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    SchĂŒtzt Bildung vor fremdenfeindlichen Einstellungen? Bildung als psy-chologische oder soziologische Variable

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    Bildung gilt gemeinhin als wichtiger PrĂ€ventionsfaktor gegen anti-demokratische und fremdenfeindliche Haltungen. Aktuell will man insbesondere rechtspopulistischen Einstellungen, die von Vorurteilen und Vereinfachungen geprĂ€gt sind, bildungspolitisch begegnen. Der erwartete prĂ€ventive Effekt gilt als wichtige nicht-monetĂ€re „Rendite“ der Bildungspolitik. Schon Dahrendorfs Hinweis, dass Bildung weitaus mehr sei, als „eine Magd der Wirtschaft“, verweist auf die Bedeutung nicht-monetĂ€rer Renditen von Bildung, die sich in der StĂ€rkung der demokratischen Grundlagen unserer Gesellschaft manifestieren.   Obwohl der negative Zusammenhang von Bildung und fremdenfeindlichen Einstellungen vielfach belegt ist (zum Beispiel Rippl 2002; Zick et al. 2011), das Bildungsniveau also mit geringerer Fremdenfeindlichkeit einhergeht, zeigt bereits der Blick in die deutsche Geschichte, dass eine ImmunitĂ€t höher Gebildeter gegenĂŒber menschenfeindlichen Ideologien nicht zwangslĂ€ufig gegeben ist. Auch aktuelle Wahlanalysen zeigen, dass zum Beispiel AfD-WĂ€hler/-innen in allen Bildungsschichten zu finden sind. Der von Bildungspolitiker/-innen vermutete negative Zusammenhang und fremdenfeindlichen und rechtsextremen Einstellungen, gilt offenbar nicht in allen Kontexten.Hier stellt sich die Frage, welche konkreten Mechanismen hinter dem Zusammenhang zwischen Bildungsniveau und Vorurteilen stecken. Bildung ist ein multidimensionales Konzept: Sehr grob unterteilt lassen sich psychologische Aspekte – im Sinne der Steigerung der kognitiven Kompetenz – und soziale Aspekte – im Sinne des Zugangs zu Positionen oder  Deutungsgemeinschaften – unterscheiden, die in unterschiedlicher Weise wirken und auch in unterschiedlicher Weise kontextsensitiv sind. Beide Aspekte sollen in der vorliegenden Analyse differenziert betrachtet werden. Zur empirischen PrĂŒfung werden SekundĂ€ranalysen des kumulierten Allbus und der letzten Welle des World Value Surveys (WVS-Studien) prĂ€sentiert

    PhĂ€nomene der Mitte? Wendeverlierer – WutbĂŒrger: Wer sympathisiert mit Pegida?

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    Rechtspopulisten haben im Westen wie im Osten Deutschlands Zulauf. Europaweit und dort schon seit lĂ€ngerem etablieren sich rechte Parteien im politischen Spektrum. Rechtspopulismus ist kein deutsches und auch kein ostdeutsches PhĂ€nomen, sondern steht offenbar in Verbindung mit gesellschaftlichen UmbrĂŒchen, Dynamiken und VerĂ€nderungen, die in einem globalen Rahmen stattfinden. Die Welt erscheint vielen Menschen ĂŒberkomplex, chaotisch und krisenhaft (Nachtwey 2015, Rosa 2015). Die Regression auf Vereinfachung und HomogenitĂ€t gibt ein GefĂŒhl von Sicherheit. Diese Überforderung findet konkreten Ausdruck in einer Haltung, die von anomischen GefĂŒhlen und Zukunftsangst geprĂ€gt ist. Nachtwey (2016: 299) kommt zu dem Schluss: „Pegida ist [
] ein Resultat einer von AbstiegsĂ€ngsten und Postdemokratisierungsprozessen geprĂ€gten Gesellschaft“. Diese GefĂŒhle betreffen nicht nur die offensichtlichen Modernisierungsverlierer am unteren Ende der sozialen Schichtung, sie reichen weit in die Gesellschaft hinein – zumindest aktuelle Studien zu den Teilnehmern der Pegida-Proteste (Patzelt 2016, VorlĂ€nder et al. 2016) ebenso wie Wahlanalysen zu WĂ€hlern  der AfD weisen darauf hin, dass aus soziodemografischer Sicht auch die sogenannte Mitte der Gesellschaft betroffen ist. Von einigen  Wissenschaftlern  werden die Sympathisanten von Pegida und AfD als besorgte NormalbĂŒrger dargestellt (insbesondere Patzelt 2015a,b) andere wiederum sehen eine politische „Radikalisierung“ (Nachtwey 2015) oder „Enthemmung“ (Decker et al. 2016) der Mitte.Pegida und die AfD sind offenbar fĂŒr einen Teil der Unzufriedenen und Verunsicherten zum Ventil ihres Protestes geworden. Oftmals wird von rechten WutbĂŒrgern oder quasi in der ostdeutschen Variante von Wendeverlierern gesprochen. Inwieweit stimmen aber diese Thesen des „besorgten NormalbĂŒrgers aus der Mitte“ oder einer Radikalisierung der „Mitte“? Wer sind die „WutbĂŒrger“ und „Wendeverlierer“ – die mit rechtem Protest reagieren? Im vorliegenden Beitrag wird eine empirische AnnĂ€herung an diese Fragen mit Hilfe von Daten der Allbus-Umfragen und einer in Chemnitz 2016 durchgefĂŒhrten Bevölkerungsumfrage vorgelegt.

    "Aufstand der einfachen Leute"? Rechtspopulistische Proteste, politische Partizipation und politische Entfremdung in Sachsen

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    Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, inwieweit die Protestbewegungen der letzten Jahre die sozialstrukturelle Zusammensetzung der politischen Partizipation verĂ€ndern. Die bisherige empirische Forschung zeigt, dass höher gebildete Personen der Mittelschicht ĂŒberproportional an politischen Prozessen teilhaben. Einige Autoren vermuten allerdings, dass die rechtspopulistischen Bewegungen diesen "Participation Gap" im Bereich der politischen Partizipation schließen könnten. Der Beitrag geht der Frage nach, inwieweit die Demonstrationen der letzten Jahre als "Aufstand der einfachen Leute" verstanden werden können, die sich in politischen Prozessen nicht reprĂ€sentiert fĂŒhlen. Im Fokus der vorliegenden Studie stehen daher Teilnehmer:innen an Demonstrationen in den letzten Jahren in Sachsen als Hotspot solcher Proteste. Datengrundlage sind die Erhebungen des Sachsenmonitors von 2016-2021/22. Es zeigen sich klare sozialstrukturelle Unterschiede und ein starker Einfluss der politischen Entfremdung bei Demonstrierenden, die dem Rechtspopulismus zugeneigt sind.This article examines the extent to which the protest movements of recent years are changing the socio-structural composition of political participation. Previous empirical research shows that more highly educated middle-class individuals participate disproportionately in political processes. However, some authors suggest that right-wing populist movements may be closing this "participation gap" in political participation? This article explores the question to what extent the demonstrations of recent years can be understood as an "uprising of ordinary people" who feel unrepresented in political processes. The focus of this study is therefore on participants in demonstrations in recent years in Saxony as a hotspot of such protests. The data are based on the surveys of the Sachsenmonitor from 2016-2021/22. Clear socio-structural differences and a strong influence of political alienation among demonstrators who are inclined toward right-wing populism emerge

    Netzwerkanalyse und Intergruppenkontakte: die persönlichen Beziehungen zwischen Ost- und Westdeutschen

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    'Die Anwendung der Netzwerkanalyse beschrÀnkt sich in der bisherigen Forschungstradition oftmals auf ganz bestimmte Themenbereiche, wie etwa Meinungsbildungs- oder Mobilisierungsprozesse. In der vorliegenden Studie wird ein neuer Anwendungsbereich vorgestellt - die Untersuchung von Intergruppenkontakten. Als Beispiel werden hier die persönlichen Beziehungen zwischen Ost- und Westdeutschen aus netzwerkanalytischer Perspektive betrachtet. Als weitere Besonderheit dieser Netzwerkstudie wird die Möglichkeit der postalischen Erhebung von Netzwerkdaten vorgestellt. Dabei werden methodische Probleme einer solchen Anwendung diskutiert; es wird ein Namensgenerator und ein Fragebogendesign vorgestellt. In einem zweiten Teil werden dann die inhaltlichen Ergebnisse einer netzwerkanalytischen Betrachtung von Intergruppenkontakten am Beispiel der Beziehungen zwischen Ost- und Westdeutschen vorgestellt.' (Autorenreferat)'In previous tradition, the application of network analysis is often limited to special topics like the flow of information, the formation of opinion or mobilization. In this study, a new area of research will be presented - the analysis of intergroup contacts. The personal relationships of East and West Germans are analysed with the instruments of network analysis. As a further peculiarity, the possibility of postal collection of network data is presented. The methodological problems of such an application are discussed, a name generator and a questionnaire design are introduced. Concrete results of the network analysis of the relationship between East and West Germans are presented in a second part.' (author's abstract)

    Ostdeutsche zwischen Protest und autoritÀren Reaktionen: das Beispiel Sachsen

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    Ausgangspunkt des Beitrages ist die Frage, was die Motive der "besorgten BĂŒrger*innen", die sich in den neuen rechtspopulistischen Bewegungen sammeln, tatsĂ€chlich sind. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Situation in Sachsen gelegt - ein Bundesland, das immer wieder im Fokus rechtspopulistischer AktivitĂ€ten steht. Bezogen auf die Selbstbeschreibung "Ich bin doch kein Nazi", werden drei Hypothesen hinsichtlich der Motivation der besorgten BĂŒrger*innen geprĂŒft. Zum einen die "Defizithypothese", die die Unzufriedenheit mit wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen als Hauptursache der Mobilisierung benennt, zum anderen die "Ideologiehypothese", hier werden verfestigte autoritĂ€re, rechtsextreme Weltbilder als Hauptmotiv lokalisiert. Im Kontext der dritten Hypothese wird versucht, den Einfluss ostdeutscher "Besonderheiten", der sich in den empirisch immer wieder aufgefundenen Ost/West-Unterschieden manifestiert, zu "dekonstruieren". Es wird vermutet, dass neben Protestmotiven, die sich auf wahrgenommene wirtschaftliche und politische Defizite beziehen, insbesondere autoritĂ€re Reaktionen eine wichtige Rolle spielen. Die Hypothesen werden mit Daten des Sachsen-Monitors von 2017 ĂŒberprĂŒft.The article investigates the motivation of the so-called "worried citizens", who follow the new right populist movement in Germany. The article focuses the situation in Saxonia. Refering to the self-description of the "worried citizens" "I am not a Nazi" we investigate three hypotheses. The "deficit hypothesis", which concentrates on the economic and political inconfidence as main reason for the mobilization. The "ideology hypothesis" focuses on stable authoritarian, rightwing worldviews as central motivation. In the context of the third hypothesis the text tries to "de-contruct" the influence of East German deprivation experiences - it is assumed that protest against economic and political deficits and authoritarian worldviews are important predictors and trigger authoritarian reactions. We test these hypotheses using data from a survey in Saxonia 2017 (called Sachsen-Monitor). We find evidences for all three hypotheses. It becomes clear, that not only worries are relevant for the rightwing mobilization but that authoritarian world views have a decisive function

    Does the Eastern European Enlargement of the European Union Mobilize Ethnocentric Attitudes?. The Importance of Threats vis-Ă -vis Situational and Personality Factors

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    Im vorliegenden Aufsatz wird der Frage nachgegangen, ob die im Mai 2004 vollzogene EU-Osterweiterung in Deutschland ethnozentrische Einstellungen aktivieren könnte. Es wird davon ausgegangen, dass der mit diesem Schritt ausgelöste beschleunigte soziale Wandel auf der Individualebene zu BedrohungsgefĂŒhlen fĂŒhrt. Die Existenz wahrgenommener Bedrohungen ist entsprechend neuerer Studien aus dem Bereich der Vorurteilsforschung ein starker PrĂ€diktor fĂŒr die Genese von diskriminierenden Einstellungen. Dennoch neigen nicht alle Menschen in der gleichen Weise dazu, sozialen Wandel als bedrohlich zu interpretieren. In einem theorieintegrierenden Schritt wird deshalb das Bedrohungskonzept mit den Annahmen von Desintegrations- und Autoritarismustheorie verknĂŒpft. Die empirische PrĂŒfung des hypothetischen Modells erfolgt anhand eines deutschlandreprĂ€sentativen Datensatzes von 1008 Personen, die im FrĂŒhsommer 2003 befragt wurden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es unter bestimmten Bedingungen tatsĂ€chlich zu einer Mobilisierung ethnozentrischer Einstellungen kommen könnte. Eine besondere AnfĂ€lligkeit weisen autoritĂ€r strukturierte Personen auf. Allerdings zeigt sich in den neuen BundeslĂ€ndern, dass Ängste um eine weitere Verschlechterung der eigenen ökonomischen Situation ebenfalls mit Fremdgruppenabwertung in Verbindung stehen.The article elaborates on the question whether the Eastern European enlargement of the European Union is liable to mobilize ethnocentric attitudes in Germany. It is the expectation that rapid social change as caused by the enlargement will be perceived as a threat by the individual. Recent theories of prejudice postulate that feelings of threat are an important predictor of discrimination. But not every individual tends to feel threatened in times of rapid social change. Thus, the integration of threat theory with the assumptions of the authoritarianism approach and the theory of disintegration is proposed to explain interindividual difference. The resulting theoretical model is tested empirically based on a representative German survey study (N=1008) conducted in the early Summer of 2003. Results show that under certain conditions EU enlargement may indeed mobilize ethnocentric attitudes. This is especially true for individuals with an authoritarian personality disposition. Only in East Germany does economic threat on the personal level additionally predict a devaluation of outgroups
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