12 research outputs found

    Big Data - small problems? Ethische Dimensionen der Forschung mit Online-Kommunikationsspuren

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    Kaum ein Thema hat in den vergangenen Jahren derart kontroverse Debatten in akademischen Kreisen hervorgerufen wie Big Data. Die automatisierte Verarbeitung riesiger Datenmengen für sozialwissenschaftliche Zwecke wirft nicht nur neue methodologische und theoretische Fragen auf – auch die ethischen Implikationen dieses datengetriebenen Forschungsansatzes geraten zusehends in den Blick. Der Beitrag diskutiert einige Besonderheiten von Big-Data-Analysen, insbesondere in Social Media, und welche Herausforderungen sich für die Umsetzung forschungsethischer Standards ergeben. Im Fokus steht auch die Frage, welchen Status die Nutzerinnen – die Menschen hinter den Daten – bei dieser Art der Forschung haben. Zudem sollen einige generelle Implikationen von Big-Data-Verfahren für Praxis und grundlegende Prinzipien sozialwissenschaftlicher Forschung beleuchtet werden. Ziel des Beitrages ist es, Forscherinnen für forschungsethische Fragen zu sensibilisieren sowie eine Verständigung der scientific community zum Umgang mit Big Data anzuregen.In recent years, Big Data – or the automated processing of huge amounts of data for social science purposes – has stirred much debate and controversy within academia. Not only does Big Data raise new methodological and theoretical questions, but its ethical implications also increasingly come into focus. The paper examines some particularities of big data analysis (especially within the context of social media), and highlights the ways they challenge research ethics standards. Central to this issue is the status of users – the people behind the data – in this type of research. In addition, some general implications of Big Data methods for social science research will be examined. Overall, the aim is to sensitize researchers to the ethical issues implict to Big Data research and to encourage a broader disucssion of these issues within the scientific community

    „Alles neu macht das Netz?“ – Ethik der Internetforschung: Eine qualitativ-heuristische Befragungsstudie

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    Der Prozess der zunehmenden medialen Durchdringung unseres Alltags, der u.a. von Krotz (2007) als Mediatisierung beschrieben wird, betrifft alle gesellschaftlichen Bereiche und bleibt deshalb auch nicht folgenlos für Wissenschaft und Forschung. Insbesondere im Hinblick auf die Implementierung digitaler Medien und vor allem des Internet, ist ein Wandel des wissenschaftlichen Handlungsfelds hin zu einer E-Science bzw. „Cyberscience“ (Nentwich, 2003) zu beobachten. Davon sind jedoch nicht nur soziale und infrastrukturelle Aspekte von Wissenschaft betroffen (vgl. u.a. Berghaus, 2003; Donk, 2010). So stellt die Erweiterung kommunikativer Handlungspotenziale im Internet nicht nur „normale“ Nutzer, sondern auch Forscher vor neuartige Probleme (vgl. u.a. Beck 2010). Inwiefern sich dies auf das Handlungsfeld „Internetforschung“ auswirkt, ist Gegenstand der vorgestellten Studie, deren Kerninteresse die forschungsethischen Implikationen dieser Entwicklung sind: Welche forschungsethischen Probleme entstehen in der Alltagspraxis von Internetforschern? Braucht es neue ethische Richtlinien? Diese Fragen wurden im Zuge einer qualitativen Befragung von 17 deutschen Internetforschern aus dem Bereich Medien- und Kommunikationswissenschaft eruiert

    „Code as code can“. Warum die Online-Gesellschaft einer digitalen Staatsbürgerkunde bedarf

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    Das Handeln und Verhalten von Menschen wird heute neben Märkten, Gesetzen und sozialen Normen auch von Software-Code gesteuert. Im Zeichen der Digitalisierung sind mehr und mehr Bestandteile unseres Alltagslebens in netz- und code-basierte Software ausgelagert. Code ist allgegenwärtig und wirkmächtig, zugleich aber auch nicht unmittelbar sichtbar: Er ist undurchschaubar, unantastbar und unterliegt Produktionslogiken, die sich der Kenntnis- und Einflussnahme der Nutzer und möglichen Rechenschaftspflichten entzieht. Damit unterscheidet sich Code als Steuerungsfaktor menschlichen Verhaltens grundsätzlich von rechtlichen und sozialen Normen. Vor diesem Hintergrund diskutiert der Beitrag aus medienethischer Perspektive zum einen die Verantwortung der vergleichsweise autark handelnden Anbieter codebasierter Dienste mit Blick auf Fragen der Transparenz, Legitimation und Kontrolle derartiger Angebote. Zum anderen wird die Notwendigkeit einer digitalen Staatsbürgerkunde herausgestellt, die den Anwendern nicht nur Kenntnisse um die Funktionslogiken von Code im Sinne einer Code Literacy vermittelt, sondern (potenziell) auch zu einer informierten, kritischen sowie aktiv-gestaltenden Teilhabe an der digitalen Gesellschaft befähigt. English“Code as code can” or: Why online society needs a digital “civic education”Human behaviour and conduct are not only influenced by markets, law or social norms today, but also increasingly by software-code, programs and/or algorithms. In the light of increasing digitalization, ever more elements of our everyday life are being “outsourced”, integrated or implemented in network and code-based software. Computer code is ubiquitous and powerful albeit not directly perceivable: it is opaque, intangible and it follows a certain production based logic, which is beyond the users’ knowledge and influence, thus avoiding accountability obligations. Accordingly, the structuring effect of source code on human behaviour fundamentally differs from those of legal or social norms. In this context, the article discusses, on the one hand, the responsibilities of code providers – who work more or less autarchically – in relation to questions of transparency, legitimization, and control over such provided services and/or programs from a media ethical perspective. And, on the other hand, it stresses the necessity of a “digitale Staatsbürgerkunde“ (a digital “civic education”), that not only conveys the functional logic of code – in the literal sense of source code literacy – but also potentially enables an informed “digital citizenship” to assume a participatory role in critically and actively shaping a digital society.

    Publikumsinklusion bei einem ARD-Polittalk: zusammenfassender Fallstudienbericht aus dem DFG-Projekt "Die (Wieder-)Ent­deckung des Publikums"

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    Der Bericht stellt Ergebnisse einer Fallstudie bei einem ARD-Polittalk vor, die im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Rolle von Publikumsbeteiligung im professionellen, redaktionell organisierten Journalismus in Deutschland durchgeführt wurde. Auf Grundlage eines theoretisch-analytischen Modells, das Partizipation als Zusammenspiel von Inklusionsleistungen und Inklusionserwartungen auf Seiten des Journalismus und des Publikums versteht, werden Befunde aus qualitativen Interviews mit Redaktionsmitgliedern (n = 7) und Zuschauern bzw. Nutzern unterschiedlichen Aktivitätsgrads (n = 7) sowie aus standardisierten Befragungen der Journalisten (n = 10) sowie der Nutzer der Polittalk-Website (n = 354) vorgestellt. Auf journalistischer Seite kann so nachgezeichnet werden, wie ein klassisches Format des debattenorientierten Journalismus’ im Konvergenzbereich von TV und Online Publikumsbeteiligung organisiert und wie sich im Hinblick hierauf journalistische Einstellungen und Selbstbilder darstellen. Auf Publikumsseite lässt sich rekonstruieren, in welchem Umfang partizipative Angebote wahrgenommen werden, wie sich das Publikumsbild der Nutzer gestaltet und welche Motive, Erwartungen an sowie Vorstellungen von journalistischen Leistungen des ARD-Polittalks vorliegen. Der Abgleich beider Seiten erlaubt es zudem, Aussagen über den Inklusionslevel und die Inklusionsdistanz beim ARD-Polittalk zu treffen: Der Inklusionslevel ist durch ein vergleichsweise ausgeglichenes Verhältnis zwischen Angebot und Nutzung sowie zwischen redaktionellem Aufwand und Ertrag gekennzeichnet: Der ARD-Polittalkbietet genau die partizipativen Möglichkeiten an, die das Publikum nach Meinung der Redaktion "als selbstverständlich" erwartet und die in den Augen der Befragten mit dem klassischen Format, den redaktionellen Ressourcen sowie dem journalistischen Selbstverständnis und dem Image von Sendung, Redaktion und Moderator vereinbar sind: die traditionellen Formen Zuschauerpost und -telefon, das neuere Feature eines Online-Diskussionsforums, jedoch keine Social Media-Profile. Diese vergleichsweise wenigen Angebote werden auch nur von einem Teil des Publikums aktiv genutzt. Ihr Angebot, ihre redaktionelle Betreuung und die "Weiterverarbeitung" von Publikumsbeiträgen und Feedback sind mit Blick auf das "Kernprodukt", die TV-Sendung, ausgerichtet. Sie orientieren sich in ihren Rhythmen am Sendetermin und sind entlang einer festen "Filterkette" organisiert. Aufwand und Ertrag des Angebots von Beteiligungsmöglichkeiten scheinen daher aus Sicht der Redaktion relativ ausbalanciert (etwa im Vergleich zur Fallstudie Tagesschau; vgl. Loosen et al. 2013). Die Inklusionsdistanz ist in zwei Dimensionen gering, in zwei weiteren hingegen größer: So wird die Rolle und Bedeutung von Publikumsbeteiligung beim Polittalk von Journalisten und Publikumsmitgliedern weitgehend ähnlich eingeschätzt und auch Selbst- und Fremdbild der journalistischen Rolle sind hinsichtlich der als besonders wichtig angesehenen Aufgaben kongruent. Demgegenüber tendieren Journalisten dazu, die Publikumserwartungen bezüglich aktiver(er) Inklusionsformen zu über-, jene an die Transparenz der redaktionellen Arbeit hingegen zu unterschätzen. Auch bei den Beteiligungsmotiven gehen die Fremdeinschätzungen seitens der Redaktion und die Selbsteinschätzungen seitens der aktiven Publikumsmitglieder stärker auseinander. Insgesamt wird deutlich, dass die gestiegenen Möglichkeiten der Publikumsinklusion auch beim "klassischen" journalistischen Format des Polittalks einen Prozess der (erneuten) Abstimmung wechselseitiger Inklusionserwartungen und -leistungen auf Journalisten- und Publikumsseite angestoßen haben

    Publikumsinklusion bei der Tagesschau: Fallstudienbericht aus dem DFG-Projekt "Die (Wieder-)Entdeckung des Publikums"

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    Der Bericht stellt Ergebnisse einer Fallstudie bei der Tagesschau vor, die im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Rolle von Publikumsbeteiligung im Nachrichtenjournalismus in Deutschland durchgeführt wurde. Auf Grundlage eines theoretisch-analytischen Modells, das Partizipation als Zusammenspiel von Inklusionsleistungen und Inklusionserwartungen auf Seiten des Journalismus und des Publikums versteht, werden Befunde aus qualitativen Interviews mit Redaktionsmitgliedern (n=10) und Zuschauern bzw. Nutzern unterschiedlichen Aktivitätsgrads (n=6) sowie aus standardisierten Befragungen der Journalisten (n=63) sowie der Nutzer von tagesschau.de (n=4.686) vorgestellt. Auf journalistischer Seite kann so nachgezeichnet werden, wie ein etabliertes und reichweitestarkes nachrichtenjournalistisches Format im Konvergenzbereich von TV und Online Publikumsbeteiligung organisiert und wie sich im Hinblick hierauf journalistische Einstellungen und Selbstbilder darstellen. Auf Publikumsseite lässt sich rekonstruieren, in welchem Umfang partizipative Angebote wahrgenommen werden, wie sich das Publikumsbild der Nutzer gestaltet und welche Motive, Erwartungen an sowie Vorstellungen von journalistischen Leistungen der Tagesschau vorherrschen. Der Abgleich beider Seiten erlaubt es zudem, Aussagen über das Inklusionslevel und die Inklusionsdistanz bei der Tagesschau zu treffen: Das Inklusionslevel ist durch eine doppelte Schieflage gekennzeichnet, da die vielen partizipativen Angebote der Tagesschau nur von einem kleinen Teil des Publikums aktiv genutzt werden, hierdurch aber insgesamt erheblicher organisatorischer Aufwand entsteht und Anpassungen redaktioneller Routinen erforderlich werden. Die Inklusionsdistanz ist im Großen und Ganzen gering, da weitgehende Übereinstimmung im Hinblick auf die erwarteten bzw. unterstellten Aufgaben und Leistungen der Tagesschau besteht. Allerdings lassen sich auch verschiedene Anzeichen dafür finden, dass sich mit den gestiegenen Möglichkeiten zur Partizipation auch Unterschiede in den Einstellungen des Publikums herausbilden bzw. für den Journalismus sichtbar artikulieren. Publikumsinklusion im (Nachrichten-)Journalismus erfordert daher auch, sich auf dieses "multiple Publikum" einzustellen

    Publikumsinklusion bei der SĂĽddeutschen Zeitung: Fallstudienbericht aus dem DFG-Projekt "Die (Wieder-)Entdeckung des Publikums"

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    Der Bericht stellt Ergebnisse einer Fallstudie bei Süddeutsche Zeitung (SZ) und süddeutsche.de vor, die im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Rolle von Publikumsbeteiligung im professionellen, redaktionell organisierten Journalismus in Deutschland durchgeführt wurde. Auf Grundlage eines theoretisch-analytischen Modells, das Partizipation als Zusammenspiel von Inklusionsleistungen und Inklusionserwartungen auf Seiten des Journalismus und des Publikums versteht, werden Befunde aus qualitativen Interviews mit Redaktionsmitgliedern (n= 10) und Lesern bzw. Nutzern unterschiedlichen Aktivitätsgrads (n= 8) sowie aus standardisierten Befragungen der Journalisten (n= 139) sowie der Nutzer von süddeutsche.de (n= 525) vorgestellt. Auf journalistischer Seite kann so nachgezeichnet werden, wie ein etabliertes und reichweitenstarkes nachrichtenjournalistisches Format im Konvergenzbereich von Print und Online Publikumsbeteiligung organisiert und wie sich im Hinblick hierauf journalistische Einstellungen und Selbstbilder darstellen. Hierbei lassen sich sowohl Anzeichen von Konvergenz als auch Komplementarität beobachten: Einerseits erzeugen die vorrangig online relevanten Formen der Publikumsbeteiligung auch "Ausstrahlungseffekte" in Printredaktion und -produkt. Andererseits folgen beide Angebote unterschiedlichen Ausrichtungen, die sich insbesondere aus nicht deckungsgleichen Publika sowie den jeweiligen Medienspezifka und Produktionsroutinen ergeben bzw. redaktionsseitig mit diesen begründet werden. Sie führen zu unterschiedlichen Zuständigkeiten für und Einstellungen gegenüber Publikumsbeteiligung. Auf Publikumsseite lässt sich außerdem rekonstruieren, in welchem Umfang partizipative Angebote wahrgenommen werden, wie sich das Publikumsbild der Nutzer gestaltet, welche Beteiligungsmotive vorherrschen sowie welche Erwartungen an die journalistischen Leistungen der Süddeutschen und an Formen der Publikumsbeteiligung bestehen. Der Abgleich beider Seiten erlaubt es zudem, Aussagen über das Inklusionslevel und die Inklusionsdistanz zu treffen: Das Inklusionslevel ist durch eine "moderate" Schieflage gekennzeichnet, da die von der SZ insbesondere online zugänglich gemachten und mit erheblichem redaktionellen Arbeitsaufwand begleiteten partizipativen Angebote tatsächlich auch von einem vergleichsweise großen Teil des Publikums in Anspruch genommen werden. Allerdings betreffen die meisten Beteiligungsformen eher sogenannte "Low-Involvement-Aktivitäten", die mit niedrigem Aufwand verbunden sind. Die Inklusionsdistanz ist im Großen und Ganzen gering, da weitgehende Übereinstimmung im Hinblick auf die vom Publikum erwarteten und die redaktionsseitig angestrebten journalistischen Aufgaben besteht: Zu den beidseitig als am wichtigsten eingeschätzten Aufgaben gehören insbesondere die klassischen journalistischen Informations- und Vermittlungs- sowie Kritikleistungen. Gleichwohl tendieren die befragten Journalisten dazu, die Erwartungen ihres Publikums an partizipative Beteiligungsangebote z. T. deutlich zu überschätzen und sie auch sehr viel stärker als ihr Publikum selbst als unverzichtbaren (und strategisch erforderlichen) Bestandteil der Süddeutschen Zeitung und ihrer Online-Angebote zu betrachten

    Publikumsinklusion beim "Freitag": Fallstudienbericht aus dem DFG-Projekt "Die (Wieder-)Entdeckung des Publikums"

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    Der Bericht stellt Ergebnisse einer Fallstudie beim Freitag und bei freitag.de vor, die im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Rolle von Publikumsbeteiligung im professionellen, redaktionell organisierten Journalismus in Deutschland durchgeführt wurde. Auf Grundlage eines theoretisch-analytischen Modells, das Partizipation als Zusammenspiel von Inklusionsleistungen und Inklusionserwartungen auf Seiten des Journalismus und des Publikums versteht, werden Befunde aus qualitativen Interviews mit Redaktionsmitgliedern (n = 6) und Lesern bzw. Nutzern unterschiedlichen Aktivitätsgrads (n = 6) sowie aus standardisierten Befragungen von Redaktionsmitgliedern (n = 10) sowie von Nutzern von freitag.de (n = 344) vorgestellt. Auf journalistischer Seite kann so nachgezeichnet werden, dass für die vergleichsweise kleine Redaktion des Freitag Formen der Publikumsbeteiligung eine wichtige Rolle für das redaktionelle Selbstverständnis als "Debattenmedium" spielen und als Teil des "Markenkerns" betrachtet werden. Das Publikum wird vor allem als "Community" adressiert, die auf freitag.de eigene Nutzer-Blogs betreiben kann. Diese dienen regelmäßig als Ressource, aus der Beiträge zur Publikation auf der Website und z. T. auch in der Printausgabe ausgewählt werden. Deutlich wird, dass diese weitreichende Form der Publikumsbeteiligung auch auf gewisse publizistisch-ökonomische Zwänge zurückgeht: Die Beiträge aus dem Publikum werden gebraucht, allein um einen gewissen Angebotsumfang zu garantieren. Auf Publikumsseite lässt sich außerdem zeigen, dass der Freitag ein vergleichsweise aktives, durchaus auch kommentierfreudiges Publikum hat, das besonderen Wert auf Quellentransparenz und Möglichkeiten der Anschlusskommunikation (auch untereinander) legt und vom Freitag vor allem auch eine kritische und meinungsbetonte Haltung erwartet. Der Abgleich beider Seiten erlaubt es zudem, Aussagen über das Inklusionslevel und die Inklusionsdistanz zu treffen: Das Inklusionslevel ist insgesamt als hoch zu bezeichnen, da der Freitag neben den Standardelementen der Publikumsbeteiligung (wie Kommentarbereiche unter Online-Artikeln) mit einigem redaktionellen Aufwand eine Community pflegt. In diese bringt sich zwar nur eine Minderheit des Publikums aktiv und auch nur ein "harter Kern" regelmäßig in Form von selbstverfassten Beiträgen ein. Allerdings trägt zu einem ausgeglichenen Inklusionslevel bei, dass der hohe redaktionsseitige Aufwand (z. T.) dadurch aufgewogen erscheint, dass diese Inhalte regelmäßig und substanziell für die Erweiterung der Inhalte der Website gebraucht und ggf. auch im Printprodukt publiziert werden. Die Inklusionsdistanz fällt im Hinblick auf die unter diesem Konzept subsumierten Dimensionen uneinheitlich aus: Es liegt weitgehende Übereinstimmung zwischen der vom Publikum erwarteten und der redaktionsseitig angestrebten journalistischen Rolle vor: Zu den beidseitig als am wichtigsten eingeschätzten Aufgaben gehören diejenigen, welche einen kritisch-kontrollierenden (und politisch links stehenden) Journalismus charakterisieren. Allerdings wird Publikumsbeteiligung in ihrer Wichtigkeit für das Publikum von den befragten Redaktionsmitgliedern z. T. sehr deutlich überschätzt; demgegenüber unterschätzen sie stark die Bedeutung, die Quellentransparenz für ihr Publikum hat. Als deutlich wichtiger als die befragten Publikumsmitglieder schätzen sie auch Beteiligungsmotive von aktiven Nutzerinnen und Nutzern ein, die in Richtung "Austausch und Vernetzung innerhalb der Community" gehen. Diese scheinen jedoch vor allem für die besonders aktiven Nutzer relevant. Insgesamt wird deutlich: Das redaktionsseitig erklärte strategische Ziel "die Grenzen zwischen Redaktion und Community so weit wie möglich abzusenken" (DF_Leit §18) erscheint durch die weitreichenden Beteiligungsmöglichkeiten zwar prinzipiell erreicht, allerdings möchte nur ein (geringer) Teil der Nutzer diese Grenze auch überschreiten bzw. aufgehoben wissen

    „Alles neu macht das Netz?“ – Ethik der Internetforschung: Eine qualitativ-heuristische Befragungsstudie

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    Der Prozess der zunehmenden medialen Durchdringung unseres Alltags, der u.a. von Krotz (2007) als Mediatisierung beschrieben wird, betrifft alle gesellschaftlichen Bereiche und bleibt deshalb auch nicht folgenlos für Wissenschaft und Forschung. Insbesondere im Hinblick auf die Implementierung digitaler Medien und vor allem des Internet, ist ein Wandel des wissenschaftlichen Handlungsfelds hin zu einer E-Science bzw. „Cyberscience“ (Nentwich, 2003) zu beobachten. Davon sind jedoch nicht nur soziale und infrastrukturelle Aspekte von Wissenschaft betroffen (vgl. u.a. Berghaus, 2003; Donk, 2010). So stellt die Erweiterung kommunikativer Handlungspotenziale im Internet nicht nur „normale“ Nutzer, sondern auch Forscher vor neuartige Probleme (vgl. u.a. Beck 2010). Inwiefern sich dies auf das Handlungsfeld „Internetforschung“ auswirkt, ist Gegenstand der vorgestellten Studie, deren Kerninteresse die forschungsethischen Implikationen dieser Entwicklung sind: Welche forschungsethischen Probleme entstehen in der Alltagspraxis von Internetforschern? Braucht es neue ethische Richtlinien? Diese Fragen wurden im Zuge einer qualitativen Befragung von 17 deutschen Internetforschern aus dem Bereich Medien- und Kommunikationswissenschaft eruiert

    „Alles neu macht das Netz?“ – Ethik der Internetforschung: Eine qualitativ-heuristische Befragungsstudie

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    Der Prozess der zunehmenden medialen Durchdringung unseres Alltags, der u.a. von Krotz (2007) als Mediatisierung beschrieben wird, betrifft alle gesellschaftlichen Bereiche und bleibt deshalb auch nicht folgenlos für Wissenschaft und Forschung. Insbesondere im Hinblick auf die Implementierung digitaler Medien und vor allem des Internet, ist ein Wandel des wissenschaftlichen Handlungsfelds hin zu einer E-Science bzw. „Cyberscience“ (Nentwich, 2003) zu beobachten. Davon sind jedoch nicht nur soziale und infrastrukturelle Aspekte von Wissenschaft betroffen (vgl. u.a. Berghaus, 2003; Donk, 2010). So stellt die Erweiterung kommunikativer Handlungspotenziale im Internet nicht nur „normale“ Nutzer, sondern auch Forscher vor neuartige Probleme (vgl. u.a. Beck 2010). Inwiefern sich dies auf das Handlungsfeld „Internetforschung“ auswirkt, ist Gegenstand der vorgestellten Studie, deren Kerninteresse die forschungsethischen Implikationen dieser Entwicklung sind: Welche forschungsethischen Probleme entstehen in der Alltagspraxis von Internetforschern? Braucht es neue ethische Richtlinien? Diese Fragen wurden im Zuge einer qualitativen Befragung von 17 deutschen Internetforschern aus dem Bereich Medien- und Kommunikationswissenschaft eruiert
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