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Doppelpassspiel: Rezension zu "Citizenship 2.0: Dual Nationality as a Global Asset" von Yossi Harpaz
Yossi Harpaz: Citizenship 2.0: dual nationality as a global asset. Princeton studies in global and comparative sociology. Princeton: Princeton University Press 2019. 978-0-691-19405-
Jenseits des Ausnahmezustands
In populĂ€ren wie auch in wissenschaftlichen Debatten werden Kriege in der Regel als Ausnahmezustand vorgestellt, als gewaltsame Abweichung vom »normalen« Gang der Dinge. Dabei stellt sich insbesondere in innerstaatlichen Konflikten, die das Konfliktgeschehen der Gegenwart dominieren, in besonderem MaĂe die Frage nach dem VerhĂ€ltnis von Krieg und NormalitĂ€t. Denn hier verschwimmen Unterscheidungen, die in zwischenstaatlichen Kriegen als »einhegende« Organisationsprinzipien wirken, insbesondere die zwischen KombattantInnen und Nicht-KombattantInnen, zwischen Schlachtfeld und Hinterland, zwischen Kriegs- und Friedenszeiten. Der Beitrag diskutiert, wie sich BĂŒrgerkriege jenseits des Topos des Ausnahmezustand theoretisch fassen und empirisch untersuchen lassen. Konzeptueller Ankerpunkt der Ăberlegungen sind phĂ€nomenologische und pragmatistische Theorien von AlltĂ€glichkeit, deren Fruchtbarkeit im zweiten Teil anhand einer Fallstudie zum BĂŒrgerkrieg in Angola (1975-2002) aufgezeigt wird. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den Unterschieden zwischen der Transformation von AlltĂ€glichkeit in bewaffneten Gruppen einerseits und im Milieu der Nicht-Kombattanten andererseits. DarĂŒber hinaus findet die Frage nach den Grenzen der VeralltĂ€glichung Beachtung. Der Beitrag macht deutlich, wie eine alltagstheoretische Perspektive auf bewaffnete Konflikte nicht nur Einsichten zur sozialen Dynamik von BĂŒrgerkriegen ermöglicht, sondern auch ein neues Licht auf typische Probleme in Nachkriegsgesellschaften wirft.
Solidarity for all? Europe's unequal treatment of refugees
The willingness of European states and societies to welcome refugees varies, and not only due to differences between the host countries. Developments since the Spring 2022 escalation of the war in Ukraine reveal that the origin of refugees also influences what kind of help they can expect to receive. In liberal societies, solidarities that are guided by perceived similarity are in need of corrective measures. This is the only way to fulfil the universalist claim of refugee law, which applies to everyone affected by war and persecution
Natur und Zivilisation im Habitus des Kriegers
"Die Versuche, Akteure in zeitgenössischen Kriegen begrifflich zu fassen, beschrĂ€nken sich meist auf einfache Rubrizierungen als Warlords, Rebellen, Milizen, Soldaten und Guerillas. In diesem Vortrag soll ein anderer Weg eingeschlagen werden, um die analytische TragfĂ€higkeit und synthetische Kraft einer Kategorie zu erproben, die in den Arbeiten von Norbert Elias und Pierre Bourdieu in anderen ZusammenhĂ€ngen entwickelt wurde, die Kategorie des sozialen Habitus. Indem der Habitus zur Natur gewordene Geschichte ist, enthĂ€lt er doch auch immer Schemata der Wahrnehmung und Bewertung, die die nicht-menschliche Natur ebenso umfassen wie die menschliche Ordnung, die sich durch Erfahrung eingelebt hat und den Möglichkeitsraum strategischen Handelns absteckt. Im Vortrag soll das VerhĂ€ltnis von Natur und Zivilisation im Habitus des Kriegers, gestĂŒtzt auf Feldforschungen in Angola und Serbien, diskutiert werden. Die Differenz Natur-Zivilisation kommt auf dabei auf unterschiedliche Weise im Habitus des Kriegers vor. Zwei Thesen lassen sich hierzu formulieren: Nicht Natur und Zivilisation 'an sich' sind soziologisch interessant, sondern wie die Differenz im sozialen Habitus des Kriegers wirksam wird. Die gegensĂ€tzlichen sozialen Habitus angolanischer und serbischer Krieger dokumentieren, dass die Art und Weise, wie die Differenz von Natur und Zivilisation in den sozialen Habitus eingeht, davon abhĂ€ngig ist, mit welchen naturrĂ€umlichen Bedingungen Krieger konfrontiert sind, wie sie sie erfahren und konzeptualisieren." (Autorenreferat
Axe 3 : Analyse des phĂ©nomĂšnes de violence au regard de lâespace 2013-2014
1. Ălargissement du collectif de recherche et renforcement de lâapproche spatiale LâannĂ©e 2013-2014 de lâaxe « Violences et Espaces » a Ă©tĂ© marquĂ©e par le recrutement des doctorants et par le renforcement de lâapproche spatiale de lâaxe de recherche. Le groupe rĂ©unit dĂ©sormais six doctorant(e)s dont trois sous contrat et trois associĂ©s au projet « Saisir lâEurope ». Les projets de recherche de lâaxe explorent toutes les relations entre structures spatiales et dynamiques de violence par des ap..
Gewalt und ihre IndexikalitÀt. Theoretische Potenziale einer kontextsensiblen Heuristik
Hoebel T, Koloma Beck T. Gewalt und ihre IndexikalitĂ€t. Theoretische Potenziale einer kontextsensiblen Heuristik. ORDEX Working Paper. Vol 04. Bielefeld: UniversitĂ€t Bielefeld; 2019.Im Zentrum des Arbeitspapiers steht die Frage, wie sich neue Impulse fĂŒr eine
Weiterentwicklung gewalttheoretischer Debatten gewinnen lassen. Dazu greifen wir
eine Anregung des Soziologen Richard Swedberg auf, der dafĂŒr wirbt, die Fixierung
auf âșTheorieâč durch eine Sensibilisierung fĂŒr den Prozess des âșTheoretisierensâč â
theorizing â abzulösen. Wir umreiĂen zunĂ€chst Swedbergs ursprĂŒngliche Argumentation
und zeigen, worin ihre ProduktivitĂ€t fĂŒr die Gewaltsoziologie besteht. Die
theorizing-Debatte lenkt das Augenmerk auf die Entdeckungskontexte gewaltsoziologischer
Theorie. Diese sind vor allem durch die Kontingenz von Gewalt geprÀgt,
die sich eindeutiger empirischer Bestimmung entzieht. Wir schlagen vor, den aus der
Ethnomethodologie entlehnten Begriff der IndexikalitÀt zu nutzen, um diese
Kontingenz einer systematischen Analyse zugÀnglich zu machen und so neue Impulse
fĂŒr das theorizing von GewaltphĂ€nomenen zu gewinnen
SolidaritĂ€t fĂŒr alle? Europas ungleicher Umgang mit GeflĂŒchteten
Die Bereitschaft europĂ€ischer Staaten und Gesellschaften, GeflĂŒchtete aufzunehmen, variiert. Dabei gibt es nicht nur Unterschiede zwischen verschiedenen aufnehmenden LĂ€ndern. Seit der Eskalation des Kriegs in der Ukraine im FrĂŒhjahr 2022 zeigt sich, dass auch die Herkunft der GeflĂŒchteten einen Einfluss darauf hat, mit welcher Hilfe sie rechnen können. In liberalen Gesellschaften braucht es Korrektive zu einer Eigendynamik von SolidaritĂ€t, die sich von empfundener Ăhnlichkeit leiten lĂ€sst. Nur so lĂ€sst sich dem universalistischen Anspruch des FlĂŒchtlingsrechts gerecht werden, das fĂŒr alle von Krieg und Verfolgung Betroffenen gleichermaĂen gilt
Symposion
Das Politische drĂ€ngt sich gegenwĂ€rtig in den gesellschaftlichen Vordergrund wie schon lange nicht mehr. Das Symposion nimmt diese Situation zum Anlass, um das VerhĂ€ltnis von Politik und Soziologie grundsĂ€tzlich auf den PrĂŒfstand zu stellen: Aus unterschiedlichen Blickwinkeln wird die Frage beleuchtet, wie wir das Politische heute soziologisch denken mĂŒssen, um den gesellschaftlichen PhĂ€nomenen unserer Zeit wissenschaftlich gerecht werden zu können. Die BeitrĂ€ge des Symposions loten dazu das Potential Politischer Soziologie theoretisch und methodisch aus. Gemeinsam fĂŒhren sie vor Augen, dass es Grund gibt, die Stellung des Politischen in der Gesellschaft innerhalb der Soziologie viel offensiver und grundsĂ€tzlicher zu diskutieren, als dies derzeit der Fall ist.
Politics and the political system have become topics of intense public debates we have not witnessed in a long time. The symposium takes stock of these debates by systematically scrutinizing the relation between politics and sociology. More specifically, it explores how we might think about politics sociologically, in a way that does justice to current social developments. The contributions to the symposium address this question from different theoretical and epistemological perspectives, thereby unpacking the conceptual and methodological potentials of political sociology. Together, they draw attention to the importance of understanding political processes in order to get a better grip on current workings of society
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