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    Entfesselte Verwandtschaft: Rezension zu "Relations. An Anthropological Account" von Marilyn Strathern

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    Marilyn Strathern: Relations: An Anthropological Account. Durham, NC: Duke University Press 2020. 978-147800835

    "Verwestdeutschlandisierung" von Familiengründung und familiärer Arbeitsteilung in Ostdeutschland

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    "In dem Beitrag hinterfragen die Verfasserinnen zunächst, was unter Familiengründung verstanden wird. Im Anschluss beschreiben sie, wie sich die ökonomische Unsicherheit entlang sozialer Unterschiede auf das generative Verhalten auswirkt. Die vorgestellte Forschung basiert auf mehrmonatigen Feldforschungen in einem Stadtviertel Berlins sowie einer ländlichen Ortschaft in Brandenburg im Rahmen des EU-finanzierten KASS (Kinship and Social Security) Projektes. Trotz eines vorwiegend traditionellen Verständnisses der Kernfamilie als kognitives Leitbild, waren viele der von ihnen befragten Familien unverheiratet. Dies trifft nicht nur auf Fälle konsekutiver Familiengründungen zu, sondern auch auf die erste Partnerschaft mit Kind und auch auf Paare mit vergleichsweise 'traditionellem' Lebensstil, d.h. diejenigen mit Einfamilienhaus und Garten zu. In erstaunlich vielen der von ihnen befragten jungen Familien spielt die Heirat keine Rolle, bzw. eine veränderte Rolle. Während auf rechtlicher Ebene die Heirat immer noch eine Familiengründung bedeutet, ist aus emischer Perspektive eine Familiengründung eher mit der Partnerschaft, dem Zusammenwohnen und vor allem einem gemeinsamen Kind gegeben. In dem Zuge, in dem die Notwendigkeit formaler Eheschließungen als Familiengründungritus abnimmt, verändert sich jedoch auch die Bedeutung der Hochzeit als Fest. Dieses erfährt eine ideelle Aufwertung, die sich in angestrebten aufwendigen Hochzeitsfeiern äußert. Nach der Familiengründung weisen die Familien einen hohen Grad an Retraditionalisierung auf. Sie gehen davon aus, dass die gewachsene definitorischer Bedeutung des Kindes als Familiengründung in Zusammenhang mit der gleichzeitig zu beobachtenden Verschiebung im Rollenverständnis der Geschlechter steht. Je nach Zugang zum Arbeitsmarkt finden die Verfasserinnen in den Fallstudien sowohl im ländlichen als auch städtischen Umfeld vor allem in der Generation der heutigen Familiengründer unterschiedliche Grade der Angleichung an ein male breadwinner Modell. Das stellt einen deutlichen Unterschied zu früheren Befunden in den neuen Bundesländern dar. In Bezug auf das generative Verhalten stellen sie sowohl einen Generationenunterschied als auch Unterschiede zwischen unterschiedlichen Einkommensgruppen fest. Bei derjenigen Generation, die zur Zeit der Wende im Familiengründungstadium waren, hatte die neue Jobunsicherheit einen wesentlichen Einfluss auf die Entscheidung für oder gegen (weitere) Kinder. In dieser Generation unternahmen die Frauen große Anstrengungen um die Erwerbstätigkeit aufrechtzuerhalten oder wiederzuerlangen und gaben häufig den Wunsch nach einem zweiten Kind angesichts der unsicheren Lage auf dem Arbeitsmarkt auf. Dies ist bei jüngeren Interviewpartnern ganz anders. Sie finden hier in der Gruppe der jungen Eltern überwiegend male breadwinner Arrangements, die denjenigen in Westdeutschland ähneln bzw. angestrebt werden, womit häufig ein mehr oder weniger freiwilliger Rückzug aus dem Arbeitsmarkt zu verzeichnen ist. Dieser Generationenunterschied findet allerdings unterschiedliche Ausprägungen entlang sozialer Unterschiede. Während man vermuten könnte, dass sich vor allem Frauen in prekären Arbeitsverhältnissen gegen Kinder entscheiden, sind es in der Forschung gerade sie die bereit sind, sich für (weitere) Kinder zu entscheiden. Diese Verschiebung steht neben wirtschaftlichen Entwicklungen und flexbilisierten Arbeitsverhältnissen im Zusammenhang mit einer deutlichen Werteverschiebung. Zunehmend kann das 'Muttersein' allein bereits einen gewissen Status verleihen. Zudem wird eine Erwerbstätigkeit von Müttern mehrerer Kinder ohnehin als nicht möglich, bzw. erstrebenswert angesehen. Unter diesen Umständen führt 'Modernität' in Gestalt eines flexiblen Arbeitsmarktes und scheinbarer Lösung aus 'traditionellen' familiären Bindungen zur gleichzeitigen Stärkung 'traditioneller' Geschlechterrollen." (Autorenreferat

    Social security and care after socialism

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    Bodenbindung und soziale Kontinuität in Mesterszállás (Ungarn) und Kisiratos (Rumänien)

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    Modernität, Mangelwirtschaft und Postsozialismus. Probleme ethnologischer und soziologischer Theoriebildung angesichts gesellschaftlicher Veränderung

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    Der Beitrag stellt die Frage, warum sich trotz beinah idealer Möglichkeiten aus der Postsozialismusforschung wenig neue Theoriebildung zu gesellschaftlicher Veränderung entwickelt hat. Anstelle dessen, so wird argumentiert, dominierte eine neo-institutionelle Interpretation die ethnologische Forschung, während die soziologische Forschung durch ein Wiederaufleben der Modernisierungstheorie geprägt war. Anhand einer Darstellung von charakteristischen Argumentationslinien der Sozialismus- und Postsozialismusforschung zeigt der Beitrag, dass die theoretischen Annnäherungen von Soziologie und Ethnologie zu einer Konzentration auf die Ökonomie und damit zu Defizitäranalysen sozialistischer und postsozialistischer Gesellschaften führen. Darauf aufbauend wird anhand einer Analyse von Studien zu Arbeits- und Genderbeziehungen beispielhaft dargestellt, dass erst eine Überwindung der grundlegenden normativen Annahmen zum Verhältnis der Bereiche privat und öffentlich zu neuer Theoriebildung führen könnte. Summary Modernity, the economy of shortage and postsocialism: Problems of anthropological and sociological theory-building in the face of social change The central question posed in this article is, why despite of almost ideal conditions no genuine theory building of social change took place. Instead, a neoinstitutional interpretation dominated Anthropology, and Sociology saw the revival of modernisation theory. The article traces these characteristic lines of argumentation and shows that both strands necessarily led to analyses of both socialist and postsocialist societies as in deficit. The following reflections on studies concerned with work and gender relations show that only if normative assumptions, especially concerning the distinction between public and private sphere, are abandoned the prospect for new theoretical reflections emerge
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