16 research outputs found
"Gott ist Feuer" und "Gott ist eifervoll" : Spinozas Sola Scriptura
The conference paper interprets Spinoza's concept of “sola scriptura” as a reductio ad absurdum of historicalcritical approaches to text interpretation. It shows that despite Spinoza's emphasis on the revelatory function of scripture and despite his claim that there is only one method of reading it, he intently and distinctly undermines this very hermeneutics as unreliable and incompatible with both reason and truth. The text follows the central intuition that for Spinoza, this insuffiency of hermeneutics accounts for its political potential, as a means of uncoupling politics and theology
Nach dem Schicksal: Napoleon bei Heine und Tolstoj
The article uses the contrast between Heinrich Heine and Tolstoy & apos;s descriptions of Napoleon to explore the paradigm shift from artistic to political figures in nineteenth-century models of genius. Departing from a brief sketch of five fundamental elements of eighteenth-century genius aesthetics, it outlines how poetic genius (personified by Goethe) is succeeded by political genius (Napoleon) in Heine's work. Genius as a political category maintains a constitutive underdetermination which accounts for its superlative and enigmatic quality. At the same time, the politicisation of personal genius means that it can be questioned in terms of historical and military achievements. The article demonstrates that this option of critical evaluation, instrumentalised by Heine against Napoleon & apos;s enemies, is turned against the emperor himself in later nineteenth-century accounts, as a brief reading of War and Peace exemplifies. Both Heine's exuberant and Tolstoy's polemic depiction of Napoleon are centred on the concept of fate. This focus points to rivalry between literature and politics with regard to the possibility of individual self-assertion. Genius becomes a way of describing historical events that allows for individual agency in the face of necessity and chance, war and mobilised masses;it also re-establishes literature & apos;s authority to evaluate historical events. Der Aufsatz zeichnet anhand gegenlaufiger Napoleon-Beschreibungen bei Heine und Tolstoj die Ersetzung des Kunstlergenies durch den genialen Feldherrn im neunzehnten Jahrhundert nach. Ausgehend von einer kurzen Skizze zu funf grundlegenden Elementen der Genieasthetik des achtzehnten Jahrhunderts wird zunachst gezeigt, wie in Heines Schriften poetisches Genie (Goethe) durch politisches Genie (Napoleon) abgelost wird. Der Genie-Begriff behalt dabei auch als politische Kategorie eine konstitutive Unterbestimmtheit, die ihn zu einem unhintergehbaren Superlativ macht. Allerdings wird die Zuschreibung von Genie hinterfragbar, mit Blick auf tatsachliche politische (etwa militarische) Erfolge. Die Begrundung fur die Zuschreibung von Genie uber Handlungen, bei Heine zur Glorifizierung Napoleons eingesetzt, wird im spateren neunzehnten Jahrhundert gegen den Kaiser selbst gewendet, wie eine kursorische Lekture von Krieg und Frieden zeigt. Heines begeistertes Portrat und Tolstojs Karrikatur Napoleons sind jeweils um das Konzept des Schicksals zentriert und verweisen auf eine Konkurrenz zwischen Literatur und Politik mit Blick auf die Moglichkeit individueller Selbstbehauptung. Genie bedeutet eine Moglichkeit, in der Beschreibung historischer Ereignisse individuelle Handlungsmoglichkeiten wieder einzufuhren, gegenuber den Zwangen von Schicksal, Zufall, Krieg und mobilisierten Massen. Bei Heine wie Tolstoj wird ein literarischer Deutungsanspruch gegenuber historischen Ereignissen artikuliert
Wiedererkennen und Angst:Das Unheimliche als ästhetische Emotion
Das Unheimliche bestimmt Freud erstens als Gefühl und zweitens als Gegenstand der Ästhetik, dem sich die Psychologie nur ausnahmsweise und mit erheblicher Vorsicht nähern darf. Es gehört demnach zu einer Gruppe der Gefühle, die in der aktuellen psychologischen Forschung als ›ästhetische Emotionen‹ klassifiziert werden. Im Laufe seiner berühmten Schrift über »Das Unheimliche« (1919) verschwimmt die Distinktion zwischen Realem und Ästhetischem allerdings zusehends
Anhang
Auswahlbibliographie / Autorinnen und Autoren / Personenregister / Bände in der Reihe Cultural Inquir
Wiedererkennen und Angst : das Unheimliche als ästhetische Emotion
Jan Niklas Howe untersucht Freuds Modell des Unheimlichen im Hinblick auf ästhetische und reale Emotionen und bezieht sich dabei auf neuere psychologische Forschungen von 'mere exposure', 'prototypicality' und 'cognitive fluency'. Das Gefühl des Unheimlichen lässt sich Howe zufolge auf Wiederholungsprozesse zurückführen und als Rekontextualisierung ästhetischer Lust beschreiben, die notwendig zu höchst realer ästhetischer Unlust führt
Phantasmata:Techniken des Unheimlichen
Nach mehr als neunzig Jahren spukt das »Unheimliche« noch immer. Quer über verschiedene wissenschaftliche Disziplinen gehört es zu den schillerndsten Termini gegenwärtiger Theoriebildung. Es bezeichnet eine seltsame Nähe zwischen Wissen und Nichtwissen, erscheint als etwas Vertrautes in fremder Gestalt oder als etwas Fremdes mit vertrauten Eigenschaften. »Phantasmata. Techniken des Unheimlichen« setzt bei Sigmund Freuds psychoanalytischem Modell an, verfolgt seine historische Genese und zeichnet seine heterogene Entwicklung nach.Der besondere Fokus liegt auf der Verschränkung des »Unheimlichen« mit »Techniken«: Zum einen werden literarische, mediale und soziale Praktiken der Evokation des Unheimlichen untersucht; zum anderen wird gefragt, inwiefern diese Techniken wiederum als Denkfiguren zum Verständnis epistemologischer, ästhetischer und politisch-sozialer Bedingungen des Unheimlichen beitragen können. Im Zentrum stehen dabei die markierten Spannungen zwischen dem Gewohnten und dem Ungewohnten, Vertrauten und Unvertrauten, Bekannten und Unbekannten.Unter diesen Aspekten versammelt der Band Forschungsbeiträge aus Medien-, Literatur-, Kunst- und Kulturwissenschaften, Philosophie, Psychoanalyse und Soziologie
Introduction
Though first explored by Ernst Jentsch in his 1906 essay "On the Psychology of the Uncanny", it is through Freud’s acclaimed study of 1919 that the notion of the uncanny has entered into contemporary critical debate. From the 1960s onwards, the uncanny has become an increasingly protean and floating concept reflecting the various tensions within postmodern conceptions of temporality and subjectivity. Structurally close to other theories of "defamiliarisation" articulated in the late nineteenth and early twentieth centuries (for example the Marxist notions of "alienation" and "commodity fetishism", the Russian formalists’ definition of ostranenie, Heidegger’s Unheimlichkeit, Brecht’s "A-effect"), the uncanny has reverberated widely in twentieth-century debate, from psychoanalysis (Lacan) to deconstruction (Derrida, Royle), from literary theory (Todorov, Cixous, Kristeva) to the philosophy of history (Certeau), and ultimately to the theory of architecture (Vidler)