten ist ein wichtiger Teil der Untersuchungen: Die Methoden werden beschrieben. Form und Zurichtung der Faustkeile lassen makroskopisch mögliche Funktionsflächen zum tiefen Einschneiden etwa in Fleisch und mögliche Funktionskanten zum Ritzen oder flach Einschneiden erkennen. Im mikroskopischen Bereich werden an Artefakten punktuell Gebrauchsspuren faßbar, die z.B. die Benutzung eines Faustkeils sowohl zum Einschneiden in Fleisch wie auch zum Zertrümmern von Knochen belegen.researc
Bemerkungen zur Stratigraphie des mitteleuropäischen Jungpleistozäns
Ausgehend von der gegenwärtigen Diskussion um die Gliederung des mitteleuropäischen Jungpleistozäns werden die Aussagemöglichkeiten der paläolithischen Hauptfundstellen des Gebietes untersucht. Als stratigraphisches Ergebnis läßt sich einerseits das Voll-Interglazial (Eem mit Antiquusfauna), andererseits das Voll-Glazial mit einer relativ kurzen Schwankung (Bildungszeit der beiden obersten Jüngeren Löße) hinreichend fixieren. Das klassische Würm (im Sinne von A. Penk & E. Brückner 1909) kann offenbar nur mit dem obersten Jüngeren Löß nach der voll-glazialen Schwankung in etwa parallelisiert werden. Zwischen Voll-Interglazial und Voll-Glazial liegt eine sehr wahrscheinlich langdauernde schwankungsreiche Übergangsperiode, für die die Bezeichnung Jungpleistozänes Anaglazial vorgeschlagen wird. Sie umfaßt einerseits das Spät-Interglazial (mit Mammutfauna), andererseits das Früh-Glazial (mit regional beschränkter Lößbildung). Innerhalb des Anaglazials sind mehrere kleinere und größere Klimaschwankungen zu erwarten. Archäologisch sind Voll-Interglazial und Anaglazial in Mitteleuropa mit keineswegs einheitlichen spät-altpaläolithischen moustéroiden Inventaren verbunden. Kulturträger dürften vorwiegend neandertaloide (anthropologisch ebenfalls kaum einheitliche) Menschenformen gewesen sein. Das Auftreten des echten Jungpaläolithikums („Aurignacien typique") erfolgt erst mit Beginn des Voll-Glazials kurz vor der voll-glazialen Schwankung.researc
The Palaeolithic of Sehremuz near Samsat on the Euphrates River. Summary of the Excavation Findings and a Morphology of the Handaxes
The Sehremuz site is a handaxe site in Eastern Anatolia, well documented from a gravel in situ. The material belongs to a later Acheulean and could be dated within the range from the last cooler periods before or the first after the Eemian. A decision can not be made in that respect in face of the open questions connected with the chronostratigraphy of the transition from the Middle to the Upper Pleistocene between 150 000 and 80 000 years ago. The functional morphology of the handaxes on the basis of their complete three-dimensional shape is proposed as a new approach.Le site à bifaces de Sehremuz, en Anatolie Orientale, est bien documenté par une nappe de gravier en place. Le matériel appartient à l'Acheuléen Supérieur, et sa datation se situe entre les dernières périodes froides avant l'Eemien, ou les premières qui lui succèdent. On ne peut se prononcer avec précision à ce sujet en raison des questions toujours sans réponses liées à la chronostratigraphie du passage du Pléistocène Moyen au Pléistocène Supérieur, entre 150 000 et 80 000 ans. On propose une nouvelle approche : l'étude de la morphologie fonctionnelle des bifaces, qui se fonde sur leur forme tri-dimensionnelle.Albrecht Gerd, Müller-Beck Hansjürgen. The Palaeolithic of Sehremuz near Samsat on the Euphrates River. Summary of the Excavation Findings and a Morphology of the Handaxes. In: Paléorient, 1988, vol. 14, n°2. Préhistoire du Levant II. Processus des changements culturels. pp. 76-86
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Can We Use Cosmogenic Isotopes to Date Stone Artifacts?
From the 17th International Radiocarbon Conference held in Jerusalem, Israel, June 18-23, 2000.Two chert artifacts from the region near Luxor, Egypt have yielded concentrations of cosmogenic 10Be that allow calculation of nominal exposure ages of 326,000 and 304,000 years. Both artifacts are flakes that were collected atop limestone benches of the Eocene Thebes Formation which form cliffs along the west side of the Nile. The site is at elevation 240 m and is about 15 km from the Nile. Tools associated with these artifacts can be attributed to the Late Acheulean or early Middle Paleolithic (the transition has been suggested to have been on the order of 250,000-300,000 years ago). This area, where abundant chert nodules have weathered out, has been a collection, extraction, and fabrication site since the Early Paleolithic (since at least 400,000 years ago). Surface exposure dating records all periods of exposure. That means these ages represent composite ages, comprised of exposures both before and after working. But what fraction of the 10Be concentration we have measured was acquired before the flakes were produced? Here we propose several approaches to deconvolute the different exposure periods and better approximate the real age of the artifacts. As there is no a priori reason that the two ages should agree with the typological ages of the artifacts, nor for the two independent ages to agree, these first results are especially exciting and intriguing.The Radiocarbon archives are made available by Radiocarbon and the University of Arizona Libraries. Contact [email protected] for further information.Migrated from OJS platform February 202