10 research outputs found

    Der irreguläre Pflegearbeitsmarkt

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    Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs vor nunmehr 20 Jahren entwickelte sich in Österreich ein wachsender irregulärer Pflegearbeitsmarkt. Vermittlungsagenturen und informelle Netzwerke etablierten mit der sogenannten 24-Stunden-Pflege ein Modell der häuslichen Pflege, das immer weitere Verbreitung fand. Im Zuge des Nationalratswahlkampfes 2006 kam zu einer breiten öffentlichen Debatte, die bis dahin jahrelang praktizierte Laissez-Faire-Politik konnte nicht länger aufrechterhalten werden. In der folgenden XXIII. Gesetzgebungsperiode stand die Problematik der irregulären Pflege an oberster Stelle der politischen Agenda der Regierungsparteien SPÖ und ÖVP. Zwei Jahre lang wurde versucht gesetzliche Rahmenbedingungen und sogar ein öffentliches Fördermodell zu schaffen, um es Pflegebedürftigen zu ermöglichen, 24-Stunden-Pflege legal in Anspruch nehmen zu können. Mittlerweile wurde durch die gesetzliche Regulierung ein prekäres Arbeitsmarktsegment, oder zumindest die Möglichkeit eines solchen, etabliert. Die Gesetzeskonformität ist selbst unter ExpertInnen umstritten. Diese Politik der Förderung von prekärer Arbeit im Bereich der Pflege und Betreuung steht im Kontrast zu Professionalisierungsbestrebungen der Pflegeberufe und der sozialen Dienste und damit auch im Gegensatz zu einer Aufwertung von traditionell feminisierten Berufen. Andererseits füllt die 24-Stunden-Pflege eine Lücke, die die aufgrund demographischer Faktoren und des sozialen Wandels zurückgehende Angehörigenarbeit hinterlässt, die aber bisher nicht von institutionellen Pflegediensten geschlossen wurde. Zugleich steht die Verrechtlichung eines bestimmten Arbeitsmarktsegmentes, in dem MigrantInnen aus den neuen EU-Ländern, aber auch aus Drittstaaten arbeiten, in einem besonderen Spannungsfeld der Europäisierung und Flexibilisierung von Arbeitsmärkten, der Inklusion und Exklusion von sozialen Rechten und der Migrations- und Einwanderungspolitik. Die Pflege und Betreuung von älteren Menschen wurde bislang zum allergrößten Teil durch die Familie bzw. von Frauen erbracht. Das abnehmende Potential an familiärer Pflege führt zur Neuverteilung von Sorgearbeit und damit zur Reorganisation und Neuregulierung der privaten und der öffentlichen Sphäre, der hierarchischen Arbeitsteilung der Geschlechter und zur Herausbildung neuer Arbeitsteilungen nach Klasse und Ethnie. Diese Entwicklungen führen zu neuen Fragmentierungen der Arbeitsmärkte sowie zur Ausdifferenzierung der Arbeitsverhältnisse und Arbeitsbedingungen und damit auch zur Differenzierung des Zugangs zu sozialen Rechten. Die zentrale Fragestellung dieser Arbeit ist, in welchem Kontext sich Transformationsprozesse von unbezahlter in bezahlte Arbeit vollziehen und wie sozialstaatliche Strukturen und gesetzliche Regulierungen, Einfluss auf die Gestaltung der Arbeit, der Arbeitsverhältnisse und auf die Reorganisation und Neuverteilung von Arbeit und die damit verbundenen sozialen Rechte haben. Im Sinne einer ganzheitlichen Analyse, wie sie theoretische Konzepte der Transmigrationsforschung und des Intersektionalitätsansatzes nahelegen, werden deshalb das wohlfahrtsstaatliche Regime, also im Wesentlichen das System der Pflegevorsorge sowie das Arbeitsmarkt- und das Migrationsregime, auf Effekte und Wechselwirkungen auf die Gestaltung, Reorganisation, Rekonfiguration und Neuverteilung von Arbeit analysiert. Insbesondere gilt es, die Funktionen der Regime hinsichtlich der Verteilung von sozialen Rechten, die mit der Arbeit verbunden sind, zu identifizieren

    24-Stunden-Betreuung in Österreich - die Nutzung migrantisierter Arbeitskraft: Vorzeigemodell oder Arbeitsausbeutung?

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    "Bezahlte Care- und Hausarbeit, die von MigrantInnen geleistet wird, hat seit den 1990er-Jahren immer weitere Verbreitung im globalen Maßstab erreicht. Im Bereich der Altenpflege und -versorgung entwickelten sich besonders prekäre Arbeitsarrangements und migrantische Arbeitskräfte füllen jene Care Lücken, die nicht mehr durch unbezahlte Arbeit abgedeckt werden. Der Beitrag zeigt am Beispiel der 24 Stunden Pflege in Österreich, dass es dabei auch zur systematischen Ausbeutung durch europäische Wohlfahrtsstaaten kommt. Indem dort Arbeitsrecht ausgesetzt wird und die Unterschreitung von Mindestlöhnen durch Kollektivvertragslöhne rechtlich abgesichert werden, wird die geschlechtsspezifische Ausbeutung migrantischer Hausangestellten legalisiert. Dies ist möglich durch eine KomplizInnenschaft von Wohlfahrtsstaat und den NutzerInnen der ausbeuterischen Dienstleistungen." (Autorenreferat)"Paid domestic labour carried out by migrants has increased globally since the 1990s. Especially in the area of care for the elderly, working conditions are extremely precarious and migrants are recruited when unpaid family care is missing. The paper reveals that European welfare states systematically exploit migrants demonstrating the example of 24 hour care in Austria. Suspending labour regulations and undermining minimum wages through collectively bargained wages, gender specific exploitation of migrant domestic workers is legalized. Complicity of welfare states and users of exploitative services enable this." (author's abstract

    24-Stunden-Betreuung - gelungenes Legalisierungsprojekt oder prekäre Arbeitsmarktintegration?

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    "Der Artikel behandelt die Legalisierung der 24-Stunden-Betreuung in Österreich. Die Ausgangslage, die rechtlichen Veränderungen und die Auswirkungen für die Pflegekräfte werden analysiert. Die Fragestellung betrifft die sozialen Rechte, die den 24-Stunden-PflegerInnen zu- oder aberkannt werden. Gefragt wird, ob die Regulierung der 24-Stunden-Pflege als Fortschritt in dieser Hinsicht zu werten ist. Der Artikel kommt zu einem anderen Schluss: Vielmehr wurde die Rechtslage der gängigen Praxis der 24-Stunden-Pflege angepasst. Die Arbeitsbedingungen bleiben daher für die Pflegekräfte äußerst prekär. Grundlage des Beitrags ist eine Politikfeldanalyse mittels ExpertInneninterviews, qualitativen Interviews, Literatur-, Medien- und Dokumentenanalyse, die im Rahmen der Dissertation 'Der irreguläre Pflegearbeitsmarkt. Zum Transformationsprozess von unbezahlter in bezahlte Arbeit durch die 24-Stunden-Pflege' durchgeführt wurde." (Autorenreferat)"This paper deals with the legalization of the so called 24-hour care in Austria. It provides answers to the question, to which extent the new laws represent a progress in terms of social rights and inclusion into the labour market for the care workers? The article concludes that the new laws, related to the regulation of the migrant care work, are only little more than an adjustment that permits the preservation and continuation of the existing system. The working conditions continue to be precarious and casualised. Casualisation is fostered by the legal facilitation of self-employment for 24-hour care, thus undermining efforts to standardize normal employment in this sector of care work. The article is based on (1) a policy analysis by means of qualitative interviews with experts in the related fields, care workers, agents of care work, care dependents and their relatives, and (2) a media and document analysis that was being conducted in the framework of the dissertation 'Undocumented Migrant Labour in the At-Home Elderly Care. The Transformation from Unpaid to Paid Labour'." (author's abstract

    24-Stunden-Betreuung als Praxis: Identitätskonstruktionen, Arbeitsteilungen und Ungleichheiten - eine Intersektionalitätsanalyse

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    Beschäftigte in der sogenannten 24-Stunden-Betreuung (Personenbetreuung) sind im Vergleich zu Beschäftigten im institutionellen Bereich der Langzeitpflege und Betreuung (stationäre ­Einrichtungen, mobile Dienste, etc.) von deutlich schlechteren Arbeitsbedingungen und niedriger Entlohnung betroffen. In dem Beitrag wird mit Hilfe eines intersektionalen Ansatzes untersucht, inwiefern die Kategorien Geschlecht, Klasse und Ethnizität in der Ausgestaltung und Legitimierung dieser Beschäftigungsform und der Schlechterstellung der Arbeitskräfte ihren Niederschlag finden. Ausgehend von den Praxen und Identitätskonstruktionen der Beschäftiger_innen und den Bezügen, die sie auf die Strukturkategorien und symbolischen Repräsentationen nehmen, wird dargelegt, wie Arbeitsteilung hergestellt und legitimiert wird. Die Untersuchung stützt sich dabei auf ein ­intersektionales Mehrebenenmodell, wie es von Gabriele Winker und Nina Degele (2009) ­entwickelt wurde.The so-called 24-hour-care is characterised by significantly worse working conditions and lower wages when compared to employment in the institutional sectors of long-term-care. Drawing on an intersectional approach, developed by Gabriele Winker and Nina Degele (2009), this article investigates the intersectionality of the categories class, gender and ethnicity in the area of migrant live-in domestic elder care and wants to understand how the division of labour is put into practice and legitimized by looking into the practices of employment from the point of view of the employer

    Effekte der ökologischen Landwirtschaft auf ausgewählte Indikatoren der Flora und Fauna im Vergleich zu konventioneller Bewirtschaftung

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    In den letzten Jahrzehnten hat ein dramatischer Artenrückgang in landwirtschaftlichen Regionen stattgefunden und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Trotz vieler Belege für die positiven Auswirkungen der ökologischen Landbewirtschaftung auf die Biodiversität gibt es keine neueren, quantitativen Literaturstudien im Vergleich zu konventioneller Bewirtschaftung, in denen statistische Parameter Berücksichtigung fanden. In diesem systematischen Review wurden die Effekte beider Bewirtschaftungssysteme auf  ausgewählte Artengruppen verglichen. Wir beziehen uns auf 64 Studien, in denen die mittlere Artenzahl und Abundanz untersucht wurden. Die Auswertung ergab deutlich positive Ergebnisse der ökologischen Bewirtschaftung auf die Flora (85-100 %) und Fauna (45-49 %), 65 bis 85 % waren signifikant. Die Ergebnisse unterstreichen das hohe Potenzial der ökologischen Landbewirtschaftung für den Schutz und die Förderung der Biodiversität in agrarisch genutzten Landschaften

    Determinanten der Lebensqualität älterer Frauen: zum Stellenwert der wahrgenommenen Sicherheit und Eingebundenheit

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    "Neuere sozialgerontologische und soziologische Forschungen legen nahe, dass nicht lediglich personale, sondern auch sozial-räumliche Faktoren für die Lebensqualität älterer Menschen verantwortlich zeichnen. Zusammen machen sie den objektiven Handlungskontext für subjektive Wahrnehmungen und Bewertungen eines Individuums aus, die handlungsrelevant sind. Mit Hilfe von Daten einer im Jahr 2010 durchgeführten Umfrage unter 593 zuhause lebenden älteren Frauen (60+) werden die sozial-räumlichen Aspekte als Erklärungsvariablen für die subjektive Lebensqualität untersucht. Die Analyse erweist: Die subjektive Lebensqualität älterer Frauen hängt in hohem Maße von der wahrgenommenen Sicherheit, sozialen Eingebundenheit und vom Gesundheitsstatus ab. Während Lebensqualität überwiegend durch sozial-räumliche Aspekte der Gemeinde/ Nachbarschaft erklärt werden kann, ist Unsicherheit von der Gemeindegröße und dem Ausmaß sozialer Aktivitäten/ Partizipation abhängig sowie zusätzlich bei vulnerablen Älteren mit niedriger Bildung und Gesundheit verbreiteter." (Autorenreferat)"Recent social gerontology and sociological research suggest that not only personal factors but also the socio-spatial context is assumed to be a factor in explaining quality of life. Together they make up the objective action context for subjective perceptions and evaluations of an individual, which are relevant for behavior. Using survey data from 2010 with 593 older women living at home (60+), the social and spatial aspects are considered as explanatory variables for the subjective quality of life. The analysis shows: subjective life quality of older women depends largely on the perception of safety, social embeddedness and their health status. While quality of life can mainly be explained by socio-spatial aspects of the community or neighborhood, feelings of insecurity depend on the size of the community, the extent of social activities (participation) and are also common among vulnerable groups of older people with low education and health." (author's abstract

    Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft - Kontext, Zielsetzung und Vorgehen

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    Obwohl die Umweltauswirkungen des ökologischen Landbaus wissenschaftlich und politisch allgemein anerkannt sind, gibt es immer noch unterschiedliche Ansichten, wie der Beitrag des ökologischen Landbaus zur Lösung der Umwelt- und Ressourcenprobleme unserer Zeit bewertet werden kann. Dieser Beitrag beschreibt Hintergrund und Inhalt dieser Debatte und beschreibt den Ansatz zur Analyse des aktuellen Forschungsstandes

    Weiterbildung von Führungs- und Fachkräften als Beitrag zum aktiven Altern. Der Bereich der Gesundheitsförderung

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    Im Prozess des Alterns wird die Gesundheit - die körperliche gleichwie psychische - zunehmend wichtiger. Gesundheitsbildung und Gesundheitsförderung sind daher vor allem für die Zielgruppe "ältere Menschen" wesentliche (Weiter-)Bildungsaufgaben, um im Alter eine hohe Lebensqualität zu ermöglichen und zu erhalten. Der vorliegende Beitrag stellt die zwei europäischen Projekte "Mind Health" und "Mental Health Promotion Handbooks" vor, die sich dieser Aufgabe widmen. Dabei geht es um die Aus- und Weiterbildung von Führungs- und Fachkräften, die dazu befähigt werden sollen, Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit selbst durchzuführen und dadurch Gesundheitskompetenzen an ältere Menschen weiterzugeben. (DIPF/Orig.)In the process of ageing, the topic of health – physical as well as psychological health – is becoming increasingly important. Health education and health promotion are thus essential tasks of (continuing) education, above all for older people, to facilitate and maintain a high quality of life in old age. This article presents “Mind Health” and “Mental Health Promotion Handbooks”, two European projects dedicated to this task. The projects are concerned with the training and continuing education of executives and professionals so that they are qualified to implement measures by themselves that promote psychological health and thereby foster health competence in older people. (DIPF/Orig.

    To what extent does organic farming promote species richness and abundance in temperate climates? A review

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    The loss of biodiversity in agricultural landscapes has been dramatic over the past few decades with negative trends persisting. Organic farming has received widespread recognition in the scientific and politic fields for its environmental benefits, although the proportion of land cultivated organically is still small and the extent to which organic farming contributes to the promotion of biodiversity is viewed controversially. We present a critical, quantitative review of 98 mainly peer-reviewed papers selected from 801 studies in temperate climate zones published over the period 1990–2017. We quantified differences in the species richness and abundance of selected flora and fauna groups. In total, 474 pairwise comparisons that compared organic and conventional farming systems were considered. Overall, organic farming showed higher species richness or abundance in 58% of the pairs. No differences were found for 38%, 4% indicated negative effects from organic farming. The average (median) species numbers of flora on arable land were 95% higher under organic management as well as 61% higher for seedbank and 21% higher for field margin vegetation. For field birds, the species richness was 35%, and the abundance was 24% higher in organic farming; for insects, the corresponding values are 22% and 36% and for spiders 15% and 55%. Our study underlines that organic farming can play an effective role in acting against the loss of biodiversity. Future research should focus on the combined effects of landscape structures and organic farming, the effect of large-scale organic farming, as well as on the correlation of species diversity and production parameters. To meet the systems’ representativeness, even more strict selection criteria need to be applied in further analysis
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