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    Die Übersetzung situativer ‚BauchgefĂŒhle‘ in eine Analyse politischer Affekte

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    Emotionen und Affekte haben in der öffentlichen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit nationalistischer und neurechter Politik Konjunktur. WĂ€hrend Forschung ‚aus der Distanz’ jedoch hĂ€ufig dabei stehen bleibt, ‚negative’ Emotionen zu problematisieren, nimmt ethnografische Forschung die KomplexitĂ€t affektiver Dynamiken nuancierter in den Blick. DarĂŒber hinaus ist Feldforschung selbst derart affektiv geprĂ€gt, dass sie eine erhöhte SensibilitĂ€t fĂŒr affektive Wissensproduktion aufweist: Die situativ auftretenden ‚BauchgefĂŒhle’ der Forschenden können so zum Gegenstand der Analyse werden. Unser Beitrag widmet sich der affektiven Dimension des Forschungsprozesses anhand eigener ethnografischer Forschung mit neurechten Akteur/-innen in Deutschland. Wir zeigen, wie affekttheoretische Einsichten dazu beitragen können, emotional herausfordernde Begleiterscheinungen wie Unwohlsein, Abstoßung oder Hin- und Hergerissenheit in der Forschung mit neurechten Gruppen in ihren politischen und normativen Dimensionen zu interpretieren. Der Beitrag entfaltet dafĂŒr einen zweifachen methodischen Übersetzungsschritt: ‚BauchgefĂŒhle‘ und die eigene Emotionsarbeit werden in ‚affective fieldnotes‘ ĂŒbersetzt, um dann in einem zweiten Schritt affekttheoretisch gedeutet zu werden. Was als individuelle BauchgefĂŒhle im Forschungsprozess erscheint, lĂ€sst sich so als affektiv vermittelte NormativitĂ€t untersuchen: Politische und forschungsethische Debatten ĂŒber rechte Gruppen materialisieren sich im Feld als inkorporierte politische Affekte

    Befindlichkeiten des Demos

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    „Rechtspopulismus”, so argumentiert Ruth Wodak (2016, S.5), macht „erfolgreich Angst [
] vor verschiedenen realen oder fantasierten Gefahren“. Das SchĂŒren bestimmter Affekte sei nicht nur ein wesentliches Merkmal von Politik, sondern verweise auch auf die FunktionalitĂ€t von Affekten in demokratischen Prozessen. Affekte, so hat es unter anderem Arlie Russell Hochschild (2016) gezeigt, spielen eine zentrale Rolle in Verhandlungsprozessen von (nationaler) Zugehörigkeit und kollektiven IdentitĂ€ten. Aus demokratietheoretischer Perspektive wird dabei auf ein Paradox verwiesen: Deliberative Demokratietheorien beruhen auf der Annahme, dass BĂŒrger/-innen ihre ReprĂ€sentant/-innen interessengeleitet wĂ€hlen und dass die politische Öffentlichkeit ein Bereich der rationalen Debatte sei (Mouffe 2002; Weber 2007). Und doch wird eine Legitimationskrise liberaler Demokratien beobachtet, wobei das damit verknĂŒpfte Erstarken populistischer Parteien auf die „instrumentelle Mobilisierung von GefĂŒhlen fĂŒr politische IdentitĂ€tsbildung und zur Etablierung von Angstregimen“ zurĂŒckgefĂŒhrt wird (Penz, Sauer 2016, S.117). In diesem Beitrag stellen wir erste Ergebnisse aus unseren Erhebungen im Forschungsprojekt Fremde im eigenen Land? vor, die auf die FunktionalitĂ€t von Affekten in der Artikulation nationaler Narrative hinweisen. Zum Beispiel korrelieren Artikulationen von Angst oder Wut in Bezug auf den Zuzug neuer Deutscher seit dem Jahr 2015 mit bestimmten nationalen SchließungswĂŒnschen – insbesondere, wenn die Nation als „regelrechtes (und regelkonformes) Dichotomisierungsinstrument“ verstanden wird (Pates, Futh 2018, S.187). In unseren ethnografischen Beobachtungen und leitfadengestĂŒtzten Interviews sehen wir, wie Affektpraktiken als Inklusions- bzw. Exklusionsmechanismen fungieren, um das ‚Wir‘ von den ‚Anderen‘ zu unterscheiden und um soziale Ordnungen herzustellen bzw. zu stabilisieren. Im vorliegenden Beitrag konzentrieren wir uns dabei auf Akteure rechtspopulistischer Parteien und auf die Artikulationen von Personen mit migrationsskeptischen Einstellungen, um die exkludierende und ordnende Funktion von Affekten in Diskursen um die Nation zu extrapolieren – im Zeichen einer ‚Krise‘ der Demokratie. &nbsp

    "Selbsterhalt ist kein Rassismus": zur neurechten Politik der Entpolitisierung

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    Der Beitrag untersucht diskursanalytisch, wie neue Rechte mithilfe physikalischer und rechtlicher Diskurse ihre Forderungen nach Ausschluss und Abschottung naturalisieren, sie damit sachlich rahmen und vor ethischen oder politischen EinwĂ€nden schĂŒtzen. Eine politiktheoretisch sensibilisierte Analyse neurechter Diskurse hilft, die selbstsichere Distanzierung neurechter Akteur*innen vom Rassismus besser zu verstehen. Sie zeigt zudem, dass diese dabei eine Politik der Entpolitisierung betreiben
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