15 research outputs found

    "Rigorismus der Wahrheit" und mythische Signifikanz. Hans Blumenberg ĂŒber Hannah Arendts "Eichmann in Jerusalem"

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    Hans Blumenberg bringt in einem von ihm selbst nicht veröffentlichten Essay Hannah Arendts Buch ĂŒber „Eichmann in Jerusalem“ in einen unerwarteten und aufschlussreichen Zusammenhang mit Freuds spĂ€ter Schrift „Der Mann Moses und die monotheistische Religion“. Beide Denker, argumentiert Blumenberg, vertreten einen problematischen „Rigorismus“ der Wahrheit. Doch im Gegensatz zu Arendt, so mutmaßt Blumenberg, hĂ€tte Freud die mythische Bedeutung des Jerusalemer Prozesses gegen Eichmann erkannt, hĂ€tte er ihn noch erleben können

    Kant und Paulus ĂŒber Gesetz, Liebe und Gnade

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    Gesetz und Gesetzlichkeit spielen in Kants kritischer Philosophie eine hervorragende Rolle. Denn die menschliche Vernunft ist fĂŒr Kant ein Vermögen der Gesetzgebung. Der Nachweis allgemein gĂŒltiger Vernunftgesetze, in denen die Menschen in all ihrer Verschiedenheit vereint sind, ist deshalb auch fĂŒr Kants Ethik zentral. Er entwickelt eine Gesetzesethik. Paulus dagegen hat eine wirkmĂ€chtige Tradition der Gesetzeskritik begrĂŒndet. Gegen das Gesetz, das töte, stellt er die Liebe. Sie erst befreie die Menschen. Kant setzt sich mit dieser Tradition mehrfach auseinander, weil sie ihn herausfordert. Mit Paulus einig ist er sich darin, dass das Problem nicht in der Erkenntnis dessen liegt, was das Gesetz verlangt und was gut ist. Die Menschen erweisen sich vielmehr als unfĂ€hig, dem Gesetz zu genĂŒgen und das Gute zu tun. Paulus sieht als einzige Lösung, dass wir anderswo Hilfe suchen und diese im christlichen Geist der Liebe (agĂĄpē) finden. Er komme auf uns als Gnade Gottes. Er versöhne und lasse uns Zwietracht, Feindschaft, Spaltung und Menschenhass ĂŒberwinden. Kant aber argumentiert, dass die Hoffnung auf die Wirkung solcher Liebe allein der „Achtung“ fĂŒr das selbstgegebene moralische Gesetz entspringen kann. In dieser moralischen Anlage, ohne die kein Mensch ist, liegt fĂŒr Kant die recht verstandene Gnade

    Kant und das GlĂŒck

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    Wird gefragt, was fĂŒr die Gestaltung des menschlichen Lebens wesentlich ist, so kommt dem GlĂŒck und dem Streben nach GlĂŒck in der EinschĂ€tzung Kants nicht der höchste Wert zu. Anders als es ein bis heute wirkmĂ€chtiges Vorurteil nahelegt, unterschĂ€tzt Kant aber auf der anderen Seite das Streben des Menschen nach GlĂŒck keineswegs. Eine Auseinandersetzung mit Kants Begriff des GlĂŒcks kann sich an den folgenden Fragen orientieren: 1. GlĂŒck — was ist das? 2. Nach GlĂŒck streben — warum und wie tun wir das? 3. Gerechtes GlĂŒck — gibt es das

    Nietzsches Anthropologie des produktiven Antagonismus

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    Introduction: Dass der Mensch in sich selbst und im VerhĂ€ltnis zu den Anderen ein Zusammenhang gegensĂ€tzlicher KrĂ€fte ist, kann als ein zentraler Gedanke Nietzsches gelten. Das Element des GegensĂ€tzlichen kommt im Titel meiner AusfĂŒhrungen unter dem Stichwort ‚Antagonismus‘ zum Ausdruck. Nietzsche benutzt diesen Begriff in interessanter und einschlĂ€giger Weise, wie wir sehen werden. GelĂ€ufig ist der Terminus aber nicht zuletzt aus dem Umkreis der Anthropologie Kants. Hier bezeichnet er eine grundlegende Spannung, die in der „menschlichen Natur“ angelegt sei und die Kant „gesellige Ungeselligkeit“ nennt (Kant 1912, 20). Der Tendenz, sich zu vergesellschaften und in ein soziales GefĂŒge einzuordnen, steht die Tendenz, sich zu vereinzeln und zu isolieren, entgegen. Der Mensch ist gesellig, weil er sich nur als einer unter anderen entwickeln und in jeder nur denkbaren Hinsicht zum Menschen bilden kann. Zugleich ist er ungesellig, weil er alles nach seinem eigenen „Sinne“ aus- und einrichten möchte. Insofern ist der Mensch, wie Kant schreibt, zum „Widerstand“ gegen Andere geneigt (ebd. 21). Von diesen freilich wird er im Gegenzug ebensolchen Widerstand gegen sich und seine von „Ehrsucht, Herrschsucht oder Habsucht“ getriebenen Ambitionen erwarten (ebd.). Denn auch sie besitzen den beschriebenen Eigensinn. Und doch können die so kapriziös gegeneinander eingestellten und gegeneinander agierenden Menschen voneinander nicht lassen. So stehen alle gegenĂŒber allen in VerhĂ€ltnissen der Anziehung und Abstoßung

    Deontologischer Objektivismus? Ein Kommentar zu "Sinn im Leben"

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    Im Folgenden möchte ich die Hauptthese des Buches, „dass das sinnvolle Leben am intuitiv plausibelsten durch eine Theorie beschrieben werden kann, die sich als ‚deontologischer Objektivismus‘ bezeichnen lĂ€sst“ (P 1-2), kritisch beleuchten. Vor allem drei Fragen sollen meine Diskussion leiten: Was genau beinhaltet der von Markus RĂŒther vorgeschlagene „deontologische Objektivismus“? Kann er ĂŒberzeugen? Gibt es grundlegende Gesichtspunkte, die RĂŒthers Versuch unberĂŒcksichtigt lĂ€sst, denen eine philosophische Untersuchung des Sinns im Leben jedoch Rechnung tragen sollte

    Kant on Love and Law - Including a Glance at St. Paul

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    In his letter to the Romans, as well as in his letter to the Galatians, St. Paul presents us with an insightful account of antinomianism, that is, a critique of the law. It poses a very interesting challenge to Kant’s law conception of ethics. In fact, the Paulinian caveat seems to anticipate some of the criticism that Kant’s confidence in the moral law has encountered. To this day, Friedrich Schiller’s objection (cf. Schiller 1962) may have wielded the most powerful influence. For Kant, as is well known, the law of practical reason grounds morality. Nonetheless, he considers love as a possible source of morality – as do Paul and Schiller

    Kant und das GlĂŒck

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    Wird gefragt, was fĂŒr die Gestaltung des menschlichen Lebens wesentlich ist, so kommt dem GlĂŒck und dem Streben nach GlĂŒck in der EinschĂ€tzung Kants nicht der höchste Wert zu. Anders als es ein bis heute wirkmĂ€chtiges Vorurteil nahelegt, unterschĂ€tzt Kant aber auf der anderen Seite das Streben des Menschen nach GlĂŒck keineswegs. Eine Auseinandersetzung mit Kants Begriff des GlĂŒcks kann sich an den folgenden Fragen orientieren: 1. GlĂŒck — was ist das? 2. Nach GlĂŒck streben — warum und wie tun wir das? 3. Gerechtes GlĂŒck — gibt es das

    Hvorfor ethvert samfunn trenger filosofi

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    Discussing three issues that are central to philosophical thinking, the article argues that each and every society requires the kind of reflection that philosophy entails. The first issue concerns the claim that we have to give reasons for our assertions, the second addresses the idea and significance of truth, and a third pivotal philosophical question deals with the importance of acknowledging standards of right and justice. It becomes apparent what we would lose if we abandoned, banished, or marginalized philosophical thinking

    Kann und soll der Wille zur Macht ĂŒberwunden werden? Ein Versuch des spĂ€ten Nietzsche

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    Das Prinzip des Willens zur Macht spielt von Beginn an, das heißt spĂ€testens seit dem kurzen StĂŒck ĂŒber Homer’s Wettkampf, bis in Nietzsches letzte philosophische Texte hinein eine hervorgehobene Rolle. Doch es fĂ€llt auf, dass Nietzsche am Ende neben und gegenlĂ€ufig zu diesem Prinzip ein VerstĂ€ndnis und eine Haltung dem Leben gegenĂŒber zu konturieren sucht, die ĂŒber den Willen zur Macht hinausweisen. Dies wird vor allem deutlich im Antichrist, auf den ich mich deshalb im Folgenden besonders konzentriere

    Nietzsche's Ethics of Power and the Ideas of Right, Justice, and Dignity

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    In this article, I first show in which ways Nietzsche’s doctrine of the will to power informs his understanding of practical ideas, such as right, justice, and dignity. Subsequently, I challenge his view by contrasting it with approaches that emphasize the significance of thinking beyond power relations. Particularly, I draw on arguments brought forward by three major figures of the philosophical tradition, namely Plato, Kant, and Schiller, all of whom Nietzsche criticizes. While they maintain the unique reality and far-reaching impact of ideas of reason that defy any given constellation of powers, Nietzsche does not accept orders independent of the fabrics of power. I discuss the implications of Nietzsche’s position and finally argue, in accordance with the tradition, that there is a specifically human capacity for reflection that reaches beyond the antagonisms of power. Nonetheless, it is neither obscure nor weird nor dogmatic, but provides for a kind of orientation that is indispensable
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