Nordisches Modell und Menschenhandel: Datenbezogene Analyse zu rechtlichen und ethischen Auswirkungen der Nordischen Modelle in Schweden – Norwegen – Frankreich
Seit Jahren geht es in der Debatte zum Nordischen Modell darum, wie der Umgang mit dem Gesellschaftsphänomen der Prostitution sozialrechtlich gestaltet werden soll. Reicht es aus, ein legalisiertes Modell der Prostitution zu regulieren oder braucht es ein Nordisches Modell, um den Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung (MH-SA) wirkungsvoll einzudämmen, in dem rechtlich klar zwischen Opfern und Tätern bzw. deren Helfern unterschieden wird? Die vorliegende Studie unternimmt deshalb eine datengestützte rechtsethische Analyse, um eine wirkungsvolle Lösung des Menschenrechtsproblems aufzuzeigen und zu prüfen, ob das Nordische Modell hierzu ausreicht. Ausgehend von der völkerrechtlichen Entwicklung, hin zu einer universellen Definition des Menschenhandels und der völkerrechtlichen Verankerung unveräußerlicher Menschenrechte untersucht die Arbeit den Zusammenhang zwischen verschiedenen Nordischen Modellen und der aktiven Bekämpfung des MH-SA. Im Mittelpunkt steht die rechtsvergleichende Analyse der Umsetzung des Sexkaufverbots in Schweden, Norwegen und Frankreich sowie die Auswirkungen deren rechtlichen, politischen und sozialen Maßnahmen auf Prävention, Strafverfolgung und Opferschutz. Methodisch basiert die Untersuchung auf einer multiperspektivischen Auswertung rechtlicher Regelungen, quantitativer Daten staatlicher und internationaler Organisationen sowie qualitativer wissenschaftlicher Studien. Ziel der Untersuchung ist die Evaluation der Effektivität des Sexkaufverbots hinsichtlich der strukturellen Bekämpfung des MH-SA, der Zwangsprostitution und der darin involvierten transnationalen organisierten Kriminalität, sowie die Identifikation bestehender Systemlücken, die einer wirksamen Umsetzung entgegenstehen. Die Ergebnisse belegen, dass das Sexkaufverbot signifikant zur Reduktion des Menschenhandels, zur verbesserten Identifikation von Opfern und zur Erschwerung der Marktbedingungen für kriminelle Netzwerke beiträgt. Darüber hinaus fördert es einen gesellschaftlichen Bewusstseinswandel bezüglich sexueller Gewalt, asymmetrischer Machtverhältnisse und struktureller Ausbeutung im Kontext von Prostitution. Die Daten weisen die Effekte intensivierter polizeilicher Kontrollen, eine hohe Abschreckungswirkung auf Täter, sowie eine zunehmende gesellschaftliche Ablehnung des Sexkaufs nach. Vermeintliche Vorurteile über eine zunehmende Verdrängung der Prostitution in ein Dunkelfeld oder einer stärkeren Stigmatisierung von Prostituierten konnten als falsch nachgewiesen werden. Das Nordische Modell erweist sich hingegen als proportionales, EU-rechtskonsistentes und menschenrechtsbasiertes Instrument zur aktiven Bekämpfung geschlechtsspezifischer Ausbeutung, insbesondere von weiblichen Menschen, und der wirkungsvollen Eindämmung von struktureller sexueller Gewalt in der Prostitution sowie des internationalen Menschenhandels. Entscheidend für die Wirksamkeit sind jedoch eine kohärente sozialrechtliche Umsetzung, flankiert durch ausreichende polizeiliche und finanzielle Ressourcen, die vertrauensvolle soziale Betreuung der Menschen in der Prostitution, eine grenzüberschreitende Kooperation auf der Ebene der gesamten Völkerrechtsgemeinschaft, insbesondere der Europäischen Union
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