41 research outputs found
Formen digitaler Literatur
Seit ca. 20 Jahren wird das digitale Medium als TrĂ€ger fĂŒr literarische Texte verwendet. Als Pioniertat wird hĂ€ufig der Hyperroman afternoon (1987) von Michael Joyce genannt. Am Anfang wurde ein fĂŒr heutige Begriffe primitives Programm namens Storyspace verwendet, das nur auf Apple-Computern verwendbar war. Eastgate, ein kalifornischer Verlag, brachte dieses Programm und die ersten Hypertexte auf den Markt, und zwar auf den heute wegen ihrer geringen SpeicherkapazitĂ€t schon fast ausgestorbenen floppy disks, spĂ€ter auf CD-ROMs. Entwickelt wurde Storyspace von Mark Bernstein, dem Chef von Eastgate, zusammen mit J. David Bolter, einem Hypertexttheoretiker, und dem Autor Michael Joyce. Heute kann man einfache Hypertexte mit jeder Textverarbeitung oder mit einem Programm zur Erstellung von Webseiten erzeugen. Besonders nĂŒtzlich sind allerdings die in Storyspace leicht zu generierenden maps, das sind Ăbersichten ĂŒber die einzelnen Textblöcke und ihre Verlinkungen. Diese BauplĂ€ne sind auch fĂŒr die Analyse von Hypertexten Ă€uĂerst wertvoll. Ganz allgemein hat sich die Technik seit den AnfĂ€ngen der digitalen Literatur, sowohl was Hardware als auch was Software betrifft, rapide weiter entwickelt und verschiedenste Formen der Nutzung des Mediums ermöglicht. Noch immer werden digitale Texte kommerziell auf CD-ROMs vertrieben, aber die ĂŒberwiegende Mehrzahl digitaler Literatur kann man online lesen. Bei Eastgate sind momentan ca. 30 Werke lieferbar, was im Vergleich zur online verfĂŒgbaren Literatur nur eine verschwindend geringe Zahl ist. Man hat mit Recht die auf CD-ROMs vertriebenen Hypertexte als Laborprodukte bezeichnet, weil sie kĂŒnstlich abgegrenzt sind. Der wahre Ort fĂŒr Hypertexte - und selbst ein einziger gigantischer Hypertext - ist natĂŒrlich das World Wide Web
Wie begrĂŒndet man ein Verbot? : österreichische Zensurprotokolle aus den Jahren 1810/11
Der Zensur, und nicht zuletzt der österreichischen, war von ihren Kritikern oft WillkĂŒr vorgeworfen worden. SelbstverstĂ€ndlich blieb den Zensoren stets ein Rest von Spielraum bei ihren Entscheidungen erhalten, aber zumindest im hier behandelten Zeitraum, d. h. in der ersten HĂ€lfte des 19. Jahrhunderts, waren die ZensurvorgĂ€nge straff organisiert. Sie wurden von der Wiener Polizeihofstelle aus zentral gelenkt, und seit 1810 bestanden auch genaue Richtlinien fĂŒr den Umgang der Zensoren mit den verschiedenen Arten von Druckwerken. Die Zensurverordnung vom 14. Sept. 1810 (genauer Titel: Vorschrift fĂŒr die Leitung des Censurwesens und fĂŒr das Benehmen der Censoren, in Folge a.h. EntschlieĂung vom 14. September 1810 erlaĂen blieb bis zur Abschaffung des Systems der PrĂ€ventivzensur im Jahr 1848 gĂŒltig. FĂŒr uns ist sie von Bedeutung, weil wir ihre Auswirkungen an einem Corpus von zeitlich unmittelbar auf sie folgenden Zensurentscheiden ĂŒberprĂŒfen, also gewissermaĂen die Theorie mit der Praxis der Zensur korrelieren können. Zuvor mĂŒssen wir aber die Vorschriften der Verordnung von 1810 etwas nĂ€her betrachten
Wiener BuchhÀndler und Polizei im VormÀrz : eine Visitation bei Gerold im Jahr 1843
Verbote erregen Neugier und verstĂ€rken die Nachfrage, das muĂte auch die vormĂ€rzliche österreichische Zensur zur Kenntnis nehmen. Immer wieder ist vom "EinschwĂ€rzen", d.h. vom Schmuggel durch Privatpersonen die Rede, aber auch die BuchhĂ€ndler versuchten, den WĂŒnschen ihrer Kunden nach im Ausland erschienenen, in Ăsterreich aber verbotenen Werken gerecht zu werden. Verschiedene im Allgemeinen Verwaltungsarchiv erhaltene Akten der fĂŒr die Zensur zustĂ€ndigen Polizeihofstelle dokumentieren die â nicht immer erfolgreichen â BemĂŒhungen, die ausgesprochenen Verbote auch durchzusetzen. SelbstverstĂ€ndlich wurden alle aus dem Ausland fĂŒr Wiener BuchhĂ€ndler eingelangten BĂŒcherballen genauestens auf verbotene Titel hin durchsucht. Damit nicht genug, visitierte man gelegentlich auch die GeschĂ€ftslokale
Ăber das "Stehlen" verbotener BĂŒcher aus dem Wiener Revisionsamt : eine Miszelle zur Zensur im VormĂ€rz
Am Ende des in den Mitteilungen Nr. 2, Herbst 1999, enthaltenen Beitrags ĂŒber die Aushebung eines Lagers verbotener BĂŒcher bei dem Wiener BuchhĂ€ndler Gerold wurde ein Polizeibericht zitiert, in dem davon die Rede ist, dass zwei Angestellte Gerolds instruiert seien, verbotene Ware aus dem Revisionsamt zu schmuggeln. Wie man sich diesen Vorgang im einzelnen vorzustellen hat, ist einem Artikel in der Ăsterreichisch-ungarischen BuchhĂ€ndler-Correspondenz Nr. 46 vom 14. November 1900, S. 618-619, mit dem Titel âDie Censur vor siebzig Jahren. Aus den Briefen Eduard Liegelâs an seinen ehemaligen Lehrherrn Josef Sigmund in Klagenfurtâ zu entnehmen. In den in diesem Artikel auszugsweise abgedruckten Briefen beschreibt Liegel, der spĂ€ter selbst eine Buchhandlung in Klagenfurt fĂŒhrte, die 1831, wĂ€hrend eines Ausbildungsjahres in der Wiener Buchhandlung von Mösles Witwe, gemachten Erfahrungen im Umgang mit dem Revisionsamt. FĂŒr Sigmund waren diese Informationen von besonderer Bedeutung, weil Mösles Witwe seine Wiener KommissionĂ€rin war, also eine groĂe Zahl von fĂŒr ihn bestimmten BĂŒcherpaketen aus dem Ausland ĂŒber die Wiener Buchhandlung bzw. das Wiener Revisionsamt liefen. Die fĂŒr BuchhĂ€ndler in den Provinzen bestimmten BĂŒcher wurden allerdings nicht in Wien revidiert, d. h. auf verbotene oder noch zu verbietende Ware durchsucht, sondern erst in der Provinzhauptstadt. Die BĂŒcher wurden âvom Censuramtslokale aus uneröffnet unter Beipackung der inlĂ€ndischen Artikel nach der Provinz spedirt.â Dieses umstĂ€ndliche Verfahren ermöglichte den Zugriff der daran beteiligten Buchhandlungsangestellten
Geschichte des europÀischen Feuilletonromans
ZunĂ€chst sind einige Worte ĂŒber die Terminologie angebracht. In der Forschungsliteratur werden der Terminus Feuilletonroman und sein Ă€lteres Synonym Zeitungsroman unterschiedlich verwendet: 1) Oft werden darunter Romane verstanden, die eigens fĂŒr die Zeitung konzipiert wurden und bestimmte formale und/oder inhaltliche Merkmale aufweisen, also eine eigene Roman-Subgattung bilden. Vertreter dieser Ansicht sprechen gerne von einem âeigentlichenâ oder âtypischenâ Zeitungsroman. Manchmal wird mit dem Terminus Feuilletonroman dann das gesamte Feld des populĂ€ren bzw. Unterhaltungsromans bezeichnet, Ă€hnlich wie im Fall des ursprĂŒnglich von ambulanten HĂ€ndlern vertriebenen Kolportageromans. 2) Die Alternative zu einem solchen VerstĂ€ndnis des Begriffs ist die Betonung der Publikationsform. Demnach wĂ€re jeder in einer Zeitung abgedruckte Roman ein Feuilletonroman. Der Terminus weist dann auf den Umstand hin, dass Zeitungen ab einem bestimmten Zeitraum dazu ĂŒbergingen, Romane abzudrucken
Censorship of Literature in Austria 1751â1848
The influence of censorship on the intellectual and political life in the Habsburg Monarchy during the period under scrutiny can hardly be overstated. This study examines the institutional foundations, operating principles, and results of the censorial activity through analysis of the prohibition lists and examination of the censors themselves. Ten case studies focus on individual works forbidden by the censors, an annex documents the most important regulations along with a selection of censorial reports.
German version: https://e-book.fwf.ac.at/o:1102Der Einfluss der Zensur auf das geistige und politische Leben der Habsburgermonarchie im behandelten Zeitraum ist kaum zu ĂŒberschĂ€tzen. Die Studie widmet sich den institutionellen Grundlagen, der Arbeitsweise und den Ergebnissen der ZensurtĂ€tigkeit in Form von Auswertungen der Verbotslisten sowie den Zensoren, den betroffenen Autoren, Verlegern und BuchhĂ€ndlern. Zehn Fallstudien beleuchten ausgewĂ€hlte verbotene Werke, ein Anhang dokumentiert die wichtigsten Verordnungen und eine Auswahl von Zensurgutachten.
Deutsche Version: https://e-book.fwf.ac.at/o:110
"Ăbersetzungsfabriken" : das deutsche Ăbersetzungswesen in der ersten HĂ€lfte des 19. Jahrhunderts
Wenn der Anbruch des Zeitalters der Weltliteratur auch noch auf sich warten lieĂ - was die deutschen BuchhĂ€ndler und Ăbersetzer betrifft, so folgten sie Goethes Aufruf zur "Beschleunigung" dieser Epoche nur allzu eifrig. Neben französischen Romanen und TheaterstĂŒcken waren zum Zeitpunkt von Goethes Diktum v.a. die Romane Walter Scotts Gegenstand hektischer ĂbersetzungstĂ€tigkeit. Ebenfalls im Jahre 1827 lieĂ Wilhelm Hauff in seinen satirischen Bildern Die BĂŒcher und die Lesewelt seiner Phantasie in Bezug auf die Herstellung von Ăbersetzungen freien Lauf. Hauff richtet seine Satire gegen den in Zwickau ansĂ€ssigen Verlag der GebrĂŒder Schumann, die sich maĂgeblich an dem GeschĂ€ft mit den Ăbersetzungen der Romane Scotts beteiligten
Geschichte der literarischen Zensur
Unsere Vorlesung [...] möchte eine Reihe exemplarischer und zeitlich und geographisch möglichst breit gestreuter Beispiele prĂ€sentieren. Vor allem aber werden wir die unterschiedlichen Grundlagen, Voraussetzungen und Praktiken der Zensur im Lauf der Zeit und in verschiedenen LĂ€ndern vergleichend nebeneinander stellen. Vorweg sind einige Bemerkungen zu den verschiedenen theoretischen BegrĂŒndungen der Zensur sowie zu Definition und Abgrenzung des Gegenstands nötig, denn der Begriff Zensur wird fĂŒr eine Reihe verwandter, aber doch unterschiedlicher PhĂ€nomene verwendet
Die Wiener Moderne und ihre Beziehungen zur französischen Literatur
Der etwas pompöse Begriff "Wiener Moderne" könnte ohne weiteres durch den etwas bescheideneren Begriff "Junges Wien" ersetzt werden. Um diese relativ homogene, Anfang der neunziger Jahre formierte Gruppe, ihre Werke und im Besonderen um ihr VerhÀltnis zu französischen Vorbildern wird es hier in erster Linie gehen. Dabei wird die Aufmerksamkeit anfÀnglich auf Hermann Bahr als zentraler Vermittlerfigur französischer Literatur gerichtet sein, dann werden einige Werke von Hofmannsthal, Schnitzler, Dörmann, Andrian, Altenberg und Beer-Hofmann in Beziehung zur französischen Literatur gesetzt
Geschichte der literarischen Ăbersetzung
In unserem Lesealltag stoĂen wir auf Schritt und Tritt auf Ăbersetzungen. Ca. 15 % aller auf dem deutschen Buchmarkt produzierten Titel sind Ăbersetzungen, wobei - wenig ĂŒberraschend - zwei Drittel aus dem Englischen stammen. Wir haben uns derartig daran gewöhnt, Ăbersetzungen zu benĂŒtzen, dass wir sie kaum noch als besondere, höchst problematische Textsorte wahrnehmen. Auch Literaturwissenschaftler sind nicht dagegen gefeit, beim Lesen zu "vergessen", dass sie eine Ăbersetzung vor sich haben. Nicht oft genug kann man daher darauf hinweisen, dass Ăbersetzungen oft erheblich von ihren Vorlagen abweichen und dass bei der Entstehung von Ăbersetzungen nicht nur KalkĂŒl, sondern auch der Zufall eine groĂe Rolle spielt