15 research outputs found
Subjektive Arbeitsgestaltung im Gesundheitssektor: individuelle Umgangsweisen mit widersprĂŒchlichen Arbeitsanforderungen
Die Diskussion ĂŒber die Bedrohung von Handlungsautonomie durch marktzentrierte Steuerungsmechanismen erstreckt sich seit einigen Jahren auch auf professionelle Arbeit. Hier wird beobachtet, dass die Verteidigung von QualitĂ€tsansprĂŒchen an die Arbeit und von subjektiven Vorstellungen richtiger und guter ArbeitsausfĂŒhrung zunehmend erschwert ist. Auf der Grundlage von Interviews mit KlinikĂ€rztInnen in FĂŒhrungspositionen wird der Frage nachgegangen, welche Praktiken von den ĂrztInnen genutzt werden, um die eigene HandlungsfĂ€higkeit aufrechtzuerhalten und subjektive AnsprĂŒche an die Arbeit, insbesondere auch an die QualitĂ€t der Arbeit, zu verteidigen. Im Beitrag werden vier Praktiken subjektiver Arbeitsgestaltung vorgestellt. Die genutzten Strategien subjektiver Arbeitsgestaltung weisen widersprĂŒchliche Effekte fĂŒr die Organisation wie auch fĂŒr die ĂrztInnen auf: Sie unterstĂŒtzen HandlungsfĂ€higkeit und einen positiven Bezug zur eigenen Arbeit, gleichzeitig fördern sie ebenfalls InformalitĂ€t und stehen teilweise betrieblichen Interessen entgegen.The threat to worker autonomy posed by market-centered forms of organizational control has extended to professional work. Professionals face challenges defending quality standards and their subjective understandings of good working practice. Based on interviews with physicians with management responsibility it is asked, which practices are used by the physicians to protect their ability to act and their expectations regarding the quality of work. Four different strategies of subjective work design emerged. These strategies have contradictory consequences for the physicians and for the organization: They support the physician's ability to act, but at the same time they promote informality and are in conflict with the interests of the organization
Wie viel Nachhaltigkeit braucht gute Arbeit? ArbeitsansprĂŒche in beruflichen Umbruchphasen
In den letzten Jahren lĂ€sst sich ein zunehmendes Nachdenken ĂŒber Nachhaltigkeit beobachten. Wenngleich Nachhaltigkeit zu einem allgegenwĂ€rtigen Leitbegriff gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels avanciert, werden Themen der nachhaltigen Entwicklung von Arbeit trotz dieser Dynamiken kaum thematisiert. Es bleibt bisweilen offen, welche Relevanz die Idee von Nachhaltigkeit fĂŒr die BeschĂ€ftigten hat, was sie unter Nachhaltigkeit verstehen und inwieweit sich AnsprĂŒche an Nachhaltigkeit in der Arbeit identifizieren lassen. Vor diesem Hintergrund widmet sich dieser Beitrag der Bedeutung der Nachhaltigkeitsidee in subjektiven Konzepten von guter und sinnvoller Arbeit. Auf der Basis von teilstrukturierten narrativen Interviews werden Phasen der beruflichen Umorientierung als moments critiques analysiert, da diese in verdichteter Form Aufschluss ĂŒber die zugrunde liegenden Motive, Vorstellungen und WĂŒnsche an eine gute Arbeit geben. Die Analyse zeigt, dass sich Nachhaltigkeitsvorstellungen in drei Dimensionen rekonstruieren lassen: der Arbeitskraft, der Profession und des sozialen wie ökologischen Umweltbezuges. Da Nachhaltigkeit in Verbindung mit anderen AnsprĂŒchen eingefordert wird, lĂ€sst sich von einem flankierenden Anspruch sprechen.In recent years, there was a growing interest in sustainability. Although sustainability rises to a leading concept in thinking about social and economic change, sustainable development of work is rarely discussed. How employees understand sustainability in the context of work and if they have any demands on sustainability of work remain open questions. Against this backdrop, this contribution focuses on the relevance of sustainability in subjective concepts of good and meaningful work. Based on semi-structured narrative interviews, we analyze changes of jobs as moments critiques that give insights on motives, visions and demands of good work. Our findings show three dimensions which are linked to sustainability: labor, professions and relations to social and ecological aims. Besides, demands for sustainability always appear in connection with other demands for good work
Die Krise des Sinns in der Arbeit? âSinnvolle Arbeitâ als Gegenstand soziologischer Krisendiskurse
Fragen danach, was eine sinnvolle Arbeit ausmacht, waren in der Vergangenheit in der Arbeitssoziologie bereits Gegenstand kontroverser Diskussionen. Vielmehr sind es die verschiedenen Krisen der Arbeitswelt, die die Aufmerksamkeit innerhalb der Arbeitssoziologie steuern: Von der Arbeitslosigkeit ĂŒber die Zunahme atypischer und prekĂ€rer BeschĂ€ftigungsformen bis hin zu verĂ€nderten Steuerungsmechanismen der Arbeitsorganisation, die mit einer Steigerung von Ăberforderung und Erschöpfung assoziiert sind, ist die Krisenhaftigkeit der Arbeit allgegenwĂ€rtiger Bezugspunkt. Fragen nach dem guten Leben scheinen vor dem Hintergrund von fundamentalen Problemlagen und Ungerechtigkeiten dagegen sekundĂ€r. Allerdings ist zu vermuten, dass die Diskurse Vorstellungen sinnvoller Arbeit implizit zum Bezugspunkt machen. Daher werden wir im Folgenden prĂŒfen, inwieweit in verschiedenen soziologischen Diskursen die Sinnhaftigkeit der Arbeit thematisch wird. Fragen danach, was eine sinnvolle Arbeit ausmacht, waren in der Vergangenheit in der Arbeitssoziologie bereits Gegenstand kontroverser Diskussionen. Die ZentralitĂ€t der Arbeit bzw. der Sinn der Arbeit wird besonders in der Diskussion ĂŒber das Ende der Arbeitsgesellschaft verhandelt, in dem Chancen wie auch Risiken der Aufwertung auĂerarbeitsweltlicher Bereiche abgewogen werden. Die auch gegenwĂ€rtig wieder aktuelle Frage, welche Rolle Arbeit im Leben einnehmen soll und wie man zu einem weiteren ArbeitsverstĂ€ndnis gelangen kann, welches vielfĂ€ltigere Perspektiven auf ein gutes Leben eröffnet, wurde damals facettenreich durchdekliniert. In der Prekarisierungsdiskussion wird mit der Normalbiographie die Frage einer sinnvollen Lebensgestaltung angesprochen, die sich zwar auch auf die Wichtigkeit von Arbeit im Leben bezieht, aber noch darĂŒber hinaus grundlegende Themen des guten Leben anspricht. Gerade durch die der Normalbiographie inhĂ€rente Entwicklungsperspektive, die in Richtung Entfaltung und Selbstverwirklichung orientiert ist, finden sich zugleich konkret ausbuchstabierte Vorstellungen einer guten Lebensgestaltung. Die arbeitsinhaltliche Perspektive, der Sinn in der Arbeit, wird in der Debatte um die Prekarisierung der Arbeit zwar aufgegriffen, bildet allerdings keinen genuinen Aufmerksamkeitsschwerpunkt. Dagegen ist die jĂŒngere Entfremdungsdiskussion unmittelbar auf die Erfahrung der Arbeit selbst und die BemĂŒhungen um eine gelingende Aneignung von Arbeit ausgerichtet
"Digitale Technologien sind natĂŒrlich kein Allheilmittel" : Interview mit der Arbeitssoziologin Friedericke Hardering
The coronavirus crisis has changed a lot of things â in the working world too. However, above all it has strengthened our awareness of where digital technology really makes sense and where face-toface communication is only hard to replace.Die Corona-Krise hat vieles verĂ€ndert â auch in der Arbeitswelt. Vor allem aber hat sie das Bewusstsein dafĂŒr gestĂ€rkt, was wirklich sinnvoll ist an digitaler Technologieund wo ein Face-to-Face-Kontakt nur schwer zu ersetzen ist
"Digitale Technologien sind natĂŒrlich kein Allheilmittel" : Interview mit der Arbeitssoziologin Friedericke Hardering
Die Corona-Krise hat vieles verĂ€ndert â auch in der Arbeitswelt. Vor allem aber hat sie das Bewusstsein dafĂŒr gestĂ€rkt, was wirklich sinnvoll ist an digitaler Technologieund wo ein Face-to-Face-Kontakt nur schwer zu ersetzen ist.The coronavirus crisis has changed a lot of things â in the working world too. However, above all it has strengthened our awareness of where digital technology really makes sense and where face-toface communication is only hard to replace
How does biographic-narrative intervention influence identity negotiation and quality of life in aphasia? - The participants' perspective
Problem
Many persons with aphasia experience a loss of Quality of Life (QoL). Although life story work supports processes of sense-making and by this QoL improvement, only a few studies made use of the âtalk-basedâ approach in aphasic patients because of the language deficit (e.g. Shadden, 2005). We developed an adapted interdisciplinary biographic-narrative intervention, which was already shown to be effective in terms of gains in quantitative measures of QoL (Corsten, Konradi, Schimpf, Hardering, & Keilmann, 2013). For a deeper understanding we will now analyze the participantsâ perspective obtained in interviews.
Procedure and Analysis
Five face-to-face in-depth interviews and seven group sessions were conducted over ten weeks in a mixed-method-design with pre- and post-tests and a follow-up assessment three months after the intervention.
The multidimensional construct of QoL was measured with a battery of instruments:
â the pictorial version of the Aachen Life Quality Inventory (ALQI, Engell, HĂŒtter, Willmes, & Huber, 2003)
â the Satisfaction with Life Scale (SWLS, Diener, Emmons, Larsen, & Griffin, 1985)
â a German version of the Visual Analogue Mood Scales (VAMS, Stern, 1997)
Semi-structured interviews, conducted post-treatment, included questions concerning the participantsâ experiences with the intervention, identity change and future perspectives e.g. Analysis was based on interpretative principles from grounded theory (Corbin & Strauss, 2008).
Results
For our entire sample of 27 participants with chronic but different types of aphasia we found a significant and stable growth in health-related QoL (ALQI, Wilcoxon signed-ranks test, two-tailed, p < .05). Self-reported states of mood also improved significantly (VAMS, t-test, two-tailed, p < .05). As expected, overall life satisfaction (SWLS) did not change. The interviews revealed three main themes âeffectiveness of the interventionâ, âQoLâ and âself-conceptâ. The following associations with improvements in QoL were identified: enhanced coping regarding chronic illness, improved self-efficacy and control, and a more differentiated picture of self. The impacts of the different kinds of intervention are discussed.
Discussion
The quantitative and the qualitative results were complementary in demonstrating the effectiveness of the biographic-narrative intervention. As predicted, there was a specific treatment effect with a significant and stable improvement in QoL. Analysis of the semi-structured interviews indicated that through the approach the participantsâ sense of self changed. The findings provide foundations for future work into intervention