30 research outputs found
Musik, die den Handlungen, Situationen und Stimmungen folgt : über Dramatik und Tonsatz in den ersten Bühnenversuchen Mozarts, Salzburg/Wien 1767/68
Friedrich Chrysander gab 1881, nachdem Mozarts Mitridate erstmals im Rahmen der AMA publiziert worden war, in der Allgemeinen musikalischen Zeitung folgende, zwischen Lob und Tadel schwankende, Einschätzung: mit dieser Oper des Jünglings träte bei Mozart »als erste und unbewusst gesetzgeberische Macht das hervor, was er schon damals als fest ausgebildete Musik in sich trug und lenkte seine Hand im Guten wie im Schlimmen. So stand der Knabe Mozart bereits selbständig da, bevor er noch die Fähigkeit erlangt hatte, die italienische Oper, wie sie war, wirklich nachahmen zu können.« Ich will versuchen aufzuzeigen, welche Art von »fest ausgebildeter Musik« der Knabe Mozart schon vor der Komposition des Mitridate in sich trug, worin seine »Selbständigkeit« gegenüber den italienischen Opernkomponisten seiner Zeit bestand und wie er sie, prozessual lernend, erwarb. Natürlich muß diese Analyse viel früher ansetzen als bei Mitridate selbst, daher mein Zurückgehen auf die Anfänge in Mozarts Opernkomposition (den ersten Teil des szenischen Oratoriums Die Schuldigkeit des ersten Gebots, das lateinische Intermedium Apollo et Hyacinthus und die Operette Bastien und Bastienne). Ich hoffe, damit eine Anregung für Analysen jenseits der bisherigen Konditionierungen der Forschung zu geben
Fragen an Mozarts Idomeneo : Anmerkungen zur Editions- und Aufführungspraxis
Der wirkliche Abschluß der Neuen Mozart Ausgabe (NMA) kann demnächst, wenn noch fehlende Bände aus der Serie X. (Supplemente) erschienen sein werden, verkündet werden. Ein Jahrhundertprojekt der musikalischen Philologie, das das Mozart-Bild in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts veränderte und prägte, wird sich dann, später als gedacht, endlich erfüllt haben. Dennoch will es scheinen, als gäbe es schon jetzt etwas zu tun für eine Verbesserung der editorischen Gestalt einzelner Werke Mozarts und, soweit es sich um Opern handelt, auch der Bühnengestalt. Es gibt (abgesehen von den beklagenswerten Emendationen und Konjekturen bei Werken aus Mozarts Kindheit) vereinzelt bedauerliche editorische Entscheidungen besonders bei jenen Werken, an denen Mozart selbst viel änderte und die er letztlich als Arsenal mehrerer Varianten und Realisierungsmöglichkeiten hinterließ
Ein erster Versuch, das historische Instrumentarium in Monteverdis L’Orfeo zu verstehen : Gustav Jacobsthal, Straßburg 1903
Monteverdis erste, vor 400 Jahren uraufgeführte Oper L’Orfeo ist gerade Jahr weltweit oft zu hören. Die Fortschritte beim Herstellen einer werkgetreuen oder angemessenen Darbietung dieser Oper waren im Laufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts enorm, sodaß man sich heute relativ sicher fühlt in der Auswahl der Instrumente. Wer aber kennt den vermutlich ersten Rekonstruktionsversuch des Orchesters, das Monteverdi für seine Favola in musica eingesetzt wissen wollte? Und wer kann sich vorstellen, daß dieser Versuch schon vor über einhundert Jahren stattfand und auch heute noch aktuelle Fragen aufwirft
Records of Hahnia microphthalma from Germany (Araneae: Hahniidae)
Im Rahmen einer Diplomarbeit (MUSS 1997) wurde auf einer Streuobstwiese bei Duderstadt (Niedersachsen) zwischen dem 16.05. und 28.11.1996 mit Hilfe von Bodenfallen, Bodenphotoeklektoren und Stammeklektoren (vgl. MOHLENBERG 1989) die Spinnenfauna untersucht. Vier Weibchen von Hahnia microphthaima SNAZELL & DUFFEY 1980 wurden ausschließlich mit Bodenphotoeklektoren auf Versuchsflachen erfaßt, die mit Apfelbäumen bestockt waren und zwischen dem 13.07. und 15.07.1996 gemäht wurden (leg. M. MUSS, det. A. SUEHRIG, conf. K. THALER & J. WUNDERLlCH). Ein Weibchen wurde zwischen dem 13.09. und 28.09.1996, ein Weibchen zwischen dem 28.09. und 13.10.1996 und zwei Weibchen zwischen dem 27.10. und 09.11.1996 gefangen
Der frühe Mozart – ein komponierendes Kind zwischen Nachahmung und Kreation: Untersuchungen einiger frühester Werke W. A. Mozarts mit forschungs- und editionskritischen Bemerkungen
In dieser Sammlung von Aufsätzen aus den Jahren 2004 bis 2023 werden neben einer methodischen Einführung und einem Resümee über kindliches Komponieren einige Kompositionen verschiedener Gattungen des 7- bis 12-jährigen Mozart auf ihre Denk- und Kompositionsweise hin untersucht. Sie werden als eine Auseinandersetzung mit den kompositions- und instrumentaltechnischen Traditionen einerseits und als Eröffnung anderer, eigener Wege andererseits bei dem jungen Komponisten beschrieben und bewertet. Peter Sühring, geb. 1946 in Berlin, studierte Musik- und Literaturwissenschaften sowie Philosophie in den Jahren 1967–1970 und 2001/02, promovierte über Mozarts Kindheitsopern und erschloss den Nachlass von Gustav Jacobsthal. Publikationen zur Musik vom europäischen Mittelalter bis zur Moderne und zur Fachgeschichte der deutschen Musikwissenschaft
Der Scherz des Falstaff war nicht sein letztes Wort: Verdis Sakralmusik
The entire production of Verdi's sacred music within his forward and backward-looking work history is summarized and commented on. The focus is on his Messa da Requiem (1874) and his Tre pezzi sacri (the late 1890s). Also addressed are his early works, such as Messa di Gloria (1833–35) and a Tantum Ergo (1836), as well as his contributions in the form of interludes in his operas and his first version of Libera me from the Requiem for Rossini (1869), the three Ave Marias from the 1880s (including one in the 4th act of the opera Otello) as well as a Pater Noster and a late sacred song for soprano and piano
Felix Mendelssohn: Der (un)vollendete Tonkünstler
Die kurze Darstellung von Leben und Musik des Komponisten, Pianisten und Dirigenten Felix Mendelssohn (1809–47) basiert auf einer langen Beschäftigung mit seinen auch unbekannteren Werken und versucht eine andere Sicht auf ihn, jenseits der Klischees von Oberflächlichkeit und Tiefe, handwerklicher Glätte und Gefühlsausdruck. Dies erfordert einige Gegendarstellungen zu kursierenden Legenden. Mendelssohns in sich vielfältige Einstellung zum Komponieren und Aufführen von Musik, seine Verankerung im deutschen Protestantismus, die ihn aber nicht dran hinderte, für alle Konfessionen zu komponieren, seine Hinwendung zur mosaischen Religion, sein produktives Anknüpfen an verschiedene geistesgeschichtliche und musikalische Traditionen, sein mutiges Voranschreiten in der Erfindung neuer musikalischer Formen und Harmonien - aus all diesen Erscheinungen wird hier die widersprüchliche Summe eines Musikerlebens gezogen. (Autor
Der „einzelne Ausdruck mit seiner Gewalt“: Eine Beethoven-Kritik Gustav Jacobsthals aus dem Jahre 1889
Albert Schweitzers autobiographische Mitteilung, sein Strasbourger Lehrer Gustav Jacobsthal habe nur die Musik vor Ludwig van Beethoven als Kunst gelten lassen, wird anhand von Vorlesungsskizzen im Berliner Nachlass Jacobsthals einer Prüfung unterzogen. Dabei ergibt sich, dass Jacobsthal speziell den Spätstil Beethovens einer sehr viel differenzierteren Kritik unterzogen hatte. Sie mündete darin, dass Beethoven zu Gunsten der Verabsolutierung des partikularen musikalischen Ausdrucks die kompositorische Einheitlichkeit eines musikalischen Kunstwerks verletze. Jede zukünftige Musik müsse zwar an den expressiven Errungenschaften Beethovens anknüpfen, aber den Weg der Desintegration der Formkräfte wieder verlassen.Eine gekürzte Fassung dieses Artikels wurde publiziert in: Die Musikforschung 55 (2002), S. 373-385