11 research outputs found
Integration in Ăsterreich. Einstellungen, Orientierungen und Erfahrungen von MigrantInnen und Angehörigen der Mehrheitsbevölkerung
Die Ergebnisse der 2008 und Anfang 2009 durchgefĂŒhrten Studien zeigen ein durchaus differenziertes
Bild. Auf Seiten der erfassten Personen mit Migrationshintergrund ist festzuhalten,
dass sich die ĂŒberwiegende Mehrheit (83%) völlig oder eher integriert fĂŒhlt und sich mit
der österreichischen Gesellschaft, der Lebensweise und den Werten nach denen die Menschen
hier ihr Leben ausrichten, einverstanden zeigen (70%). Die Befragung der tĂŒrkischen Bevölkerung
in Ăsterreich weist zudem eine hohe Zustimmung zu Grundwerten der Demokratie und
Meinungsfreiheit auf. Dazu kommt eine positive Beurteilung des Aufnahmelandes in Bezug auf
Bildungsâ und Aufstiegschancen, Sozialleistungen, intakte Umwelt, Sicherheitsstandards und
Demokratie sowie Arbeitsmöglichkeiten.Auf der anderen Seite zeigen sich in sozioökonomischer Hinsicht Probleme einer relevanten
Minderheit der weniger Gebildeten und schlechter Qualifizierten (speziell von Hausfrauen). In
soziokultureller Hinsicht hat â nicht ausschlieĂlich aber insbesondere â eine relativ groĂe Gruppe
religiös-politisch orientierter Muslime Probleme mit bestimmten Elementen der österreichischen
Gesellschaft â gerade in Hinblick auf Familie, Partnerschaft, Geschlechterrollen und
Gleichberechtigung von MĂ€nnern und Frauen bzw. weist ein teilweise widersprĂŒchliches VerstĂ€ndnis
des VerhĂ€ltnisses von Staat und Religion auf. Dies gilt insbesondere fĂŒr Muslime mit
tĂŒrkischem Migrationshintergrund, wo immerhin 45% mangelndes EinverstĂ€ndnis mit der österreichischen
Gesellschaft, ihrer Lebensweise und dominierenden Werten, und nur 26% eine völlige
subjektive Integration zu Protokoll geben. Bei den Muslimen aus Bosnien-Herzegowina sind
die entsprechenden ProzentsÀtze weit geringer, so dass von den Erfahrungen mit der einen
Migrantengruppe nicht auf die andere geschlossen werden kann. Vorbehalte gegenĂŒber Werten,
Spielregeln etc., mitunter auch deren Ablehnung, finden sich insbesondere bei Personen mit
religiös-politisch-integralistischen Orientierungen, in der unteren Bildungsschichte und solchen,
die sich primĂ€r in einem tĂŒrkischsprachigen Umfeld bewegen (Sozialkontakte, Medienverhalten,
Sprachkenntnisse).Die entsprechenden Punkte dĂŒrften einander verstĂ€rken, so dass hier durchaus AnsĂ€tze einer
Parallelgesellschaft vorfindbar sind. Dies gilt im Ăbrigen gerade fĂŒr Angehörige der zweiten
Migrantengeneration.
Bei diesen Gruppen ist zudem auf den Stellenwert des islamischen Religionsunterrichts und der
dort vermittelten Inhalte zu verweisen, dessen Probleme offensichtlich sind â siehe seine besonders
schlechte Bewertung durch sÀkular orientierte Muslime und die obere Bildungsschichte,
sofern diese ihre Kinder ĂŒberhaupt am islamischen Religionsunterricht teilnehmen lassen.
Viele Menschen mit Migrationshintergrund sehen sich zudem mit (jedenfalls als solche perzipierten)
WiderstÀnden und Benachteiligungen von Seiten der Mehrheitsgesellschaft konfrontiert. So
kritisieren 57 Prozent Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, 46 Prozent fehlende Chancen fĂŒr
Migranten und 53 Prozent (der tĂŒrkischen Migranten) Benachteiligung von Muslimen durch den
österreichischen Staat und beinahe zwei Drittel der âTĂŒrkenâ geben negative Erfahrungen mit
der Mehrheitsgesellschaft zu Protokoll.Rassismus und Fremdenfeindlichkeit im eigenen Land nehmen auch 67 Prozent der Angehörigen
der Mehrheitsbevölkerung wahr, negative Erfahrungen mit AuslÀndern/Migranten, bzw.
Muslimen hat aber nur ca. ein FĂŒnftel von ihnen gemacht. Deutlich weniger als im umgekehrten
Fall, aber mit betrÀchtlichen Auswirkungen auf das Meinungsbild der Betroffenen auf beiden
Seiten. GrundsÀtzlich erwarten 64 Prozent von den Zuwanderern keine völlige Anpassung an die
österreichische Gesellschaft, wohl aber die Akzeptanz grundlegender Prinzipien (ein Viertel will
eine Einordnung in die Gesellschaft, ein Zehntel nur die Einhaltung der Gesetze). Das Funktionieren
der Integration wird von mehr als der HĂ€lfte der Ăsterreicher als (eher) schlecht qualifiziert,
ebenso vertritt etwa die HĂ€lfte die Ansicht, es gĂ€be eine gröĂere Anzahl von AuslĂ€ndern,
die nicht bereit seien, sich zu integrieren (ein Viertel glaubt das sogar von den meisten).Ca. jeder zweite junge Ăsterreicher sieht Probleme mit Zuwanderern, unter jungen Migranten
sind es sogar etwas mehr. AngefĂŒhrt werden hier vor allem mangelnde Anpassung an die Lebens-
und Verhaltensweisen und Wertvorstellungen der Ăsterreicher, mangelnde Deutschkenntnisse,
Abkapselung und die mangelnde Akzeptanz durch die Ăsterreicher; Schwierigkeiten
durch religiöse Vorschriften und Ăberzeugungen und (speziell bei Frauen) Verhalten gegenĂŒber
Frauen und die Geschlechterbeziehungen generell.
Auffallend sind jedenfalls Differenzen und Probleme im soziokulturellen Bereich (gerade mit
Bezug auf die Geschlechter- und FamilienverhÀltnisse), die speziell im Hinblick auf die muslimischen
Zuwanderer thematisiert werden: Hier sind auch groĂe Unterschiede (und vermutlich
Reibungspunkte) in den dominierenden Wertvorstellungen zu konstatieren. Dementsprechend
verweisen die Angehörigen der Mehrheitsbevölkerung bei der Frage nach Integrationserfordernissen
â neben guten Sprachkenntnissen, guter Ausbildung, Chancen auf dem Arbeitsmarkt,
der FĂ€higkeit (der Migranten), sich selbst zu erhalten, und einer gezielten Aufnahmepolitik
â auch auf die Akzeptanz der in Ăsterreich geltenden Werte und Spielregeln, sowie auf die
Ăbernahme prĂ€gender Wertvorstellungen.Dem Gros der Mehrheitsbevölkerung ist die ökonomische Notwendigkeit von Zuwanderung
durchaus bewusst, wenngleich die Ansicht vorherrscht, dass es bereits zu viele AuslÀnder in
Ăsterreich gebe und â vor dem Hintergrund der rezenten wirtschaftlichen Krisenerscheinungen
â auch die Konkurrenz um ArbeitsplĂ€tze etwas stĂ€rker (nach wie vor aber minoritĂ€r) in den
Blickwinkel gerĂ€t. Zumindest ein Mehr an Zuwanderung wird auch von der Mehrheit der in Ăsterreich
lebenden Migranten mit Skepsis betrachtet. FĂŒr die Zuwanderungspolitik sollen zudem
nach Ansicht (der Angehörigen) der Mehrheitsbevölkerung die BedĂŒrfnisse des Ăsterreichischen
Arbeitsmarktes und Qualifikationsgesichtspunkte im Vordergrund stehen, was sich auch in einer
mehrheitlich positiven EinschĂ€tzung (66%) der ârot-weiĂ-rot-cardâ niederschlĂ€gt.Die referierten Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass die österreichische Integrationspolitik
in mehrfacher Hinsicht gefordert ist. Dies betrifft zum einen konkrete MaĂnahmen gerade zur
Verbesserung von Bildungs- und Aufstiegschancen (neben den bereits angelaufenen zum unverzichtbaren
Erwerb von Sprachkenntnissen) und Initiativen fĂŒr mehr Inklusion, VerstĂ€ndnis
und Abbau von Fremdenfeindlichkeit durch viele Angehörige der Mehrheitsgesellschaft, aber
auch eine gezieltere Auswahl von Neuzuwanderern. Zum anderen betrifft es eine integrationspolitische
Grundsatzentscheidung fĂŒr eine dichte und umfassende Integration: WĂ€hrend man
bei der groĂen Mehrheit der Zuwanderer der zweiten HĂ€lfte des vorigen Jahrhunderts noch von
einer quasi automatischen Integration (jedenfalls der zweiten Generation) ausgehen konnte, ist
das heute nicht (mehr) der Fall â vielmehr gibt es Tendenzen der Abkapselung und in Teilbereichen
der Ausbildung von geschlossenen, soziokulturellen Subkulturen (âParallelgesellschaftenâ).
Zielsetzung einer umfassenden und âdichtenâ Integrationspolitik sollte sein, nicht nur die Einhaltung
der geltenden rechtlichen Vorschriften einzufordern, sondern die Zuwanderer auch zu Akzeptanz
und Ăbernahme zentraler gesellschaftlicher und politischer Grundwerte hinzufĂŒhren.
Eine offene, den GrundsÀtzen von Gleichberechtigung, individueller Freiheit und Demokratie
verpflichtete Gesellschaft kann und soll die Einhaltung dieser Prinzipien auch von den Mitgliedern
dieser Gesellschaft verlangen
Rollercoaster: SchĂŒsselsâ Electoral (Mis)fortunes and the Dynamics of Public Approval
Wolfgang SchĂŒsselâs political career and the electoral performance of the Austrian Peopleâs Party (Ăsterreichische Volkspartei, or ĂVP) between 1995, the year in which SchĂŒssel took over the party chair, and 2006, the year when an electoral defeat ended his chancellorship, compare to a political rollercoaster ride. Under SchĂŒsselâs leadership, the ĂVP fell to third place among Austriaâs major political parties for the first time in 1999, rose in 2002 after a fulminant election victory to beco..
The SchĂŒssel Era in Austria
Wolfgang SchĂŒssel was a dominating actor in the Austrian political arena over a period of twenty years. He served as minister of economics (1989-1995), and vice chancellor and foreign minister (1995-2000) in ĂVP/SPĂ grand coalition governments. As chairman of the ĂVP (1995-2007), he brought his conservative party out of the political wilderness of opposition and playing junior partner in coalitions with the SPĂ. He dominated Austrian politics as chancellor (2000-2007) in a small coalition with Jörg Haider's controversial aggressively nationalist FPĂ. SchĂŒssel tried to domesticate the Freedomites by holding them on a tight leash in his coalition government. He needed the FPĂ to accomplish his neoliberal economic and social reform agenda, while at the same time the FPĂ undermined SchĂŒssel's EU policies. The essays in this volume argue that SchĂŒssel's political record and legacy are ambiguous. With a confrontational style of governance he unleashed big reforms such as trimming the hidebound pension system and giving more autonomy to higher education. In the process he undermined Austria's consensual social partnership. His record of supporting the European Union agenda is ambivalent. Austrian public opinion in support of the EU declined precipitously. He was a superb tactician and negotiator yet failed to achieve broad popular acceptance for his ambitious reforms. His imprint on Austrian history is so significant that many of the authors of the essays in this volume call it âthe SchĂŒssel era.âDer von GĂŒnter Bischof und Fritz Plasser herausgegebene Band der Reihe Contemporary Austrian Studies beschĂ€ftigt sich mit Wolfgang SchĂŒssel, der ĂŒber 20 Jahre die österreichische Politik mitgestaltete. SchĂŒssel galt einerseits als herausragender Taktierer und Verhandler, setzte andererseits umstrittene Reformen und manövrierte mit seiner Mitte-Rechts-Regierung Ăsterreich ins politische Abseits. Wenngleich es ihm nicht gelungen ist, alle seine Vorhaben durchzusetzen, ist "die SchĂŒssel Ăra" in die Geschichte Ăsterreichs eingegangen