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    Gestalt(ung) des Coming-out: lesbische und schwule Jugendliche und junge Erwachsene in der Ökonomie der Sichtbarkeit

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    Coming-out stellt insbesondere fĂŒr lesbische und schwule Jugendliche und junge Erwachsene eine relevante Aushandlung mit Umfeld und Welt dar. Der Beitrag untersucht das Erleben und Gestalten dieser Praxis. Die SekundĂ€ranalyse 19 problemzentrierter Interviews zeigt, dass Coming-out als Problem des Spektakels hervorhebender Dramatisierung und des unausweichlichen Drucks gedeutet wird. Strategien der Heteronormalisierung, der Usurpation und der Aussetzung der Seinsrelation reagieren auf diese Problematisierungen und setzen sie teilweise außer Kraft. Die Fallstricke der Sichtbarkeit als Politikum, AuthentizitĂ€tsanforderung und unhintergehbare Tatsache verweisen dabei auf eine gesellschaftliche Wandlung - eine Transformation der Ökonomie der Sichtbarkeit. Trotz - oder gerade wegen - der Vielzahl sich outender Stars und Aktivist_innen, Familien- und FreundschaftserzĂ€hlungen sind nicht Lesbisch- und Schwul-Sein selbstverstĂ€ndlicher geworden, sondern die Praxis des Comingouts. Der Akt der Herstellung von Sichtbarkeit hat eine EigenstĂ€ndigkeit entwickelt und ist nun selbst Zeichen der HomosexualitĂ€t.Coming out represents a relevant negotiation with the social environment and the world for lesbian and gay adolescents and young adults in particular. The article focusses on how this practice is experienced and shaped. Secondary analyses of 19 problem-centred interviews indicate that coming out is interpreted as a problematic dramatization of an event and as the inevitable pressure to come out. Some of the interviewees reacted to their problematization by adopting the strategies of hetero-normalization, usurpation and the negation of an identitarian relation. The requisition of visibility as a political practice, authentic self-display and indisputable fact suggest that society is undergoing change - a transformation of the "economy of visibility". Despite - or because of - the countless outings of activists and stars, the narratives of families and friends, it is not being lesbian or gay which is now taken as a matter of course, but the practice of coming out. The act of becoming visible has itself become the signum of homosexuality

    Zum sozialpsychologischen Konzept internalisierter Homophobie : Eine Rekonstruktion ‚integrierter IdentitĂ€t‘ als Emanzipationsvision

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    Das sozialpsychologische Konzept internalisierter Homophobie ist vielfach prĂ€sent in Wissenschaft, Psychotherapie und politischem Aktivismus. Es erklĂ€rt psychische Belastungen Schwuler und Lesben durch die Übernahme abwertender gesellschaftlicher Werthaltungen und Stereotype. Damit assoziierte Folgen seien verminderter Selbstwert, Beziehungsprobleme, sexuelle Risikopraxen bis hin zur SuizidalitĂ€t. Der Beitrag rekonstruiert dieses wissenschaftliche Konzept ausgehend von den verwendeten Messskalen. Die Operationalisierungen der gesellschaftlichen BeschĂ€digung setzen ex negativo ein gesundes homosexuelles Subjekt voraus und vermessen dessen (in)kohĂ€rentes Selbst anhand der Integration lesbischer bzw. schwuler IdentitĂ€t. Indikator dafĂŒr seien der unerschrockene Wunsch nach einem Comingout, der Stolz auf die eigene SexualitĂ€t und die Bewahrung der erwarteten Eigengruppe. Derartige SelbstverhĂ€ltnisse bilden die politische Vision des wissenschaftlichen Diskurses und den Horizont der anvisierten, individuell zu verantwortenden Emanzipation

    Strategien des ‚I _ gay‘ : Coming-out und Politiken der Sichtbarkeit

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    Coming-out vor allem Jugendlicher erfĂ€hrt gegenwĂ€rtig eine Aufwertung und Hervorhebung in Familien, Medien, Politik und Forschung. Öffentlich als homosexuell sichtbar zu sein, wird dabei zur Bedingung eines authentischen Selbst und glĂŒcklichen Lebens stilisiert. Der vorliegende Artikel rekonstruiert und theoretisiert die fĂŒr junge Schwule und Lesben relevanten Erfahrungen. Die SekundĂ€ranalyse von 19 problemzentrierten Interviews zeigt, dass das Coming-out als problematische Dramatisierung und unausweichlicher Druck interpretiert wird. Eine Strategie des ‚I _ gay‘, das heißt der ZurĂŒckweisung der identitĂ€ren Relation zwischen homosexueller Sichtbarkeit und dem eigenen Selbst, wird vor diesem Hintergrund in ihrer subjektiven Bedeutung und in ihren politischen Implikationen diskutiert

    „Nur wer fĂŒhlt, dass etwas zu ihm gehört, kann es kontrollieren“

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    Die Arbeit an einer Selbstakzeptanz hat in der Gegenwart Konjunktur. Der Beitrag zeigt, wie diese Technik durch einen therapeutischen Kontext in ein Sicherheitsdispositiv eingespannt wird. Am Beispiel der prĂ€ventiven Adressierung der PĂ€dophilie unterscheide ich drei Formen der Akzeptanz: Die Übernahme einer GefĂ€hrlichkeit in das eigene Selbstbild durch eine identitĂ€re Fixierung, die Integration einer prototypischen Kindlichkeit in die eigene Wahrnehmung als handlungsleitende Perspektive sowie die Akzeptanz und Aufhebung störender Affekte zur kognitiven Steuerung von Situationen. Ich zeige damit nicht nur, dass das Problem sexuellen Kindesmissbrauchs gegenwĂ€rtig weiter auf einige bestimmte Subjekte fixiert wird, sondern auch wie diese sich selbst als aktive, ethische TrĂ€ger dieser Verantwortung zu stilisieren haben

    Über queere Jugendliche forschen

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    Die Forschung ĂŒber queere Jugendliche ist ein wachsendes Forschungsfeld. Die zunehmende Befragung von Jugendlichen ĂŒber ihre Lebenssituation macht es möglich, ihren Alltag konkreter darzustellen, politische Handlungsempfehlungen abzuleiten und ihre Perspektive als relevante Erfahrung zu etablieren. Gleichzeitig gehen mit diesem neuen Interesse Bedarfe der ethischen Reflexion einher. Eine Forschung zu quee-ren Jugendlichen agiert innerhalb von Dilemmata: der Be- und Entlastung von Jugendlichen; der Fixierung und Eröffnung von IdentitĂ€tskonzepten; der Ausblendung und sozialpĂ€dagogischen Problematisierung; sowie der VerfĂŒgbarmachung fĂŒr eine heteronormative Gesellschaft und deren Ver-Ă€nderung. Basierend auf der Praxis von Forschungsprojekten eröffnet der Beitrag Fragen fĂŒr deren Reflexion und QualitĂ€tssicherung. Er regt einen Diskurs darĂŒber an, was die Forschung zu queeren Jugendlichen kann, soll, muss und darf

    (Wie) Die O-Phase verĂ€ndern? : Empirische Reflexionen zur Kritik studentischer HochschuleinfĂŒhrung in Göttingen

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    Basierend auf qualitativen Erhebungen (teilnehmende Beobachtung, themenzentriert-narratives Interview) in den ‚Orientierungsphasen‘ der StudienfĂ€cher Physik, Wirtschaftswissenschaften und Sozialwissenschaften werden Göttinger Praxen studentischer HochschuleinfĂŒhrung rekonstruiert. Diese erfahren in öffentlich-medialen wie hochschulinternen Diskursen eine zunehmende Kritik. Der Beitrag folgt den sich andeutenden Diskursbewegungen, die auf Basis der strukturellen Eigenlogiken der sog. O-Phase verortet und kontrastiert werden. Erörtert werden eine Grundstruktur des Exzesses, darin eingebettete, gewaltförmige vergeschlechtlichte und sexualisierte Praxen sowie die FunktionalitĂ€t und AnschlussfĂ€higkeit dieser Form des Studieneinstiegs innerhalb gegenwĂ€rtiger Transformationen der Hochschule. Der Beitrag entwickelt eine empirisch fundierte Perspektivierung, ZusammenfĂŒhrung und Reformulierung von Kritik. Based on qualitative field work (participant observation, narrative interviews), this paper reconstructs practices of student university initiation for the Physics, Economics and Social Sciences programs in Göttingen. These initiation rites (‘O-Phase’) have increasingly drawn criticism both in the public as well as in discussions within the university itself. The article follows emerging movements of discourse, con- trasting them with the rites’ intrinsic logic. Regarding their underlying structure of excess and their vio- lently gendered and sexualized practices, it discusses whether this way of beginning academic programs is appropriate in the context of the university’s current transformations. The article develops an empiri- cally grounded localization, compilation and reformulation of this criticism

    Coming-out

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    Der Begriff Coming-out ist in politischer, wissenschaftlicher und alltagspraktischer Hinsicht mit verschiedenen Bedeutungen belegt. Ausgehend von seiner ursprĂŒnglichen Verwendung fĂŒr die Initialisierung junger Edelfrauen auf einem semi-öffentlichen Heiratsmarkt im 19. Jahrhundert wurde er spĂ€ter fĂŒr die (erstmalige) Thematisierung einer Nicht-HeterosexualitĂ€t/Cisgeschlechtlichkeit ĂŒblich. Daran anschließend hat er etliche historisch-soziale Transformationen erfahren, die vor allem auf einer Verschiebung bzw. auf einer Umkehrung der Ökonomie der Sichtbarkeit beruhen, die sexuelle Abweichung formiert und ins Zentrum gesellschaftlicher Aufmerksamkeit setzt
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