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Maskerade und Mystifikation im "Tiefurter Journal" : Prinz August von Gotha â Johann Wolfgang Goethe â Jacob Michael Lenz
Die Herzoginwitwe Anna Amalia in Weimar hat mit der GrĂŒndung des âTiefurter Journalâ 1781 die Tradition der höfischen Maskerade ins Literarische ĂŒbertragen. Das Journal mit seiner handschriftlich in maximal 20 Exemplaren verbreiteten Auflage ist auf ExklusivitĂ€t bedacht. Beabsichtigt ist eine kleine, kĂŒnstlerisch und schriftstellerisch interessierte Gruppe von Adligen und BĂŒrgern abzugrenzen gegen die Hofgesellschaft; zugleich soll allerdings innerhalb dieses Kreises eine möglichst hohe UrbanitĂ€t und LiberalitĂ€t zugelassen werden. Diese Doppelstrategie - gröĂtmögliche Abdichtung nach AuĂen bei gröĂtmöglicher LiberalitĂ€t nach Innen - schuf eine kleine kurzlebige Utopie, auf die Goethe in der Folgezeit ein Leben lang sich beziehen sollte. Voraussetzung fĂŒr diesen Freiraum nach Innen und nach AuĂen war das Ausnutzen aller Möglichkeiten und Schattierungen der Maskerade. Der These dieses Aufsatzes zufolge ist Goethe einer der raffiniertesten VexierkĂŒnstler seiner Zeit. Goethes Poetik des âoffenbaren Geheimnissesâ korrespondiert eine Kulturpoetik der Maskierung
Die "schwere Aufgabe, zugleich bedeutend und deutungslos" sowie "an nichts und alles erinnert" zu sein : Bild- und RĂ€tselstrukturen in Goethes "Das MĂ€rchen"
Das Folgende ist in vier Abschnitte gegliedert: 1. Rekurs auf Kants OrnamentĂ€sthetik - Gradationen der âZierdeâ 2. Erinnern und Löschen - Wechselreiten von Scherzen und VerrĂ€tseln 3. MĂ€rchen und RĂ€tsel - geselliges Spiel und klassizistische LektĂŒreĂŒbung 4. Unterhaltung und GesprĂ€ch - drei Geselligkeitskonzepte und ihre Auflösung in philostratischer Choreographi
The Conception of Popularity in the Enlightenment and Romanticism
It can hardly be disputed that the theme of popularity is central to the Enlightenment. Popularity is the sociality equivalent to the individual appeal: âDare to know.â Parallel to this runs the following imperative: âDare to encourage your neighbour and your fellow man and woman to think on their own â even though they do not belong to the erudite elite.â It is also undeniable that Romantic authors and philosophers polemically attempted to tear down the popularity project of the Enlightenment, their main criticism being its tendency towards mediocrity. It is less well known that Romantic authors and philosophers themselves, around the turn of the nineteenth century, made popularity their central concern. To quote Friedrich Schlegel in the journal Athenaeum: âThe time of popularity has come.â This article explores the Romanticsâ alternative conception of popularity, with especial reference to Johann Gottlieb Fichte and the Grimm brothers. To this end, it is helpful to reconstruct the background of the Romantic attempt to create an independentconcept of popularity: the debate between Immanuel Kant and the German popular philosopher Christian Garve on the necessity, possibilities, and limits of popularity
Vision und Verhör : Kleists "KÀthchen von Heilbronn" als Drama der Unterbrechung und Scham
Um die Aporien des gegen 1800 konzeptionalisierten Liebesprogramms vorstellen zu können, greift Heinrich von Kleist auf literarisch vermittelte Visionserfahrungen zurĂŒck. Die visionĂ€r im Wechselblick sich ereignende, scheinbar ideale Kommunikation zwischen KĂ€thchen und dem Grafen Wetter vom Strahl wird im entscheidenden Moment unterbrochen. Achim von Arnim hat Kleists âLust [...] an aller QuĂ€lerei seiner poetischen Personenâ beklagt, und Goethe tadelte die âGewaltsamkeitâ seiner Motive. Die fatale Unterbrechung der Liebesbegegnung fĂŒhrt zu einer permanenten, abwegigen und oftmals verkehrten Wiederholung, zu dem immer wieder unternommenen Versuch KĂ€thchens, den Wiedererkannten zum Wiedererkennen zu bewegen und zu dem nicht weniger permanenten Versuch des Grafen, dies zu vermeiden. DaĂ Kleist ausgerechnet das Verhör mit seiner im Laufe des 18. Jahrhunderts modernisierten Befragungstechnik aufgreift, um das als wahnhaft eingestufte, extrem sonderbare Verhalten KĂ€thchens mit Mitteln aufklĂ€rerischer âWahrheitserforschungâ zu ergrĂŒnden, mag als Beleg seiner Vorliebe fĂŒr bizarre Konstellationen gelten. Denn es war absehbar, daĂ sich der durch die Vision bedingte âversteckte(n) Sachverhaltâ im ProzeĂverfahren mehr verhĂŒllte als enthĂŒllte. Dem entspricht, daĂ im 1. Akt der Buchfassung von Kleists KĂ€thchen von Heilbronn Elemente des in der Vision VerkĂŒndeten in dem Moment auftauchen, als die Unterminierung und Inversion des Verhörs einsetzen
Karikatur
Wörterbucheintrag, Begriffsdefinitio
Die AffinitĂ€t des Romantischen zum Zigeunerischen : oder die verfolgten Zigeuner als Metapher fĂŒr die gefĂ€hrdete romantische Poesie
Die Romantiker brachen mit dem Tabu der Verletzung "feiner" Empfindung. Sie wagten es, niederste StĂ€nde, unehrliche Leute, ebenso wie die verfehmte und verfolgte Gruppe der Zigeuner darzustellen. Nicht nur edle Ausnahmen wurden poetisch gestaltet, vielmehr eröffnete sich mit der sozialen Grenzerweiterung im Ăsthetischen ein Spielraum zwischen HĂ€Ălichem, Schönem, Komischem und Tragischem bis hin zum Wahnsinnigen, Bösen und Heiligen. Einer solchen Ă€sthetischen Vielgestaltigkeit schienen die Zigeuner entgegenzukommen, nicht nur ihrer ethnokulturellen Fremdheit, sondern ebenso ihres legenden- und mythenumwobenen Eintritts in das Blickfeld des EuropĂ€er wegen. Die wissenschaftliche Literatur der AufklĂ€rung hatte die Ursprungslegenden der bĂŒĂenden und wallfahrenden Zigeunerpilger zunehmend bezweifelt; die Romantiker griffen diese Legenden erneut auf und schufen mythisch ĂŒberhöhte Bilder
Romantische SpĂ€tlese fĂŒr Gerhard Neumann zum Geburtstag
Romantische SpĂ€tlese fĂŒr Gerhard Neumann zum Geburtsta
Zeit und Erinnerung : deutsch-französische VerhÀltnisse in Johann Peter Hebels "RheinlÀndische[m] Hausfreund"
Manchmal lĂ€sstt sich schon am Zugriff auf das Material die Differenz einer kulturwissenschaftlich ausgerichteten zu einer geistesgeschichtlichen Literaturwissenschaft ablesen. Die BeschĂ€ftigung mit Johann Peter Hebels Kalendergeschichten dĂŒrfte eine solche Wahlmöglichkeit eröffnen. Da bietet sich nĂ€mlich das berĂŒhmte "SchatzkĂ€stlein des rheinischen Hausfreundes" an, das 1811 im sogenannten 'Klassikerverlag' Cotta mit seinen von Hebel selbst aus den Kalendern 1803 bis 1810 ausgewĂ€hlten hundertsiebenundzwanzig LesestĂŒcken erschien. Da existiert aber auch ein Faksimiledruck des "RheinlĂ€ndische[n] Hausfreundes", also der "Neue Calender" von 1808-1815 und 1819. In diesem Nachdruck finden sich nicht nur die dreiĂig nicht ins "SchatzkĂ€stlein" aufgenommenen Kalenderbeitrage vor 1811 und dann natĂŒrlich alle in den Kalendern nach dem Druck des "SchatzkĂ€stleins" erschienenen Beitrage von 1812-15 und 1819. Man hat die Meinung vertreten, in der von Hebel selbst fĂŒrs "SchatzkĂ€stlein" getroffenen Auswahl sei "der 'ganze' ErzĂ€hler Hebel prĂ€sent", denn gegenĂŒber den SchatzkĂ€stleintexten stellten "die spĂ€ter entstandenen Kalenderbeitrige" "keine entscheidenden Neuerungen mehr" dar.' Eine kulturwissenschaftlich interessierte Forschung richtet freilich ihr Augenmerk nicht allein auf die Kalendergeschichten, sondern genauso auf das im "SchatzkĂ€stlein" ausgesparte Kalenderspezifische, z.B. die "Wetter- und Bauernregeln", die "Tax-Ordnungen", die verschiedenartigen Kalenderordnungen der Juden, der evangelischen und katholischen Christen
Friedrich Schlegels "Reise nach Frankreich" als romantisch-ethnographisches Projekt
So aufschlussreich die versuchte Alternativbildung der romantischen Ethnographie zur Ethnographie der AufklĂ€rung fĂŒr den Historiker sich darstellt, insbesondere den spezifischen Versuch Schlegels, ein kritisches GegenstĂŒck zu Montesquieus und Mme de StaĂ«ls Ăberlegungen zum deutsch-französischen VerhĂ€ltnis zu schreiben, so ist die ethnographische Verschiebung des kritisierten Schlechten zum Bösen nicht zu verharmlosen. Ernst Robert Curtius und in seinem Gefolge Ernst Behlers These von der vorbildlichen Vermittlungsleistung der beiden Kulturen Frankreich und Deutschland durch Friedrich Schlegel, etwa im Sinne von Heinrich Heine und Romain Rolland, ist neu zu ĂŒberdenken
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