5 research outputs found
More-Than-Human Eating.
This paper is concerned with emergent more-than-human eating practices and how they might challenge received understandings of bio- and geopolitics.After a brief review of the anthropology of food and eating and how its concerns may have to be expanded in the Anthropocene, we briefly analyse three empirical cases of anticipatory more-than-human eating practices: a set of artistic anticipations of future eating; microbiome research and related biohacking practices; and research on future food security in the context of planetary boundaries. We discuss how all three cases make the boundaries between body|mind|environment porous. The ‘I’ of the embodied human subject emerges as multiple – colonised and accompanied by a panoply of microorganisms. How might such a collective be subject to governance and ‘self’-technologies? We close by pleading for an experimental para-sitic anthropology that critically addresses emergent forms of bio/geopolitics in the Anthropocene.In diesem Artikel befassen wir uns mit more-than-human Praktiken des Essens und inwiefern diese unser gegenwärtiges Verständnis von Bio- und Geopolitik in Frage stellen. Wir beginnen mit einem komprimierten Überblick über anthropologische Perspektiven auf Essen und Ernährung und diskutieren mögliche notwendige Erweiterungen der Anliegen dieser in der gegenwärtigen Epoche des Anthropozän. Im Anschluss stellen wir unsere Analyse drei empirischer Fallstudien von antizipativen more-than-human Praktiken des Essens dar: ein Set von künstlerischen Antizipationen von Essen der Zukunft; Mikrobiom-Forschung und damit verknüpfte Praktiken des Biohacking; und zuletzt einen Forschungskomplex zur deutschen Ernährungssicherheit im Kontext von planetarischen Belastungsgrenzen. Die Art und Weise, wie die Grenzen von Körper|Geist|Umwelt in diesen drei Fällen porös gemacht werden, steht im Fokus unserer Analyse. Das Ich des verkörperten menschlichen Subjekts, so wird deutlich, tritt als multipel hervor – kolonisiert und begleitet von einer Vielfalt von Mikroorganismen. Wie könnte ein solches Kollektiv zum Subjekt von Governance und von Technologien des Selbst werden? Wir schließen mit einem Plädoyer für eine experimentelle para-sitische Anthropologie, die eine kritische Auseinandersetzung mit entstehenden Formen von Bio- und Geopolitik im Anthropozän ermöglicht.Peer Reviewe
Practices of self-tracking technologies in usage and design
Self-Tracking Technologien entstehen in diversen Praktiken als eine neue Art der Sozio-Materialität. In dieser Arbeit setze ich Praktiken der Nutzung und des Designs miteinander in Beziehung, um die Zusammenhänge zwischen Individuen, soziomateriellen Technologien und Affektivitäten nachzuzeichnen. Die Bruchstückhaftigkeit und Unvollständigkeit der hierbei generierten Daten und die sich daraus ergebenden Handlungen sollen sich auch in der theoretischen Auseinandersetzung wiederfinden, um der Heterogenität dieser Praktiken Rechnung zu tragen. Meine Analyse basiert auf ethnographischer Feldforschung in zwei Feldern: zum einen im Bereich der individuellen Nutzung solcher Technologien im alltäglichen Leben, wobei Wissen über Selbst und Körper erschaffen wird, um die Bewegungen in der Welt und durch die Welt sinngebend zu gestalten; zum anderen im Bereich von Start-ups, wo solche Technologien eingebettet in ein wirtschaftliches und politisches Spannungsfeld designt werden. Während die Forschung mit Self-Trackern in Wien begonnen hat, verschob sich die Verortung meiner Forschung im Rahmen der Praktiken des Designs nach Berlin. Das Potenzial von Self-Tracking Technologien wird im Rahmen der vorangetriebenen Implementierung von dieserart generierten Daten in sogenannte Bonusprogramme von deutschen Krankenversicherungsgesellschaften ersichtlich und eine Erforschung des Phänomens umso relevanter. Ich versuche darzustellen, welche technologischen Visionen und Strategien in Praktiken des Designs realisiert und wie diese in die Technologien eingeschrieben werden und sich als Affordanzen für die Nutzung durch Individuen manifestieren. Es wird ersichtlich, dass in solchen Bonusprogrammen auf die ins technologische Design affektiv eingeschriebene Verantwortlichkeit des Individuums für die Verfassung des Körpers und Erwartungen der entsprechenden Anpassung der Verhaltensweisen zurückgegriffen wird. Dementsprechend versuche ich nachzuzeichnen, wie Individuen zwischen normativen Projektionen und individuellen Strategien in der Nutzung von Self-Tracking Technologien jene Möglichkeiten navigieren, die durch das ins technologische Design eingeschriebene Versprechen einer kontinuierlichen Optimierung und Verbesserung des Selbst erst überhaupt eröffnet werden.Self-tracking technologies emerge as a new kind of socio-materialities in diverse practices, some of which I have brought together in this account which I think as an assemblage itself, crafted together to make some of the entanglements between individuals, technologies and affectivities visible, while accounting for the fragmentariness and incompleteness of those technologies and the heterogeneous sites in which they emerge. The analysis is based on ethnographic fieldwork in two areas. First, I conducted fieldwork in Vienna with individuals that engage in self-tracking practices in their everyday life to generate knowledge and evoke affectivities tied to their embodied being-in-the-world. Additionally, I undertook investigations at sites where technological design is brought into existence, that is, in tech start-ups that are based in Berlin. The shift of my research location occurred mainly because of the increasing implementation of such self-tracking technologies into German health insurance policies. With this implementation, yet another layer and an increased urgency to address this phenomenon is added to my analysis. I thus try to understand how the economies of imaginaries and strategies of design practices affect the technological interface as affordances for further actions. The responsibilisation inscribed into technological design and the expectations of correspondent adjustment of behavior are further exploited by health insurers in the implementation of such technologies into their “bonus programs”. I thus try to outline how the individual is caught up between normative projections and individual strategies to navigate the bodily possibilities that are opened up by the promise of self-improvement inscribed into technological design as affordances
Ecological Ontologies.
This issue explores multiple worlds and the multifarious being and becoming of and in worlds, revealing ecological moments of engagement with the environment to scrutinize power dimensions, structural inequalities, and interpretational sovereignty over knowledge production and the constitution and forming of worlds. The issue brings together ethnographic contributions from anthropology and STS that critically elaborate on a concept of the environment as deeply entangled with multiple ways of being within plural temporalities in multiple localities. In doing so, the contributions urge us to pay attention to a relational otherwise that pivots in transversal (research-)fields to hint at ways to rebel against ontonorms and to intervene politically in predominant human-environment relationships.Diese Ausgabe untersucht multiple Welten und das vielfältige Sein und Werden von und in Welten. Die ethnographischen Studien aus dem Bereich der ontologischen Wende(n) enthüllen ökologische Momente der Auseinandersetzung mit der Umwelt und erforschen dabei Dimensionen von Macht, Ungleichheitsstrukturen und Deutungshoheit über Wissensproduktion sowie über die Konstitution und Formierung von Welten. Die Ausgabe versammelt Beiträge aus Anthropologie und STS, die auf kritische Weise ein Konzept von Umwelt als tief verwoben und verstrickt mit multiplen Seinsweisen im Rahmen pluraler Zeitlichkeiten in vielfältigen Lokalitäten herausarbeiten. Dabei fordern die Beiträge auf ein relationales Anderssein zu achten, das sich in transversalen (Forschungs-)Feldern kristallisiert und Hinweise darauf gibt, wie ein Auflehnen gegen Ontonormen aussehen kann und wie sich in dominanten Mensch-Umwelt-Beziehungen intervenieren lässt.Peer Reviewe