26 research outputs found
Ein Fall der Hermeneutik : George Forestiers Leben, Werk und Wirkung
Aus dem Leben das Werk und aus dem Werk das Leben zu verstehen, lautet die Devise. Das Leben lĂ€sst sich deshalb aus dem Werk verstehen, weil auch und gerade das Werk, wie Peter Szondi Schleiermacher referiert, âaktive, aktuelle ĂuĂerung des Lebensâ ist. Gerade dort, wo es Werk wurde, war das Leben wirklich Leben im Sinne Schleiermachers âhervorbrechendem Lebensmomentâ [âŠ], also bezeichnend fĂŒr den Autor als Individuum und nicht gleichgĂŒltig allgemein. Aus der Menge der Erlebnisse eines Lebens gelten also nur die als wichtig, die es wert sind, in die Welt der Dichtung einzugehen. So kann der Interpret bei seiner Arbeit gar nicht fehlgehen, da am Leben des Autors nur das von âbleibender Bedeutungâ ist, was vom Werk âabgespiegeltâ wird. Im Zirkel zwischen Leben und Werk, Wahrheit und Dichtung bleibt dann nichts mehr ĂŒbrig, das zum wechselseitigen Verstehen nichts beitrĂŒge â alles andere wird aus der hermeneutischen LektĂŒre ausgeschlossen. Ich möchte nun diesem hermeneutischen Zirkel bei der Arbeit zusehen, um seine ungeheure ProduktivitĂ€t und seine Grenzen zu erkunden. Dazu greife ich aus der deutsche Literaturgeschichte einen Fall heraus, der besonders geeignet ist, die selbstverstĂ€ndliche Annahme eines Zusammenhang von Leben und Werk bei der Produktion wie der Rezeption von Texten vorzufĂŒhren und zu irritieren[:] Der Fall George Forestier
Formkrise und Kulturkritik. Karl Heinz Bohrer und Christian Kracht
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Analog, digital - Opposition oder Kontinuum? : zur Theorie und Geschichte einer Unterscheidung
Forschungsprojekt gefördert durch die DFGDie Opposition der 'neuen digitalen' zu den 'alten analogen' Medien findet sich in Werbung, Popkultur, Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. Offenbar hat sich die Unterscheidung analog/digital zur paradigmatischen Leitdifferenz des spĂ€ten 20. und frĂŒhen 21. Jahrhunderts entwickelt. Doch was bedeutet 'analog' bzw. 'digital' in verschiedenen Kontexten genau und gibt es nicht auch ĂbergĂ€nge zwischen beiden Formen? Wann taucht die Unterscheidung auf und in welchem Zusammenhang? Indem sich die Anthologie mit diesen und anderen Fragen aus verschiedenen Perspektiven beschĂ€ftigt, rĂ€umt sie ein erhebliches Forschungsdefizit nicht nur in den Medienwissenschaften aus
Lachende Hieroglyphen und geplĂŒnderte Speicher : eine medienkomparatistische LektĂŒre von Heinrich Heines 'Jehuda ben Halevy'
Literatur ist mehr als eine Belegstelle fĂŒr literatur- oder medientheoretische Thesen, anderseits erschlieĂt sie sich nicht selbst, sondern antwortet auf Bezugsprobleme. Das Problem, das ich mit Blick auf "Schrift" an Heinrich Heine herantragen möchte, ist die Frage, ob die Literatur sich selbst als Medium beobachtet und ob mit der Figur des 'Jehuda ben Halevy' womöglich Autorschaft unter Bedingungen konkurrierender Medien reflektiert wird. Meine medienkomparatistische LektĂŒre zielt auf jene Medien der Literatur, die Heine im 'Romanzero' thematisiert und als Bedingung seines eigenen Schreibens reflektiert. Ausgehend von dieser vergleichenden Analyse der Medien des 'Romanzero' werde ich in einem zweiten Teil die hinzugezogenen Medientheorien daraufhin befragen, welche Fragen sie an die Literatur herantragen und welche Antworten sie auf Probleme literarischer Texte geben können
Midcult? PopulÀrer Realismus und Tolkiens Mittelerde
In seinem viel gelesenen und viel diskutiertem Buch "PopulĂ€rer Realismus. Vom International Style des gegenwĂ€rtigen ErzĂ€hlens" (MĂŒnchen: Beck 2022) unterscheidet Moritz BaĂler formal anspruchsvolle Literatur von einer populĂ€ren Literatur, die keine formalen AnsprĂŒche stellt, sondern allenfalls prĂ€tendiert. Diese als Midcult bezeichnete Literatur komme in der Fantasy zu sich selbst: âIn Fantasy kommt der PopulĂ€re Realismus bei sich selbst an.â Der Beitrag rekonstruiert, was bei BaĂler mit Realismus, populĂ€rem Realismus und Midcult gemeint ist und geht der Frage nach, ob es sich bei J.R.R. Tolkiens Werk um einen exemplarischen Fall von Midcult handele.In his widely read and much discussed book "PopulĂ€rer Realismus. Vom International Style des gegenwĂ€rtigen ErzĂ€hlens" (Munich: Beck 2022), Moritz BaĂler distinguishes formally challenging literature from a popular literature that makes no formal demands but at best pretends to. This literature, called Midcult, comes into its own in Fantasy: "In Fantasy, Popular Realism arrives at itself." The article will reconstruct what BaĂler means by realism, popular realism, and midcult, and will explore the question of whether J.R.R. Tolkien's work is an exemplary case of Midcult
Der Gott der Materie : Amerika als Phantasma deutscher Autoren
Die von Hegel ĂŒbernommenen und in zahlreichen Romanen lancierten Stereotypen haben noch heute nichts von ihrem suggestiven Potential verloren, denn sie schaffen einfache Evidenzen in einer komplizierten Welt. Die Legende vom DurchschnittsbĂŒrgerkonsumenten, der nicht einmal weiĂ, wo Afghanistan liegt, ist symptomatisch fĂŒr die AktualitĂ€t des Jahrhunderte alten Paradigmas der "Erfindung Amerikas"