37 research outputs found

    (Un-)Sichtbare Körper : über die Wirkungsmacht von jüdischen Körperbildern während des Nationalsozialismus

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    Eine Ausstellung des Jüdischen Museum Frankfurt zeigte vor einigen Jahren eine umfangreiche Sammlung von Postkarten mit antisemitischen Darstellungen, Abbildungen und Zeichnungen. Die Ausstellung führte vor Augen, wie gängig antisemitische Motive bereits bei der Einführung der Postkarte 1870 im alltäglichen Leben waren. Auf Grußkarten zu Geburtstagen und aus dem Urlaub wurden – mal unzweideutig, mal in Form subtiler Karikaturen – antisemitische Bildpolemiken verbreitet. Die kleinen Zeichnungen, die tausendfach ihren Weg in Privathaushalte gefunden haben mussten (anders lassen sich die zahlreichen Exemplare, die man noch immer auf Flohmärkten erwerben kann, nicht erklären), zeigen genauso wie wissenschaftsgeschichtliche Forschungen zur Rassenlehre und Anthropologie, dass der spezifisch „jüdische Körper“ keine Erfindung der Nationalsozialisten war. Diese griffen für ihre antisemitische Ideologie auf Ideen, wissenschaftliche Forschungen und rassistische Paradigmen zurück, die bereits seit dem 19. Jahrhundert entwickelten. Judenfeindliche Bilddarstellungen freilich gab es bereits im frühen Mittelalter. Und doch kann man die „Herstellung des jüdischen Körpers“ als nationalsozialistisches Projekt bezeichnen, waren doch Zentrum und Fundament der nationalsozialistischen Weltanschauung der propagierte Unterschied zwischen Rassen, allen voran zwischen „Ariern“ und Juden. Welche Bedeutung und Dimension die Vorstellung von der jüdischen Physiognomie während des Nationalsozialismus, vor allem für die Verfolgten hatte, und welche Auswirkungen dies auf die Praxis der Verfolgung und die Praktiken des Sich-Entziehens hatte, wird im Folgenden zu schildern sein. Juden wurden aus einem einzigen Grund gejagt: weil sie Juden waren. Die nähere Betrachtung der Verfolgungspraxis soll zeigen, dass die rassistische und antisemitische Ideologie auch unmittelbare Auswirkungen auf die Wahrnehmung des „jüdischen Körpers“ hatte

    Die Soziologie und das ›Dritte Reich‹

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    Kein anderer Zeitabschnitt der jüngeren Geschichte hat die deutsche Gesellschaft so geprägt wie der Nationalsozialismus. Gleichwohl brachte die Ausdifferenzierung soziologischer Themenfelder und Forschungsprogramme in den letzten Jahrzehnten keinen eigenen Forschungsbereich hervor, der sich mit dem ›Dritten Reich‹ und dem Holocaust beschäftigt. Holocaust und Nationalsozialismus gehören nicht zum Kernbestand soziologischer Forschung. Der Text versucht zu ergründen, weshalb dies so ist und findet Antworten sowohl in der Geschichte der Disziplin als auch in deren Paradigmen.  Like no other period in recent history the years of National Socialism have shaped the German society. However, while sociology has become highly differentiated there is no field of research that specifically deals with the ›Third Reich‹ and the Holocaust. Until today both topics do not belong to the main subjects of sociological research. The text tries to explore the reasons for this and finds answers in the history of the discipline as well as in its paradigms

    Exploring energy sufficiency : new challenges and options in times of crisis

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    The war in Ukraine is changing the political landscape at breakneck speed. How should politics and society react to high energy prices and a precarious dependence on fossil fuels imports? Can modern societies get by with much less energy? Energy sufficiency can play an important role in answering these questions. The contributions in this Special topic explore sufficiency as an interdisciplinary research topic for energy modeling, scenarios, and policy

    Les espaces de la violence

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    Examining the occupation of the Ukrainian city of Berdichev and the murder of some 18,000 Jewish inhabitants by German SS and police, this paper explores the transformation of space in both social and topographical terms by means of mass violence. Immediately after they had seized the town, the Germans started to use the location for their interests, thus restructuring and remodeling it. For example, the park in the city center was transformed into a cemetery for German soldiers killed in action during the conquest, schools gave shelter to Wehrmacht troops, townspeople had to leave their houses for German military and civil personnel, and all Jews were forced to move to the poorest and dirtiest neighborhood before they were rounded up, shot, and buried in the immediate vicinity of the town. This paper focuses on these practices of occupation and annihilation and asks how Jews and Ukrainians reacted to them, thus taking all agents into account. It shows how the city of Berdichev turned step by step to the German city of Berditschew, arguing that social and topographical spaces were created separately by all groups and at the same time all groups participated in mutual naming and appropriation.     En se penchant sur l'occupation de la ville ukrainienne de Berditchev et le meurtre de 18.000 habitants juifs par des SS et des policiers allemands, cet article examine les transformations de l'espace au travers de la violence de masse autant en termes sociaux que topographiques. Immédiatement après avoir pris la ville, les Allemands commencent à utiliser l'espace en le restructurant et en le modelant en fonction de leurs intérêts. Le parc du centre-ville se mue en cimetière pour les soldats allemands tombés durant la prise de la ville. Les écoles servent de zone d'accueil pour les troupes de la Wehrmacht, tandis que les habitants doivent quitter leur maison pour laisser place aux militaires et au personnel civil allemand. Tous les Juifs sont forcés de se déplacer dans les quartiers les plus pauvres et les plus sales, avant d'être rassemblés, assassinés et enterrés dans le voisinage immédiat de la ville. Dans l’étude de ces pratiques d’occupation et d’annihilation, cet article s’interroge en même temps sur la manière dont les Juifs et les Ukrainiens y réagissent. Il montre comment la ville de Berditchev est devenue la ville allemande de Berditschew, en soutenant que les transformations spatiales dans leur dimension sociale et topographique ont été parallèlement produites par tous les groupes, et en quoi ils ont été l’objet de nouvelles assignations et appropriations par tous

    Weltrettungskompetenz? Überlegungen zu BNE aus der Perspektive der sozial-ökologischen Transformationsforschung

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    Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) stößt als bildungspolitisches Konzept auf wachsendes Interesse in Bildungseinrichtungen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Es gibt, national wie international, unzählige Initiativen und Institutionen, die BNE propagieren und praktizieren. Gemeinsam sind ihnen zwei Aspekte: die Erwartung, dass Wissen erwünschtes Handeln hervorbringt und die Orientierung auf Gestaltungskompetenz. Der Artikel erörtert, ob mangelndes Wissen das entscheidende Hemmnis für eine gesellschaftliche Transformation in Richtung Nachhaltigkeit ist, diskutiert Kompetenzorientierung als Form der Subjektivierung von Nachhaltigkeit und argumentiert, dass beides zur Entpolitisierung beiträgt. (DIPF/Orig.)Education for Sustainable Development (ESD) is attracting growing interest as an educational policy concept in educational institutions, science, and civil society. There are countless initiatives and institutions, nationally and internationally, that practice ESD. They have two aspects in common: the expectation that knowledge will produce desired action and the orientation towards Gestaltungskompetenz. The article discusses whether a lack of knowledge is the crucial obstacle to a societal transformation towards sustainability, describes competence orientation as a form of subjectification of sustainability, and argues that both contribute to depoliticization. (DIPF/Orig.

    Einleitung zum Schwerpunkt „Kriegskindheiten. Jüdische Kinder und der Holocaust“

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    Wie wird weniger genug? Suffizienz als Strategie für eine nachhaltige Stadtentwicklung

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    Viele Städte sind unter Druck: Der Wohnraumbedarf steigt und mit ihm die Kosten für das Wohnen. Gewerbe und Handel wünschen sich zusätzlich Raum - vor allem am Stadtrand. Jedes Jahr werden mehr und immer größere Autos zugelassen, für die es Verkehrs- und Parkflächen braucht. Bislang reagieren Kommunen auf steigende Anforderungen mit Wachstum, das heißt, Brachen oder Ackerland werden in Siedlungsfläche umgewandelt. Dort aber, wo Flächenkonflikte durch Wachstum gelöst werden, kollidiert dies mit Nachhaltigkeitszielen; mit der Reduktion von Emissionen oder dem schonenden Umgang mit Ressourcen. Wie also wird weniger genug? Wie gelingt es, die Stadt für alle Menschen bezahlbar, lebenswert und alltagstauglich zu machen, ohne immer mehr Ressourcen zu verbrauchen? Die Nachhaltigkeitsstrategie der Suffizienz setzt auf Verhaltensänderung anstelle von Wachstum, um diese Ziele zu erreichen. Suffizienz in der Stadtentwicklung bedeutet, die städtische Infrastruktur so umzubauen, dass ressourcenarmes Leben einfach wird. Suffizienz fördert öffentlichen Wohlstand und schränkt privaten Luxus ein. Konkret heißt das, funktionsgemischte Quartiere, die Stadt der kurzen Wege, gemeinschaftliches Wohnen oder die Innen- vor Außenentwicklung voranzutreiben. Entlang zahlreicher Beispiele aus der Praxis zeigt die Publikation, wie suffizienzorientierte Stadtentwicklung gelingen kann, ohne die Grenzen der Suffizienz in einer wachstumsorientierten Gesellschaft zu verschweigen. Die Publikation ist ein Ergebnis eines transdisziplinären Forschungs- und Entwicklungsvorhabens von Wissenschaftler*innen des Norbert Elias Centers der Europa-Universität Flensburg und der Verwaltung der Stadt Flensburg

    Human model of primary carnitine deficiency cardiomyopathy reveals ferroptosis as a novel mechanism

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    Primary carnitine deficiency (PCD) is an autosomal recessive monogenic disorder caused by mutations in SLC22A5. This gene encodes for OCTN2, which transports the essential metabolite carnitine into the cell. PCD patients suffer from muscular weakness and dilated cardiomyopathy. Two OCTN2-defective human induced pluripotent stem cell lines were generated, carrying a full OCTN2 knockout and a homozygous OCTN2 (N32S) loss-of-function mutation. OCTN2-defective genotypes showed lower force development and resting length in engineered heart tissue format compared with isogenic control. Force was sensitive to fatty acid-based media and associated with lipid accumulation, mitochondrial alteration, higher glucose uptake, and metabolic remodeling, replicating findings in animal models. The concordant results of OCTN2 (N32S) and -knockout emphasizes the relevance of OCTN2 for these findings. Importantly, genome-wide analysis and pharmacological inhibitor experiments identified ferroptosis, an iron- and lipid-dependent cell death pathway associated with fibroblast activation as a novel PCD cardiomyopathy disease mechanism
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