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Müdigkeit nach Bereitschaftsdienst - subjektive Wahrnehmung oder objektives Faktum?
Einleitung
Die Auswirkungen von akutem Schlafmangel auf die chirurgische Leistungsfähigkeit werden kontrovers diskutiert. Die vorliegende Studie wurde konzipiert, um physiologische Parameter der Übermüdung mit objektiven, technischen und kognitiven Fähigkeiten und mit subjektiv empfundener Schläfrigkeit von Chirurgen zu korrelieren. Ziel dieser Studie war es, Auswirkungen eines akuten partiellen Schlafdefizits auf chirurgische Leistungen zu untersuchen.
Methoden
38 Chirurgen wurden am Morgen dreier aufeinanderfolgender Tage untersucht: vor einem 24 stündigen Nachtdienst, nach einem Nachtdienst und nach 24 stündiger Erholung. Die jeweilige Schlafdauer wurde erfasst. Die subjektive Schläfrigkeit wurde mit Hilfe der standardisierten Stanford Sleepiness Scale (SSS) gemessen. Die Cortisolkonzentration im Speichel und der Pupillenunruheindex wurden mittels der standardisierten ELISA (Enzyme Linked Immunosorbent Assay) Untersuchung sowie der Pupillographie, als objektivierbare physiologische Parameter für Ermüdung, gemessen. Der virtuelle Realitäts (VR) Simulator LapSim® wurde zur Messung von technischen sowie von kognitiven Fähigkeiten verwendet. Basisaufgaben („low fidelity“) wie „Schneiden“ und „Clip-Applikation“ dienten zur Beurteilung von technischen Fähigkeiten. Anspruchsvollere Aufgaben am VR Simulator („high fidelity“) wie „intrakorporales Nähen“ und „VR Cholezystektomie“ untersuchten die kognitiven Fähigkeiten. Die objektive Aufmerksamkeit wurde mit Hilfe des standardisierten D2 Durchstreichtests ermittelt.
Ergebnisse
Die Schlafdauer (p = 0,001) und die subjektive Schläfrigkeit (SSS) (p = 0,001) verschlechterten sich signifikant nach dem Nachtdienst. Weder der Cortisolspiegel im Speichel (p = 0,80) noch der Pupillenunruheindex (p = 0,64) oder die technische Leistung in den Basisaufgaben des VR Simulators zeigten einen signifikanten Unterschied zwischen den einzelnen Messzeitpunkten.
Interessanterweise konnte eine signifikante Verbesserung in den anspruchsvolleren Aufgaben des VR Simulators zum Zeitpunkt nach dem Nachtdienst dargestellt werden. Diese war insbesondere in den Einzelanalysen „Fehlerscore“ (p = 0,045), „Durchführungszeit“ (p = 0,0001) und „Ökonomie der Instrumentenbewegung“ (p = 0,0001) nachweisbar. Analog dazu verbesserte sich die objektive Aufmerksamkeit, gemessen mit dem D2 Durchstreichtest (p = 0,027), zum Messzeitpunkt nach dem Nachtdienst ebenfalls signifikant.
Schlussfolgerung
Akute, mit dem Nachtdienst assoziierte Übermüdung scheint größtenteils eine subjektive Empfindung zu sein. Physiologische Faktoren scheinen die zu erwartende Müdigkeits assoziierte Beeinträchtigung von technischer Leistung in den Basisaufgaben des VR Simulators auszugleichen. Akuter, partieller Schlafmangel scheint einen kurzzeitigen positiven Effekt auf die kognitiven Fähigkeiten von Chirurgen zu haben. Dies führt zu verbesserten technischen Leistungen und gesteigerter objektiver Aufmerksamkeit bei der Ausführung komplexer Aufgaben.
Ausblick in die Zukunft
Trotz der kontroversen Datenlage bezüglich der Auswirkungen von Schlafmangel nach 24 stündigem Nachtdienst ist von einer Beeinträchtigung der ärztlichen Funktionsfähigkeit auszugehen. Die Arbeitszeitlimitierung ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der ärztlichen Arbeitssituation und zur Gewährleistung einer sicheren Patientenversorgung. Dennoch bedarf es weiterer Studien auf diesem Gebiet, um die Effekte von Schlafmangel zu spezifizieren und dadurch die bereits vorhandenen Regelungen optimieren zu können
Maximizing the potential of very large corpora: 50 years of big language data at IDS Mannheim
Very large corpora have been built and used at the IDS since its foundation in 1964. They have been made available on the Internet since the beginning of the 90’s to currently over 30,000 researchers worldwide. The Institute provides the largest archive of written German (Deutsches Referenzkorpus, DeReKe) which has recently been extended to 24 billion words. DeReKe has been managed and analysed by engines known as COSMAS and afterwards COSMAS II, which is currently being replaced by a new, scalable analysis platform called KorAP. KorAP makes it possible to manage and analyse texts that are accompanied by multiple, potentially conflicting, grammatical and structural annotation layers, and is able to handle resources that are distributed across different, and possibly geographically distant, storage systems. The majority of texts in DeReKe are not licensed for free redistribution, hence, the COSMAS and KorAP systems offer technical solutions to facilitate research on very large corpora that are not available (and not suitable) for download. For the new KorAP system, it is also planned to provide sandboxed environments to support non-remote-API access “near the data” through which users can run their own analysis programs
Zwischen Empirie und Ästhetik – Ansätze zur korpuslinguistischen Untersuchung und Bewertung von Sprachwandel
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wie und inwieweit korpusbasierte Ansätze zur Untersuchung und Bewertung von Sprachwandel beitragen können. Die Bewertung von Sprachwandel erscheint in dieser Hinsicht interessant, da sie erstens von größerem öffentlichen Interesse ist, zweitens nicht zu den Kernthemen der Sprachwissenschaft zählt und drittens sowohl die geisteswissenschaftlichen Aspekte der Sprachwissenschaft berührt als auch die empirischen, die eher für die so genannten harten Wissenschaften typisch sind. Letzteres trifft bei der Frage nach Sprachverfall (gutem vs. schlechtem Deutsch diachron) vermutlich unbestrittener zu als bei der Frage nach richtigem vs. falschem Deutsch, da zu ihrer Beantwortung offensichtlich einerseits empirische, messbare Kriterien herangezogen werden müssen, andererseits aber auch weitere Kriterien notwendig sind und es außerdem einer Entscheidung zur Einordnung und Gewichtung der verschiedenartigen Kriterien sowie einer Begründung dieser Entscheidung bedarf. Zur Annäherung an die Fragestellung werden zunächst gängige, leicht operationalisierbare Hypothesen zu Symptomen eines potenziellen Verfalls des Deutschen auf verschiedenen DeReKo-basierten Korpora überprüft und im Hinblick auf ihre Verallgemeinerbarkeit und Tragweite diskutiert. Im zweiten Teil werden weitere empirische Ansätze zur Untersuchung von Wandel, Variation und Dynamik skizziert, die zur Diskussion spezieller Aspekte von Sprachverfall beitragen könnten. Im Schlussteil werden die vorgestellten Ansätze in den Gesamtkontext einer sprachwissenschaftlichen Untersuchung von Sprachverfall gestellt und vor dem Hintergrund seines gesellschaftlichen Diskurses reflektiert
Gebrauchsbasierte Grammatik: Statistische Regelhaftigkeit
Das Phänomen Sprache ist in Form des beobachtbaren Sprachgebrauchs fast allgegenwärtig, gleichzeitig bleibt das offenkundig Regel- und Systemhafte dieses Phänomens überraschend ungreifbar. Wegen der überwältigenden Komplexität natürlicher Sprachen entsteht bei jedem Versuch, dieses Systemhafte in einer Theorie mit explanatorischem Anspruch zu fassen, eine breite Kluft zwischen der angestrebten theoretischen Beschreibungsebene einerseits und der phänomenologisch zugänglichen Ebene des Sprachgebrauchs andererseits.
Ausgehend von allgemeinen wissenschaftstheoretischen Überlegungen, wie man angesichts dieser Kluft überhaupt zu hinreichend abgesicherten Erkenntnissen für eine explanatorische Theoriebildung kommen kann, betonen die Autoren die Notwendigkeit, sich dem Untersuchungsgegenstand Sprache mit möglichst wenigen Vorannahmen über diesen Gegenstand selbst zu nähern und sich dabei konsequent von der Empirie leiten zu lassen. Sie werben nachdrücklich für eine emergentistische Perspektive auf Sprache, der zufolge alles Regelhafte und Konventionelle in der Sprache ein Epiphänomen des Sprachgebrauchs ist und von den Sprachteilnehmern fortlaufend ausgehandelt wird. Eine treibende Kraft hierbei ist, so wird argumentiert, der Begriff der Ähnlichkeit. Auf dieser Grundlage wird schließlich ein Forschungsprogramm entworfen, das die Wirkung des Faktors Ähnlichkeit auf die Sprache nachzuzeichnen und dadurch schrittweise zu ähnlichen Generalisierungen zu gelangen versucht wie die Sprachgemeinschaft
Aufbau einer Korpusinfrastruktur für die Beobachtung des Schreibgebrauchs
A single abstract from the DHd-2016 Book of Abstracts.Sofern eine editorische Arbeit an dieser Publikation stattgefunden hat, dann bestand diese aus der Eliminierung von Bindestrichen in Überschriften, die aufgrund fehlerhafter Silbentrennung entstanden sind, der Vereinheitlichung von Namen der Autor*innen in das Schema "Nachname, Vorname" und/oder der Trennung von Überschrift und Unterüberschrift durch die Setzung eines Punktes, sofern notwendig
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