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    Die Qualität der Berichterstattung über den Ukrainekrieg

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    Die vorliegende Studie untersucht die Berichterstattung über den Ukrainekrieg in Schweizer Medien hinsichtlich verschiedener Qualitätsmerkmale. Dazu wurden 13 Medientitel mittels einer Kombination aus manueller (n = 1’950) und automatisierter Inhaltsanalyse (n = 25’825) untersucht. Die Resultate zeigen, dass der Ukrainekrieg ein Ereignis mit einer sehr starken Medienresonanz ist und Ende Februar 2022 die Coronapandemie als das meistbeachtete Thema abgelöst hat. Die Berichterstattung über den Krieg ist thematisch relativ vielfältig und durch eine überdurchschnittlich hohe Einordnungsleistung von 25% geprägt. Dies ist deutlich höher als der Referenzwert von 14% für die themenunabhängige Gesamtberichterstattung im Jahr 2021. Die Berichterstattung enthält auch ein gewisses Mass an Selbstreflexion über die Rolle der Medien im Krieg. 4% aller Beiträge weisen eine solche Perspektive auf. Positiv zu erwähnen ist zudem der vorsichtige Umgang mit Bildern aus einer medienethischen Perspektive. In der untersuchten Berichterstattung sind kaum problematische Darstellungen von Toten und Verletzten zu finden. Die Studie bestätigt gleichzeitig die unterschiedlichen Leistungen der Medientypen. Abonnementsmedien und der öffentliche Rundfunk leisten eher eine Einordnung des Kriegsgeschehens, während Boulevard- und Pendlermedien stärker auf die tagesaktuellen Kriegsereignisse fokussieren. Allerdings besteht bei allen Medientypen eine hohe Abhängigkeit von Nachrichtenagenturen und von bestimmten externen Quellen. Die Auslandsberichterstattung von Boulevard und Pendlermedien beruht zu 62% auf Agenturmeldungen. Diese Medien haben in der Regel auch kein eigenes Korrespondenten-Netzwerk, anders als Angebote der Abonnementsmedien und des öffentlichen Rundfunks, in denen 32% bzw. 18% der Beiträge von Korrespondent:innen stammen. Besonders nzz.ch und letemps.ch veröffentlichen Korrespondentenberichte aus verschiedenen Ländern. Neben Nachrichtenagenturen sind journalistische Medien (21%) und Social Media (16%), allen voran Twitter, wichtige externe Quellen für Beiträge. Zentral sind ebenfalls staatlich-militärische Quellen, die in 31% der Beiträge verwendet werden. Gerade durch die Abhängigkeit von solchen externen Quellen besteht das Risiko, dass Narrative von Kriegsparteien unkritisch übernommen werden. Ganz generell sind in der Kriegsberichterstattung im engeren Sinn staatlich-militärische Quellen aus der Ukraine (21%) deutlich präsenter als russische (12%) und ukrainischen Quellen wird seltener widersprochen als russischen. Dies ist bis zu einem gewissen Grad verständlich, da Russland der Aggressor ist und seit Jahren mit Desinformationskampagnen in Verbindung gebracht wird. Des Weiteren fokussiert die Berichterstattung sehr stark auf die beiden Konfliktparteien Ukraine (20%) und Russland (13%) und vernachlässigt indirekt betroffene Regionen, etwa Länder des globalen Südens, die vor einer drohenden Hungersnot stehen

    Hohe Medienqualität beim Ukrainekrieg

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    Der Ukrainekrieg als Nagelprobe einer christlichen Friedenserziehung. Konzeptionelle Reflexionen und konkrete Handlungsperspektiven für den Religionsunterricht

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    Der Ukrainekrieg fordert grundlegende Annahmen christlicher Friedensethik und -erziehung heraus. Vor diesem Hintergrund legt der Artikel drei Erkenntnisse der Friedenspädagogik frei, hinter die heute nicht mehr zurückgefallen werden darf: Religionen besitzen eine ambivalente Rolle in politischen Konflikten; entwicklungsabhängig sind individuelle und strukturelle Aspekte von Krieg und Frieden zusammen zu denken; und eine ‚pazifistische Positionalität‘ ist heute im Religionsunterricht kontrovers zu diskutieren. An diese konzeptionellen Reflexionen anschließend werden konkrete Handlungsperspektiven für den Unterricht entfaltet und exemplarisch anhand von drei Großmethoden diskutiert: Friedensgebete, Planspiele und sozialpolitische Aktionen. (DIPF/Orig.)The war in Ukraine challenges fundamental assumptions of Christian peace ethics and education for peace. Viewed in this context, this article gives three insights into peace education which should not be overlooked: religions have an ambivalent role in political conflicts; depending on learning development, individual and structural aspects of war and peace should be combined; and a ‘pacifist position’ should be a controversial topic in religious education today. Following on from these conceptual reflections, perspectives for teaching practice are developed and discussed using three major methods as examples: prayers for peace, simulation games, and socio-political initiatives. (DIPF/Orig.

    Jahrbuch Qualität der Medien 2022

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    Informationsmedien sind zentral für den politischen Prozess. Die zwei ersten Vertiefungsstudien des Jahrbuchs Qualität der Medien 2022 zeigen dahingehend eine wenig erfreuliche Entwicklung. Für unsere erste Untersuchung haben wir mit einem innovativen Verfahren die Mediennutzung von jungen Erwachsenen auf ihrem Smartphone aufgezeichnet. Dafür haben wir mit Adrian Rauchfleisch von der National Taiwan University und Pascal Jürgens von der Universität Mainz zusammengearbeitet. Die Ergebnisse der Untersuchung sind ernüchternd. Die mobile News-Nutzung ist auffallend gering. Der durchschnittliche News-Konsum via Smartphone beträgt nur gerade 7 Minuten pro Tag. Die Diagnose der News-Deprivation, d. h. der Unterversorgung mit professionell und gemäss Qualitätsstandards erstellten News, erhärtet sich. Das ist problematisch. Dies zeigt auch unsere zweite Vertiefungsstudie, die wir zusammen mit den Kollegen Tobias Keller und Lukas Golder von GFS Bern durchgeführt haben. Die Untersuchung am Beispiel des Abstimmungswochenendes von 13. Februar 2022 zeigt, dass die Gruppe der News-Deprivierten im Vergleich zu Personen mit anderen Newsrepertoires weniger oft am politischen Prozess teilnehmen, ein geringeres Politikinteresse aufweisen und den politischen Institutionen weniger stark vertrauen. Diese beiden Vertiefungsstudien verdeutlichen die Wichtigkeit von Journalismus für die politischen Prozesse in der Schweiz, gleichzeitig aber auch, dass dieser an gesellschaftlicher Reichweite verliert, mit Folgen für das politische Interesse, das Institutionenvertrauen und die demokratische Teilhabe. Vier weitere Vertiefungsstudien und die jährlich durchgeführten Analysen beleuchten das schwierige Umfeld des Journalismus und machen deutlich, dass die Medienqualität insgesamt nach wie vor relativ hoch ist, aber dass sich in mehreren Bereichen Qualitätsdefizite zeigen. Ressourcen sind zentral für den Journalismus, auch wenn es um die Berichterstattung über Ereignisse im Ausland geht. Unsere Studie zur Qualität der Berichterstattung über den Ukrainekrieg zeigt, dass Schweizer Medien trotz insgesamt guter Qualität eine hohe Abhängigkeit von externen Quellen aufweisen. Nur wenige Medien verfügen noch über Auslandskorrespondent:innen. Deshalb greifen sie zum einen oft auf Agenturmeldungen zurück. Zum anderen werden in der Kriegsberichterstattung viele militärische und staatliche Quellen verwendet. Letzteres ist problematisch, da diese Quellen oftmals Propaganda betreiben und möglicherweise auch auf Desinformation zurückgreifen. Zusätzlich existieren blinde Flecken in der Berichterstattung über den Ukrainekrieg. Die Berichterstattung fokussiert sehr stark auf die beiden Konfliktparteien Ukraine und Russland und vernachlässigt komplexere Zusammenhänge, etwa die kriegsbedingt drohende Hungersnot in den Ländern des globalen Südens. Komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge aufzuzeigen, gehört zur Rolle des Wirtschaftsjournalismus. Unsere Studie zur Entwicklung der Qualität der Wirtschaftsberichterstattung, die wir mit Nadine Strauss vom Institut für Kommunikationswissenschaften und Medienforschung der Universität Zürich (IKMZ) realisiert haben, zeigt gerade im Bereich der Einordnung gesamtwirtschaftlicher Zusammenhänge Defizite. Zudem mangelt es der Wirtschaftsberichterstattung wie der Medienberichterstattung generell an Vielfalt. Unsere Studie zeigt, dass Frauen nach wie vor eine untergeordnete Rolle in der Berichterstattung zu Wirtschaftsthemen spielen. Positiv ist aber, dass der Anteil an Frauen in der Wirtschaftsberichterstattung im Vergleich zu anderen Themenbereichen wie Politik, Sport und Kultur seit 2015 am stärksten gewachsen ist. Das gesellschaftliche Umfeld ist für den Journalismus zunehmend schwierig geworden. Journalist:innen werden in westlichen Ländern immer öfter Ziel von Beeinflussungsversuchen und Gewaltandrohungen – auch in der Schweiz. Dies ist ein Problem, denn Journalist:innen, die sich nicht einschüchtern lassen und den Mut haben, genauer zu recherchieren und kritische Fragen zu stellen, sind für die sogenannte Watchdog- beziehungsweise Kritik- und Kontrollfunktion des Journalismus unerlässlich. Die I. Hauptbefunde – Zunahme der News-Deprivation mit negativen Folgen für den demokratischen Prozess Mark Eisenegger, Daniel Vogler 10 I. Hauptbefunde Vertiefungsstudie von Lea Stahel vom Soziologischen Institut der Universität Zürich (SUZ) zeigt, dass in der Schweiz fast neun von zehn (87%) befragten Journalist:innen gemäss eigenen Aussagen während der Corona-Pandemie mindestens einmal Ziel von Beeinflussungsversuchen waren. Am häufigsten sind diese informationeller Art wie die Verbreitung diffamierender Informationen über Journalist:innen oder der angedrohte Entzug des Zugangs zu Informationen. Angedrohte oder tatsächlich ausgeübte physische Gewalt sind weniger ausgeprägt. Deren Ausmass bleibt aber trotzdem besorgniserregend. Auch die Eigenheiten von Medienmärkten bieten bessere oder eben schwierigere Rahmenbedingungen. Eine Vertiefungsstudie zum Medienmarkt der Svizzera italiana, die in Kooperation mit Colin Porlezza von der Università della Svizzera italiana (USI) in Lugano realisiert wurde, macht die sehr speziellen strukturellen Rahmenbedingungen des Medienmarktes der Svizzera italiana deutlich. Die Svizzera italiana weist Merkmale kleinstaatlicher Mediensysteme auf, wobei insbesondere die begrenzten Werbe- und Publikumsmärkte die Finanzierung der Medien erschweren und eine Ausdifferenzierung des Medienangebots hemmen. Vor diesem Hintergrund bieten die journalistischen Medien im Tessin im sprachregionalen Vergleich eine gute Qualität, sind aber besonders stark von schwindenden Ressourcen im Journalismus betroffen. Fokussiert man auf die Qualitätsdynamik in der Schweizer Medienarena insgesamt, so machen sich 2021 die Corona-Pandemie-bedingten Veränderungen nochmals deutlicher bemerkbar als im Vorjahr. Im Vergleich zum letzten Jahrbuch haben die Schweizer Informationsmedien noch mehr über relevante politische Themen, allen voran über die Schweizer Politik, als über Softnews berichtet. Auch verbessern sich die Einordnungsleistungen, d. h. der Trend der letzten Jahre einer abnehmenden Hintergrundberichterstattung konnte vorerst gebremst werden. Dabei bleibt aber die Vielfalt auf der Strecke. Insbesondere die geografische Vielfalt nimmt ab. In einer Zeit, die stark von globalen Herausforderungen geprägt ist (Ukrainekrieg, Pandemie, Inflation, Energiekrise, Klimawandel) nimmt die Auslandsberichterstattung im Verlauf der letzten sechs Jahre, und verstärkt während der Pandemie, um zehn Prozentpunkte ab, während die Medien immer mehr auf nationale Themen und Ereignisse fokussieren. Die Bedeutung der für einen vom Ausland abhängigen Kleinstaat wie die Schweiz besonders wichtigen Auslandsberichterstattung nimmt ab, und damit auch die Fähigkeit, rechtzeitig auf internationale Ereignisse zu reagieren bzw. von ihnen zu lernen. Diese Hauptbefunde fassen die zentralen Erkenntnisse der sechs Studien sowie die Erträge des Jahrbuchs, Ausgabe 2022, zur Entwicklung der Medienqualität, zur Mediennutzung, zu den Einstellungen der Schweizer Bevölkerung gegenüber dem Journalismus, zur finanziellen Situation des Schweizer Informationsjournalismus sowie zur Medienkonzentration zusammen. Den Abschluss bildet das Fazit mit den Handlungsempfehlungen

    Aktuelle Ereignisse

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    Dieses Kapitel gibt einen kurzen Überblick über aktuelle Ereignisse, die für das Mediensystem in der Schweiz wichtig sind. Die Ereignisse zeigen einige der Strategien, wie die Medienhäuser mit der digitalen Transformation umgehen. Sie zeigen ausserdem die Schwierigkeiten neuer Finanzierungs- und Fördermodelle, auch weil eine verstärkte öffentliche Medienförderung nach dem Nein der Schweizer Stimmbevölkerung im Februar 2022 in naher Zukunft unrealistisch ist. Medienhäuser sind ausserdem Teil von weiteren gesellschaftspolitischen Debatten, so bei den Themen Bankgeheimnis (Persönlichkeitsschutz), Corona-Pandemie und Ukrainekrieg (Desinformation). Diese Entwicklungen werden in diesem Kapitel auf der Grundlage von konkreten aktuellen Ereignissen diskutiert

    Inflationshysterie? Warum Sorgen über die Inflation berechtigt sind

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    Das Ende der Inflation war ein beliebtes Forschungsthema der vergangenen zehn Jahre. Nicht von Inflations-, sondern von Deflationsdruck waren die entwickelten Volkswirtschaften geplagt und wenig schien darauf hinzudeuten, dass sich das bald ändern würde. Innerhalb weniger Monate nun hat sich diese Debatte komplett gedreht

    Zukunftsszenarien Lausitzer Revier 2050

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    Zukunftsszenarien sind Teil einer wissenschaftlichen Foresight-Methodik, die Visionen alter­nativer Zukünfte bzw. Entwicklungspfade modelliert und in einem Narrativ illustriert. Die nach­folgend dargestellten Szenarien simulieren zwei mögliche (positiv/negativ) Pfade der Lausitzer Regional­entwicklung auf dem Weg zur Dekarbonisierung und sind aus der Pers­pek­tive von 2050 rückblickend verfasst. Die Szenarien veranschaulichen Rahmenbedingungen, Entschei­dungskonsequenzen und Übergangsdynamiken der Ener­gie­wende sowie des Kohleaus­stie­ges in der Lausitz und erschließen Infor­ma­tionen für eine plausible Entscheidungs­­findung
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