29 research outputs found
Lesarten des Labyrinths / Schemata des Lesens
Die ErzĂ€hlung vom Labyrinth prĂ€sentierte sich als eine lineare Verfallsgeschichte vom 'ursprĂŒnglich und eigentlich' einwegigen Labyrinth zum Irrgarten, wie sie Eco noch mit seiner dreistufigen Fortschrittsgeschichte bestĂ€tigt und fortschreibt. Die LektĂŒren in den [...] Abschnitten haben aber gezeigt, daĂ die erste oder 'eigentliche' Labyrinthform durchaus schon jenes Netz oder Rhizom gewesen ist, die Eco schlieĂlich als dritte Stufe [...] anfĂŒhrt; das 'Rhizom-Labyrinth lĂ€Ăt vieldimensional vernetzt die Anordnung von Zentrum und Peripherie zurĂŒck; es hat keinen Ausgang
Mneme, Mnemonik â Medien (in) der Antike
"'Wenige wissen', [...] daĂ die Griechen, die ja viele KĂŒnste erfunden haben, auch die Erfinder einer GedĂ€chtniskunst sind, die wie ihre anderen KĂŒnste an Rom weitergereicht wurde, von wo aus sie dann ihren Weg durch die europĂ€ische Geistesgeschichte nahm. In dieser Kunst soll mit Hilfe einer Technik, bei der dem GedĂ€chtnis 'Orte' und 'Bilder' eingeprĂ€gt werden, memoriert werden. Sie ist gewöhnlich als Mnemotechnik eingestuft worden.' Wenn von mneme, memoria und deren tĂ©chne oder ars gehandelt wird, so gehören zum Kanon der zu lesenden Texte nicht nur Platons Theaitetos und Aristoteles' De Memoria et Reminiscentia, sondern auch die drei lateinischen Rhetoriken aus dem 1. vor- und dem 1. nachchristlichen Jahrhundert, die [...] die Mnemonik tradiert haben werden, die Rhetorica Ad C.Herrenium, Marcus Tullius Ciceros De oratore, Marcus Fabius Quintilians Institutio Oratoria. Diese Schriften ĂŒberliefern die Mnemonik oder klassische GedĂ€chtniskunst und gaben die Vorlagen fĂŒr die neuen AusprĂ€gungen der GedĂ€chtniskunst in der Renaissance. [...] Die antike Kunst oder Kunstfertigkeit der memoria prĂ€gt ein GedĂ€chtnis, das innen (wie) 'auswendig' ist. Technikgeschichte kommt als Geschichte der antiken technĂ© nicht umhin, auch die der Rhetorik zu sein.
KreativitĂ€t des Findens â Figurationen des Zitats
Manche Zitate sucht man nicht, sondern sie werden
gefunden, wie man unversehens ĂŒber einen Stein oder
eine Baumwurzel stolpert. Solche ZufÀlle der Zitation
ergeben Figuren des Ein- und VerrĂŒckens von Bedeutung,
insofern Zitate immer zwischen Aussagekontexten,
zwischen Texten stehen. Denn nicht der Urheber, den
die Zitation zuschreibt, spricht, sondern der Zitierende,
indem er seine eigene Autorschaft einklammert. Von
hier aus ist der Titel einer âșKreativitĂ€t des Findensâč
gedacht. Theoretische oder systematische Aspekte einer
Kreatologie sind weniger intendiert, wenngleich der Ansatz
bei der konkreten Figur fĂŒrs GrundsĂ€tzliche offen
ist â zumal bei âșĂ€sthetischen Objektenâč, dem Gegenstandsbereich
dieses Bandes. Das was Robert Musil
âșinduktive Gesinnungâč nannte, ist hier Voraussetzung
der ErschlieĂung, denn ohne Insistenz des Beispiels
gegenĂŒber dem Gesetz entfĂ€llt die Relevanz des Ă€sthetischen
Objekts. â Drei Bereiche strukturieren den Band
nach grundstÀndigen Figuren des Zitats, Perspektiven
einer Philologie des Zitats mit Blick auf literarische
Zitation und nach RandgÀngen des Zitats mit medienspezifischen
Problemstellungen; der Popliterat Thomas
Meinecke erlÀutert seine KreativitÀt des Findens als
literarisches Sampling
Rhetorik der Echo : Echo-Trope, Figur des Nachlebens
Wenn Echo spricht, so tut sie dies in und nach Ovids 'Metamorphosen' tropisch, in einer Rede-Figur der Wiederholung, die die ArbitraritĂ€t der Rede vorstellt. Diese artikuliert sich in der Trope, als die das Echo sich zeigt, und sie manifestiert sich in Echo als Figur des GedĂ€chtnisses, als die Echo auf Fama, Ruf und GerĂŒcht, hin auslegbar wurde. Echo und ihre Echos figurieren die Bezogenheit auf, genauer die AbhĂ€ngigkeit jeder Rede von vorausgehender Rede, von den Reden der anderen, die wieder- und weitergesprochen werden