86 research outputs found

    Beobachtung der Hirnforschung

    Full text link
    In der Debatte zwischen Hirnforschern und Philosophen gibt es eine klare Arbeitsteilung. Das Alltagsgeschäft der einen besteht aus empirischer, d.h. in diesem Fall experimenteller, Forschung (3. Person-Perspektive), während das der anderen aus der Reflexion auf Begriffe besteht, in die gelegentlich beispielhaft subjektive Erfahrungen oder Ergebnisse empirischer Forschungsarbeit einfließen (1. Person-Perspektive). In die auf dieser Arbeitsteilung basierende Debatte führt der Beitrag eine neue Perspektive ein, deren Grundlage ein Alltagsgeschäft der dritten Art ist, nämlich das der soziologisch-empirischen Erforschung der Neurowissenschaften, speziell der experimentellen Hirnforschung. Für eine Untersuchung der Hirnforschung ist es nach Ansicht der Autorin fruchtbarer, die 2. Person-Perspektive im Sinne eines methodisch konstruierten Erkenntnisanspruchs zu verstehen. Eine derartige methodische Ausrichtung erlaubt es, der Hirnforschung auch dann in einer verstehenden Perspektive zu folgen, wenn sie die Gehirne von Tieren zum Gegenstand macht. Dies führt in einem direkten Sinne ins Zentrum der Hirnforschung, denn die Erforschung von Tiergehirnen steht aus ethisch begründeten methodischen Restriktionen im Mittelpunkt der neurowissenschaftlichen Theoriebildung innerhalb der Hirnforschung. Die Argumentation wird in zwei Schritten vorgetragen: In einem ersten Schritt wird zunächst Plessners Position in methodologischer Hinsicht skizziert. Darauf aufbauend wird im zweiten Schritt dargelegt, wie sich die neurobiologische Forschung für eine soziologische Beobachtung darstellt. Abschließend wird diskutiert, was sich daraus für das Verhältnis der verschiedenen Perspektiven zueinander ergibt. (ICG2

    Das Konzept der Emergenzkonstellation als Ausgangspunkt für Vergleichsmöglichkeiten von Theorien

    Full text link
    Die Unterscheidung zwischen emergenten Phänomenen und den konkreten Aktivitäten und Erwartungen der Akteure Ego-Alter-Tertius findet sich in der einen oder anderen Weise in fast jeder soziologischen Theorie. Das Konzept der Emergenzkonstellation versucht diesen impliziten Konsens innerhalb der soziologischen Theoriebildung auf eine abstrakte Weise zu formulieren. Der Beitrag erörtert die These, dass es einen abstrakten Vergleichsmaßstab gibt, auf den sich die verschiedenen soziologischen Theorien beziehen lassen. Die Emergenzkonstellation unterscheidet zwischen zwei Ebenen: (1) Individuelle Akteure, die Erwartungen ausbilden und handeln. (2) Auf der Grundlage dieser Beziehung entsteht eine Ordnung, die das Erwarten und Handeln der Akteure strukturiert. Wenn man eine solche Emergenzkonstellation als Bezugspunkt für einen Vergleich wählt, werden an die verschiedenen Theorien folgende Fragen gestellt: Erstens, wie wird die Konstellation zwischen Ego/Ich und Alter/Du und (gegebenenfalls) Tertius/Dritter konzipiert? Zweitens, wie wird das Verhältnis zwischen den jeweiligen Ego-Alter-Tertius-Aktivitäten/Erwartungserwartungen und der emergenten Ordnung gedacht? Das Entscheidende ist, dass es in jeder soziologischen Theorie immer beides gibt: (1) Ego-Alter-Tertius-Aktivitäten/Erwartungserwartungen, die wechselseitig aufeinander bezogen sind. (2) Die emergente Ordnung, durch die diese Aktivitäten und Erwartungs-Erwartungen strukturiert werden. Man findet diese beiden Aspekte sowohl in Handlungstheorien (Weber, Schütz, Ethnomethodologie, Rational Choice) als auch in Systemtheorien (Parsons, Luhmann). (ICG2

    Die Raum-Zeit der Akteure

    Get PDF
    Dieser Beitrag macht einen phänomenologisch fundierten Vorschlag dazu, wie sowohl die Zeitdimension als auch die Raumdimension als konstitutiv für soziale Prozesse verstanden werden können. Daraus ergeben sich für die vergleichende empirische und historische Forschung neue Fragestellungen, die im letzten Abschnitt des Textes in ihrer Bedeutung für ein besseres Verständnis der Ordnung moderner Vergesellschaftungsprozesse diskutiert werden

    Lebendiger Körper - Technik - Gesellschaft

    Full text link
    "In der Wissenschafts- und Technikforschung steht das Verhältnis von intentional handelnden Menschen und Technik im Mittelpunkt. Natur i.S. der körperlich-organismischen Natur von menschlichen (oder nichtmenschlichen) Primaten-Akteuren kommt nicht vor. Wenn man diese einbezieht, so ergibt sich eine weitere Komplikation, denn jetzt muss nicht nur das Verhältnis von Technik und Gesellschaft, sondern darüber hinaus auch das 'Körperlich-Organismische' im Verhältnis zum Technischen und Gesellschaftlichen bestimmt werden. Im Vortrag soll dargelegt werden, dass eine Theorie des Körpers das entscheidende Vermittlungsstück darstellt, das es überhaupt erst erlaubt, Technik und Gesellschaft systematisch aufeinander zu beziehen. Der Grundgedanke dieser These ist so einfach, dass er in der Techniksoziologie implizit als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Sinnhaft handelnde Akteure müssen verkörperte Akteure sein, ansonsten wäre Technik für sie vollkommen überflüssig. Nur körperliche Akteure benötigen für die schnelle Fortbewegung Maschinen wie etwa Flugzeuge. Nur physisch ortsgebundene Akteure, benötigen für eine Fernkommunikation technische Arrangements wie das Internet. Auf der Grundlage einer kritischen Auseinandersetzung mit den Positionen der Wissenschafts- und Technikforschung wird in dem Vortrag eine Theorie des organisch differenzierten Körpers vorgestellt, die sich an die Positionalitätstheorie Helmuth Plessners anlehnt und empirisch durch eigene Forschungen in der Intensivmedizin und neurobiologischen Forschungslabors gestützt wird. Der in der Soziologie vorherrschende verstehend-interpretative Zugang zum Handeln des verkörperten Akteurs wird unter Bezug auf Plessners Theorie der Positionalität theoretisch und methodisch zu einem 'Verstehen' des physischen Körpers weiterentwickelt. Im Rahmen einer solchen Theorie lässt sich sowohl die Differenz als auch das Zusammenspiel des Technischen, des Natürlichen und des Gesellschaftlichen erfassen." (Autorenreferat

    Verstehen und Erklären bei Helmuth Plessner

    Full text link
    Der Beitrag erörtert den wissenschaftlichen Ansatz von Helmuth Plessner, der sich durch zwei allgemeine Charakteristika auszeichnet: Er ermöglicht es zum einen, die methodologische Bedeutung, die anthropologische Annahmen für die soziologische Forschung haben, zu reflektieren, und zum anderen den Zusammenhang zwischen Anthropologie (bzw. den Annahmen über lebendige Systeme) und Sozialtheorie explizit zum Thema zu machen. Damit wird allgemein das Verhältnis von Lebendigem und Sozialem als solches in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. Ein Verständnis der menschlichen Natur bzw. Annahmen über lebendige Systeme gehen zwar konstitutiv in jede soziologische Theorie ein, aber dies wird kaum explizit zum Thema gemacht und hinsichtlich seiner methodologischen Relevanz diskutiert. Es handelt sich bei Plessners Theorie des Lebendigen also einerseits um einen methodisch eigenständigen verstehenden Zugang zur Natur, der andererseits zugleich eine Reflexion des naturwissenschaftlichen Naturverständnisses darstellt. Plessner zeigt nämlich, dass der naturwissenschaftlich erklärende Zugang zur Natur einen verstehenden Zugang voraussetzt. Auch mit Blick auf die Naturerkenntnis wird Verstehen damit zur Grundlage des Erklärens. Entsprechend seinem verfahrensorientierten Wissenschaftsverständnis begründet Plessner die Notwendigkeit, sich einen Gegenstand erklärend oder verstehend zu erschließen, nicht mit der spezifischen Verfasstheit des Gegenstandes, sondern mit der Art des Fragens. Die Differenz von Erklären und Verstehen basiert auf zwei methodisch divergierenden Prinzipien, Gegenstände zu untersuchen. Plessner spricht von den Prinzipien der geschlossenen und der offenen Frage. Im Rahmen des Prinzips der geschlossenen Frage sind Erklärungen möglich, während im Rahmen des Prinzips offenen Fragens das Verstehen den geeigneten Zugang zum Gegenstand darstellt. Plessner hat seine theoretisch entwickelte methodische Konzeption selbst nicht umfassend, sondern jeweils nur in Teilaspekten umgesetzt. Eine umfassendere Übersetzung des plessnerschen Methodenprogramms in die soziologische Forschung und zwar sowohl in theoretischer als auch in empirischer Hinsicht hat Lindemann vorgenommen. Die Kritik an Plessner bezieht sich zumeist auf seine Konzeption der Gesellschaftlichkeit exzentrischer Positionalität. (ICG2

    Inklusion und Exklusion als Konstitutionsprinzip von Gesellschaften

    Full text link
    "Die moderne westliche Gesellschaft, für die universal gültige Menschenrechte einen integralen Bestandteil ihrer Selbstbeschreibung bilden, nahm und nimmt für sich in Anspruch, eine Totalinklusion aller Menschen zu realisieren. Exklusion kommt nicht mehr als notwendige Entsprechung der Allinklusion vor, sondern nur noch als deren Scheitern. Nur wenn die Realisierung des Anspruchs mißlingt, scheint es sinnvoll, davon zu sprechen, daß der Inklusion eine Exklusion entspricht. Folglich sind Inklusion und Exklusion nicht konstitutiv mitein-ander verbunden.. Dem steht allerdings die Beobachtung der Forschung im Labor (Latour, Knorr-Cetina) entgegen. Diese führt nämlich dazu, auch nichtmenschliche Akteure (z.B. technische Apparaturen, Untersuchungsobjekte) an-zunehmen. Letztere müssen dem modernen Gesellschaftsverständnis folgend aber aus dem Bereich des (Menschlich-)Gesellschaftlichen ausgeschlossen werden. Der Allinklusion in den Bereich des Menschlich-gesellschaftlichen entspräche daher konstitutiv eine Allexklusion des Nichtmenschlichen. Die Schwierigkeit dieser Art Wissenschaftsforschung liegt allerdings darin, daß die Unterscheidung zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren als Problem ausgeklammert wird. Der Vortrag macht hierzu, ausgehend von Luhmanns Fassung des Problems der doppelten Kontingenz einen Vorschlag. Die These: Die Differenz Natur/Menschlichgesellschaftlich ist eine Unterscheidung, die für die moderne also historisch bestimmte Gesellschaft konstitutiv ist. Auf diese Weise unterscheidet diese sich sowohl von ihrem konstitutiven Außen, der Natur, als auch von anderen Gesellschaften, die die Art und Weise des Dazugehörens anders regulieren. Die Differenz menschlich/nichtmenschlich ist somit eine kontingente Unterscheidung, die eine Gesellschaft zu ihrer eigenen Orientierung kommunikativ erzeugt." (Autorenreferat

    Societal Border Regimes and Social Differentiation

    Get PDF
    In diesem Aufsatz werden die verhältnismäßig kleine Tradition der Analyse der Grenzen der Sozialwelt und die große, weithin anerkannte Tradition der Theorie sozialer Differenzierung (insbesondere die Theorie funktionaler Differenzierung) miteinander ins Gespräch gebracht. Der Aufsatz untersucht, wie Grenzregime zwischen sozialen Personen und anderen Entitäten unterscheiden, und diskutiert die Frage eines immanenten Zusammenhangs zwischen dem Grenzregime einer Gesellschaft und der dominanten gesellschaftlichen Differenzierungsform, und zwar für die funktional differenzierte Gesellschaft und für stratifikatorisch differenzierte Gesellschaften. Für die funktional differenzierte Gesellschaft zeigt sich, dass diese Differenzierungsform daran gebunden ist, dass nur lebendige Menschen soziale Personen sein können. Dieser Zusammenhang wird im Anschluss an Luhmanns These ausgearbeitet, wonach die Grundrechte als tragende Institution der funktional differenzierten Gesellschaft zu begreifen sind. Die Moderne basiert auf einem kognitiv-normativen Institutionenkomplex: auf den Menschenrechten einerseits und andererseits auf dem Menschen als Gattung, die aus prinzipiell gleichartigen Individuen besteht. Das Grenzregime stratifikatorisch differenzierter Gesellschaften kommt ohne solche kognitiv-normativ universellen Annahmen aus: Der Kreis möglicher Akteure wird situativ und fallbezogen begrenzt. Wenn der Institutionenkomplex Mensch-Menschenrechte als Bedingung der funktional differenzierten Gesellschaft zu begreifen ist, stellt sich die Frage, welche Bedeutung den Exklusions- und Unterdrückungsexzessen zukommt, die die Bildung moderner demokratischer Staaten begleitet haben. Dieses Problem wird abschließend diskutiert.This paper tries to initiate a correspondence between the comparatively minor tradition of analyzing the borders of the social world, on the one hand, and the long-standing and widely recognized tradition of analyzing the differentiation of society, particulary the theory of functional differentiation, on the other. It investigates how border regimes draw the distinction between social persons and other entities and claims to identify a distinct relation between the border regime of a society and its dominant form of social differentiation. This claim is discussed with respect to functional and stratificatory differentiation. A functionally differentiated society is connected with the fact that only living human beings can be social persons. In this context I make reference to Niklas Luhmann's assumption that human rights have to be conceived of as foundational institutions of a functionally differentiated society. Modernity is based on a normative-cognitive institutional complex: human rights, on the one hand, and the human species, consisting of individuals of the same kind, on the other. The border regime of a stratificatorily differentiated society does not require such normative-cognitive universals. The circle of social persons is delimited locally in a case by case way. If the institutional complex "human being / human rights" is a basic feature of functional differentiation, the question arises how to make sense of processes of exclusion and oppression, which have accompanied the development of modern society. This problem is discussed in the final section

    The Emergence Function and the Constitutive Function of the Third Actor. Perspectives for a Critical-Systematic Theory Construction

    Get PDF
    Theorieentwicklung hat in der Soziologie zumeist einen selbstbezüglichen Charakter, d.h., Theorien werden auf der Grundlage der Rezeption anderer Theorien formuliert. Hier wird dagegen problematisiert, ob nicht auch grundlegende sozialtheoretische Annahmen durch empirische Forschung in Frage gestellt werden können. Dieses Vorgehen wird als ein kritisch-systematisches Verfahren der Theorieentwicklung beschrieben und exemplarisch vorgeführt. In den gegenwärtig relevanten soziologischen Theorien werden dyadisch strukturierte Sozialitätskonzeptionen als Ausgangspunkt der Theoriebildung betrachtet. Kein Konsens besteht darüber, welche Funktion dem Dritten im Verhältnis zur Dyade zukommen soll. Um die Relevanz des Dritten empirisch zu untersuchen wird zunächst der "dyadische Konsens" in formaler Hinsicht expliziert und es werden die Fragemöglichkeiten bestimmt, die eine solche Sozialitätskonzeption empirisch erschließt. Im Weiteren werden empirische Forschungen vorgestellt, die im Ergebnis dazu führen: Nicht die Dyade, sondern die Triade muss als soziologische Grundkonstellation begriffen werden. Dieses Ergebnis wird mit den vorhandenen Konzeptionen des Dritten (Simmel, Berger/Luckmann, Habermas, Luhmann) verglichen. Es lassen sich zwei Funktionen des Dritten unterscheiden: Die in der Sozialtheorie bekannte Emergenzfunktion und die hier entwickelte konstitutive Funktion des Dritten.The construction of sociological theory very often has a self-referential character. The reception of theories leads to the construction of new theories. This seems to be inevitable if theories are concerned with claims of validity that are more far-reaching than Mertonian middle-range theories, for example, the basic concepts of social theory. In contrast, I discuss whether even the fundamental assumptions of social theory may called into question by empirical research. I call this the critical-systematic procedure of theory construction. The relevant contemporary sociological theories refer to a dyadic constellation as the systematic starting point for their concept of sociality. But there is no consensus concerning the relevance of the third actor. In order to examine empirically the relevance of the third actor, I describe the formal structure of the "dyadic consensus" and point out its methodological implications. The empirical research based on such assumptions makes it necessary to reformulate the dyadic concept of sociality: Not the dyad but the triad must be understood as the fundamental constellation. This result is compared to the concepts of the third actor in other theories (Simmel, Berger/Luckmann, Luhmann, Habermas). Two functions of the third actor can be distinguished: The emergence function - which is already known in sociological theory - and the constitutive function of the third actor, which is developed in this text with reference to empirical data
    corecore