22 research outputs found

    "Perverse Romantik", soziale Friktionen und gesellschaftliche Randlagen : Daniela Dahns "Prenzlauer Berg-Tour" (1987) armutshistorisch gelesen

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    "Auf den Hügeln, rund um die Zentren großer Städte, stößt man merkwürdigerweise oft auf so eine Art städtisches Bergvolk. Jedenfalls ist in Berlin diese besondere Population auffallend in der Gegend des Prenzlauer Bergs und des Kreuzbergs, in Paris auf dem Montmartre und Montparnasse; im Londoner Hampton Heath und auf dem Wiener Spittelberg soll es vergleichbar sein." Mit diesen Zeilen beginnt Daniela Dahn ihre "Prenzlauer Berg-Tour", in der sie sich einer ethnologischen Forschungsreisenden gleich auf den abenteuerlich-verschlungen anmutenden Weg hinauf zum Prenzlauer "Bergvolk" begibt. Die zeitgenössische öffentliche Rezeption des Ende 1987 im Mitteldeutschen Verlag Leipzig/ Halle veröffentlichten Buches war einstimmig positiv; hervorgehoben wurde unisono insbesondere der Realitätsgehalt der Reportage. [...] Das nach der Publikation um sich greifende große öffentliche Interesse belegen nicht nur die zahlreichen Lesungen, Buchpräsentationen und Werbeanzeigen, sondern allen voran die Tatsache, dass die ersten beiden Auflagen (1987 und 1989) des Buches von insgesamt 27.000 Exemplaren in kürzester Zeit vergriffen waren. Doch wie lässt sich dieser Erfolg erklären? Ein gewichtiger Grund war vermutlich, so die Hypothese der nachfolgenden Überlegungen, dass Dahns Reportagen zum DDR-Alltagsleben im Rahmen damaliger Möglichkeiten – von "Sagbarkeitsregimes" hätte Michel Foucault gesprochen – einigermaßen ungeschminkt und schonungslos soziale Widersprüche des "real existierenden Sozialismus" in ihrer literarischen Aneignung zeigten. Dieser ungeahnt-ungekannte Darstellungsmodus überschritt Grenzen und evozierte reichlich Aufmerksamkeit

    Harem, Scharia, ›Vielweiberei‹: Paarbeziehungen und Eheschließungsvorhaben zwischen einheimischen Frauen und muslimischen Männern im Deutschland der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

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    Der Artikel beleuchtet die Frage, wie der deutsche Staat und verschiedene Behörden mit muslimischen Männern verfahren sind, die mit einer deutschen Frau die Ehe eingehen wollten. Dabei geht es zum einen um die Langlebigkeit verschiedener Deutungselemente und Stereotype, zum anderen um das konkrete Handeln in den Verwaltungen selbst. Die Überlegungen vor den behördlichen Entscheidungen sowie mögliche Widersprüche bei den Entscheidungsfindungen spielen ebenso eine Rolle wie alternative Handlungsräume der betroffenen Paare. Dadurch wird es auch möglich, den lokalen Faktor für migrationshistorische Entwicklungen im globalen Rahmen auszuloten. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich vom beginnenden 20. Jahrhundert bis in die letzten Jahre des Zweiten Weltkrieges. Diese Längsschnittperspektive markiert unterschiedliche Phasen von Kontinuität und Wandel und lässt darüber hinaus in längerer Perspektive einiges darüber erahnen, welche Nachwirkungen der administrative Umgang mit diesen Paarkonstellationen über den Untersuchungszeitraum hinaus hatte. Harem, Sharia, ›Polygamy‹: Intimate Relationships and Marriage Projects between Local Women and Muslim Men in Germany in the First Half of the 20th Century The article will shed light on the question how the German state and different authorities in particular dealt with Muslim men who planned to marry German women. On the one hand the article will discuss the longevity of different stereotypes and the potential of ›symbolic‹ matters, on the other hand the authorities’ specific actions. There the considerations which happened right before certain decisions are just important as the couples’ leeway in those moments. Through these means, locality in connection with transnational developments and their implications in terms of migration can be interpreted coherently. The period under research spans from the beginning of the 20th century to the last years of World War II. This longitudinal section highlights several developments consisting of continuity and change; furthermore, it reveals how these couples are treated today

    Beyond Egalitarianism: Statistical Knowledge and Social Inequality in the German Democratic Republic

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    Despite all the political and ideological pronouncements, there were also various forms of social inequality in the ‘real existing socialism’ of the GDR (German Democratic Republic). These have been extensively studied at the latest since the construction of the Berlin Wall. Since these years, there has been an intensified preoccupation with socially deviant living conditions, which have been documented statistically. How- ever, these figures raised questions about the limits of socialist communisation and the realisation of the ideologically articulated goal of bringing about a convergence of the ‘classes and strata’. Therefore, the goal was to synchronize these figures with the state’s self-image, which in turn revealed numerous contradictions. Based on a deconstruction of contemporary statistical measurement procedures as well as studies and the resulting interpretations of social inequality, the article first proposes a phase classification of this approach to social differentiation. In a further step, the resulting intended and unintended effects are illuminated

    Review of: Maria Häusl, Stefan Horlacher, Sonja Koch, Gudrun Loster-Schneider, Susanne Schötz (Hg.): Armut. Gender-Perspektiven ihrer Bewältigung in Geschichte und Gegenwart. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2016.

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    Der Sammelband hat das vielschichtige Verhältnis von Armut und Geschlecht zum Thema. Indem aktuelle wie vergangene Problemfelder betrachtet und pluridisziplinär historische, theologische, psychologische, literatur-, sprach-, sozial- und kulturwissenschaftliche Zugänge eingenommen werden, beleuchten die Autorinnen und Autoren ganz unterschiedliche Facetten dieser Relation und ihrer mannigfachen Verschränkungen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Bewertung, Wahrnehmung und Deutung weiblicher (und männlicher) Armut sowie auf deren Einbettung in zeitgenössische Kontexte, Denkweisen und Kategorienbildung sozialer Ungleichheit.This anthology deals with the complex relation between poverty and gender. By analyzing recent and past problem areas, as well as by offering a variety of approaches to the topic (psychological, literary, linguistic, social, cultural), the authors highlight diverse facets of this relation and their manifold interactions. Special emphasis is given to how female (and male) poverty is perceived, judged and interpreted, as well as to how it is embedded in contemporary contexts, ways of thinking and categories of social injustice

    Von Anstand und Liederlichkeit: Armut und ihre Wahrnehmung in der DDR (1961-1989)

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    Der Aufsatz geht der Frage nach, welche Formen von Armut es in der DDR in den Jahrzehnten nach dem Mauerbau gab und wie über sie kommuniziert wurde. Sozialhistorisch rekonstruiert wird die Unterversorgung zweier ausgewählter Armuts-Gruppen: Rentner und kinderreiche Familien. Auf der Basis von Akten, zeitgenössischen wissenschaftlichen Arbeiten und Medienberichten wird zudem betrachtet, welche Images von „Armut“ zirkulierten. Zwar galt Armut im Selbstverständnis des SED-Staats als überwunden. Dennoch war offenkundig, dass es soziale Ungleichheiten, ja Notlagen auch in der DDR gab, und diese fanden in der damaligen Sozialforschung ein breites Interesse. Die Einkommens- und Wohnverhältnisse von Rentnern, besonders von Rentnerinnen, waren häufig prekär, so dass viele von ihnen eine zusätzliche Arbeit aufnehmen mussten – was mit dem Bild des „rüstigen“ Alten beschönigt wurde. Bei Kinderreichen wurde differenziert zwischen den „würdigen“, „wohlorganisierten“ und den „liederlichen“, „dissozialen“ Familien. So ging es im Hinblick auf beide Gruppen nicht allein darum, ihre Armut zu lindern. Das vorrangige Ziel war vielmehr, sie mit positiven Images zu versehen und abweichendes Verhalten zu sanktionieren.The article explores various forms of poverty that existed in the GDR in the decades after the building of the Berlin Wall, and how social inequality was communicated and mediated in GDR society. Making use of political, scientific and media sources of information, the article seeks not only to reconstruct the plight of two specific social groups (pensioners and families with many children), but also to illuminate the predominant social images of their situations. Taking into account that poverty was officially considered eradicated, it was nevertheless always obvious that social difficulties were ubiquitous in the SED state. While the poor living conditions of the elderly (especially women) were extenuated by images of the ‘sprightly pensioner’, families with many children were classified into ‘worthy’, ‘well-organized’ people on the one hand and ‘disorderly’, ‘slatternly’ or ‘dissocial’ on the other hand. Hence, the aim of social and symbolic policies was not merely to overcome the poverty of both social groups, but rather to create positive images and to penalize deviant behaviour

    Shifting Racial Boundaries and Their Limits. German Women, Non-European Men, and the Negotiation of Sexuality and Intimacy in Nazi Germany

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    This essay examines the cultural, ethnic, and “racial” boundaries of the National Socialist “Volksgemeinschaft” based on planned, failed, and completed marriages between German women and non-European men in the early twentieth century. From evidence in the relevant files from the Federal Archives and the Political Archive of the Federal Foreign Office, this essay discusses male partners from various countries of origin as examples of the role of the state in racially mixed unions. The reactions of the institutional actors and the couples themselves demonstrated the surprising ambivalence of National Socialist racial policy due to political and diplomatic requirements

    »Aber damals waren wir alle gleich.« Nostalgische Repräsentationen über Armut, Reichtum und Gleichheit in der späten Sowjetunion

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    Bönker K. »Aber damals waren wir alle gleich.« Nostalgische Repräsentationen über Armut, Reichtum und Gleichheit in der späten Sowjetunion. In: Lorke C, Gajek EM, eds. Soziale Ungleichheit im Visier. Die Wahrnehmung von Armut und Reichtum in Europa und den USA nach 1945. Frankfurt am Main; In Press: 275-289
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