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Der Fachverband der Historiker und sein historischer Ort.: Dimensionen einer vergleichenden Verbandsgeschichte
The history of the German Historical Association is to evaluate and to write appropriate only in comparison with other scientific associations and academic cultures. This issue is dedicated to this transdisciplinary comparison of scientific associations and presents essays on the development of the German Sociological Association (Deutsche Gesellschaft fĂŒr Soziologie), the German Association of German Studies (Deutscher Germanistenverband) and the American Studies Association
Der fĂŒhrende ReprĂ€sentant: Erich Honecker in generationsbiographischer Perspektive
Die Lebensgeschichte des SED-Chefs Erich Honecker (1912â1994) gilt gemeinhin als reizlos. NĂ€heres biographisches Interesse hat bislang vor allem die Frage erweckt, weshalb ein so âmittelmĂ€Ăigerâ ParteifunktionĂ€r sich ĂŒber 18 Jahre lang in der DDR an der Macht halten konnte. Der Beitrag versucht zu zeigen, dass ein klassischer individualbiographischer Zugang dem PhĂ€nomen des âblassen Diktatorsâ Honecker nicht gerecht wird. Erst in einer milieu- und generationsgeschichtlichen Perspektive wird die biographische Bindungskraft des Herrschaftsstils fassbar, den Honecker als ReprĂ€sentant der jĂŒngsten Kohorte der ostdeutschen GrĂŒndergeneration entwickelte. Die fĂŒr ihn charakteristische Verbindung von Starrheit und ElastizitĂ€t trieb zunĂ€chst den Ăbergang der kommunistischen Herrschaft in ihre auf bloĂe Machtsicherung bedachte VeralltĂ€glichungsphase voran; spĂ€ter beschleunigte sie den Untergang dieses Systems.The biography of Erich Honecker (1912â1994) is generally regarded as bland. One question that has aroused interest in the past, however, is how such a seemingly âmediocreâ GDR party functionary had been able to stay in power for more than eighteen years. This contribution attempts to show that a classical biographical approach that focuses on the individual does not do justice to the phenomenon of the âpale dictatorâ Erich Honecker. Only a perspective that also takes into account aspects such as milieu and generation makes the biographical imprint of this style of rule tangible, which Honecker developed as a member of the youngest cohort of East German founders. The combination of rigidity and elasticity that he embodied initially facilitated the transition of communist rule into its ânormalizationâ phase, in which the regime was almost exclusively concerned with cementing its power. Eventually, however, this very aspect was to accelerate the systemâs decline
Nach dem Pyrrhussieg: Bemerkungen zur Zeitgeschichte der Geschichtsdidaktik
Die (west)deutsche Geschichtsdidaktik hat in den letzten drei Jahrzehnten eine erstaunliche Entwicklung genommen. Fast 100 Jahre in das GehĂ€use einer bloĂen Methodenkunde der historischen Wissensvermittlung gesperrt, hat sie die Ăberwindung der Geschichtskrise der 1970er-Jahre genutzt, um sich nachgerade als eine historische Metawissenschaft neu zu begrĂŒnden. Karl-Ernst Jeismanns programmatische ErklĂ€rung auf dem Historikertag 1976, das Interesse der Geschichtsdidaktik gelte "dem stĂ€ndigen Um- und Aufbau historischer Vorstellungen, der stets sich erneuernden und wachsenden Rekonstruktion des Wissens von der Vergangenheit", hat eine Neuorientierung ermöglicht, die von der Pragmatik der historischen Wissensvermittlung zu den Normen der historischen Wissensgeltung im Spannungsfeld von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vorstieĂ. Der Geschichtsunterricht wurde dabei nur mehr "als ein geschichtsdidaktisches Aufgabenfeld unter vielen [...], damit auch als ein Forschungsfeld unter vielen" betrachtet. Besonders durch die Systematisierung der "Geschichtskultur" als weiterer Zentralkategorie, deren Ăber- oder UnterordnungsverhĂ€ltnis zum Terminus "Geschichtsbewusstsein" unter Didaktikern selbst umstritten ist, trat die Geschichtsdidaktik aus dem schulischen Klassenzimmer heraus, um sich den ĂŒbergreifenden Mechanismen der VergangenheitsvergegenwĂ€rtigung in der Gegenwart zu widmen
La RDA dans lâhistoire de lâAllemagne
La RDA « franchira le seuil de lâan 2000 avec la certitude que lâavenir appartient au socialisme. [âŠ] Son existence donne, non seulement Ă notre peuple, mais Ă toute lâhumanitĂ©, un nouvel espoir. » Ces paroles, reproduites par lâorgane central du Parti Neues Deutschland le 9 octobre 1989, auraient pu servir Ă son secrĂ©taire gĂ©nĂ©ral, Erich Honecker, de formule de vĆux pour lâentrĂ©e dans le nouveau millĂ©naire â si les manifestants du lundi Ă Leipzig nâavaient pas, le mĂȘme jour, contraint lâappa..
Die Lust an der Vergangenheit: Kommentar zu Aleida Assmann
Erinnerung ist die Pathosformel unserer Zeit. Sie ist eine der wichtigsten Orientierungsmarken fĂŒr die kulturelle SelbstverstĂ€ndigung in der westlichen Welt der Gegenwart, gleichviel, ob es um den Umgang mit der Vergangenheit des 20. Jahrhunderts geht oder um das Modell eines kĂŒnftigen Europa. Parteiprogramme und KoalitionsvertrĂ€ge kommen nicht mehr ohne geschichtspolitische Bekenntnisse aus; GedenkstĂ€ttenkonzeptionen sind ein wichtiger Aspekt politischen Handelns geworden; stĂ€dtebauliche Grundsatzplanungen kreisen um die Aneignung der âhistorischen Mitteâ, und noch die öffentliche Diskussion ĂŒber den Umbau der Berliner Staatsoper vollzog sich 2008 in der ungleichen Auseinandersetzung zwischen Klang und Aura, bei der die historisierende Gestalt eines Baues von 1953 wie selbstverstĂ€ndlich den Sieg ĂŒber die kĂŒnstlerische FunktionalitĂ€t und architektonische ModernitĂ€t eines Alternativentwurfs davontrug. Ungeachtet aller mit ungebrochener SelbstverstĂ€ndlichkeit erwarteten Fortschritte in den Natur- und Lebenswissenschaften: In der sinnweltlichen Grundorientierung hat die Vergangenheitsvergewisserung des 21. Jahrhunderts die Zukunftsgewissheit des 20. Jahrhunderts in erstaunlichem MaĂe abgelöst, wie Hermann LĂŒbbe in kulturkritischer Perspektive schon vor 25 Jahren diagnostizierte, als er die Kombination von "Traditionsgeltungsschwund" und "ZukunftsgewiĂheitsschwund" zur Ursache "kompensatorischer Konservierungsakte" erklĂ€rte